Dhauli
Dhauli ist ein etwa 500 Einwohner zählendes Dorf im Süden der ostindischen Stadt Bhubaneswar im Bundesstaat Odisha; es ist bekannt durch ein Felsedikt des Kaisers Ashoka sowie durch einen neuzeitlichen buddhistischen Stupa und einen hinduistischen Tempel.
Lage
Dhauli liegt nur etwa 5 km (Fahrtstrecke) südlich des Tempelbezirks von Bhubaneswar in einer Höhe von etwa 40 m ü. d. M. In unmittelbarer Nähe befinden sich die etwa 150 m hohen Dhauli Hills.
Geschichte
Einige Forscher identifizieren den Ort mit dem Gelände, auf welchem im Jahr 261 v. Chr. die Entscheidungsschlacht Ashokas gegen das Kalinga-Reich stattfand. Später geriet der Ort in Vergessenheit, doch im 20. Jahrhundert wurde er durch den Bau eines buddhistischen Stupas und einer Säule mit Löwenkapitell sowie eines hinduistischen Tempels wiederbelebt.
Sehenswürdigkeiten
Felsedikt
Das über zwei Jahrtausende den Einflüssen des Wetters ausgesetzte Felsedikt Ashokas wurde im Jahr 1837 entdeckt und von James Prinsep entziffert und übersetzt. Ende des 20. Jahrhunderts wurde es durch einen weitgehend verglasten und mit Metallgittern versehenen Bau geschützt. Es besteht lediglich aus 11 der sonst üblichen 14 Edikte:
- 1. Von der Heiligkeit allen Lebens
- 2. Von den sozialen Diensten für Mensch und Tier
- 3. Von der alle 5 Jahre stattfindenden Kontrolle durch die Beamten
- 4. Von der Praxis der Barmherzigkeit
- 5. Von der Überwachung des Gesetzes der Barmherzigkeit
- 6. Von der unverzüglichen Erledigung wichtiger Geschäfte
- 7. Von den Folgen der unvollständigen Einhaltung des Gesetzes
- 8. Vom Besuch des Königs bei frommen Einsiedlern und Brahmanen
- 9. Von der richtigen Abhaltung der Zeremonien
- 10. Vom wahren Ruhm
- 14. Nachwort
- 2. Von den sozialen Diensten für Mensch und Tier
Die Edikte 11 und 12 fehlen, da sie bereits größtenteils in anderen Edikten enthalten waren; Edikt 13 bezieht sich auf die blutige Eroberung des Kalinga-Reiches und hätte möglicherweise ungute Erinnerungen wachrufen können.
Zwei zusätzliche und nur hier vorkommende Edikte (sog. Kalinga-Edikte) fordern seine Statthalter und Beamten zu einem unparteilichen und gerechten Umgang mit den Besiegten auf; er selbst wünscht sich großes Vertrauen in seine Person, denn „Alle Menschen sind meine Kinder“.
Felselefant
Nur wenige Meter oberhalb des Felsedikts befindet sich ein Felskuppe, aus welchem der vordere Teil eines Elefanten herausgearbeitet wurde. Die Skulptur ist wahrscheinlich eine der ältesten (erhaltenen) ganz Indiens und sollte entweder Buddha selbst symbolisieren (seine Mutter Maya war durch einen in ihre rechte Seite eindringenden weißen Elefanten schwanger geworden), oder aber den würdevoll-hoheitlichen Charakter der Inschrift unterstreichen.
Felshöhle etc.
An einem Hügel nordwestlich des Felsedikts befindet sich eine kleine von Menschenhand herausgearbeitete Höhle mit einer Inschrift des 7. Jahrhunderts. Auf der Spitze des Hügels befinden sich die Ruinen eines Tempels.
Shanti-Stupa
Der im Jahre 1972 auf einem benachbarten Hügel erbaute und von einer vedika-Zaun-Imitation eingefasste Shanti-Stupa entstand als Kooperation zwischen Indien und Japan. Breite Treppenfluchten führen vorbei an seitlichen Löwenpostamenten; eine endet vor einem auf einem Lotosthron sitzenden Buddha-Bildnis, welches eine vergrößerte Kopie des gupta-zeitlichen lehrenden Buddhas von Sarnath ist; das darüberliegende Feld zeigt das Rad der Lehre (dharmachakra) umgeben von Schülern. Weitere figürliche Terracotta-Reliefs sind in die Außenseite des Stupas eingelassen. Die darüber befindliche Ebene des Stupa enthält mehrere Buddha-Statuen mit unterschiedlichen Handgesten (mudras). Im Scheitelpunkt des von Nischen mit darüber befindlichen Ehrensäulen umstandenen Stupa erheben sich 5 Ehrenschirme (chhatras) innerhalb eines harmika-Zaunes. In einem Annexraum befindet sich eine Statue des liegenden (d. h. ins Nirwana eingegangenen) Buddha.
Säule
Unweit des Stupa steht eine etwa zur gleichen Zeit geschaffene Säule mit einer Nachbildung des berühmten vierfigurigen Löwenkapitells von Sarnath.
Hindu-Tempel
Der Hindu-Tempel mit seinem Shikhara-Turm im Stil des Lingaraja-Tempels von Bhubaneswar unterstreicht das friedvolle Neben- und Miteinander der beiden großen indischen Religionen, denn Buddha wurde schließlich als 9. Inkarnation Vishnus in den hinduistischen Glaubenskosmos integriert und konnte somit auch von Hindus verehrt werden.
Siehe auch
Literatur
- Debala Mitra: Bhubaneswar. Archaeological Survey of India, New Delhi 1984, S. 4ff
- Robert Strasser: Orissa, Bihar, Westbengalen. Indoculture, Stuttgart 1991, ISBN 3-921948-10-X, S. 107f
- Ludwig Alsdorf: Aśokas Separatedikte von Dhauli und Jaugaḍa (= Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Jahrgang 1962, Nr. 1).
Weblinks
- Dhauli – Fotos
- Dhauli – Webseite (englisch)
Koordinaten: 20° 11′ 20″ N, 85° 50′ 35″ O
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Rock Edict of Ashoka, ca. 260 BC. Dhauli, near Bhubaneshvar
Shown here is part of the Dhauli inscription, which is located on the north rock face (under a small overhang) below the elephant sculpture. Ashoka's rock edicts are imperial decrees; they extol the virtues of dharma (the Buddhist law), and exhort his subjects and officials to behave in accordance with its precepts. They were written in Prakrit, the vernacular language, using Brahmi script, so that all could read them (that is, of course, all who could read; being royal edicts, they would also have been read aloud to assemblies of the people.)
Curiously, the Buddhist faith is not explicitly mentioned by name in the inscriptions; no doubt this is a concession to the sensibilities of Ashoka's Hindu subjects. In a similar vein, Edict XIII - which elaborates the many killings and injuries that Ashoka's conquest inflicted on this region - was omitted from the Dhauli monument.
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Rock Edict of Ashoka, ca. 250 BC. Dhauli, near Bhubaneshvar
Dhauli is located in the ancient territory of Kalinga, now the state of Orissa, which the emperor Ashoka Maurya conquered with appalling loss of life in about 260 BC. Thereafter Ashoka repented of the violence which he had done, and converted to Buddhism. He expressed his remorse, and his intention to govern the kingdom according to the principles of his new faith, in a series of rock-cut edicts that he caused to be inscribed on over 100 monuments throughout his vast kingdom.
Ashoka's Dhauli monument is seen in this photo. Its sculpted elephant faces east. His inscription is cut into the north face of the rock, below the sculpture. The hill temples in the background are modern: a white "peace" stupa built by the Japanese (l.), and a reconstructed Shiva temple (r.).