Deutsch-mongolische Beziehungen

Deutsch-mongolische Beziehungen
DeutschlandMongolei
DeutschlandMongolei

Die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Mongolei gehen vor allem auf die Deutsche Demokratische Republik und die Mongolische Volksrepublik zurück. Dank Ausgabe vieler Stipendien und großen Wirtschaftshilfen zur Zeit des Kalten Krieges, ist die deutsche Kultur auch heute noch fest in der Mongolei verankert. So sprechen noch ca. 30.000 Mongolen die deutsche Sprache.[1] Deutschland ist zudem mit einem bilateralen Handelsvolumen von 126 Millionen Euro nach Großbritannien der wichtigste Handelspartner der Mongolei in der Europäischen Union.[2]

Geschichte

Die erste Begegnung zwischen den deutschen Völkern und den Mongolen fand 1241 bei der Schlacht von Liegnitz statt. Trotz eines Sieges der Mongolen zogen sich die Truppen des mongolischen Prinzen Baidar Khan in Richtung Ungarn zurück.[3]

Erste Kontakte (1776–1930)

Die nächste Begegnung fand erst 1776 statt, als Peter Simon Pallas seine Arbeit „Sammlung historischer Nachrichten über die mongolischen Völkerschaften“ publizierte. In den folgenden Jahrzehnten wurden weitere Werke zur Mongolei und ihrer Kultur von verschiedenen Schriftstellern veröffentlicht.

1921 wurde im damaligen Niislel-Chüree (heute Ulaanbaatar) die erste deutsch-mongolische Handelsgesellschaft gegründet. Im Zuge dessen errichteten deutsche Geschäftsmänner die ersten Handelsfilialen in der Mongolei. Wenig später wandten sich auch Diplomaten der Mongolei zu. In den folgenden Jahren wurden vor allem deutsche Maschinen in die Mongolei exportiert.

Im Jahre 1924 und 1926 engagierte sich der mongolische Kultusminister Erdenij Batukhan in der Weimarer Republik für mongolische Schüler und Studenten in Deutschland.[4][5][6]

Im gleichen Jahr noch spannten sich die deutsch-mongolischen Beziehungen aufgrund von Spionageanschuldigungen gegenüber deutschen Kaufleuten stark an. Dies ist vor allem auf den sich in der Mongolei ausbreitenden Stalinismus, welcher Deutsche als negativen kapitalistischen Einfluss sah, zurückzuführen. Bis 1930 hatten sich alle deutschen Kaufleute aus der Mongolei zurückgezogen.[7]

Beziehungen zwischen der DDR und der Mongolei (1950–1990)

Briefmarke der DDR von 1971 zum 50. Jahrestag der Mongolischen Volksrevolution

Politik

Bis 1950 gab es keine diplomatischen Beziehungen der deutschen Staaten zur Mongolei. Am 13. April 1950 wurden diese seitens der DDR aufgrund gleicher Ausrichtung der politischen Ideologie als Teil des Ostblocks wieder aufgenommen. Die engen Beziehungen beider Staaten drückten sich vor allem durch Wirtschaftshilfen und Stipendien für mongolische Studenten in Deutschland aus. Während des Bestehens der DDR fand eine Vielzahl an Staatsbesuchen beider Seiten statt, um die Beziehung beider Staaten zu stärken. So wurde die DDR zum wichtigsten Partner der Mongolei in Europa.

Im Folgenden eine Auflistung der wichtigsten Staatsbesuche zwischen der DDR und der Mongolei:[8]

DatumNameAmtBesuchsortGrund
1955Otto Grotewohl DDR-MinisterpräsidentMongoleiAufnahme von Handelsbeziehungen
1957Jumshagijn Zedenbal Erste Sekretär der mongolischen revolutionären VolksparteiDDRAbschließen des Freundschaftsvertrages
1960Heinrich RauStellvertretender Ministerpräsident & HandelsministerMongolei
1968Willi Stoph DDR-MinisterpräsidentMongoleiAbschließen des erweiterten Freundschafts- und Zusammenarbeitsvertrages
1969Jumshagijn Zedenbal Erste Sekretär der mongolischen revolutionären VolksparteiDDRGast des 20. Jahrestages der DDR
1973Erich HoneckerGeneralsekretär der SEDMongoleiVerlängerung des Freundschafts- und Zusammenarbeitsvertrags
1977Jumshagijn ZedenbalErste Sekretär der mongolischen revolutionären VolksparteiDDRUnterzeichnung eines neuen Freundschafts- und Zusammenarbeitsvertrages

Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft

Durch den Besuch des DDR-Ministerpräsidenten Otto Grotewohl im Jahre 1955 wurden Handelsbeziehungen zwischen den beiden Staaten aufgebaut. Diese beruhten vor allen auf Entwicklungshilfen seitens der Deutschen Demokratischen Republik. Im Zuge dessen, wurden zwischen 1960 und 1984 viele verschiedene Fabriken, unter anderem eine Streichholzfabrik, eine Teppichfabrik und ein Fleischkombinat, errichtet. Auch stimmten die DDR und die Mongolei einer Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Bergbaus zu. Zudem wurde im November 1968 ein Ausschuss für wirtschaftliche und wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit gegründet und im September 1973 eine gegenseitige Anerkennung von Schul- und Universitätsabschlüssen vereinbart.

Beziehungen zwischen der BRD und der Mongolei (1974–2000)

Vor der Wiedervereinigung (1949–1990)

Die Bundesrepublik Deutschland nahm am 31. Januar 1974 erstmals Kontakt mit der Mongolei auf und bemühte sich um diplomatische Beziehungen. Im Jahre 1989 wurden in München etwa 300 Exponate aus mongolischen Museen über die „Kunst und Kultur des mongolischen Reitervolkes“[9] ausgestellt.

Nach der Wiedervereinigung (1990–2000)

Politik

Seit der Wiedervereinigung der Wiedervereinigung der Bundesrepublik Deutschland finden eine Vielzahl von Besuchen verschiedener hochrangiger deutscher und mongolischer Politiker und Delegationen statt, um die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Mongolei zu stärken.

Im Folgenden eine Auflistung der wichtigsten Staatsbesuche von 1990 bis 2000:[10]

DatumNameAmtBesuchsort
September 1990RegierungsdelegationBMZMongolei
Juni 1991Tserenpil Gombosuren[11]Mongolischer AußenministerDeutschland
September 1991Dieter-Julius CronenbergVizepräsident des Deutschen BundestagesMongolei
Februar 1992Daschiin BjambasürenMinisterpräsident der MongoleiDeutschland
Juli 1992Helmut SchäferStaatsminister im Auswärtigen AmtMongolei
August 1992Carl-Dieter SprangerBundesminister des BMZDeutschland
Januar 1993Natsagiin BagabandiMongolischer ParlamentspräsidentDeutschland
November 1994Lkhamsuren EnebischStellvertr. MinisterpräsidentDeutschland
Dezember 1994Chojisuren PurevdorjStellvertr. MinisterpräsidentDeutschland
Februar 1995Jamba GombojavStell. Vorsitzender des mongolischen ParlamentsDeutschland
Juli 1995Burkhard HirschVizepräsident des Deutschen BundestagesMongolei
September 1995Punsalmaagijn OtchirbatStaatspräsident der MongoleiDeutschland
Februar 1996Chojisuren PurevdorjStellvertr. MinisterpräsidentDeutschland
Mai 1996Nanzad LuvsanjavJustizminister der MongoleiDeutschland
September 1996Klaus KinkelBundesminister des AuswärtigenMongolei
Oktober 1996Radnaasumberel GonchigdorjMongolischer ParlamentspräsidentDeutschland
Dezember 1996Jugnee AmarsanaaJustizminister der MongoleiDeutschland
September 1997Shukher AltangerelMongolischer AußenministerDeutschland
September 1997Chultem LhagvajavMinister für Bildung und Wissenschaft der MongoleiDeutschland
März 1998Puntsag TsagaanFinanzminister der MongoleiDeutschland
Mai 1998Sanjaasuren ZorigMinister für Infrastruktur der MongoleiDeutschland
September 1998Roman HerzogDeutscher BundespräsidentMongolei
September 1999Nyam-Osor TuyaAußenministerin der MongoleiDeutschland
Wirtschaft

Am 22. August 1994 verabschiedeten die Bundesrepublik Deutschland und die Mongolei ein Doppelbesteuerungsabkommen, um die Doppelbesteuerung von deutschen bzw. mongolischen Staatsangehörigen zu vermeiden.[12]

Ein Jahr später, im Oktober 1995, unterzeichneten beide Staaten ein Abkommen zur finanziellen Zusammenarbeit.[13]

Eine Delegation des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung des Deutschen Bundestags reiste im März 1998 in die Mongolei.

Kultur und Bildung

Im Zeitraum von Mai bis Juni 1995 tagte in Ulan Bator die gemischte Deutsch-mongolische Kulturkommission unter Leitung von Peter Truhart.

Am 16. September 1997 wurde zwischen Deutschland und der Mongolei ein Abkommen zum kulturellen Austausch und zur Zusammenarbeit unterzeichnet.[14]

Beziehungen zwischen der BRD und der Mongolei (ab 2000)

Höhepunkte der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Mongolei sind der Besuch des Deutschen Bundespräsidenten Roman Herzogs in der Mongolei im Jahr 1998 und des Mongolischen Staatspräsidenten Natsagiin Bagabandi in Hannover im Jahr 2000 zum Anlass der Expo 2000.[15]

Im Jahr 2001 fand im mongolischen Außenministerium in Ulan Bator die erste Konferenz des Mongolisch-Deutschen Forums statt, welche als fachübergreifendes Diskussionsforum für einen freien Gedankenaustausch fungiert. So sollen neue Möglichkeiten für die Zukunft der Zusammenarbeit beider Länder entstehen.[16]

2007 unterzeichneten beide Staaten ein Abkommen zur finanziellen Zusammenarbeit, das vor allem aus finanziellen Mitteln bestand und den Wirtschafts- und Finanzsektor der Mongolei stärken sollte.[17]

Der damalige Deutsche Bundespräsident, Horst Köhler, besuchte 2008 die Mongolei und unterzeichnete eine „Gemeinsame Erklärung über die umfassenden partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und der Mongolei“.[18] Die Erklärung untermauert das Bestreben beider Staaten zur Verbesserung der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen.[19]

2011 reiste Angela Merkel als erste Bundeskanzlerin in die Mongolei[20] und unterzeichnete dort ein „Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Mongolei über Zusammenarbeit im Rohstoff-, Industrie- und Technologiebereich“.[21]

Zum Anlass des 40-jährigen Jubiläums der deutsch-mongolischen Beziehungen besuchte der Bundesminister des Auswärtigen Frank-Walter Steinmeier im Juli 2014 die Mongolei, um die Beziehungen der beiden Staaten zu stärken.[22]

2015 war die Mongolei offizielles Partnerland für die Internationale Tourismus-Börse Berlin.[23] Zu diesem Anlass reiste der mongolische Präsident Tsakhia Elbegdorj nach Deutschland und traf sich dort unter anderem mit Angela Merkel, um Gespräche über den derzeitigen Stand der Beziehungen zu führen.[24] Im Oktober 2015 besuchte Bundespräsident Joachim Gauck die Mongolei.[25]

Diplomatische Vertretungen

Vertretungen der Bundesrepublik Deutschland in der Mongolei

Deutsche Botschaft Ulan Bator.png
  • Deutsche Botschaft Ulan Bator (Baga Toiruu-2, Negdsen Undestnii Gudamj 16, Ulan Bator 14201)[26]

Vertretungen der Mongolei in der Bundesrepublik Deutschland

Siehe auch

Literatur

  • Bettina Ehlers: Kompendium der deutsch-mongolischen Beziehungen, Herausgegeben vom Deutschen Übersee-Institut Übersee-Dokumentation Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Ostasiatischen Verein e.V. Hamburg, 1. Auflage, Mai 2000, Hamburg, ISBN 9783922852834

Weblinks

Commons: Deutsch-mongolische Beziehungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Daniel Friedrich Sturm: Warum die Mongolen Deutschland lieben, Die Welt, 3. März 2015, abgerufen am 27. Januar 2016
  2. Auswärtiges Amt: Beziehungen zwischen der Mongolei und Deutschland, Stand: August 2015, abgerufen am 27. Januar 2016
  3. Bettina Ehlers: Kompendium der deutsch-mongolischen Beziehungen (Hamburg 2000, S. 40, siehe Literatur)
  4. Serge M. Wolff: Mongol delegations in Western Europe, 1925–1929 – Part One, in: Journal of The Royal Central Asian Society, Jg. 32 (1945), Nr. 3–4, S. 289–298.
  5. Serge M. Wolff: Mongol delegations in Western Europe, 1925–1929 – Part Two, in: Journal of The Royal Central Asian Society, Jg. 33, Nr. 1 (1946), S. 75–93.
  6. Serge M. Wolff: Mongolian Educational Venture in Western Europe (1926–1929), The Mongolia Society Bulletin, Jg. 9, Nr. 2 (17) (1970), S. 40–100.
  7. Bettina Ehlers: Kompendium der deutsch-mongolischen Beziehungen (Hamburg 2000, S. 40–41, siehe Literatur).
  8. Bettina Ehlers: Kompendium der deutsch-mongolischen Beziehungen (Hamburg 2000, S. 41 f., siehe Literatur)
  9. Prause, Gerbard, Reich der Reiter. Die hohe Kultur eines alten Volkes, Die Zeit vom 13. Oktober 1989, abgerufen am 27. Januar 2016.
  10. Bettina Ehlers: Kompendium der deutsch-mongolischen Beziehungen (Hamburg 2000, S. 43–45, siehe Literatur)
  11. Der mongolische Außenminister Tserenpil Gombosuren wurde vom Präsident der Industrie- und Handelskammer der Mongolei Sed-Ochir Bayarbaatar begleitet (Bettina Ehlers: Kompendium der deutsch-mongolischen Beziehungen, Hamburg 2000, vgl. S. 43, siehe Literatur)
  12. Internationales Steuerrecht – Doppelbesteuerungsabkommen Mongolei, abgerufen am 27. Januar 2016
  13. Bekanntmachung des deutsch-mongolischen Abkommens über finanzielle Zusammenarbeit vom 8. Dezember 1995 (BGBl. II S. 1003)
  14. Bundesanzeiger: Bekanntmachung des deutsch-mongolischen Abkommens über kulturelle Zusammenarbeit vom 29. Juli 1998 (Memento vom 27. Januar 2016 im Internet Archive), abgerufen am 27. Januar 2016
  15. Renate Bormann: 30 Jahre diplomatische Beziehungen Deutschland - Mongolei, Ulan Bator, abgerufen am 27. Januar 2016
  16. Doris Götting: Erste Konferenz des Mongolisch-Deutschen Forums, Ulan Bator, 4./5. September 2001, abgerufen am 27. Januar 2016
  17. Bekanntmachung des deutsch-mongolischen Abkommens über finanzielle Zusammenarbeit vom 21. Januar 2008 (BGBl. II S. 134)
  18. Rachel Gessat: Deutschland und Mongolei bauen Beziehungen aus, 13. Oktober 2011, abgerufen am 27. Januar 2016
  19. Rachel Gessat: Deutschland und Mongolei bauen Beziehungen aus, 13. Oktober 2011, abgerufen am 27. Januar 2016
  20. Rachel Gessat: Deutschland und Mongolei bauen Beziehungen aus, 13. Oktober 2011, abgerufen am 27. Januar 2016
  21. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Mongolei über Zusammenarbeit im Rohstoff-, Industrie- und Technologiebereich, 13. Oktober 2011, abgerufen am 12. Januar 2018
  22. Auswärtiges Amt: Beziehungen zwischen der Mongolei und Deutschland, Stand: August 2015, abgerufen am 27. Januar 2016
  23. ITB Berlin: Mongolei: Offizielles Partnerland ITB Berlin 2015 (Memento vom 14. Januar 2018 im Internet Archive), 30. September 2014, abgerufen am 27. Januar 2016
  24. Bundesregierung: Verbunden durch eine lange Freundschaft: Mongolischer Präsident zu Gast in Berlin, 3. März 2015, abgerufen am 27. Januar 2016
  25. Staatsbesuche in Südkorea und der Mongolei, Informationen des Bundespräsidialamtes vom 16. Oktober 2015, abgerufen am 10. März 2016.
  26. https://ulan-bator.diplo.de/mn-de/botschaft/-/1806926
  27. Auswärtiges Amt – Mongolische Vertretungen, abgerufen am 27. Januar 2016

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  • Information: 50. Jahrestag der Mongolischen Volksrevolution: Staatswappen der Mongolei
  • Ausgabepreis: 20 Pfennig
  • First Day of Issue / Erstausgabetag: 6. Juli 1971
  • Auflage: 8.000.000
  • Entwurf: Manfred Gottschall
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