Deutsche Luft-Reederei

Eine LVG C.VI der DLR mit Hans Albers als Passagier, 1919
Von H. E. Sieger auf der von der Weimarer Nationalversammlung genehmigten Luftpost-Linie Weimar-Berlin versandter und von der DLR beförderter Ersttagsbrief vom 6. Februar 1919

Die Deutsche Luft-Reederei (DLR) war von 1917 bis zu ihrer Fusion mit der Lloyd Luftdienst GmbH 1923 die erste mit Flugzeugen betriebene deutsche Luftverkehrsgesellschaft und eine Vorläuferin der Lufthansa.[1] Die 1909 vor der DLR gegründete DELAG, die Deutsche Luftschiffahrts-Aktiengesellschaft, betrieb die von der Luftschiffbau Zeppelin GmbH gebauten Verkehrsluftschiffe.

Geschichte

Die Ursprünge im Ersten Weltkrieg

Die Deutsche Luft-Reederei wurde mitten im Ersten Weltkrieg als militärisches Lufttransport-Unternehmen am 13. Dezember 1917 gegründet.[1] Treibende Kraft war Walther Rathenau als Aufsichtsratsvorsitzender der AEG. Als weitere Firmen wirkten Hapag, Luftschiffbau Zeppelin und die Deutsche Bank mit.

Zivile Luftverkehrsgesellschaft

Werbe-Plakat von 1919 für erste Rundflüge mit der DLR über Potsdam und das Märkische Seengebiet;
Entwurf Hans Rudi Erdt
(c) Bundesarchiv, Bild 183-T0126-510 / UnbekanntUnknown / CC-BY-SA 3.0
Luftposttransport zwischen Berlin und Weimar, Februar 1919
AEG J.II Kabine mit dem Kennzeichen „D.L.R. 36“ und dem „Kranich“ von Otto Firle auf dem Seitenruder, um 1920

Nachdem die Gesellschaft am 8. Januar 1919 die Zulassung für den zivilen Luftverkehr erhalten hatte, nahm sie am 6. Februar 1919 den Luftpostdienst zwischen Berlin und Weimar auf. Heimatflugplatz war zunächst der Flugplatz Johannisthal in Berlin-Johannisthal. 1922 erfolgte der Umzug auf das Gelände der ehemaligen Zeppelinwerke in Berlin-Staaken.

Ab dem 1. März 1919 wurde der Passagierverkehr Berlin–Hamburg und Berlin–Warnemünde aufgenommen. Am 15. April 1919 folgte die Strecke Berlin–Gelsenkirchen. Dazu kamen Flüge zur Leipziger Messe und Saisonverkehr zwischen Hamburg und Westerland. Die erste Auslandsstrecke führte von Berlin über Hamburg und Bremen nach Amsterdam.

Die Gesellschaft gehörte am 28. August 1919 in Den Haag zu den Gründungsmitgliedern der International Air Traffic Association aus der im April 1945 in Havanna auf Kuba die International Air Transport Association (IATA) hervorging.

Flotte und Personal

Es wurden zunächst umgebaute Kriegsflugzeuge wie AEG J.II, LVG C.V und LVG C.VI und ehemalige Piloten der Luftstreitkräfte (u. a. Antonius Raab) eingesetzt.

Fusionen ab 1923

„Kranich“ im Lufthansa-Logo von 2018

Am 6. Februar 1923 schlossen sich die Deutsche Luft-Reederei und die Lloyd Luftdienst GmbH zur Deutschen Aero Lloyd zusammen. Im Jahr 1926 fusionierte diese ihrerseits mit der 1921 gegründeten Junkers Luftverkehr AG zur Deutschen Lufthansa AG.

Die Deutsche Luft-Reederei hatte bereits den stilisierten Kranich von Otto Firle als Logo auf ihren Flugzeugen. Der „Kranich“ wurde bei den Fusionen 1923 von der Deutschen Aero Lloyd und 1926 von der Lufthansa übernommen und wird noch heute in fast unveränderter Form vom Lufthansa-Konzern verwendet.

Luftbildaufnahmen

Revers der Ansichtskarte Nr. 1848: „Allein-Groß-Vertrieb […] für Hannover, Hildesheim u. Steinhuder Meer“ durch den Hannoverschen Kunstverlag Heinrich Carle
Leporello mit 24 Luftbildaufnahmen der DLR von Dresden aus 200 Meter Höhe

Aus der Entstehungsgeschichte als militärisches Lufttransport-Unternehmen hatte die DLR Erfahrung in Luftbildaufnahmen. Im Jahre 1919 etablierte sie eine zivile Luftbildabteilung, um auf diesem aussichtsreichen Gebiet wirtschaftlich tätig zu sein.[1]

Aus ihren in der Luft befindlichen Flugzeugen heraus ließ die DLR Luftbildaufnahmen aus unterschiedlichen Höhen aufnehmen. Aus diesen Aufnahmen entstand eine vierstellige Zahl fortlaufend nummerierter Ansichtskarten im Kupfer-Tiefdruckverfahren. Sie wurden beispielsweise von Verlagen wie etwa dem Hannoverschen Kunstverlag Heinrich Carle vertrieben, der die Rechte am „Allein-Groß-Vertrieb“ für die so vervielfältigten Aufnahmen von Hannover, Hildesheim und dem Steinhuder Meer erworben hatte.[2]

Nachdem 1923 die DLR zur Deutschen Aero Lloyd fusionierte, wurde am 31. Dezember 1923 die Aero Lloyd Luftbild GmbH gegründet. Daraus entstand 1926 die Hansa Luftbild.[1]

Siehe auch

Schriften

  • Eine Million Kilometer Luftverkehr der DLR. Berlin, den 26. November 1920 (Schrift mit 40 z. T. gefalteten Blättern, teilweise mit Abbildungen), Berlin: Deutsche Luft-Reederei, 1920.

Literatur

  • Jochen K. Beeck: Im Zeichen des Kranichs. Die Flugzeuge der Lufthansa 1926–2006. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-613-02668-6.
  • Achim Figgen u. a.: Verkehrsflugzeuge. Bechtermünz-Verlag, Augsburg 2000, ISBN 3-8289-5351-4.
  • John Stroud: Wings of Peace – DLR. In: Aeroplane Monthly. 17, März 1989, ISSN 0143-7240, S. 176–182.
  • Stephan Prager: Das deutsche Luftbildwesen (= Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen. Heft 97). Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 1961, ISBN 3-322-96146-X; großteils online über Google-Bücher

Weblinks

Commons: Deutsche Luft-Reederei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Stephan Prager: Organisationen nach dem Ersten Weltkrieg, in ders: Das deutsche Luftbildwesen … (siehe Literatur), S. 18–21.
  2. Vergleiche beispielsweise diese Angaben

Auf dieser Seite verwendete Medien

2015-10-13 Bernd Schwabe im Wikipedia-Büro Hannover mit Leporello Im Fluge über Dresden, 24 Aufnahmen der Deutschen Luft-Reederei vom Flugzeug aus gesehen, Serie 40.jpg
Autor/Urheber: Foto: Claus-Peter Enders, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Initiiert und fotografiert vom Team im Wikipedia-Büro Hannover als Aufgabe von nationaler Rang: Claus-Peter Enders fotografierte hier Bernd Schwabe mit bis zur Decke hochgestrecktem Arm, in der linken Hand das Leporello mit dem Titel

„Im Fluge über Dresden / 24 Aufnahmen der Deutschen Luft-Reederei / vom Flugzeug aus gesehen. Serie 40.“

Die 24 Ansichtskarten, auf der Adressseite (Revers) durchweg mit dem Zudruck

„ - Fliegeraufnahme der D. L. R. - / aus 200 m Höhe“

In dem zum Aufkleben der Briefmarke vorgesehen Feld ist zudem vermerkt:

„Als Postkarte nur in Deutschland zulässig“

Hinter der Angabe

Verlag: Albert Rehfeld, Dresden 9“

gefolgt von der von Rehfeld fortlaufenden Nummerierung von No. 1 bis No. 24. Diese Nummerierung entsprach nicht den auf der Bildseite von der DLR vorgegebenen fortlaufenden Nummerierung der Ansichtskarten, die in diesem Leporello unchronologisch von den Nummern 194 bis 321 reichen ...
AEG J.II Kabine.jpg
AEG J.II K (Kabine) der Deutschen Luft-Reederei mit dem Luftfahrzeugkennzeichen D.L.R. 36. Im deutschen Luftfahrzeugregister wurde die Maschine unter dem Kennzeichen "D-9" geführt. Bei der Fusion von "DLR" mit dem "Lloyd Luftdienst" zur "Deutschen Aero Lloyd" am 6. Februar 1923 ging sie in deren Bestand über. Am 7. Oktober 1924 ging sie durch Bruch verloren."
Bundesarchiv Bild 183-T0126-510, Berlin, Flugpost nach Weimar.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-T0126-510 / UnbekanntUnknown / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Scherl:

Flugpost Berlin-Weimar. Einladen in Berlin-Johannisthal

Februar 1919
1919 Deutsche Luft-Reederei Plakat Rundflüge über Potsdam und das Märkische Seengebiet, Hans Rudi Erdt, Otto Firle.jpg
Dieses im Jahr 2015 für Euro 3.500,- angebotene, leicht beschädigte Plakat im Format 70,6 x 94,7 cm der Luft-Reederei wurde 1919 von Hans Rudi Erdt, das Signet "Kranich" stammt aus der Feder von Otto Firle. Auf dem Mehrfarbdruck ist eine junge Frau mit Fliegerbrille zu sehen, im Hintergrund mehrere Doppeldecker-Flugzeuge in der Luft. Das Plakat wirbt für

„Rundflüge über Potsdam und das Märkische Seengebiet / Um grösseren Kreisen Gelegenheit zu geben, die Eigenarten und die Schönheiten eines Fluges kennenzulernen, finden bis auf Weiteres täglich Passagierflüge statt“

Auskunft erteilte die Berliner Dependance der Hamburg-Amerika-Linie mit Sitz in der Straße Unter den Linden 8 ...
DLR LVG CVI HansAlbers.jpg
LVG C.VI der Deutschen Luft-Reederei mit der Kennung D.L.R. 5 mit den Passagieren Hans Albers und Elsbeth Kurasch.
Deutsche Luft-Reederei Fliegeraufnahme 1848 Hannover-Linden, Adressseite, Kunstverlag Heinrich Carle, Kupfertiefdruck.jpg
Vorgedruckter Text auf der Adressseite der Ansichtskarte mit der "Fliegeraufnahme" unter der fortlaufenden Nummer 1848 :

„Allein-Gross-Vertrieb der für Hannover, Hildesheim u. Steinhuder Meer durch Kupfertiefdruck vervielfältigten Fliegeraufnahmen der Deutschen Luft-Reederei durch Firma Hannov. Kunstverlag Heinrich Carle Hannover, Nikolaistraße 14.“

...
1919-02-06 Deutsche Luft-Reederei Flugpost National-Versammlung Weimar erster Flug nach Berlin.jpg
Am 6. Februar 1919 von Weimar nach Berlin befördertes Briefkuvert als "Sammler-Ersttagsbrief" des ersten Fluges der Deutschen Luft-Reederei mit einem Doppeldecker von Weimar nach Berlin, der laut rückseitigem Ankunftsstempel nach nur 5 Stunden in Berlin angekommen sein soll.