Didanosin

Strukturformel
Strukturformel von Didanosin
Allgemeines
FreinameDidanosin
Andere Namen
  • 2',3'-Dideoxyinosin
  • ddI
  • 9-[(2R,5S)-5-(Hydroxymethyl)oxolan-2-yl]-3H-purin-6-on
SummenformelC10H12N4O3
Kurzbeschreibung

weißes bis fast weißes, kristallines Pulver[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer69655-05-6
EG-Nummer614-994-4
ECHA-InfoCard100.129.182
PubChem50599
ChemSpider45864
DrugBankDB00900
WikidataQ422606
Arzneistoffangaben
ATC-Code

J05AF02

Wirkstoffklasse

Virostatikum, nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren

Wirkmechanismus

Kompetitive Hemmung der reversen Transkriptase

Eigenschaften
Molare Masse236,23 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

160–163 °C[2]

Löslichkeit

wenig löslich in Wasser, leicht löslich in Dimethylsulfoxid, schwer löslich in Ethanol 96 % und Methanol[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [3]
keine GHS-Piktogramme
H- und P-SätzeH: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze
Toxikologische Daten

> 2000 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[1]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Didanosin (kurz ddl, Handelsname Videx®; Hersteller Bristol-Myers Squibb) ist ein Arzneistoff zur Behandlung von mit HIV-1 infizierten Patienten im Rahmen einer antiretroviralen Kombinationstherapie.

Didanosin gehört zur Substanzklasse der nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren.

Pharmakologie

In vitro-Untersuchungen zeigten, dass Didanosin bei therapeutischen Konzentrationen zu einer Hemmung der Replikation von HIV führt. Die Substanz zeigte nur geringe Wirkungen auf Stammzellen des Knochenmarks. Nach der Diffusion in die Zelle erfolgt die Umwandlung in Didesoxyadenosintriphosphat (ddATP), welches die biologisch aktive Form des Wirkstoffes darstellt, die mit dem physiologischen Substrat Desoxyadenosintriphosphat (dATP) kompetitiert. Es wurden keine Kreuzresistenz zu Zidovudin-resistenten Viren festgestellt.

Pharmakokinetik

Didanosin ist im sauren Milieu des Magens nicht stabil. Die erste, 1992 in Deutschland zugelassene Zubereitung von Didanosin (Videx ®) war eine Kautablette, die Zusätze enthielt, die als Puffer gegen die Magensäure wirkten. Der Säurepuffer erhöht das Risiko für Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. 2000 wurde Didanosin in Form von magensaftresistent überzogenen Hartkapseln (enteric coated – EC) zugelassen, die keinen Säurepuffer mehr enthalten und damit besser verträglich sind. Didanosin liegt in den Hartkapseln als Granulat vor, das Didanosin erst im höheren pH-Bereich des Dünndarms freisetzt.

Da die Didanosin-Resorption durch gleichzeitige Einnahme mit dem Essen vermindert wird, sollen auch die Hartkapseln auf nüchternen Magen (mindestens 2 Stunden vor oder 2 Stunden nach dem Essen) eingenommen werden.

Die durchschnittliche Eliminationshalbwertszeit von Didanosin beträgt ca. 1,4 Stunden. Im Urin werden nach oraler Anwendung ca. 20 % der Dosis gefunden. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist die Halbwertzeit deutlich verlängert.

Klinik

Didanosin ist einer der ersten NRTIs. Es wird aufgrund seiner Nebenwirkungen und der mitochondrialen Toxizität nicht mehr in den üblichen Anfangskombinationen der antiretroviralen Therapie eingesetzt, sondern nur noch in seltenen Fällen als spätere Therapieoption (Second-Line Kombination).

Nebenwirkungen

Am häufigsten sind Magen-Darm-Nebenwirkungen (Durchfall bei mehr als 10 % der Patienten, Übelkeit und Erbrechen bei bis zu 10 %). Dosisabhängig kann eine Pankreatitis auftreten (1–7 %), die tödlich verlaufen kann. Die gleichzeitige Gabe mit anderen Substanzen, die eine Pankreatitis verursachen können, ist deshalb zu vermeiden (z. B. Ribavirin). Häufig treten Kopfschmerzen und periphere neurologische Symptome wie Neuropathie auf (1–10 %).

Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln

Auf Grund von Interaktionen sollte Didanosin u. a. nicht mit Stavudin, Tenofovir, Allopurinol oder Ribavirin eingenommen werden. Die Einnahme zum Essen reduziert die Bioverfügbarkeit.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Datenblatt DIDANOSINE CRS (PDF) beim EDQM, abgerufen am 29. April 2009.
  2. Eintrag zu Didanosin in der DrugBank der University of Alberta, abgerufen am 6. Juni 2021.
  3. Datenblatt 2′,3′-Dideoxyinosine bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 6. Juni 2021 (PDF).

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Struktur von Didanosin