Deutsche Physikalische Gesellschaft

Deutsche Physikalische Gesellschaft
(DPG)
Logo
Rechtsformeingetragener Verein
Gründung14. Januar 1845[1]
GründerEmil du Bois-Reymond, Ernst Wilhelm von Brücke, Heinrich Wilhelm Dove
SitzBad Honnef
Zweckwissenschaftliche Fachgesellschaft
PräsidentJoachim Ullrich[2]
Mitgliedermehr als 55.000
Websitewww.dpg-physik.de
Geschäftsstelle im Physikzentrum Bad Honnef, Luftaufnahme, 2018

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG) ist die älteste nationale und mit mehr als 55.000 Mitgliedern (Stand: Mai 2020) auch größte physikalische Fachgesellschaft der Welt. Ihre Tradition reicht bis in das Jahr 1845 zurück. Sie ist ein gemeinnütziger, eingetragener Verein mit Sitz in Bad Honnef. In ihrer Satzung wird festgelegt, dass die DPG ausschließlich und unmittelbar der Physik dient.

Die DPG ist Mitglied der European Physical Society und vertritt Deutschland in der International Union of Pure and Applied Physics.

Der aktuelle Präsident der DPG ist seit dem 1. April 2022 für zwei Jahre Joachim Ullrich, der das Amt von Lutz Schröter übernahm. Dieser ist nun turnusgemäß Vize-Präsident der Gesellschaft.[3]

Geschichte

Die Gesellschaft ging aus dem Teilnehmerkreis des von Heinrich Gustav Magnus eingerichteten physikalischen Colloquiums hervor und wurde am 14. Januar 1845 in Berlin als Physikalische Gesellschaft zu Berlin (PGzB) gegründet. Gründungsmitglieder waren unter anderem Emil Du Bois-Reymond und Ernst Wilhelm von Brücke. Am 1. Januar 1899 ging aus ihr die Deutsche Physikalische Gesellschaft hervor, die PGzB blieb aber als eigenständiger Verein erhalten und ist einer der Regionalverbände der DPG.[4] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die DPG von den Alliierten aufgelöst und bestand nur noch im Verband Deutscher Physikalischer Gesellschaften fort. 1963 wurde sie neu gegründet.[5] Die PGzB besteht weiter als eigenständiger Verein und Regionalverband der DPG.[6] Gemäß der Präambel zu ihrer Satzung knüpft die DPG ferner an die Tradition der 1919 gegründeten Deutschen Gesellschaft für Technische Physik e. V. an.[7]

Im Anschluss an die deutsche Wiedervereinigung wurde 1990 die Physikalische Gesellschaft der DDR in die DPG integriert. Sitz der DPG ist Bad Honnef. Dort befindet sich auch die Geschäftsstelle, die seit dem Jahr 2004 vom Hauptgeschäftsführer Bernhard Nunner geleitet wird. Seit 1976 ist die DPG Trägerin des Physikzentrums Bad Honnef, in dem Tagungen in dichter zeitlicher Folge stattfinden. In Berlin-Mitte, im Magnus-Haus, unterhält die DPG eine Zweigstelle. Dort befindet sich auch das historische Archiv der DPG.

Aktivitäten

Die Gesellschaft arbeitet unabhängig und beteiligt sich auch zu relevanten Themen an der öffentlichen Debatte. So vertraten beispielsweise auf einem Forum der 51. Tagung der Gesellschaft am 2. April 1987 Wissenschaftler die Ansicht, dass die von den USA geplante Strategic Defense Initiative (SDI) nicht realisierbar sei. Sie versteht sich als Vertretung der in Deutschland lebenden Physiker gegenüber der Öffentlichkeit und soll den Erfahrungsaustausch unter den Mitgliedern und mit ausländischen Kollegen fördern.

Die DPG betreibt selbst keine physikalische Forschung, mit Kongressen fördert sie jedoch den Informationsaustausch über neueste physikalische Erkenntnisse. So treffen sich zu den traditionellen Frühjahrstagungen[8] der DPG, die Jahr für Jahr in verschiedenen Städten Deutschlands stattfinden, rund 10.000 Fachleute aus dem In- und Ausland.[9] Diese Tagungen zählen regelmäßig zu den größten Physikkongressen in Europa. Überdies wurde ein Forum für Frauen in der Physik eingerichtet: die alljährlich stattfindende „Deutsche Physikerinnentagung“ (DPT). Unterstützt wird die Organisation der DPT vom Arbeitskreis Chancengleichheit (AKC).[10][11] Neben der DPT organisiert der AKC auch Physikerinnen-Stammtische, Workshops und Mentoring-Programme und setzt sich allgemein für die Verbesserung der Rahmenbedingungen von Physikerinnen aller Karrierestufen ein.

Logo der jDPG

Die Nachwuchsförderung ist ein weiteres zentrales Anliegen der DPG und so sind ihre Tagungen insbesondere für die junge Generation eine Plattform. Dort können Studierende mit namhaften Wissenschaftlern ins Gespräch kommen. Innerhalb der DPG widmet sich insbesondere der Arbeitskreis „junge DPG“ (jDPG), ein bundesweites Netzwerk für Schüler, Physik-Studierende und Doktoranden, den Interessen des Nachwuchses. Das Angebot der jDPG umfasst sowohl wissenschaftliche Aspekte als auch die Berufsvorbereitung und die Arbeit im hochschulpolitischen Bereich.

Neben der Nachwuchsförderung bietet die DPG ebenso zahlreiche Aktivitäten für Physiker aus dem Umfeld der Industrie & Wirtschaft an. Diese werden vom Arbeitskreis Industrie und Wirtschaft[12] organisiert und durchgeführt. Neben der Tagungsreihe Forschung – Entwicklung – Innovation[13] werden vielerorts regionale Stammtische bzw. Industriegespräche[14] zum Erfahrungsaustausch angeboten.

Preise und Ehrungen

Die DPG würdigt physikalische Spitzenleistungen mit Auszeichnungen von internationalem Renommee. Die beiden wichtigsten sind die „Max-Planck-Medaille für Theoretische Physik“ und die „Stern-Gerlach-Medaille für Experimentelle Physik“. Der Hertha-Sponer-Preis ist ein wissenschaftlicher Preis der seit 2002 jährlich für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Physik an eine Wissenschaftlerin vergeben wird. Manche Auszeichnungen – wie der „Gustav-Hertz-Preis für junge Physikerinnen und Physiker“ – dienen der Nachwuchsförderung, andere – wie der Otto-Hahn-Preis – werden von der DPG in Kooperation mit Organisationen aus dem In- und Ausland verliehen. Insbesondere sind dies der Max-Born-Preis mit dem britischen Institute of Physics, der Marian-Smoluchowski-Emil-Warburg-Physikpreis mit der Polnischen Physikalischen Gesellschaft und der Gentner-Kastler-Preis mit der französischen physikalischen Gesellschaft. Mit der Medaille für naturwissenschaftliche Publizistik[15] ehrt die DPG Persönlichkeiten, die sich besonders darum verdient gemacht haben, naturwissenschaftliche Sachverhalte in der Öffentlichkeit darzustellen. An Mitglieder, die sich in herausragender Weise für die Belange der DPG eingesetzt haben, wird eine Ehrennadel verliehen. Darüber hinaus zeichnet die DPG bundesweit Abiturientinnen und Abiturienten für herausragende Physikleistungen aus. Sie unterstützt Schülerwettbewerbe wie das International Young Physicists’ Tournament (IYPT), fördert innovative Schulprojekte und organisiert Fortbildungen für Lehrkräfte.

Publikationen und Öffentlichkeitsarbeit

Die Mitgliederzeitschrift – das Physik Journal – berichtet über Neuigkeiten aus der Physik und der DPG. Artikel, die älter als drei Jahre sind, stehen dabei als Open Access zur Verfügung. Des Weiteren gibt die DPG, gemeinsam mit dem britischen Institute of Physics, ein elektronisches Fachmagazin heraus: das New Journal of Physics. Alle Artikel dieser Open-Access-Zeitschrift können kostenfrei gelesen und heruntergeladen werden. Die hier publizierten Artikel haben ein strenges Prüfverfahren (Wissenschaftliches Peer-Review) durchlaufen. Unter dem Namen „Verhandlungen“ erscheint das Tagungsprogramm der DPG, das Jahr für Jahr die Zusammenfassungen (Abstracts) von rund 8.000 Fachvorträgen auflistet.

Mit populärwissenschaftlichen Publikationen und öffentlichen Veranstaltungen beteiligt sich die DPG am Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Zu diesen Aktivitäten gehören auch die Highlights der Physik. Dieses jährlich veranstaltete Physik-Festival, das die DPG gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung organisiert, zählt Jahr für Jahr rund 30.000 Besucher[16]; damit ist es das größte seiner Art in Deutschland. Das Webportal „Welt der Physik“ wird von der DPG gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung betrieben, es richtet sich auch an Nicht-Fachleute.

Früher gab die DPG auch die Zeitschrift für Physik heraus, die heute im European Physical Journal aufgegangen ist, und es gab in den Vorgängerorganisationen der heutigen DPG noch weitere Zeitschriften.[17]

Vorsitzende und Präsidenten der DPG

Porträts der Vorsitzenden und Präsidenten der Deutschen Physikalischen Gesellschaft im Zeitraum 1845 bis 1945; im Ausstellungsraum des Magnus-Hauses in Berlin
ZeitraumName[18]
1845–1847Gustav Karsten
1847–1878Emil Du Bois-Reymond
1878–1894Hermann von Helmholtz
1895–1897Wilhelm von Bezold
1897–1899Emil Warburg
1899–1905Emil Warburg
1905–1906Max Planck
1906Paul Drude
1906–1907Max Planck
1907–1908Heinrich Rubens
1908–1909Max Planck
1909–1910Heinrich Rubens
1910–1912Ferdinand Kurlbaum
1912–1914Heinrich Rubens
1914–1915Fritz Haber
1915–1916Max Planck
1916–1918Albert Einstein
1918–1920Arnold Sommerfeld
1920–1922Wilhelm Wien
1922–1924Franz Himstedt
1924–1925Max Wien
1925–1927Friedrich Paschen
1927–1929Heinrich Konen
1929–1931Egon von Schweidler
1931–1933Max von Laue
1933–1935Karl Mey
1935–1937Jonathan Zenneck
1937–1939Peter Debye
1939–1940Jonathan Zenneck
1940–1945Carl Ramsauer
1950–1951Jonathan Zenneck
1952–1953Karl A. Wolf
1954Richard Becker
1955Karl A. Wolf
1956–1957Walther Gerlach
1958–1959Ferdinand Trendelenburg
1960–1961Wilhelm Walcher
1962–1963Konrad Ruthardt
1964–1965Fritz Bopp
1966–1967Wolfgang Finkelnburg
1968–1969Martin Kersten
1970–1971Karl Ganzhorn
1972–1973Werner Buckel
1974–1975Otto Koch
1976–1977Hans-Joachim Queisser
1978–1979Heinrich Welker
1980–1981Horst Rollnik
1982–1983Karl Joachim Schmidt-Tiedemann
1984–1986Joachim Treusch
1986–1988Joachim Trümper
1988–1990Otto Gert Folberth
1990–1992Theo Mayer-Kuckuk
1992–1994Herwig Schopper
1994–1996Hans G. Danielmeyer
1996–1998Markus Schwoerer
1998–2000Alexander M. Bradshaw
2000–2002Dirk Basting
2002–2004Roland Sauerbrey
2004–2006Knut Urban
2006–2008Eberhard Umbach
2008–2010Gerd Litfin
2010–2012Wolfgang Sandner
2012–2014Johanna Stachel[19]
2014–2016Edward G. Krubasik
2016–2018Rolf-Dieter Heuer
2018–2020Dieter Meschede
2020–2022Lutz Schröter
2022–2024Joachim Ullrich

Nobelpreisträger

Lebende Mitglieder, die einen Nobelpreis verliehen bekommen haben:

Unter den verstorbenen DPG-Mitgliedern befinden sich über 30 Nobelpreisträger, unter anderem Albert Einstein, Werner Heisenberg, Erwin Schrödinger und Niels Bohr.[20]

Siehe auch

Literatur

  • Mark Walker und Dieter Hoffmann (Hg.): Physiker zwischen Autonomie und Anpassung. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft Im Dritten Reich. Wiley-VCH, Weinheim 2006, ISBN 3-527-40585-2
  • Dieter Hoffmann (Herausgeber): Gustav Magnus und sein Haus. Verlag für Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik, Stuttgart 1995 (herausgegeben im Auftrag der Deutschen Physikalischen Gesellschaft)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. https://www.dpg-physik.de/ueber-uns/profil-und-selbstverstaendnis/geschichte-der-dpg
  2. https://www.dpg-physik.de/ueber-uns/organe-und-gremien/vorstand
  3. Pressemitteilung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e. V.: Joachim Ullrich neuer Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. 1. April 2022, abgerufen am 1. April 2022.
  4. Die Physikalische Gesellschaft zu Berlin, abgerufen am 31. Dezember 2020.
  5. pro-physik.de: Nachruf auf Wilhelm Walcher (PDF); Physik Journal 5 (2006) Nr. 2, S. 44–45., abgerufen am 28. Januar 2021.
  6. pgzb.tu-berlin.de: Die Physikalische Gesellschaft zu Berlin
  7. Satzung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e. V.
  8. Frühjahrstagungen der DPG
  9. Physik Journal 09/2011 S. 99 ff - Jahresbericht 2010 der DPG
  10. Arbeitskreis Chancengleichheit (AKC)
  11. Übersicht aller bisherigen DPT
  12. Arbeitskreis Industrie und Wirtschaft (AIW)
  13. Forschung - Entwicklung - Innovation
  14. Industriegespräche
  15. Bisherige Preisträger und Preisträgerinnen der Medaille für naturwissenschaftliche Publizistik
  16. dpg-physik: „Bonn macht die Physik sichtbar“, abgerufen am 28. Januar 2021.
  17. Scholarly Societies Project zu Zeitschriften der DPG scholarly-societies.org (Memento vom 5. Januar 2013 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  18. Ehemalige Präsidenten auf dpg-physik.de
  19. uni-heidelberg.de: Johanna Stachel übernimmt Präsidentschaft der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
  20. Deutsche Physikalische Gesellschaft, Mitgliederverzeichnis von 1845 bis 1945

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