Deutscher Filmpreis 2023

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İlker Çatak, Regisseur des preisgekrönten Films Das Lehrerzimmer

Die 73. Verleihung des Deutschen Filmpreises (Lola) fand am 12. Mai 2023 in Berlin statt.[1][2] Die Mitglieder der Deutschen Filmakademie ehrten dabei die aus ihrer Sicht besten Filme und Filmschaffenden mit Auszeichnungen in 17 Kategorien. Zusätzlich wurden ein Ehren- und ein Sonderpreis vergeben. Als bester Spielfilm des Jahres setzte sich İlker Çataks Drama Das Lehrerzimmer durch, das unter anderem auch die Auszeichnungen für Regie, Drehbuch und Hauptdarstellerin zuerkannt bekam. In den meisten Kategorien triumphierte dagegen das bereits zuvor vielfach preisgekrönte Kriegsdrama Im Westen nichts Neues von Edward Berger.[3] Für teils heftige Kritik sorgte die Nichtberücksichtigung von Christian Petzolds auf der Berlinale preisgekröntem Film Roter Himmel. Daraufhin wurde der Auswahlprozess reformiert.

Die erfolgreichsten Filme
(mindestens zwei Nominierungen, exkl. Jury- oder Publikumspreise;
hervorgehoben = meiste Auszeichnungen
N = Nominierung; A = Auszeichnung)
FilmNA
Im Westen nichts Neues129
Das Lehrerzimmer75
Holy Spider41
Sisi & Ich41
Sonne und Beton40
In einem Land, das es nicht mehr gibt31
Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen21
Mittagsstunde20
The Ordinaries20
Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war20

Hintergrund

Die Nominierungen wurden am 24. März 2023 von Lucas Reiber und Lea van Acken sowie Alexandra Maria Lara, Florian Gallenberger und Claudia Roth bekanntgegeben.[1] Als Favorit in die Preisverleihung ging die deutsche Koproduktion Im Westen nichts Neues von Edward Berger, die in 12 Kategorien berücksichtigt wurde. Das Kriegsdrama hatte bereits zuvor vier Oscars und sieben British Academy Film Awards erhalten. Mit sieben Nominierungen zweiterfolgreichster Film war das auf der Berlinale 2023 preisgekrönte Drama Das Lehrerzimmer von İlker Çatak. In vier Kategorien berücksichtigt wurde der in Jordanien gedrehte Thriller Holy Spider des in Dänemark lebenden iranischen Regisseurs Ali Abbasi, an dessen Herstellung die deutsche Produktionsfirma One Two Films mit 41,36 Prozent Anteil beteiligt gewesen sein soll.[4] Auf dieselbe Anzahl an Nominierungen kamen der Historienfilm Sisi & Ich von Frauke Finsterwalder und der Jugendfilm Sonne und Beton von David Wnendt. Komplettiert wurde die Kategorie Bester Spielfilm durch die Literaturverfilmung Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war von Sonja Heiss (2 Nominierungen) und Fatih Akins Gangster-Drama Rheingold (1 Nominierung).

Das Theater am Potsdamer Platz, neuer Veranstaltungsort der Preisverleihung

Die künstlerische Leitung der Preisgala oblag der Regisseurin Katja von Garnier und Vartan Bassil, Gründer und Künstlerischer Leiter der Berliner Tanzgruppe Flying Steps.[5] Als Moderatorin wurde die Musikerin und Schauspielerin Jasmin Shakeri verpflichtet, die unter anderem in der für einen Preis nominierten Komödie Einfach mal was Schönes (2022) zu sehen war. Der Fernsehsender ZDF plante, die Gala live in seiner Online-Mediathek und zeitversetzt im linearen Fernsehen auszustrahlen.[6] Veranstaltungsort war das Theater am Potsdamer Platz, das auch als Hauptspielstätte der Berlinale genutzt wird. Zuvor war die Preisverleihung acht Jahre in Folge auf dem Gelände der Messe Berlin abgehalten worden.[7]

Für Unverständnis bei vielen Kritikern sorgte die Tatsache, dass Christian Petzolds Drama Roter Himmel nicht für die Verleihung berücksichtigt wurde. Der Film, der auf der Berlinale 2023 mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet worden war, gelangte auch nicht in die Vorauswahl der aus Sicht der Deutschen Filmakademie besten 26 Spielfilme und fünf nachnominierten Einzelleistungen. Vielfach wurde dies als Systemversagen im Auswahlprozess zum Deutschen Filmpreis gesehen.[8][9][10] Die Schauspielerin Alexandra Maria Lara und der Regisseur Florian Gallenberger, die beide die Deutsche Filmakademie leiten, plädierten daraufhin dafür, das Wahlverfahren unabhängig von Einzelfällen zu reformieren.[11] Im Herbst 2023 änderte die Deutsche Filmakademie ihren Auswahlprozess. So fiel zur Verleihung 2024 die erste Stufe des bislang dreistufigen Auswahlverfahrens weg, das eine Vorauswahl der Produktionen durch eine Kommission vorsah. Laut Angaben der Filmakademie war bereits im Herbst 2022 mit der Ausarbeitung eines neuen Wahlverfahrens begonnen worden, das zu ihrem 20. Geburtstag in Kraft trat.[12]

Bereits im Vorfeld als Laureaten fest standen der Ehrenpreisträger Volker Schlöndorff und der Familienfilm Die Schule der magischen Tiere 2 von Sven Unterwaldt als besucherstärkster Film. Bereits der erste Teil von Gregor Schnitzler hatte bei der Verleihung im Vorjahr dieselbe Auszeichnung erhalten.

Preisträger und Nominierungen

Bester Spielfilm

AuszeichnungFilmtitelProduktionRegie
Filmpreis in GoldDas LehrerzimmerIngo Fliessİlker Çatak
Filmpreis in SilberIm Westen nichts NeuesMalte GrunertEdward Berger
Filmpreis in BronzeHoly SpiderSol Bondy und Jacob JarekAli Abbasi

außerdem nominiert:

Bester Dokumentarfilm

Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen – Produktion: Martina Haubrich und Claudia Wohlgenannt

  • Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod – Produktion: Claus Reichel, Mehmet Akif Büyükatalay, Florian Schewe und Stefan Kauertz
  • Kalle Kosmonaut – Produktion: Tine Kugler und Günther Kurth

Bester Kinderfilm

Mission Ulja Funk – Produktion: Roshanak Behesht Nedjad

Beste Regie

Ilker ÇatakDas Lehrerzimmer

Bestes Drehbuch

Johannes Duncker und Ilker ÇatakDas Lehrerzimmer

Beste weibliche Hauptrolle

Leonie BeneschDas Lehrerzimmer

Beste männliche Hauptrolle

Felix KammererIm Westen nichts Neues

Beste weibliche Nebenrolle

Jördis TriebelIn einem Land, das es nicht mehr gibt

Beste männliche Nebenrolle

Albrecht SchuchIm Westen nichts Neues

Beste Kamera/Bildgestaltung

James FriendIm Westen nichts Neues

Bester Schnitt

Gesa JägerDas Lehrerzimmer

Beste Tongestaltung

Frank Kruse, Markus Stemler, Viktor Prášil, Lars Ginzel und Alexander BuckIm Westen nichts Neues

  • Paul Rischer und Jan PetzoldSonne und Beton
  • Marco Teufen, Paul Rischer und Gregor BonseSisi & Ich

Beste Filmmusik

Volker BertelmannIm Westen nichts Neues

Bestes Szenenbild

Christian M. GoldbeckIm Westen nichts Neues

Bestes Kostümbild

Tanja HausnerSisi & Ich

Bestes Maskenbild

Heike MerkerIm Westen nichts Neues

Beste visuelle Effekte

Frank Petzold, Viktor Müller und Markus FrankIm Westen nichts Neues

Besucherstärkster Film

Die Schule der magischen Tiere 2

Ehrenpreis

Volker Schlöndorff[13]

Vorauswahl

Die Vorauswahl der Filme wurde am 16. Januar 2023 veröffentlicht. Die aus 18 Mitgliedern bestehende Vorauswahlkommission Spielfilm nahm 26 Spielfilme in die Vorauswahl. Die zwölf Kommissionsmitglieder der Kategorie Kinderfilm wählten sechs Filme aus, die zehnköpfige Dokumentarfilmkommission schlug 16 Dokumentarfilme vor.[14] Aus den vorausgewählten Filmen wählten die über 2200 Mitglieder der Deutschen Filmakademie die Nominierungen für den Deutschen Filmpreis 2023.

Spielfilme

Vollständige Liste

  1. Einfach mal was Schönes (a) – Regie: Karoline Herfurth
  2. Grand Jeté – Regie: Isabelle Stever
  3. Heikos Welt – Regie: Dominik Galizia
  4. Holy Spider (a) – Regie: Ali Abbasi
  5. Im Westen nichts Neues (a) – Regie: Edward Berger
  6. In einem Land, das es nicht mehr gibt (a) – Regie: Aelrun Goette
  7. Irgendwann werden wir uns alles erzählen – Regie: Emily Atef
  8. Das Lehrerzimmer (a) – Regie: İlker Çatak
  9. Mehr denn je – Regie: Emily Atef
  10. Meinen Hass bekommt ihr nicht (a) – Regie: Kilian Riedhof
  11. Mittagsstunde (a) – Regie: Lars Jessen
  12. Mutter – Regie: Carolin Schmitz
  13. Oskars Kleid – Regie: Hüseyin Tabak
  14. Rheingold (a) – Regie: Fatih Akin
  15. Schweigend steht der Wald – Regie: Saralisa Volm
  16. Seneca – Oder: Über die Geburt von Erdbeben (a) – Regie: Robert Schwentke
  17. Servus Papa, See You in Hell (a) – Regie: Christopher Roth
  18. Sisi & Ich (a) – Regie: Frauke Finsterwalder
  19. Sonne und Beton (a) – Regie: David Wnendt
  20. Die stillen Trabanten – Regie: Thomas Stuber
  21. Tausend Zeilen (a) – Regie: Michael Bully Herbig
  22. The Ordinaries (a) – Regie: Sophie Linnenbaum
  23. Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war (a) – Regie: Sonja Heiss
  24. Was man von hier aus sehen kann (a) – Regie: Aron Lehmann
  25. Wir könnten genauso gut tot sein – Regie: Natalia Sinelnikova
  26. Wir sind dann wohl die Angehörigen (a) – Regie: Hans-Christian Schmid
  27. Nachbenennung: Aus meiner Haut (Filmmusik & Männliche Nebenrolle)
  28. Nachbenennung: Da kommt noch was (Weibliche Hauptrolle)
  29. Nachbenennung: Die Känguru-Verschwörung (Visuelle Effekte)
  30. Nachbenennung: Der Russe ist einer, der Birken liebt (Kamera/Bildgestaltung)
  31. Nachbenennung: Der vermessene Mensch (Szenenbild) (a)
(a) 
für den Deutschen Filmpreis nominierte Produktionen

Dokumentarfilme

Vollständige Liste

  1. Anima – Die Kleider meines Vaters – Regie Uli Decker
  2. Belleville belle et rebelle – Regie Daniela Abke
  3. Dancing Pina – Regie Florian Heinzen-Ziob
  4. Eine Frau – Regie Jeanine Meerapfel
  5. Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen (a) – Regie Claudia Müller
  6. Europa Passage – Regie Andrei Schwartz
  7. Igor Levit – No Fear – Regie Regina Schilling
  8. Kalle Kosmonaut (a) – Regie Tine Kugler, Günther Kurth
  9. Köy – Regie Serpil Turhan
  10. Liebe, D-Mark und Tod – Aşk, Mark ve Ölüm – Regie Cem Kaya
  11. Luchadoras – Regie Paola Calvo, Patrick Jasim
  12. Midwives – Regie Snow Hnin Ei Hlaing
  13. Schlachthäuser der Moderne – Regie Heinz Emigholz
  14. Volksvertreter – Regie Andreas Wilcke
  15. Wer wir gewesen sein werden – Regie Erec Brehmer
  16. Wettermacher – Regie Stanisław Mucha
(a) 
für den Deutschen Filmpreis nominierte Produktionen

Kinderfilme

Vollständige Liste

  1. Hui Buh und das Hexenschloss – Regie Sebastian Niemann
  2. Maurice der Kater – Regie Toby Genkel
  3. Mission Ulja Funk (a) – Regie Barbara Kronenberg
  4. Nachtwald – Regie André Hörmann, Katrin Milhahn
  5. Der Räuber Hotzenplotz (a) – Regie Michael Krummenacher
  6. Die Schule der magischen Tiere 2 (a) – Regie Sven Unterwaldt
(a) 
für den Deutschen Filmpreis nominierte Produktionen

Einzelnachweise

  1. a b Die Vorauswahl zum Deutschen Filmpreis steht fest. In: deutscher-filmpreis.de. 16. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023.
  2. Vorauswahl zum Deutschen Filmpreis 2023. In: Filmdienst.de. 17. Januar 2023, abgerufen am 18. Januar 2023.
  3. Die Preisträger:innen 2023. In: deutscher-filmpreis.de (abgerufen am 13. Mai 2023).
  4. Reif für die Lola. In: Filmdienst. 24. März 2023, abgerufen am 25. März 2023.
  5. Katja von Garnier & Vartan Bassil als Künstlerische Leitung. In: deutscher-filmpreis.de (abgerufen am 30. März 2023).
  6. Jasmin Shakeri moderiert den Deutschen Filmpreis. In: deutscher-filmpreis.de (abgerufen am 30. März 2023).
  7. Jasmin Shakeri moderiert die Verleihung des Deutschen Filmpreises. In: filmportal.de (abgerufen am 30. März 2023).
  8. Hanns-Georg Rodek: Chronik eines Systemversagens. In: Die Welt, 27. März 2023, Nr. 61, S. 14.
  9. David Steinitz: Der Filmpreis ist peinlich. In: Süddeutsche Zeitung, 19. April 2023, S. 9.
  10. Katja Nicodemus: Was für ein Ding!; Wie man einen Bären gewinnt und einen Filmpreis verliert. In: Die Zeit, 2. März 2023, Nr. 10, S. 51.
  11. Akademie will Auswahlverfahren überdenken. In: deutschlandfunk.de, 10. Mai 2023 (abgerufen am 12. Mai 2023).
  12. Deutscher Filmpreis 2024. In: deutscher-filmpreis.de (abgerufen am 5. März 2024).
  13. Volker Schlöndorff soll Ehrenpreis der Filmakademie erhalten. In: zeit.de. 21. März 2023, abgerufen am 21. März 2023.
  14. Vorauswahl 2023. In: deutscher-filmpreis.de. Abgerufen am 25. März 2023.

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Eingänge zum Nachtclub Adagio und zum Theater am Potsdamer Platz im Berliner Ortsteil Tiergarten.
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İlker Çatak bei der Vorstellung des Films Das Lehrerzimmer auf der Berlinale 2023