Deutsch-schwedische Beziehungen

deutsch-schwedische Beziehungen
Lage von Deutschland und Schweden
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Die deutsch-schwedischen Beziehungen sind heute vor allem durch eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit geprägt. Deutschland und Schweden sind Mitglied in der Europäischen Union und Teil des Schengen-Raums.

Geschichte

Territoriale Expansion Schwedens 1560–1660

Schweden war eine Kriegspartei des Dreißigjährigen Krieges auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. In Folge des Westfälischen Friedens 1648 gingen Teile des heutigen Deutschlands an Schweden, darunter Bremen-Verden, Wismar und Schwedisch-Pommern mit Stralsund.

Bremen-Verden wurde im Schwedisch-Brandenburgischen Krieg von 1675 bis 1676 im sogenannten Bremen-Verdener Feldzug durch mehrere Staaten des Heiligen Römischen Reiches und Dänemark erobert und blieb bis zum Kriegsende 1679 in alliiertem Besitz. Im Zuge des Friedens von Saint-Germain im Jahre 1679 fiel Bremen-Verden wieder an Schweden. Nach einer kurzen Zeit unter dänischer Herrschaft fiel Bremen-Verden 1715 durch Kauf an das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg und blieb dort (mit weiteren Unterbrechungen durch schwedische und französische Herrschaft), bis 1866 das Königreich Hannover von Preußen annektiert wurde.

Die schwedische Herrschaft über Wismar endete de facto 1803, als das Königreich die Stadt mit dem Malmöer Pfandvertrag für 99 Jahre an das Herzogtum Mecklenburg-Schwerin verpfändete. Endgültig fielen sie und die umliegenden Gebiete aber erst 1903 an Deutschland zurück, als Schweden vertraglich auf die Einlösung des Pfandes verzichtete.

Nachdem Teile Schwedisch-Pommerns bereits im Frieden von Saint-Germain 1679 und 1720 im Frieden von Stockholm an Brandenburg-Preußen übergegangen waren, trat Schweden auf dem Wiener Kongress 1815 auch das restliche Gebiet an Preußen ab.

Im Ersten Weltkrieg blieb Schweden offiziell neutral, betrieb aber regen Handel vor allem mit Deutschland, was zu einer begrenzten Blockade durch die Ententemächte führte.

Im Zweiten Weltkrieg blieb Schweden erneut offiziell neutral, erlaubte den Deutschen nach der Besetzung Norwegens und Dänemarks im Rahmen der Unternehmen Weserübung jedoch Transporte durch Schweden. Nach dem Angriff auf die Sowjetunion ließ Schweden sogar eine deutsche Truppenverlegung über sein Territorium zu. Während des Kriegs war Deutschland für Schweden der mit Abstand wichtigste Handelspartner. Im Dezember 1940 wurde das bis dahin umfangreichste Handelsabkommen zwischen Deutschland und Schweden geschlossen. Nach der Sperre des Skagerrak gingen etwa 90 % des schwedischen Exports nach Deutschland. Das wichtigste Exportgut war Eisenerz aus den nordschwedischen Erzfeldern (siehe: Schweden im Zweiten Weltkrieg). Im Sommer 1940 sollte Schweden in die deutsche Großraumwirtschaft integriert werden. Die schwedische Reaktion war zurückhaltend und misstrauisch und Frühjahr 1941 erfolgte in einer amtlichen Stellungnahme des schwedischen Außenministeriums eine Absage.[1]

(c) Bundesarchiv, B 145 Bild-F010671-0008A / Wegmann, Ludwig / CC-BY-SA 3.0
Besuch des Ministerpräsidenten Tage Erlander bei der Kieler Woche 1961

1995 trat Schweden der Europäischen Union bei, derer Vorgängerorganisation die Bundesrepublik Deutschland als Gründungsmitglied angehörte. Beide Staaten sind Mitglieder des Europarates, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, der OECD, des Ostseerates. Seit dem 25. März 2001 ist das Schengener Abkommen wie zuvor schon in Deutschland auch in Schweden und im Transitland Dänemark in Kraft. Damit ist es möglich zwischen Deutschland und Schweden zu Land, zu Wasser oder in der Luft ohne Grenzkontrollen zu reisen.

Schweden hat den Euro bisher noch nicht eingeführt, obwohl es dazu verpflichtet ist.

Wirtschaft

Mit 28,1 Milliarden US-Dollar und einem Anteil von 17,3 % an den schwedischen Importen liegt Deutschland klar an erster Stelle. Schweden importiert aus Deutschland vor allem Fahrzeuge, Maschinen und elektronische Geräte.[2]

Bei den schwedischen Exporten liegt Deutschland mit 15,9 Milliarden US-Dollar und 9,7 % knapp hinter Norwegen auf dem zweiten Platz. Nach Deutschland exportiert werden vor allem Maschinen, Papier und Fahrzeuge.[3]

Für viele schwedische Unternehmen aus dem Einzelhandel (IKEA, Hennes & Mauritz) oder dem Energiesektor (Vattenfall) ist Deutschland ein wichtiger Markt, teilweise sogar wichtiger als der Heimatmarkt.

Diplomatische Vertretungen

Ferner agierte das Königreich Schweden bereits in der Vergangenheit als Schutzmacht der Bundesrepublik Deutschland in Nordkorea und vertrat dort deutsche diplomatische Interessen mittels eines Stabs in der schwedischen Botschaft in Pjöngjang.[6]

Derzeit leben in Deutschland rund 30,000 Schweden, in Schweden rund 28,000 Deutsche.[7]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Deutsch-schwedische Beziehungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. MGFA (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Stuttgart 1983, Band 4, S. 406 und 408.
  2. Übersicht Importe Schweden
  3. Übersicht Exporte Schweden
  4. Schwedische Botschaft Berlin (deutsch und schwedisch). Archiviert vom Original am 6. Januar 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.swedenabroad.com Abgerufen am 6. Januar 2012.Vorlage:Cite web/temporär
  5. Deutsche Botschaft Stockholm (deutsch und schwedisch). Archiviert vom Original am 17. Januar 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stockholm.diplo.de Abgerufen am 6. Januar 2012.
  6. Aspekte der Schutzmacht. Abgerufen am 5. Februar 2018.
  7. Bevölkerung in Privathaushalten nach Migrationshintergrund im weiteren Sinn nach Geburtsstaat in Staatengruppen. Abgerufen am 7. Mai 2022.

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Karte in Deutsch über die Entwicklung des schwedischen Reiches im frühneuzeitlichen Europa (1560-1815)
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(c) Bundesarchiv, B 145 Bild-F010671-0008A / Wegmann, Ludwig / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Info non-talk.svg
Kieler Woche
Empfang im "Kieler Kaufmann" u. Vortrag des schwed. Ministerpräs. Tage Erlander