Deutsch-Sowjetische Alai-Pamir-Expedition

Die Deutsch-Sowjetische Alai-Pamir-Expedition (auch Deutsch-Russische Alai-Pamir-Expedition) wurde 1928 von der Akademie der Wissenschaften der UdSSR und der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft durchgeführt.[1] Neben den Wissenschaftlern nahmen auch vier Bergsteiger des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins teil. Die fünfmonatige Expedition in das Alai-Tal und den Transalai im Pamir stand unter der Gesamtleitung von Nikolai Petrowitsch Gorbunow und organisatorischen Leitung von Willi Rickmer Rickmers, stellvertretender Expeditionsleiter war der Geodät und Kartograf Richard Finsterwalder.

Forschungsarbeiten

Für Mineralogie, Petrografie und geodätisch-astronomische Forschung war die sowjetische Seite verantwortlich, die deutsche Seite für Geologie, Vermessung und Kartierung, Glaziologie und Sprachenforschung.

Für die Kartierung des Gebietes wurden 400 photogrammetrische Aufnahmen (Erdbildmessung) erstellt. Dabei wurde unter anderem erstmals der Fedtschenko-Gletscher vermessen, der weltweit längste Gletscher außerhalb der polaren Gebiete.

Alpinismus

Am 25. September 1928 gelang Karl Wien, Eugen Allwein und Erwin Schneider die Erstbesteigung des 7134 m hohen Pik Lenin, zum damaligen Zeitpunkt der höchste bestiegene Gipfel der Erde.[2]

Teilnehmer

Die deutsche und sowjetische Seite stellten jeweils elf Expeditionsteilnehmer. Mit Helfern, Trägern und Dolmetschern waren an der Expedition insgesamt 65 Mann, 160 Pferde und 60 Kamele beteiligt.

  • Sowjetische Seite:
    Belajew (Astronom), I. G. Dorofejew (Topograph), Nikolai Gorbunow (Oberleitung), K. W. Isakow (Geodät), Nikolai Korschenewski (Geograph), Alexander Nikolajewitsch Labunzow (Mineraloge), Michalkow (Geophysiker), Reichardt und Sokolow (Zoologen), Dmitri Iwanowitsch Schtscherbakow (Geologe und Leiter), R. R. Zimmermann (Meteorologe) und als Ferienbesucher Otto Schmidt, Nikolai Krylenko, Jelena Rosmirowitsch und Dr. Rossels.
  • Deutsche Seite:
    Eugen Allwein (Arzt und Bergsteiger), Hans Biersack (Topograph), Philipp Borchers (Bergsteiger), Richard Finsterwalder (Photogrammetrie), Franz Kohlhaupt (Arzt und Bergsteiger), Wolfgang Lentz (Sprachforscher), Ludwig Nöth (Geologe), William Frederick Reinig (Tierforscher), Willi Rickmer Rickmers (Leiter), Erwin Schneider (Bergsteiger), Karl Wien (Student der Physik und Bergsteiger).

Literatur

  • Willi Rickmer Rickmers: Alai! Alai! Arbeiten und Erlebnisse einer deutsch-russischen Alai-Pamir-Expedition. Brockhaus-Verlag, Leipzig 1930.
  • Heinrich von Ficker (Hrsg.): Wissenschaftlichen Ergebnisse der Alai-Pamir Expedition, 1928. 6 Bände, Reimer, Berlin 1932.
  • Tagebuchaufzeichnungen von Karl Wien
  • Die Pamir-Expedition 1928
  • Walter Schmidkunz: Die Alai-Pamir-Expedition. In: Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Band 54, Nr. 10, 1928, S. 175–180. Digitalisat (PDF, 40 MB)
  • Berichte zur Expedition von Rickmers, Borchers/Wien und Finsterwalder. In: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Band 60, 1929, S. 59–160. Digitalisat
  • Die Alai-(Pamir-)Expedition 1928 (= Deutsche Forschung – Aus der Arbeit der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, Heft 10). Siegismund, Berlin 1929.
  • Die Alai-Pamir-Expedition (1928) als internationale Kulturpolitik. In: Franziska Torma: Turkestan-Expeditionen – Zur Kulturgeschichte deutscher Forschungsreisen nach Mittelasien (1890-1930). Transcript, Bielefeld 2011, zugl. Diss. Univ. München, ISBN 978-3-8376-1449-7, S. 181–188.

Einzelnachweise

  1. Anträge zur Alai-Pamir-Expedition bei GEPRIS Historisch. Deutsche Forschungsgemeinschaft, abgerufen am 11. November 2021 (deutsch).
  2. Erwin Schneider: Pik Lenin 7130 m, 25. September 1928. In: XXV. Jahresbericht des Akademischen Alpen-Vereins Berlin 1927/28, Berlin 1928, S. 35–41. Digitalisat (PDF, 3,8 MB).

Auf dieser Seite verwendete Medien