Diakonissenmutterhaus Eisenach

Das Diakonissenmutterhaus vom Karlsplatz aus gesehen

Das Diakonissenmutterhaus ist ein denkmalgeschützter Gebäudekomplex in Eisenach in Thüringen. Es ist das Mutterhaus der Ev.-Luth. Diakonissenhaus-Stiftung Eisenach.

Lage

Das Diakonissenhaus steht an der Nordostecke des Karlsplatzes am Eingang zur Nikolaistraße in der Innenstadt von Eisenach. Vor dem Diakonissenhaus steht das 1926 geweihte Ärztedenkmal, südlich schließt sich das Denkmalensemble aus Nikolaikirche und Nikolaitor an, in östliche Richtung das frühere Diakonissenkrankenhaus in der Schillerstraße.

Diakonissenmutterhaus

Das Diakonissenmutterhaus bietet Heimat und Angebote für die diakonische Gemeinschaft der Diakonissen, der Diakonischen Schwestern und Brüder und der Brüder- und Schwesternschaft Johannes Falk in Eisenach[1]. Das Mutterhaus ist eine der Stationen auf dem ökumenischen Pilgerweg in Richtung Santiago de Compostela. Zusammen mit der angrenzenden Nikolaikirche bildet es in Zusammenarbeit mit den Kirchgemeinden ein geistliches Zentrum für Andachten und Themenangebote sowie für Oasen- und Einkehrtage. Ferner befindet sich in dem Haus die Geschäftsführung und Zentrale Verwaltung der Unternehmensgruppe Diako Thüringen sowie der zentrale Sitz der evangelisch-lutherischen Diakonissenhaus-Stiftung. Der Hauspsalm des Diakonissenhauses ist der Psalm 23.

Pilgerherberge

Das Diakonissenmutterhaus ist eine der Herbergen des 2003 reaktivierten ökumenischen Pilgerweges von Görlitz nach Vacha. Die Schwestern des Diakonissenmutterhauses eröffnen den einkehrenden Pilgern Gesprächsangebote und begleiten sie mit Fürbitten auf ihren Pilgerweg.

Geschichte des Mutterhauses

Mutterhaus Karlsplatz 31

Zwischen 1933 und 1935 wurde das heutige Mutterhaus am Eisenacher Karlsplatz 27 und 31 erbaut, das als Wohnhaus der Diakonissen und Verwaltungssitz der Stiftung dient.[2] In den 1990er Jahren wurde das Mutterhaus um einen Erweiterungsbau an der Ecke Nikolaistraße/Schillerstraße ergänzt. Betrieben wird das Mutterhaus von der Ev.-Luth. Diakonissenhaus-Stiftung Eisenach.[3]

Diakonissenhaus-Stiftung

Durch die Einzelinitiative der Christin Anna von Eichel entstand 1872 die Eisenacher Diakonissenhaus-Stiftung mit einer Gemeindeschwesternstation und einer kleinen Kinderstation, in der anfangs nur zwei Diakonissen aus dem Henriettenstift in Hannover arbeiteten. Das Mutterhauses gehörte dem Kaiserswerther Verband an. 1876 erwarb die Stiftung das ehemalige Eisenacher Benediktinerkloster und erweiterte ihre Tätigkeit um ein Siechenheim, ein Kinderheim und eine Krankenstation.[4] das Personal wuchs auf sieben Diakonissen des Henriettenstiftes an. 1891 stimmte der Verwaltungsrat der Gründung eines eigenständigen Evangelisch-lutherischen Diakonissenmutterhauses für Thüringen zu. Fünf Jahre später, am 14. Oktober 1896 eröffnete die Diakonissenhaus-Stiftung das Diakonissenkrankenhaus in der Schillerstraße, das bis Ende 1993 betrieben wurde. Ab 1994 war es Haus 1 des damals gegründeten Christlichen Krankenhauses Eisenach. 2002 wurde der Krankenhausbetrieb am Standort Schillerstraße aufgegeben, nachdem das Christliche Krankenhaus mit dem städtischen Wartburgklinikum zum St. Georg Klinikum Eisenach verschmolzen worden war.[5] 1916 arbeiteten 140 Schwestern auf 61 Stationen für die Diakonissenhausstiftung. Derzeit (2014) gehören dem Mutterhaus 70 Diakonische Schwestern sowie 26 Diakonissen an.[6] Bezüglich des Umbaus des ehemaligen Diakonissen-Krankenhauses zu einer diakonischen Mehrzweckeinrichtung (2013/14) beklagte der Historiker Stefan Wolter mangelndes Geschichtsbewusstsein des heutigen Unternehmens Diako Westthüringen GmbH. Die Tilgung bzw. der Umgang mit baulichen Erkennungszeichen sei das äußere Zeichen einer Unsensibilität gegenüber dem früheren Geist des Hauses: Das vom Usedomer Künstler Manfred Kandt 1961 im Eingangsbereich gestaltete Wandbild – Kratztechnik auf kobalblauem Grund – blieb zwar erhalten, wurde aber in Ermangelung des Respekts gegenüber den Ambitionen des Künstlers und der mehr als 40 Jahre währenden Erscheinungsform mit roter Farbe restauriert; Fragmente eines Bibelzitates, das den konfessionellen Geist des Hauses symbolisierte, wurden getilgt.[7] Die Geschichte der Diakonissenhausstiftung, insbesondere ihre Nischenrolle in den beiden Diktaturen, ist bis heute nicht aufgearbeitet und wird infolge der schwindenden Zahl der Augenzeugen immer schwerer erfassbar.

Galerie

Siehe auch

Literatur

  • Stefan Wolter: Das Christliche Krankenhaus und seine Rechtsvorgänger (Geschichte der Allgemeinen Krankenhäuser in der Stadt Eisenach) 2006, ISBN 3-8334-3047-8.
  • Stefan Wolter: Die Krankenpflegeanstalt am Karlsplatz 31, in: Stadtzeit Spezial. Zum 100. Deutschen Ärztetag, Eisenach 1997, S. 125–148.

Weblinks

Commons: Diakonissenstift Eisenach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Brüder- und Schwesternschaft Johannes Falk, abgerufen am 15. April 2017
  2. Weg (Memento vom 13. April 2014 im Internet Archive), aufgerufen am 9. April 2014
  3. Diakonissenhaus-Stiftung. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 24. April 2017; abgerufen am 24. April 2017 (deutsch).
  4. Ursprung (Memento vom 13. April 2014 im Internet Archive), aufgerufen am 9. April 2014
  5. Geschichte von Eisenach aufgerufen am 11. April 2014
  6. Ziel (Memento vom 13. April 2014 im Internet Archive), aufgerufen am 9. April 2014
  7. Stefan Wolter Getrost und unverzagt. Umbau des Diakonissen-Krankenhauses, In: Hallo Eisenach, 17. März 2014

Koordinaten: 50° 58′ 35,3″ N, 10° 19′ 31,5″ O

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Inschrift in den Eckquadern der Fundamentmauer und die um 2000 angebrachte Markierung (des thüringischen Abschnittes) vom Jakobsweg.
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Die 1881 erbaute Stadtvilla des Großherzoglich-Sächsischen Kommerzienrats und Brauereidirektors Albert Erbslöh in der Eisenacher Goethestraße. Später Teil der Tagesklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des St. Georg-Klinikums Eisenach
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Das 1933 bis 1935 neu errichtete Hauptgebäude vom Diakonissenmutterhaus in Eisenach am Karlsplatz 27.
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Gesamtansicht mit Diakonissenmutterhaus aus nördlicher Richtung.
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Der zum Diakonissenmutterhaus gehörende Erweiterungsbau wurde 1935 eingeweiht.