Deutsche Dreiband-Meisterschaft 1974/75

41. Deutsche Dreiband-Meisterschaft 1974/75
Der Sieger: Dieter Müller
Turnierdaten
Turnierart:DeutschlandDeutsche MeisterschaftDeutschland
Turnierformat:Spielmann-System
Ausrichter:DBB/Bfr. Solingen-Ohligs
Turnierdetails
Austragungsort:Klingenhalle Solingen,
Solingen, NRW[1]
Eröffnung:6. September 1974
Endspiel:8. September 1974
Teilnehmer:12
Titelverteidiger:Dieter Müller
Sieger:Dieter Müller
2. Finalist:Gert Tiedtke
3. Platz:Günter Siebert
Preisgeld:Amateurturnier
Rekorde
Bester GD:0,853 Dieter Müller
Bester ED:1,052 Dieter Müller
Höchstserie (HS):00090 Peter Donnert
Spielstätte auf der Karte
1973/741975/76
Veranstaltungsort: Solingen

Die Deutsche Dreiband-Meisterschaft 1974/75 (DDM) war die 41. Ausgabe dieser Turnierserie und fand vom 6. bis 8. September 1974 in Solingen statt.

Geschichte

Es war nach den Jahren 1932, 1947 und 1948 die vierte DDM die in Solingen ausgetragen wurde. Vor und nach dem Krieg galt Solingen als Billardhochburg. Otto Unshelm vom „Solinger BC 20“ war der Star der Anfangsjahre, er siegte 1932–1935 und 1941. Diese Meisterschaft wurde zum zweiten Mal nach 1973 im „Spielmann-System“ (s. Modus) ausgetragen. Siegfried Spielmann selbst nahm als Drittplatzierter des Vorjahres nicht teil und machte Platz für Hans-Dietrich Runkehl.[1]

Das Spielmannsystem hatte gewiss seine Schwächen, aber anders war ein 12er-Turnier auf drei Tischen mit 25 zu spielenden Partien in drei Tagen nicht zu bewältigen (Gesamtspieldauer: 23 Stunden).[1]

In den Medien fand die Veranstaltung im Rahmen der 600-Jahr-Feier der Stadt Solingen in der Klingenhalle große Beachtung. Der WDR berichtete im Rahmen seiner Sendung „Zwischen Rhein und Ruhr“, das ZDF sendete Ausschnitte im Aktuellen Sportstudio und das Finale in der Sportreportage. Erstmals waren Ausrichter und Veranstalter vom Werbespektakel der Medien betroffen. Um die Bilder senden zu dürfen, auch in den Nachbarländern Niederlande und Belgien, musste die Bandenwerbung entfernt werden, ein hoher Verlust für die Organisatoren.[1]

Modus

Die Spieler wurden in drei Gruppen à vier Spieler eingeteilt (VR). Während des gesamten Turniers wurde auf 60 Punkte mit Nachstoß und ohne Aufnahmebegranzung gespielt. Die beiden Gruppenbesten kamen in die Zwischenrunde (ZR). Dort ergaben sich, gereiht nach Generaldurchschnitt (GD) drei Paarungen. Die beiden GD-besten Gewinner und der GD-beste Verlierer kamen dann in die Vorschlussrunde, dann Finale und kleines Finale. Diese Form der Ausrichtung wird auch als „Spielmann-System“ bezeichnet.[2]

Gruppeneinteilung

Das Ausgangsklassement ergab sich aus den Spielerleistungen der bisherigen Saison.

Ausgangsklassement[1]
PlatzNameGD
1Dieter Müller, Billardakademie Berlin0,772
2Günter Siebert, Bfr. Altenessen-Süd0,756
3Jürgen Meissburger, BC „Pack' an“ Hattingen0,744
4Joseph Bücken, BSC Aachen0,711
5Ernst Rudolph, Kölner BC 080,723
6Günter Schüssler, Kölner BC 08−10 % = 0,628
7Otto Gegenfurtner, BSV München0,663
8Hans-Dietrich Runkehl, Bfr. Altenessen-Süd0,660
9Gert Tiedtke, Kölner BC 080,658
10Rudolph Apelt, Berliner Bfr. 210,640
11Paul Kimmeskamp, DBC Bochum 19260,568
12Peter Donnert, BV Saarlouis0,559
Gruppeneinteilung[1]
Gruppe 1Gruppe 2Gruppe 3
Dieter MüllerGünter SiebertJürgen Meissburger
Günter SchüsslerErnst RudolphJoseph Bücken
Otto GegenfurtnerH.-D. RunkehlGert Tiedtke
Peter DonnertPaul KimmeskampRudolph Apelt

Turnierverlauf

Vorrunde

Gruppe 1

Die erste Gruppenbegegnung fing gleich mit einer großen Überraschung an. Titelverteidiger Dieter Müller verlor sein Spiel gegen den Tabellenletzten Donnert aus Saarlouis deutlich mit 40:60. Donnert produzierte in der Partie auch gleich in der 4. Aufnahme den Turnierrekord in der Höchstserie (HS) mit 9 Punkten, der Berliner hatte zu keiner Zeit der Partie eine reelle Chance auf den Sieg gehabt. Der von Donnert aufgestellte beste Einzeldurchschnitt (ED) von 0,983, den er später noch einmal wiederholte, konnte er bis zur vorletzten Partie halten.[1]

Schüssler gewann gegen Otto Gegenfurtner 60:39 in 75 Aufnahmen und stellte damit seinen besten Einzeldurchschnitt (BED) mit 0,800 auf. Müller musste nun gegen Schüssler unbedingt gewinnen, wollte er nicht schon in der Vorrunde ausscheiden. Er entschied das Match nach 65 Aufnahmen mit 60:50 für sich. Anscheinend hatte Donnert sein Überraschungssieg gegen Müller leichtsinnig werden lassen und so verlor er sein Spiel gegen den Bayernvertreter Otto Gegenfurtner klar mit 50:60 in langen 107 Aufnahmen. Gegenfurter verlor dann aber sein Match gegen Müller mit 50:60 in78 Aufnahmen und so musste Schüssler, wollte er eine Runde weiterkommen gegen Donnert gewinnen, verpasste aber sein Ziel mit 38:60 in einer glücklosen Partie.[1]

Endstand Gruppe 1
#NameMPPkt.Aufn.GDBEDHS
1Dieter Müller4:21642040,8030,9327
2Peter Donnert4:21702420,7020,9839
3Günter Schüssler2:41482140,6910,8006
4Otto Gegenfurtner2:41492600,5730,5606
Legende
MPMatch Punkte (Sieger = 2; Unentschieden = 1; Verlierer = 0)
SVSatzverhältnis (nur bei Turnieren im Satzsystem)
Pkte.Erzielte Karambolagen
Aufn.benötigte Aufnahmen
GDGeneraldurchschnitt
MGDMannschafts-Generaldurchschnitt
BEDBester Einzeldurchschnitt eines Spielers
BEMDBester Einzeldurchschnitt einer Mannschaft
BSDBester Satzdurchschnitt eines Spielers
HSHöchstserie
WRPWeltranglistenpunkte

Gruppe 2

In dieser Gruppe waren der RoutinierAltmeister und siebenfache Deutsche Meister Ernst Rudolph und Günter Siebert die Favoriten. Während Siebert seiner Rolle gerecht wurde und alle seine Matches gewann (Kimmeskamp: 60:47 in 92; Runkehl: 60:35 in 66; Rudolph: 60:44 in 68), konnte Rudolph nur das Match gegen Runkehl mit 60:31 in 73 gewinnen, das Spiel gegen Kimmeskamp ging jedoch deutlich mit 32:60 in 70 verloren. Runkehl gewann mit 60:56 in 83 gegen Kimmeskamp. So musste nach Gleichstand über die Platzierung zum Weiterkommen des Gruppenzweiten der GD entscheiden. Der minimale Unterschied von 21 ‰ schlug zugunsten von Kimmeskamp aus, der zusammen mit Siebert eine Runde weiter kam.[1]

Endstand Gruppe 2
#NameMPPkt.Aufn.GDBEDHS
1Günter Siebert6:01802260,7960,9096
2Paul Kimmeskamp2:41632450,6650,8575
3Ernst Rudolph2:41362110,6440,8218
4H.-D. Runkehl2:41262220,670,7225
Legende
MPMatch Punkte (Sieger = 2; Unentschieden = 1; Verlierer = 0)
SVSatzverhältnis (nur bei Turnieren im Satzsystem)
Pkte.Erzielte Karambolagen
Aufn.benötigte Aufnahmen
GDGeneraldurchschnitt
MGDMannschafts-Generaldurchschnitt
BEDBester Einzeldurchschnitt eines Spielers
BEMDBester Einzeldurchschnitt einer Mannschaft
BSDBester Satzdurchschnitt eines Spielers
HSHöchstserie
WRPWeltranglistenpunkte

Gruppe 3

Im Gegensatz zu den andern Gruppen, war diese von der Spielstärke der Teilnehmer her ausgeglichen. Daher waren auch die Ergebnisse knapp oder glücklich ausgefallen. Bücken verlor, gewohnt ruhig, sein erstes Match gegen Tiedke in 86 Aufnahmen mit 53:60. Der spielstark aus dem Vorjahr bekannte Jürgen Meissburger gewann glücklich mit 60:59 gegen Apelt. Anschließend enttäuschte er jedoch mit 38:60 gegen Joseph Bücken und verdarb sich dadurch den Einzug in die Zwischenrunde (ZR). Apelt hatte auch in der zweiten Partie kein Glück und verlor, wieder knapp, in 82 Aufnahmen mit 58:60 gegen Tiedke. Bücken gewann sein zweites Match ebenfalls knapp mit 60:59 in 104 Aufnahmen gegen Apelt, der daruch zum Pechvogel des Turniers wurde. Zum Schluss gewann Jürgen Meissburger gegen Tiedke in 86 Aufnahmen mit 60:53. Wieder entschied der GD über die Platzierung, diesmal jedoch bei den ersten Dreien, und den Einzug in die Zwischenrunde.[1]

Endstand Gruppe 3
#NameMPPkt.Aufn.GDBEDHS
1Gert Tiedtke4:21732540,6810,7315
2Joseph Bücken4:21732630,6570,8217
3Jürgen Meissburger4:21582530,6240,6975
4Rudolph Apelt0:61762800,6284
Legende
MPMatch Punkte (Sieger = 2; Unentschieden = 1; Verlierer = 0)
SVSatzverhältnis (nur bei Turnieren im Satzsystem)
Pkte.Erzielte Karambolagen
Aufn.benötigte Aufnahmen
GDGeneraldurchschnitt
MGDMannschafts-Generaldurchschnitt
BEDBester Einzeldurchschnitt eines Spielers
BEMDBester Einzeldurchschnitt einer Mannschaft
BSDBester Satzdurchschnitt eines Spielers
HSHöchstserie
WRPWeltranglistenpunkte

Daraus ergab sich folgendes Klassement:

  1. Günter Siebert
  2. Dieter Müller
  3. Peter Donnert
  4. Gert Tiedtke
  5. Paul Kimmeskamp
  6. Joseph Bücken

Diese Sechs waren damit automatisch für die Qualifikation zur 42. DDM 1975 in Berlin oder München zugelassen.

Zwischenrunde

Aus dem Klassement der Vorrunde ergaben sich folgende Paarungen/Partien: Joseph Bücken vs. Günter Siebert, Peter Donnert vs. Gert Tiedtke und Dieter Müller vs. Paul Kimmeskamp. Siebert und Müller gewannen ihre Spiele klar und Tiedtke kam als Durchschnittsbester weiter. Der Saarländer Donnert mit bestem ED dieser Runde, hatte sich als Favoritenschreck herausgestellt, Paul Kimmeskamp und Joseph Bücken schieden aus.[1]

Endstand Zwischenrunde
NameMPPkt.Aufn.EDHS
Günter Siebert260740,8114
Joseph Bücken043740,5814
Dieter Müller260790,7595
Paul Kimmeskamp043790,5445
Peter Donnert260610,9836
Gert Tiedtke037610,6066
Legende
MPMatch Punkte (Sieger = 2; Unentschieden = 1; Verlierer = 0)
SVSatzverhältnis (nur bei Turnieren im Satzsystem)
Pkte.Erzielte Karambolagen
Aufn.benötigte Aufnahmen
GDGeneraldurchschnitt
MGDMannschafts-Generaldurchschnitt
BEDBester Einzeldurchschnitt eines Spielers
BEMDBester Einzeldurchschnitt einer Mannschaft
BSDBester Satzdurchschnitt eines Spielers
HSHöchstserie
WRPWeltranglistenpunkte

Daraus ergab sich folgendes Klassement:

  1. Peter Donnert
  2. Günter Siebert
  3. Dieter Müller
  4. Gert Tiedtke

Finalrunden

Halbfinale

Aus dem Klassement ergaben sich dann folgende Paarungen: Günter Siebert vs. Gert Tiedtke und Dieter Müller vs. Peter Donnert. Der Titelverteidiger hatte dadurch Chance auf eine Revanche seiner Vorrundenschlappe gegen Donnert. Er zeigte sein Können, Donnert fand nicht ins Spiel und verlor mit großem Abstand. Günter Siebert, bisher der einzige Spieler ohne Spielverlust, fand ebenfalls nicht ins Spiel, spielte zefahren gegen einen erholt wirkenden Gert Tiedtke, der die Partie dann auch mit deutlichem Vorsprung gewann. Damit spielten Donnert und Siebert um Platz 3 und Müller hatte die Chance seinen Titel gegen Tiedke zu verteidigen.[1]

Endstand Halbfinale
NameMPPkt.Aufn.EDHS
Dieter Müller260630,9525
Peter Donnert027630,4285
Gert Tiedtke260860,6975
Günter Siebert039860,4534

Kleines Finale

Im Spiel um den 3. Platz schien Peter Donnert erholt von der Zwischenrunde, während sein Kontrahent jeglichen Elan aus den Vorrunden verloren hatte. Donnert beendete sein letztes Spiel mit 60:58, aber Siebert gelang im Nachstoß die erforderlichen Punkte zum Unentschieden. Ein Penaltyschießen gab es nicht, wieder entschied der GD über die Platzierung und da hatte Siebert wiederum durch seine vorangegangenen Siege die Nase vorn. Donnert schloss als Letztgesetzter mit einem guten 4. Platz ab. Als 11. des Vorjahres schaffte er den Sprung in die Spitze.[1]

Endstand
NameMPPkt.Aufn.EDHS
Günter Siebert160860,6977
Peter Donnert160860,6975

Finale

Im Spiel um den Meistertitel zeigte der Berliner Müller erneut sein Können einem begeisterten Publikum. Er ließ dem Kölner Tiedtke keine Chance und verwandelte nach 57 Aufnahmen seinen Matchball zum 60:38-Sieg und hatte damit nicht nur seinen Titel verteidigt, sondern auch den 11. deutschen Meistertitel gewonnen. Er schloss das Turnier als einziger Spieler mit einem ED von 1,052 ab.

Endstand
NameMPPkt.Aufn.EDHS
Dieter Müller260571,0524
Gert Tiedtke038570,6664

Abschlusstabelle

Legende
MPMatch Points (Sieger = 2; Unentschieden = 1; Verlierer = 0)
Pkte.Erzielte Karambolagen
Aufn.Benötigte Versuche
GDGeneraldurchschnitt
BEDBester Einzeldurchschnitt eines Spielers
HSHöchstserie
Bester GD des Turniers
Bester ED des Turniers
Beste HS des Turniers
1. Platz (Gold)
2. Platz (Silber)
3. Platz (Bronze)
Endklassement[1][2]
RundePlatzNameMPPkteAufn.GDBEDHS
Finale1Dieter Müller10:23444030,8531,0527
2Gert Tiedtke6:64580,67207316
Spiel um
Platz 3
3Günter Siebert9:33394720,7180,9097
4Peter Donnert7:53174520,7010,9839
Zwischen-
Runde
5Joseph Bücken4:42163370,6400,8217
6Paul Kimmeskamp2:62063240,6350,8575
Vor-
Runde
7Jürgen Meissburger4:21582530,6240,6975
8Günter Schüssler2:41482140,6910,8005
9Ernst Rudolph2:41362110,6440,8218
10Otto Gegenfurtner2:41492600,5730,5606
11Hans-Dietrich Runkehl2:41262220,5670,7225
12Rudolph Apelt0:61762800,6285
Turnierdurchschnitt: 0,674

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n Deutscher Billard Bund (Hrsg.): Billard Sport. 1. Auflage. Köln 1974, S. 130–132.
  2. a b Dieter Haase, Heinrich Weingartner: Enzyklopädie des Billardsports. 1. Auflage. Band 2. Verlag Heinrich Weingartner, Wien 2009, ISBN 978-3-200-01489-3, S. 946.

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