Die Fliege (1986)

Film
TitelDie Fliege
OriginaltitelThe Fly
ProduktionslandKanada, USA
OriginalspracheEnglisch
Erscheinungsjahr1986
Länge96 Minuten
Altersfreigabe
Stab
RegieDavid Cronenberg
DrehbuchCharles Edward Pogue,
David Cronenberg
ProduktionMel Brooks

Stuart Cornfeld

MusikHoward Shore
KameraMark Irwin
SchnittRonald Sanders
Besetzung
Chronologie

Die Fliege ist ein kanadisch-US-amerikanischer Science-Fiction-Horror-Thriller des kanadischen Regisseurs David Cronenberg aus dem Jahr 1986. Er basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte Die Fliege von George Langelaan. Der Film ist eine Produktion von Brooksfilms im Verleih der 20th Century Fox, er kam am 15. August 1986 in die US-amerikanischen Kinos. In deutschen Kinos lief er am 8. Januar 1987 an.

Für die drastischen Spezialeffekte des Body-Horror-Films wurden die Maskenbildner Chris Walas und Stephan Dupuis 1987 mit dem Oscar ausgezeichnet.[2][3]

Handlung

Der Wissenschaftler Seth Brundle hat ein Gerät zur Teleportation konstruiert, mit dem er Gegenstände von einem Ort zum anderen versetzen kann. Bei einer Veranstaltung lernt er die Journalistin Veronica kennen, der er anschließend stolz seine Erfindung präsentiert, die er in einem alten Industriegebäude aufgebaut hat. Schon bald interessiert sich auch ihr Chef und ehemaliger Liebhaber Stathis Borans für die Story, die Seth Brundle selbst gern noch geheim halten würde, da lebende Versuchstiere sich bisher nicht teleportieren lassen, ohne elendig zu verenden und auch teleportiertes Fleisch nicht so schmeckt wie es sollte. Veronica begleitet seine Versuche mit der Kamera und die beiden werden ein Paar.

Nach der erfolgreichen Teleportation eines Pavians entschließt sich der alkoholisierte Seth spontan dazu, sich selbst zu teleportieren. Veronica ist nicht bei ihm, sonst hätte sie ggf. die Fliege bemerkt, die sich mit ihm in der Teleportationsbox befindet. Auf der anderen Seite angekommen verlässt er allein die Teleportationsbox und fühlt sich zunächst nicht nur normal, sondern ausgezeichnet. Anfangs verfügt er über übermenschliche Kräfte und will auch Veronica davon überzeugen sich teleportieren zu lassen, was sie allerdings entschieden ablehnt. Es kommt zum Streit, da er nicht versteht warum sie sich um ihn sorgt. Entschlossen sich eine andere Freundin zu suchen, die sich dann ebenfalls teleportieren lässt, geht er in eine Kneipe und fordert den Begleiter einer Unbekannten zum Armdrücken auf, was für den Kontrahenten eine schmerzhafte Niederlage samt gebrochenen Knochen bedeutete. Doch auch die Fremde will sich nicht teleportieren lassen, zumal Veronica auftaucht, um Seth mitzuteilen, dass die Borsten auf seinem Rücken – laut Laboranalyse – offenbar nicht menschlich sind.

Auch Seth beginnt langsam sich Sorgen zu machen, da sich auch seine Haut verändert und ihm die Fingernägel ausfallen. Auf der Suche nach dem Grund für seine immer unerfreulichere Veränderung befragt er seinen Computer. Dieser zeigt ihm an, dass ein Mensch und eine Stubenfliege teleportiert wurden, die der Computer zu einem Wesen verschmolzen hat, so dass Brundle nun anteilig die DNS einer Fliege hat.

Seths Mutation zum humanoiden Fliegenmonster, das er scherzhaft Brundlefliege nennt, beschleunigt sich nun zunehmend. Im Verlauf dieses Prozesses verliert er immer mehr seiner menschlichen Wesenszüge und sein Körper verändert sich auf groteske Weise. Nach und nach verliert er weitere Körperteile wie sein Ohr, das Geschlechtsteil und die Zähne. Außerdem kann er Nahrung nur noch aufnehmen, indem er eine Verdauungsflüssigkeit auf sein Essen spuckt und die vielen Süßigkeiten, die er nun zu sich nimmt, anschließend aufschlürft. Gleichzeitig bemerkt Veronica, dass sie schwanger ist, wobei nicht ganz klar ist, ob das Kind vor oder nach dem fatalen Teleportationsversuch entstanden ist. Da Brundlefliege mittlerweile jedoch kaum noch menschliche Züge besitzt und auch kein Mitgefühl für andere Menschen mehr verspürt, möchte sie das Kind auf keinen Fall austragen. Vor dem Haus erwartet sie Stathis, dem Veronica aufgeregt zuruft, dass sie das Kind so schnell wie möglich aus ihrem Körper entfernt haben möchte.

Über die Dächer ist der werdende Vater Veronica gefolgt und entführt sie aus dem Krankenhaus, wo die Abtreibung bereits vorbereitet wurde. Sein Ziel ist es, den Anteil seiner eigenen menschlichen DNA wieder zu erhöhen, indem er sich und die schwangere Veronica durch Teleportation genetisch verbinden will. Vergeblich versucht sie sich zu wehren, während das Fliegenmonster den Unterkiefer verliert und nun rasant seine Erscheinung verändert. Besessen von der Idee, mit ihr und dem Kind zu einem einzigartigen, völlig neuen Geschöpf zu verschmelzen, zwingt er Veronica in eine Teleportationsbox und verschließt sie. Stathis versuchte zuvor noch sich ihm in den Weg zu stellen, doch das Fliegenmonster amputierte ihm, durch den Einsatz des Verdauungssekrets, eine Hand und einen Fuß. Der Countdown für die vereinende Teleportation nähert sich dem Ende und Seth begibt sich gerade in seine Box, als es Stathis gelingt, die Verbindungskabel zu Veronicas Box mit einem Gewehr zu zerschießen, so dass sie nicht teleportiert werden kann. Die Brundlefliege bricht durch das Glas seiner Box, wird aber in diesem Moment teleportiert, mit der Box selbst verschmolzen und kriecht extrem entstellt aus der anderen Teleportationsbox. Veronica nimmt das Gewehr und erschießt weinend das Wesen, nachdem es sich selbst die Waffe an den Kopf geführt und sie flehend angesehen hat.

Synchronisation

Die deutsche Synchronisation entstand im Auftrag der Berliner Synchron GmbH, für die Dialogregie und das deutsche Dialogbuch war Andreas Pollak verantwortlich.[4]

RolleSchauspielerDeutscher Sprecher
Seth BrundleJeff GoldblumJoachim Kunzendorf
Veronica QuaifeGeena DavisSabine Thiesler
Stathis BoransJohn GetzWolfgang Kühne
TawnyJoy BoushelSabine Sebastian
Dr. CheeversLeslie CarlsonJoachim Nottke
GeburtshelferDavid CronenbergReinhard Kuhnert

Hintergrundinformationen

Die Fliege basiert auf einer Kurzgeschichte des Autors George Langelaan, die 1957 im Magazin Playboy erschienen ist.[5][6] Derselbe Stoff wurde bereits 1958 verfilmt, siehe dazu Die Fliege. Während sich der erste Film von 1958 ziemlich werktreu an den Handlungsverlauf der zugrunde liegenden Kurzgeschichte hält, stellt der zweite Film von 1986 mehr eine freie Interpretation der literarischen Geschichte dar.[5] Im Gegensatz zur Erstverfilmung wird die Mutation des Menschen zur Fliege-Mensch-Hybride hier als schrittweise ablaufender Prozess dargestellt. In dessen Verlauf verliert Brundle nicht nur das menschliche Aussehen, auch seine Psyche verändert sich ins Negative. Im Gegensatz zum Original empfindet er die Veränderungen zunächst als positiv. Für Regisseur David Cronenberg war es wichtig, dass sich der Wissenschaftler Brundle präzise artikuliert, um den schleichenden Prozess der insektenhaften Mutation, die er durchmacht, genau beschreiben und für die Zuschauer erfahrbar machen zu können. Deshalb entsteigt Brundle dem Teleporter nicht unmittelbar als vollständiger Fliegenmensch, stattdessen wird man Zeuge seiner allmählichen körperlichen und seelischen Veränderung.[6] Im Laufe der Verwandlung verliert Forscher Brundle seine Sprechstimme, weshalb er seinen sprachgesteuerten Computer nicht mehr bedienen kann und seine heile Welt zusehends in sich zusammenstürzt. Mit diesem dramaturgischen Spannungsbogen beabsichtigte der Regisseur David Cronenberg, filmische Tragik zu erzeugen und damit die Zuschauer emotional zu berühren.[6] Im Gegensatz zum Remake von 1986 ist in der ersten Verfilmung von Die Fliege von 1958 das Tier, das zuerst teleportiert wird, eine Katze. Und das Tier, das im Originalfilm erfolgreich teleportiert wird, ist ein Meerschweinchen.[5]

Ursprünglich beabsichtigte Produzent Mel Brooks, die Rolle des manischen Wissenschaftlers Seth Brundle mit dem Schauspieler Pierce Brosnan zu besetzen.[5] Stattdessen war der Film der erste große Leinwanderfolg von Jeff Goldblum. Er und Geena Davis verliebten sich bei den Dreharbeiten und heirateten kurze Zeit später. Geena Davis und Jeff Goldblum hatten bereits gemeinsam für die Filmkomödie Transylvania 6-5000 und zwei Jahre später für Mein Liebhaber vom anderen Stern von 1988 vor der Kamera gestanden.[5] Jeff Goldblum ist ein begnadeter Pianist, was man in einer Filmszene erlebt, in der Forscher Seth Brundle in seinem Loft der Journalistin Veronica Quaife an einem Klavier etwas vorspielt.[6] Der horroreske Science-Fiction-Film Die Fliege besteht aus einer kleinen Besetzung mit den drei Hauptfiguren Seth Brundle, Veronica Quaife und Stathis Borans, ergänzt durch einen Pavian. Nachdem Regisseur David Cronenberg den Schauspieler John Getz in dem Thriller Blood Simple – Eine mörderische Nacht von 1984 gesehen hatte, dem Debüt der Coen-Brüder, engagierte er ihn für die Rolle des arroganten Publizisten Stathis Borans. In Die Fliege gestaltete David Cronenberg das Verhältnis zwischen den drei Hauptfiguren als Dreiecksbeziehung. Bei den Dreharbeiten lernte Cronenberg etliche Mitarbeiter kennen, mit denen er fortan viele weitere Filme verwirklichte, etwa die Produktionsdesignerin Carol Spier.[5] Während der Dreharbeiten kam das Filmteam ganz ohne Spezialeffekte aus dem Computer aus, alle Masken und Effekte basieren auf reiner Handarbeit.[6] Maske und Spezialeffekte wurden von Chris Walas Inc. und Les Productions de l’Intrigue Inc. umgesetzt. Designer Chris Walas entwarf auch die Gremlins.[7] In der Szene, in der Wissenschaftler Seth Brundle durch den Teleporter geht, sitzt ein Pavian auf einem roten Sessel, der mit der Hand nach einer Fliege schlägt. Für diese Szene band die Filmcrew eine Fliege an eine hauchdünne Angelschnur und führte mit einer Angelrute die angebundene Fliege dem Pavian ins Gesicht, um ihn reflexartig nach dem schwirrenden Insekt schlagen zu lassen. Für den fertigen Film musste die dünne Angelschnur per Hand wegretuschiert werden.[6] Als Tiertrainer diente das Team von Steve Martin’s Working Wildlife.

In ersten gezeichneten Entwürfen sahen die beiden Teleporter, durch die Wissenschaftler Seth Brundle mit einer Stubenfliege fusioniert, aus wie zwei Duschkabinen mit Glastüren beziehungsweise wie Telefonzellen, was jedoch rasch verworfen wurde. In seiner heimischen Garage hatte der Regisseur David Cronenberg ein Motorrad des italienischen Modells Ducati 450 Desmo, das ihn und Kulissen-Designerin Carol Spier auf die Idee brachte, den Teleportern das maschinelle Aussehen von zwei riesigen Zylinderkolben mit Kühlrippen zu geben. Zur Veranschaulichung baute das Team um Carol Spier den Motor von Cronenbergs Motorrad aus und in einem größeren Maßstab nach. Im Inneren der Teleporter verwendete das Team einen blauen Argon-Laser für hohe Schauwerte.[7] Nach den Dreharbeiten wurde der Teleporter als Filmrequisite für Ausstellungen rund um den Erdball nach Tokio, Thessaloniki und Paris verschickt, außerdem wurde der Teleporter im Royal Ontario Museum in Toronto ausgestellt, der kanadischen Heimatstadt des Regisseurs Cronenbergs.[6] Den Nachnamen der Figur Seth Brundle entlehnte Cronenberg, der großer Fan von Motorsport ist, dem Rennsportfahrer Martin Brundle. Ironischerweise schildert die Figur Seth Brundle zu Beginn des Films, als er auf dem Beifahrersitz im Auto der Journalistin Veronica Quaife sitzt, dass ihm in fahrenden Fahrzeugen häufig schlecht wird. Später ergänzt er, durch sein Teleportations-Projekt zu versuchen, eine Möglichkeit zu finden, um seine Reisekrankheit zu umgehen.[6] Die Figur des überheblichen Publizisten Stathis Borans wurde nach Lou Stathis benannt, dem Herausgeber des Fantasy-Comic-Magazins Heavy Metal, da Lou Stathis das filmische Schaffen von David Cronenberg in seinem Heft häufig positiv besprach.[5] In der Szene, in der sich die Reporterin Veronica Quaife im Büro ihres Vorgesetzten Stathis Borans über die erschütternde Begegnung mit dem zerfallenden Seth Brundle ausweint, erklärt der kaltherzige Borans: „Die Typhus-Mary war sicher auch ein sympathisches Mädchen, wenn man sich nicht gerade bei ihr ansteckte.“ Dabei bezieht sich der Publizist auf Mary Mallon (1869–1938), die als nicht erkrankte Trägerin von Typhus identifiziert wurde, als sogenannte Dauerausscheiderin.

In einer Urfassung des Cronenberg-Films experimentiert Seth Brundle mit kreatürlicher Verschmelzung, indem er eine Katze und einen Pavian fusionierend in einen dritten Teleporter überträgt. Da ihn jedoch das daraus entstehende aggressive Geschöpf angreift und beißt, erschlägt Brundle es mit einem Rohr. Ferner ist in jener Szene zu sehen, wie dem bereits entstellten Brundle ein großer Fliegenarm aus der linken Bauchseite wächst und er diesen Tentakel mit den eigenen Zähnen abbeißt und vom Dach seines Lofts wirft. Diese Version des Films kam bei einem Testpublikum nicht gut an, weshalb diese Szene entfernt wurde.[5] Die entfallene Szene ist mit dem Titel Monkey-Cat unter dem Punkt Deleted Scenes im Bonusmaterial der Blu-Ray Disc von Die Fliege zu finden. Für die charakterliche Gestaltung der Figur Seth Brundle zog David Cronenberg reichlich Inspiration aus dem Buch Die Doppelhelix von James Watson von 1968, in Bezug auf das exzentrische Wesen des Wissenschaftlers Brundle.[5] In seiner Jugend las Cronenberg gerne Sachbücher über Insekten.

Mel Brooks’ Produktionsfirma finanzierte den Film nach langen Verhandlungen mit der 20th Century Fox, während Fox die Freigabe übernahm. Die Produktionsvorbereitungszeit dauerte über zwei Jahre. Als dem Regisseur David Cronenberg die Regiearbeit für Die Fliege das erste Mal angeboten wurde, arbeitete er gerade an dem Science-Fiction-Film Die totale Erinnerung – Total Recall und musste ablehnen. Die Umsetzung des Filmprojekts Die Fliege begann, als im Vorstand der Produktionsfirma 20th Century Fox eine personelle Umstrukturierung stattfand.[7] Während dieser turbulenten Phase war Die Fliege einer der wenigen in Planung befindlichen Filme, die nicht dem Rotstift zum Opfer fielen. Nachdem man Robert Bierman als Regisseur verpflichtet hatte, auf den der Produzent Stuart Cornfeld durch den Kurzfilm The Rocking Horse Winner von 1983 aufmerksam geworden war,[7] kam die Tochter von Bierman bei einem Arbeitsunfall in Südafrika ums Leben, weshalb Bierman aus der Filmproduktion ausstieg. Gleichzeitig stieg Cronenberg aus der Produktion von Total Recall aus und übernahm doch noch die Regie von Die Fliege.[5] Für die Übernahme des Regie-Auftrags verlangte David Cronenberg eine Gage von 750.000 Dollar. Nach Verhandlungen mit Barry Diller, einem Manager von 20th Century Fox, erhielt Cronenberg stattdessen sogar eine Gage von einer Million Dollar.[7] Zusammen mit Charles Edward Pogue schrieb er das Drehbuch um und realisierte schlussendlich den Film. Die Fliege gehört zu den kommerziell erfolgreichsten Filmen von David Cronenberg. Bei Erscheinen stieg der Science-Fiction-Film auf Platz eins in den amerikanischen Kinocharts ein und verharrte zwei Wochen lang auf der Spitzenposition. Acht Wochen lang blieb der Film in den Top Ten der US-Kinocharts. Es war der Film Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel, der Die Fliege von Platz eins verdrängte. Für Top Gun hatte Cronenberg ebenfalls die Regie angeboten bekommen.[5]

Die Dreharbeiten fanden mit Cronenbergs eigenem Filmteam in Toronto, Ontario, statt.[8] Etliche seiner bisherigen Spielfilme hat Cronenberg szenenweise oder komplett in seiner kanadischen Heimatstadt Toronto gedreht. Ein englischsprachiges Filmplakat von Die Fliege wirbt mit dem Slogan „Be afraid. Be very afraid“. Dabei handelt es sich um eine Dialogzeile der Journalistin Veronica Quaife, verkörpert von Geena Davis, nachdem sie ihren Freund Seth Brundle im Bett mit einer unbekannten Frau aus einer Kneipe ertappte. Dieser Spruch ging im englischsprachigen Raum als Redewendung in die Alltagssprache ein.[6] In der deutschen Synchronisation sagt Veronica Quaife in der betreffenden Szene jedoch in Bezug auf den Teleporter: „Lass sie. Mach es nicht. Es ist besser, wenn sie Angst hat.“ Um dem Horrorfilm die notwendige Düsternis zu verleihen, setzte der Kameramann Mark Irwin in Die Fliege optische Kontraste um, mit heller und dunkler Beleuchtung und tiefen Schatten zur Erzeugung von Gefühlen der Angst, was in jener Szene zur Geltung kommt, in der Wissenschaftler Seth Brundle in seinem nachtdunklen Loft akrobatische Turnübungen auf einem Stuhl macht und im Hintergrund durch mehrere Fenster ein gleißendes Licht dringt.[7]

In einer Szene krabbelt der sich langsam verwandelnde Wissenschaftler Seth Brundle wie eine Fliege an der Zimmerdecke und der Wand seines Lofts entlang. Diese Szene realisierte die Filmcrew unter Leitung des Konstrukteurs Kirk Cheney durch eine sich drehende Filmkulisse, die sich wie ein Riesenrad um die eigene Achse drehen konnte. Dabei baute der Mitarbeiterstab die dekorierte Küchen-Kulisse mit Kühlschrank und Spüle in eine riesige verzinkte Abwasserröhre mit einem Durchmesser von 7,50 Meter ein. Requisiten wie Gläser und Teller mussten fixiert werden, damit sie während der Rotation nicht vom Tisch und von anderen Ablageflächen fielen. Die aufzeichnende Kamera wurde im Boden verschraubt, als Teil des Raumes.[7] Auf diese Weise kroch der Darsteller Jeff Goldblum scheinbar an Decke und Wand entlang, befand sich jedoch in Wirklichkeit stets ebenerdig. Auf die Idee mit dem sich drehenden Filmset kam der Regisseur Cronenberg durch den Film Königliche Hochzeit von 1951, in dem der Schauspieler Fred Astaire über die Wand zur Decke tanzt, was ebenfalls durch eine rotierende Filmkulisse realisiert worden war.[6] Zudem diente Cronenberg der surreale Film Die Stunde des Wolfs des schwedischen Regisseurs Ingmar Bergman von 1968, in dem ebenfalls ein Mann an Wand und Decke entlanggeht, zusätzlich als technische Vorlage. Bei dem kräftigen Kerl im rot karierten Hemd, gegen den Wissenschaftler Seth Brundle in einer Kneipe im Armdrücken antritt, handelt es sich um den Schwergewichtsboxer George Chuvalo, denn neben Motorsport gehört der Boxsport zu den großen Leidenschaften von Regisseur David Cronenberg. Das künstliche Knochenfragment im offenen Bruch, den Gegner Marky beim Armdrücken erleidet, bestand aus Fiberglas und wurde unter falscher aufreißender Latexhaut am rechten Unterarm des Darstellers George Chuvalo angebracht.[5] In dieser Kneipen-Szene ist der Song Help Me von Bryan Ferry und Nile Rodgers zu hören. Die klassische Filmmusik dagegen spielte das London Philharmonic Orchestra ein. Die zersetzende Flüssigkeit „Kotztropfen“, die Fliegenmensch Seth Brundle auf Nahrungsmittel ausspeit, um Lebensmittel leichter verzehren zu können, bestand aus einer sirupartigen Mischung aus Eiern, Honig und Milch.[5]

Als die Filmcrew die Szene mit dem zu teleportierenden Pavian drehte, erschrak das Tier beim Einsetzen des Blitzlichts, woraufhin der Pavian panisch die Tür durchbrach und verstört durch das Studio rannte. Der anwesende Tiertrainer musste den Pavian wieder einfangen und zur Ruhe bringen. Paviane haben enorme Körperkraft und lange kräftige Fangzähne, weshalb diese Situation für das Filmteam nicht ungefährlich war. Während der Dreharbeiten verliebte sich der Pavian, der den Namen Typhoon trug, in die blonde Script-Supervisor-Frau Gillian Richardson und stellte ihr ständig nach.[7]

Viele Rezipienten interpretieren die Handlung in Die Fliege als filmische Auseinandersetzung mit dem in den 1980er Jahren die Medien beherrschenden Thema Aids, wenn sich der allmählich erkrankende Forscher Seth Brundle im Badezimmerspiegel betrachtet und ihm die Fingernägel ausfallen. Der Regisseur Cronenberg möchte diese Interpretation weiter fassen, so dass sich sein Film unterschwellig allgemein, auf metaphorischer Ebene, mit dem Altern eines Menschen und allen erdenklichen Krankheiten befasst, die Körper und Geist befallen können, und dem damit einhergehenden unausweichlichen Tod allen Lebens.[6] Für die Szene, in der Wissenschaftler Seth Brundle akrobatische Kunststücke auf einem Stuhl und Überschläge an einer Querstange vollführt, wurden sportliche Turner engagiert, die den Schauspieler Jeff Goldblum doubelten. Mit dieser Einstellung wollte Cronenberg die Agilität, Stärke und Flinkheit einer Fliege zum Ausdruck bringen.[6] Die Szene, in der Seth Brundle und Veronica Quaife über einen Markt flanieren und wo Seth seiner Freundin eine goldene Halskette kauft, wurde im Stadtteil Kensington Market in Toronto gedreht. Der Schmuckhändler in jener Szene mit der bunten Strickmütze auf dem Kopf ist der Requisiteur des Films Die Fliege. David Cronenberg vergleicht die Liebesgeschichte zwischen Seth Brundle und Veronica Quaife mit dem Volksmärchen Die Schöne und das Biest.[6]

Für die wissenschaftlich anmutenden Grafiken, die über den Computerbildschirm von Seth Brundle laufen, wenn er der Ursache für seine krankhafte Deformation auf den Grund geht, verwendete der Designer Lee Wilson die Zeichenprogramme NEOchrome und Degas Elite auf einem Atari 1040 STE. Die menschlichen Augen von Seth Brundle, die im Finale zerplatzen und aus seinem zerfallenden Schädel springen, wenn sich Brundles Verwandlung in eine Fliege vervollständigt, bestanden aus mit verdünntem K-Y-Gelee und Speisefarbe gefüllten Kondomen, die mit Angelschnüren zerrissen wurden. Beim Finale kommen in Bezug auf das sich bewegende Fliegenmonster verschiedene technische Methoden der Animatronic zum Einsatz. Dabei bedienten neun Puppenspieler das schreckliche Fliegen-Modell.[5] Am Bau des menschengroßen Fliegenkopfs, der im Finale expandiert und zerplatzt, war die Spezialeffekte-Künstlerin Kelly Lepkowsky beteiligt. In einer Urfassung sah das Drehbuch vor, dass der mutierte Wissenschaftler Seth Brundle als Fliegenmonster den abgetrennten Fuß seines Widersachers Stathis Borans auffrisst. Aus Zeitgründen konnte diese entfallene Szene, die man im Dokumentarfilm Fear of the Flesh: The Making of The Fly sehen kann, nicht im endgültigen Film verwendet werden.[7] Für die Szene am Ende des Films, wenn sich das Fliegenmonster aus dem kaputten und funkensprühenden Teleporter befreit, kamen kleine Feuerwerkskörper, sogenannte Squibs, zum Einsatz. Bei dieser letzten Aufnahme wurde das Objektiv einer Kamera wegen einer fehlenden Schutzabdeckung durch die Explosion beschädigt.[7] Ein alternatives Filmende sah vor, dass Veronica Quaife und Stathis Borans zusammen im Bett liegen, nach dem dramatischen Gnadenschuss von Veronica auf Fliegenmonster Seth Brundle, und Veronica davon träumt, wie in ihrem Körper aus einem weißen Kokon ein kleines Baby mit wunderschönen blauen Schmetterlingsflügeln schlüpft und dieser Säugling einem hellen Licht entgegenfliegt. Diese verworfene Schluss-Szene, die eine mögliche Überleitung zur filmischen Fortsetzung Die Fliege 2 darstellt, ist unter dem Titel Butterfly Baby im Bonusmaterial der blu-Ray Disc von Die Fliege zu finden. Nach Abschluss der Dreharbeiten behielt der Schauspieler John Getz den abgetrennten Fuß samt Schuh als Andenken und bewahrte ihn daheim in seinem Kühlschrank auf. Als sich das in seiner Nachbarschaft herumsprach, klingelten regelmäßig Kinder an seiner Haustür, die das blutige Filmrequisit sehen wollten, was John Getz toll fand.[7] Für die Showdown-Szene, in der das Fliegenmonster Seth Brundle seinem Gegenspieler Stathis Borans die ätzende weiße Flüssigkeit auf die linke Hand spuckt und die Hand dadurch wegschmilzt, verwendete die Filmcrew eine Handskulptur aus mehreren Wachsschichten, die unter einem Heißluftgebläse zum Schmelzen gebracht wurde. Da jedoch die Wachshand über sechs Minuten benötigte, sich unter der heißen Luft aufzulösen, musste diese aufgenommene Szene in der Nachbearbeitung unter Leitung von Hoyt Yeatman, ein Fachmann für Visuelle Effekte, für den Endschnitt überlagert und beschleunigt werden. Einen ähnlichen filmtechnischen Trick nutzte das Filmteam des Abenteuerfilms Indiana Jones – Jäger des verlorenen Schatzes von 1981, in jener Szene am Ende, in der der Kopf des Bösewichts Major Arnold Toht durch geisterhafte Kräfte blutig zerfließt.[7]

Mit einem Budget von 15 Millionen US-Dollar und einem Einspielergebnis von 38 Millionen US-Dollar allein in den US-amerikanischen Kinos wurde der Film für die Produzenten zu einem großen finanziellen Erfolg und er machte David Cronenberg zu einem der bekanntesten und erfolgreichsten Regisseure des Body Horror.[9]

Fortsetzung

Auch zu dieser Neuverfilmung gibt es wie beim Original des Films eine Fortsetzung. 1989 inszenierte Chris Walas den Film Die Fliege 2, der jedoch weder kommerziell noch künstlerisch an den ersten Teil anknüpfen konnte.

Oper

Im Februar 2007 kündigte Plácido Domingo an, dass die Oper Los Angeles – deren Generaldirektor er ist – und das Théâtre du Châtelet in Paris eine Opernfassung des Filmes produzieren würden. Die Musik stammt wie im Film von Howard Shore, das Libretto schrieb David Henry Hwang, Autor des von Cronenberg verfilmten Theaterstücks M. Butterfly. Die Welturaufführung fand am 2. Juli 2008 mit Domingo als Dirigent und Cronenberg als Regisseur in Paris statt, die US-Premiere am 7. September 2008 in Los Angeles. Die deutsche Erstaufführung erfolgte am 18. Januar 2014 am Theater Trier mit Joongbae Jee als Dirigent und Sebastian Welker als Regisseur.

Auszeichnungen (Auswahl)

Der Film wurde 1987 in der Kategorie Bestes Make-up mit einem Oscar ausgezeichnet. Im selben Jahr gewann der Film drei Preise bei den Saturn Awards. Jeff Goldblum wurde als bester Darsteller geehrt, Chris Walas für das beste Make-up ausgezeichnet und der Film als bester Horrorfilm prämiert.[10]

Kritiken

QuelleBewertung
Rotten Tomatoes (Kritiker)93%[11]
Metacritic (Kritiker)79/100[12]

„Ich wünschte, dass heutige Horrorfilme Die Fliege als Vorlage nehmen würden.“

James Berardinelli auf ReelViews[13]

„Aber das, was David Cronenberg aus der ‚Fliege‘ gemacht hat, scheint mir eine neue Stufe krankhafter Phantasie. Hier ist eine Stufe erreicht, die mich nötigt, nach einem Verbot dieses und ähnlicher antimenschlicher Werke zu schreien. Wenn ich allein schon lese, daß Cronenberg für diesen Irrsinn alles in allem 15 Millionen Dollar zur Verfügung standen, wird mir speiübel.“

„David Cronenberg […] schuf ein faszinierendes Remake des Vincent-Price-Klassikers von 1958. Oscar für das Make-up! Fazit: Geniale Verwandlung voller Tragik und Ekel.“

„Cronenbergs Film […] bewegt sich in der naturalistischen Darstellung des bestürzenden, ekelhaften Verwandlungsprozesses auf einem schmalen Grat zwischen Abscheu und Faszination; die konsequent gesteigerte Spannungsdramaturgie, der Einsatz perfekter filmischer Mittel und verblüffender maskenbildnerischer Fähigkeiten sowie die symbolisch anmutende, eindrucksvoll durchkomponierte Filmmusik machen ihn unter cineastischen Gesichtspunkten zu einem ‚Leckerbissen‘.“

Literatur

  • George Langelaan: Die Fliege und andere Erzählungen. (Originaltitel: The Fly). Deutsch von Karl Rauch. dtv, München 1979, ISBN 3-423-01858-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Die Fliege. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, August 2007 (PDF; Prüf­nummer: 56 952 V/DVD).
  2. The Greatest Body Horror Movies Ever Made. The Fly (1986) (engl.) Zimbio, aufgerufen am 15. Oktober 2021
  3. The 59th Academy Awards 1987 Oscars, abgerufen am 15. Oktober 2021.
  4. Die Fliege. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 11. Februar 2021.
  5. a b c d e f g h i j k l m n Einblendung szenenbezogener Fakten "Trivia Track" als Special Feature, enthalten im Bonusmaterial der blu-Ray Disc Die Fliege, 2008, Twentieth Century Fox Home Entertainment, im Vertrieb von The Walt Disney Company Germany, München
  6. a b c d e f g h i j k l m Audiokommentar von Regisseur David Cronenberg, enthalten im Bonusmaterial der blu-Ray Disc Die Fliege, 2008, Twentieth Century Fox Home Entertainment, im Vertrieb von The Walt Disney Company, München
  7. a b c d e f g h i j k l Dokumentarfilm Featurette, 7 Minuten, enthalten im Bonusmaterial „Special Features“ unter "Promotional Materials" der blu-Ray Disc Die Fliege, 2008, Twentieth Century Fox Home Entertainment, im Vertrieb von The Walt Disney Company, München
  8. Locations for The Fly. In: imdb.com. Abgerufen am 23. Januar 2021.
  9. David Cronenberg: The Fly. SLM Production Group, Brooksfilms, 15. August 1986, abgerufen am 23. Januar 2021.
  10. The Fly – Awards. Internet Movie Database, abgerufen am 23. Januar 2021 (englisch).
  11. Die Fliege. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 20. Januar 2024 (englisch, 75 erfasste Kritiken).
  12. Die Fliege. In: Metacritic. Abgerufen am 20. Januar 2024 (englisch, 11 erfasste Kritiken).
  13. Kritik von James Berardinelli
  14. Kritik von Rolf Giesen (Memento vom 28. März 2015 im Webarchiv archive.today)
  15. Die Fliege. In: cinema. Abgerufen am 22. Juni 2021.
  16. Die Fliege. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.