Deutsches Steinzeug
Deutsches Steinzeug hat eine lange Tradition und fand nahezu in ganz Europa, Nordamerika und auch darüber hinaus Verbreitung. Seit etwa der Zeit um 1300 wurde Steinzeug im deutschsprachigen Raum produziert.
Die Produktion von Steinzeug wurde insbesondere in zwei größeren Regionen besonders betrieben. Das ältere Zentrum war im Westen. Erstes Zentrum wurde die Stadt Siegburg (Siegburger Steinzeug). Um 1500 wurde in Köln (Kölner Steinzeug), das als Handelszentrum vielen Einflüssen ausgesetzt war, Steinzeug mit aufgesetzten Ornamenten entwickelt. Aufgrund verschiedener Restriktionen, etwa wegen der Verschmutzung und der Brandgefahr in der Stadt, ging die Zentrumsfunktion auf mehrere andere Orte, Raeren (Raerener Steinzeug), Siegburg und Frechen (Frechener Steinzeug). Weitere Zentren im Rheinland und im weiteren Umkreis waren Aachen (Aachener Steinzeug), Langerwehe (Langerweher Steinzeug), Elmpt (Elmpter Steinzeug), Paffrath (Paffrather Steinzeug) sowie Bouffioulx (Bouffioulxer Steinzeug), das wie Raeren im heutigen Belgien liegt und als die westlichste Produktionsstätte deutscher Steinzeugproduktion gilt. In Folge des Truchsessischen Krieges wanderten mehrere der führenden Töpferfamilien aus Siegburg und Raeren in den Westerwald ab, wo sich ein weiteres Zentrum der Steinzeugproduktion (Westerwälder Steinzeug) herausbildete und dabei auf eine kleine seit dem Mittelalter bestehende Steinzeugproduktion traf. Die Bedeutung war so immens, dass mit der Bezeichnung Kannenbäckerland noch heute eine Region des Westerwaldes nach der Steinzeugproduktion benannt ist.
Ein weiterer Produktionsmittelpunkt bildete sich ebenfalls schon im 14. Jahrhundert in Sachsen heraus. Zentren waren Bautzen (Bautzener Steinzeug), Bunzlau (Bunzlauer Steinzeug), Bürgel (Bürgeler Steinzeug), Dippoldiswalde (Dippoldiswalder Steinzeug), Hohenleipisch (Hohenleipischer Steinzeug), Muskau (Muskauer Steinzeug), Schmiedeberg (Schmiedeberger Steinzeug) und Waldenburg (Waldenburger Steinzeug). Südwestlich davon wurde im nordfränkischen Creußen (Creußener Steinzeug), dessen Produktion Ähnlichkeiten zu Dippoldiswalde aufweist, ebenfalls Steinzeug hergestellt.
In Niederbayern wurde im Rottal neben anderen Keramiken auch Steinzeug hergestellt. Besonders bekannt ist der Hafnerort Peterskirchen. Diese Produktion wurde durch aus dem Westerwald ab dem Jahre 1746 eingewanderte Handwerker begründet.[1]
Weitere lokale Produktionszentren lagen im Münsterland, in Hessen, in Limburg sowie in Österreich. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam die Produktion nach schon vorherigen wirtschaftlichen Problemen zum Ende. In allen Zentren wurden spezifische regionale Formen produziert, der Formenreichtum war mannigfaltig. Neben der Produktion für den regionalen Markt wurde deutsches Steinzeug auch in weitere Regionen, insbesondere Nord- und Westeuropa, aber auch Nord- und Mittelamerika, Australien und Südostasien exportiert oder kam auf Schiffen als beliebtem Transportmittel für Waren oder Schiffsbedarf dorthin. Deutsches Steinzeug gilt als eine der verbreitetsten Keramikarten weltweit überhaupt. Krüge, Humpen und Flaschen, aber auch Schüsseln waren die Leitformen.
Literatur
- G. C. Dunning: The trade in medieval pottery around the North Sea. Rotterdam Papers 1, 1968, S. 35–58.
- Josef Horschik: Steinzeug, Von Burgel bis Muskau, 15. bis 19. Jahrhundert. Wiesbaden 1978, ISBN 3-921452-08-2.
- W. Bauer, G. Engemann, H.-W. Heine, U. Lobbedey, H.G. Stephan: Beiträge zur archäologischen Burgenforschung und zur Keramik des Mittelalters in Westfalen. Denkmalpflege und Forschung in Westfalen 2. Bonn 1979.
- P. Devey, R. Hodges (Hrsg.): Ceramics and trade. The production and distribution of later medieval pottery in north-west-Europe. Sheffield 1983.
- Hans-Georg Stephan: The Development and Production of Medieval Stoneware in Germany. In: P. Davey, R. Hodges: Ceramics and Trade: The Production and Distribution of Later Medieval Pottery in North-West Europe, 1983, S. 111.
- Gisela Reineking von Bock: Steinzeug. Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln. Köln 1986.
- John G. Hurst, David S. Neal, H. J. E. van Beuningen: Pottery produced and traded in north-west Europe 1350–1650. Rotterdam Papers VI. A contribution to medieval archaeology. Den Haag 1986.
- David Gaimster, Marc Redknap, Hans-Helmut Wegner (Hrsg.): Zur Keramik des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im Rheinland. BAR Int Series 440, Oxford 1988.
- David R. M. Gaimster: German Stoneware, 1200–1900: Archaeology and Cultural History. British Museum Press, London 1997.
- Thomas Höltken, Bernd Päffgen: Münzdatierte Keramik des 14. Jahrhunderts aus dem Elsbachtal: Steinzeug und Grauware. Archäologie im Rheinland 1999, Bonn 2000, S. 161–163.
- Ursula Francke: Ausgrabungen auf dem Gelände der Schlösser-Brauerei in der Düsseldorfer Altstadt. Rheinische Ausgrabungen 60, Mainz 2006.
- Jack Hinton: The art of German Stoneware, 1300–1900. From the Charles W. Nichols Collection and the Philadelphia Museum of Art. Yale University Press, New Haven, London 2012, ISBN 978-0-300-17978-1.
- Ingeborg Unger: Die Kunst des deutschen Steinzeugs. Collection Karl und Petra Amendt und der Krefelder Kunstmuseen. Krefeld 2013.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Werner Endres, Lambert Grasmann, Ludwig Albrecht: Steinzeug aus Niederbayern: Peterskirchen im Rottal. In: Heimatverein für den Alt-Landkreis Vilsbiburg e. V. (Hrsg.): Vilsbiburger Museumsschriften. Band 5. Vilsbiburg 2005, ISBN 3-00-015658-5 (museum-vilsbiburg.de [PDF]).
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Autor/Urheber: Leoboudv, Lizenz: CC BY-SA 3.0
This is a set of 2 finely decorated 17th century Tankards from Creußen, Germany. They are a fine example of German and Austrian stoneware and appear to be in mint condition. This set is today located within the Koerner European Ceramic Gallery of UBC's Museum of Anthropology in Vancouver, Canada.
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Kanne (rheinische Form) aus Niederbayern / Rottal
(c) David Jackson, CC BY-SA 2.0 uk
Bartmann Jug
1525-50
Germany, Cologne
Salt-glazed stoneware with moulded detail, and pewter lid
This unusual salt-glazed stoneware jug is an elaborate version of the mass-produced Bartmann bottle, so-called because of its applied bearded facemask. Here, though, the whole vessel is moulded in great detail to convey a three-quarter length figure of a man dressed in costume fashionable in the mid-sixteenth century. The pewter lid, openable by flicking the thumbpiece attached to the handle, doubles as the man's hat. Such a jug would have been used to hold beer or wine at the table upon which might also be found other vessels such as those the man is depicted as holding - a rather more conventional Cologne stoneware jug and a facetted green glass drinking flute.
Despite a long earthenware potting tradition from the time of the Roman occupation, the Cologne stoneware industry began rather later than that of other Rhineland towns. By about 1500, however, Cologne was producing small mugs and jugs with applied moulded botanical decoration. Although there were several thriving stoneware workshops in Cologne in the first half of the century, the city authorities were concerned about the fumes and fire risk. Prohibitions and tax increases forced many potters to leave the city to set up instead in nearby Frechen.
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Siegburger Schnelle mit dem Porträt des spanischen Königs Philip II., um 1570, heute im Muzeum Narodowe in Gdańsk