Deutsche Pondoland-Gesellschaft

Deutsche Pondoland-Gesellschaft
RechtsformKommanditgesellschaft
Gründung1886
Auflösungnach 1901
SitzBerlin, Deutsches Reich Deutsches Reich
LeitungOtto Kersten
BrancheLand- und Forstwirtschaft
Aufruf der DPLG zur Zeichnung von Anteilen in der Zeitschrift Export, 1889
Karte des Pondolands und Ost-Griqualands von 1880
! Konzessionsgebiet der DPLG

Die Deutsche Pondoland-Gesellschaft (DPLG) war eine Berliner Kolonial- und Kommanditgesellschaft mit Wirtschaftsinteressen im südafrikanischen Pondoland. Der Hauptzweck der Gesellschaft war die Verwertung einer durch Emil Nagel mit Pondohäuptern geschlossenen Konzession.

Geschichte

Die Gesellschaft ging im Jahr 1886 aus dem Berliner Südafrikanischen Verein hervor.[1][2] Der Leutnant a. D. Emil Nagel hatte im Juni 1885 mit den Pondohäuptern Umhlangaso und Umquikela einen Konzessionsvertrag für eine Land- und Kolonisationsgesellschaft abgeschlossen. Die DPLG wollte die im Vertrag genannten Landrechte wirtschaftlich verwerten und deutsche Kolonialisten im Pondoland ansiedeln.[3] Gründer und treibende Kraft hinter der Gesellschaft war der Geograph und Afrikaforscher Otto Kersten.[4] Im August 1889 wurde die Gesellschaft unter dem Namen Deutsche Pondoland-Gesellschaft, Kommanditgesellschaft Dr. Kersten, Bauer & Co. in das Berliner Handelsregister eingetragen.[5] Das Büro der DPLG befand sich zu dieser Zeit in der Friedrichstraße 71, am heutigen Quartier 206.

Anders als Lüderitz’ Erwerbung in Südwestafrika oder Denhardts und Peters’ Ansprüche in Ostafrika war der Privatbesitz im Pondoland nie deutsche Kolonie.[6] Vielmehr galt eine Schutzerklärung durch das Reich im März 1887 als „ausgeschlossen“.[7] Wie im Fall der nördlich gelegenen Santa Lucia Bay erkannt die Reichsregierung auch diesen Teil Südafrikas als britische Interessensphäre an. Die DPLG erlangte daher keine kolonialpolitische Bedeutung, sondern blieb ein rein privatwirtschaftliches Unternehmen. Gleichwohl versicherten sowohl die Deutsche Kolonialgesellschaft als auch der Verein für Handelsgeographie der DPLG ihre Unterstützung.[8]

Zu den Aktivitäten der Gesellschaft zählt die Pondoland-Expedition von 1887/1888 zur Untersuchung der Bedingungen für Land- und Forstwirtschaft. Die Expeditionsmitglieder erreichten von dem Pondo-Thronfolger Usigkao nach langen Verhandlung am 10. März 1888 eine Bestätigung und Übertragung der Konzession auf die DPLG. Der Landbesitz der Gesellschaft wuchs auf etwa 150.000 Hektar (ca. 1.500 km²), was etwa der Größe der Grafschaft Glatz in Schlesien entsprach.[9] Obwohl die Unterstützung durch die DPLG laut des Mitglieds Franz Bachmann gering war, wurde mit dem Aufbau mehrerer Versuchsstationen begonnen, die Konrad Beyrich etwa zwei Jahre lang betrieb.[10]

Circa 10.000 Hektar des Gesellschaftsgebiets waren Hochwald. Die Gesellschaft setzte besonders in die Holzbestände des Ekossawaldes große Hoffnungen.[11] Auf der dort errichteten Station Intsubana wurden Holzproben gesammelt und an die DPLG nach Berlin geschickt.[12] Nahe Port Grosvenor an der Küste des Pondolandes bestand zudem die Station Lambas (auch Lombaas), die Agrarversuchen dienen sollte.[13] In deutschen Zeitungen wurden Investoren zur Zeichnung von Anteilen und Siedler zur Auswanderung aufgerufen.[14][15]

Das Gesellschaftskapital wurde auf der ersten Generalversammlung auf 700.000 Mark festgesetzt. Davon blieben nach Abzug der Abfindung an frühere Erwerber des Landes und der Unkosten der Untersuchungsexpedition noch rund 400.000 Mark als Betriebskapital. Davon wurden 200.000 Mark als Anteile aufgelegt (siehe Abbildung des Aufrufes).[16] Über weitere Aktivitäten der Gesellschaft ist wenig bekannt.[17] Die DPLG ist bis in das Jahr 1901 in Berliner Adressbüchern nachweisbar.[18]

Weblinks

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Werner van der Merwe: Sechzig Jahre SADK 1932–1992. Universität Südafrika, Pretoria 1992, ISBN 978-0-86981-750-6, S. 151.
  2. Laut Werner Schmidt-Pretoria wurde die DPLG hingegen bereits im Jahr 1885, der Südafrikanische Verein aber erst 1886 durch Otto Kersten gegründet. Werner Schmidt-Pretoria: Deutsche Wanderung nach Südafrika im 19. Jahrhundert. Dietrich Reimer, Berlin 1955 (Namensregister. safrika.org)
  3. Mitteilungen aus der deutschen Kolonialgesellschaft – Abteilung Berlin. In: Deutsche Kolonialzeitung, 1. Jg. (neue Folge), Nr. 47, Berlin 24. November 1888, S. 381 (Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg)
  4. Moritz Schanz: Ost- und Süd-Afrika. Wilhelm Süsserott, Berlin 1902, S. 307; Textarchiv – Internet Archive.
  5. Kleine Mitteilungen. In: Deutsche Kolonialzeitung. 2. Jg. (neue Folge), Nr. 32, Berlin 14. September 1889, S. 179–180 (Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg)
  6. Die zeitgenössisch bisweilen verwendete Bezeichnung Deutsch-Pondoland drückte kein staatsrechtliches Verhältnis aus. Die deutsche Pondolandgesellschaft. In: Export – Organ des Centralvereins für Handelsgeographie und Förderung deutscher Interessen im Auslande, XI. Jg., Nr. 15, S. 216–217; Textarchiv – Internet Archive.
  7. Ein neues Kolonisationsunternehmen in Süd-Afrika. In: Kolonial-politische Korrespondenz, 3. Jg., Nr. 10, 12. März 1887, S. 77–78. (Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg)
  8. Otto Kersten: Südostafrika. In: Deutsche Kolonialzeitung, 2. Jg. (neue Folge), Nr. 10, Berlin 9. März 1889, S. 77. (Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg)
  9. Franz Bachmann: Vereinsnachrichten. In: Export – Organ des Centralvereins für Handelsgeographie und Förderung deutscher Interessen im Auslande, XI. Jg., Nr. 12, S. 177–178; Textarchiv – Internet Archive.
  10. Franz Bachmann: Süd-Afrika – Reisen, Erlebnisse und Beobachtungen während eines sechsjährigen Aufenthaltes in der Kapkolonie, Natal und Pondoland. H. Eichblatt, Berlin 1901, DNB 57912536X.
  11. Otto Kersten: Überseeische Waldwirtschaft. In: Gustav Meinecke (Hrsg.): Koloniales Jahrbuch – Das Jahr 1888, 1. Jg., Carl Heymann, Berlin 1889, S. 61–80; Textarchiv – Internet Archive.
  12. Franz Bachmann: Ein Ritt durch den Ekossa-Wald und an der Küste von Pondoland (Südost-Afrika). In: Deutsche Kolonialzeitung, 1. Jg. (neue Folge), Nr. 25, Berlin 23. Juni 1888, S. 194–197 (Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg)
  13. Hugh F. Glen, Gerrit Germishuizen (Hrsg.): Botanical exploration of southern Africa. 2. Auflage. In: Strelitzia, 26, South African National Biodiversity Institute, Pretoria 2010, ISBN 978-1-919976-54-9, S. 83 (biodiversitylibrary.org)
  14. Neue koloniale Unternehmungen – Das deutsche Pondoland-Unternehmen. In: Deutsche Kolonialzeitung, 2. Jg. (neue Folge), Nr. 10, Berlin 9. März 1889, S. 78–79 (Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg)
  15. Politische Tagesschau. In: Thorner Presse, VII. Jg., Nr. 85, 10. April 1889, S. 2; Universitätsbibliothek Toruń (PDF; 8,5 MB).
  16. Die deutsche Pondolandgesellschaft. In: Export – Organ des Centralvereins für Handelsgeographie und Förderung deutscher Interessen im Auslande. XI. Jg., Nr. 15, S. 216–217.
  17. In einer Veröffentlichung aus dem Jahr 1902 heißt es, Schwierigkeiten mit der britischen Verwaltung hätten eine weitere Entwicklung des Unternehmens verhindert. Moritz Schanz: Ost- und Süd-Afrika. Wilhelm Süsserott, Berlin 1902, S. 307.
  18. Deutsche Pondoland-Gesellschaft. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1901, Teil 1, S. 261.

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Sketch map of East Griqualand and Pondoland with concession of Emil Nagel.jpg
"Topographische Karte von East Griqualand und Pondoland vom Umtentwana-Fluss bis zum Kogha-Fluss an der Küste des Indischen Ozeans und zur Grenze mit den Gebieten von Wodehouse und Basutoland im Hinterland. Die Karte zeigt Städte, Missionsstationen, den Standort von afrikanischen Clans, Kraals, Flüssen und Bergen." (Beschreibung von der Universität Kapstadt) Nachträglich wurde das Konzessionsgebiet markiert, das Emil Nagel 1885 mit den Pondo-Oberhäuptern Umhlangaso und Umquikela aushandelte. 1888 wurde die Konzession an die Deutsche Pondoland-Gesellschaft (DPLG) übertragen.