Deutsche Botschaft Kabul

Deutsche Botschaft Kabul

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Staatliche EbeneBund
StellungBotschaft
GeschäftsbereichAuswärtiges Amt[1]
Gründung1958
HauptsitzAfghanistan Kabul
BotschafterN.N.
Netzauftrittwww.kabul.diplo.de

Die Deutsche Botschaft Kabul ist die offizielle diplomatische Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in Afghanistan. Die Botschaft hat den Dienstbetrieb am 15. August 2021 vorübergehend eingestellt; das Personal ist abgezogen. Die bilateralen diplomatischen Beziehungen bestehen weiter.

Lage und Gebäude

Die Botschaftsgelände befindet sich wie das der meisten ausländischen Missionen unweit des Außenministeriums im Südwesten der afghanischen Hauptstadt Kabul. Die Straßenadresse lautet: 6th Street, Wazir Akbar Khan, Kabul.

Der Hamid Karzai International Airport liegt 5 km nordöstlich.

Die Bundesrepublik Deutschland erwarb im Jahr 1965, nach den ersten freien Wahlen im Land, ein Grundstück in Erbpacht. Zwischen 1970 und 1972 wurde dort ein Kanzleigebäude und die Residenz des Botschafters nach Plänen der damaligen Bundesbaudirektion und der Frankfurter Architekten Günter Lange & Wolfgang Ebinger errichtet. Es handelte sich um unspektakuläre Gebäude. Die zweigeschossige Residenz öffnete sich über eine Terrasse zum Garten hin. Dort wurde als Kunst am Bau eine Brunnenskulptur von Reinhard Omir „Kinetische Säule“ aufgestellt, die später in Folge von Unruhen im Land zerstört wurde. Im Innenbereich der Residenz wurde ein Gemälde Rolf Cavael gehängt.[2]

In den Jahren 2010 bis 2016 wurde das Botschaftsgelände neu strukturiert.[3] Eine Abwasserbehandlungsanlage für das nicht an eine Kanalisation angeschlossene Grundstück wurde Mitte 2015 in Betrieb genommen.[4] Für die Absicherung des Botschaftsbetriebes wurde das Gelände mit komplexen sicherheitstechnischen Anlagen ausgerüstet.[5]

Zwischen 2008 und 2012 wurden drei Dienstwohnungsgebäude mit einer Gesamtfläche von 5940 m² in Modulbauweise auf dem Gelände errichtet.[6] In die Module wurden für die Fenster Schiebeläden der höchsten Sicherheitsklasse eingearbeitet.[7]

Auftrag und Organisation

Angesichts der volatilen Sicherheitslage, der Unruhen und Umstürze in Afghanistan konnte die Botschaft über längere Zeit nicht die Aufgaben einer diplomatischen Vertretung erfüllen. Dem gestörten Betrieb entsprechend wurden auch die Strukturen der Botschaft lagebedingt angepasst.

Grundsätzlich hat die Botschaft Kabul den Auftrag, die afghanisch-deutschen Beziehungen zu pflegen, die deutschen Interessen gegenüber der afghanischen Regierung zu vertreten und die Bundesregierung über Entwicklungen in Afghanistan zu unterrichten. Dafür war sie in die Arbeitseinheiten Politik, Wirtschaft, Kultur und Presse gegliedert und verfügte über ein Rechts- und Konsularreferat mit Pass- und Visastelle.

Die Botschaft hielt engen Kontakt zu dem Kontingent der Bundeswehr in der International Security Assistance Force (ISAF) und der folgenden Resolute Support Mission (RSM).

Geschichte

Afghanistan wurde am 19. August 1919 formal vom Vereinigten Königreich unabhängig, war faktisch jedoch zu keinem Zeitpunkt kolonisiert. Das Deutsche Reich war bereits von 1915 an durch konsularische Vertreter, Gesandte und Botschafter in Afghanistan vertreten. Erst mit Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 endete die Präsenz.

Die Bundesrepublik Deutschland eröffnete am 22. Dezember 1954 eine Gesandtschaft in Kabul, die am 29. Oktober 1958 in eine Botschaft umgewandelt wurde. Am 4. Dezember 2001 wurde aus der Botschaft ein Verbindungsbüro, das am 9. Januar 2002 erneut in eine Botschaft umgewandelt wurde.[8] Nachdem es bereits in den Jahren 2013[9] und 2017[10] zu zeitweiligen Schließungen gekommen war, erklärte das Auswärtige Amt die Botschaft am 15. August 2021 angesichts der Lage im Gastland für geschlossen. Das Botschaftspersonal traf nach Evakuierung am 27. August in der Heimat ein.[11] Eine Wiederaufnahme des Botschaftsbetriebs mit entsandtem Personal war nach Aussagen von Heiko Maas, Bundesminister des Auswärtigen, unter der Bedingung eines gemeinsamen europäischen Vorgehens gegenüber dem Taliban-Regime möglich.[12] Der Sonderbeauftragte der Bundesregierung für Afghanistan, Botschafter Jasper Wieck wurde mit der Aussage zitiert, die Rückkehr deutscher Diplomaten nach Kabul sei in den ersten Monaten des Jahres 2022 möglich.[13]

Die DDR und Afghanistan nahmen am 17. Januar 1973 diplomatische Beziehungen auf. Von 1973 bis 1978 waren die Botschafter der DDR in Teheran (Iran) gleichzeitig in Afghanistan akkreditiert. Die DDR-Botschaft in Kabul wurde am 7. August 1978 eröffnet. Ende der 1980er Jahre stand sie im Fokus der Staatssicherheit, die Botschaftsmitarbeiter sollten laut einer Empfehlung alles dafür tun, um nach dem offiziellen Abzug der sowjetischen Armee die Botschaft in Afghanistan zu erhalten.[14] Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland wurde die DDR-Botschaft in Kabul 1990 geschlossen.[15]

Siehe auch

Weblinks

Fußnoten und Einzelnachweise

  1. Gemäß § 2 GAD bilden die Zentrale des Auswärtigen Amts und die Auslandsvertretungen eine einheitliche Oberste Bundesbehörde.
  2. Martin Seidel: Kunst am Bau bei Deutschen Botschaften und anderen Auslandsbauten. Kanzlei und Residenz der Deutschen Botschaft Kabul, Afghanistan, 1970‐1972. In: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Hrsg.): BMVBS-Online-Publikation. Nr. 11, September 2011, ISSN 1869-9324, S. 97 ff. (d-nb.info [PDF; abgerufen am 11. Januar 2022]).
  3. Neustrukturierung des Geländes der dt. Botschaft in Kabul/Afghanistan. Ute Hillmann und Christoph Lettgen Architekten, abgerufen am 11. Januar 2022.
  4. MBR Kompaktkläranlage Deutsche Botschaft Kabul. MENA WATER, abgerufen am 11. Januar 2022.
  5. Deutsche Botschaft Kabul. Heimann Ingenieure, abgerufen am 11. Januar 2022.
  6. Deutsche Botschaft Kabul / Afghanistan. ADK Modulraum, abgerufen am 11. Januar 2022.
  7. Großprojekt Deutsche Botschaft Kabul. In: Wennesheimer Schiebeläden. Aluminiumfensterläden Wennesheimer, abgerufen am 11. Januar 2022.
  8. Quelle: Verzeichnis der Vertretungen der Bundesrepublik Deutschland im Ausland
  9. Deutsche Botschaft in Kabul geschlossen. In: Focus online. 19. November 2013, abgerufen am 11. Januar 2022.
  10. Anschlag in Kabul. Bundesanwalt – Deutsche Botschaft war das Ziel (Memento vom 11. Januar 2022 im Internet Archive) in Göttinger Tageblatt, 6. September 2017; abgerufen im Dezember 2021.
  11. Evakuierung aus Afghanistan. In: Die Bundesregierung. 27. August 2021, abgerufen am 11. Januar 2022.
  12. Diplomatische Beziehungen: Außenminister Maas knüpft Rückkehr in Botschaft Kabul an Bedingungen. In: Wirtschaftswoche. 31. August 2021, abgerufen am 11. Januar 2022.
  13. Husna Asifzada: Germany Seeks to Send Diplomats to Kabul in Early 2022. In: TOLOnews. 6. Dezember 2021, abgerufen am 11. Januar 2022 (englisch).
  14. Markus Mirschel: Krisendiplomatie am Ende der 1980er Jahre. Aus den Akten des MfS: Die DDR-Botschaft in Kabul 1988-89. 20. Mai 2022, abgerufen am 19. Dezember 2023.
  15. DDR-Außenpolitik – Ein Überblick – Daten, Fakten, Personen (III), LIT VERLAG Dr. W. Hopf, Berlin 2010, ISBN 978-3-643-10559-2

Koordinaten: 34° 31′ 54,9″ N, 69° 10′ 49″ O

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