Designated Marksman Rifle

Schütze des US Marine Corps mit einem M14 DMR (Designated Marksman Rifle)
Ein US-Soldat mit einem M14 im Irak

Designated Marksman Rifle (DMR) ist der englische Begriff für ein Selbstladegewehr mit Zielfernrohr mit ausgesuchtem Lauf als Infanteriebewaffnung. In der Regel sind es modifizierte Ordonnanzwaffen, die darauf ausgelegt sind, die Gefechtsdistanz zwischen Sturmgewehren (bis 400 m) und dem Scharfschützengewehr (über 600 m) zu schließen.[1]

Hintergrund

Der Designated Marksman entspricht von der Konzeption her dem in der Infanteriegruppe der Bundeswehr eingebundenen Zielfernrohrschützen, der seinerzeit als Scharfschütze bezeichnet wurde. Nach heutigem Verständnis ist ein Scharfschütze intensiver ausgebildet, führt das Gefecht einem Zug unterstellt eigenständig im Rahmen seiner Kompanie und verfügt über eine auf seinen Auftrag abgestimmte umfangreiche Ausrüstung einschließlich eines Repetiergewehrs als Hauptbewaffnung. Der Scharfschütze wird von einem Beobachter, dem „Spotter“ unterstützt, der ebenfalls als Scharfschütze ausgebildet ist. Zielfernrohrschützen hingegen kämpfen alleine oder zu zweit in die Infanteriegruppe eingebunden und verfügen mit dem DMR über ein Selbstladegewehr.[1] Basiert das DMR auf einem Sturmgewehr, so wird in der Regel auf dessen Möglichkeit, Dauerfeuer zu schießen, verzichtet.

Waffen

Bundeswehrsoldat eines Scharfschützentrupps in Chahar Darreh, Kundus, mit einem angepassten G3ZF
Bundeswehrsoldat mit einem G28

Ein häufiges Merkmal der heute genutzten DMR ist die Nutzung des bereits 1953 eingeführten Kalibers 7,62 × 51 mm NATO, das gegenüber dem später eingeführten Kaliber 5,56 × 45 mm NATO größere ballistische Reserven bietet.

USA

Die US-Streitkräfte nutzen als DMR eine modifizierte Version des M14. Das ehemalige Ordonnanzgewehr wurde zur Erhöhung der Präzision allgemein optimiert und modernisiert. Dazu gehört zum Beispiel ein Kunststoffschaft, ein präziserer Matchlauf und ein Zielfernrohr mit militärischem Absehen.

Das Marine Corps verwendet das M38, eine DMR-Variante des HK416, die vom M27 Infantry Automatic Rifle abgeleitet wurde.[2]

Deutschland

Einige Bundeswehr-Truppenteile forderten ab 2008 aus den Depots G3-Sturmgewehre an und nahmen diese mit in den ISAF-Einsatz nach Afghanistan. Neben dem serienmäßigen FERO-Z24-Zielfernrohr auf STANAG-Spannmontage nutzte die Truppe teils in Eigeninitiative angebrachte Visierungen und weitere Anbauteile, um das G3ZF an den DMR-Einsatzzweck anzupassen.

Als Zwischenlösung werden einige G3A3ZF zu G3A3ZF-DMR aptiert. Wesentliche Veränderungen sind ein auf Einzelfeuer gesperrtes Griffstück, eine Picatinny-Schiene zur Aufnahme von Zweibein, Laser-Licht-Modul und Sturmgriff sowie ein Schmidt & Bender-Zielfernrohr 3–12 × 50 PM II auf STANAG-Spannmontage.[1]

Das G3A3ZF wird durch das G28, ein neues Präzisionsselbstladegewehr im Kaliber 7,62 × 51 mm mit einem neuen Zielfernrohr 3–20 × 50 von Schmidt & Bender ersetzt. Dazu kommen Nachtsichtoptiken sowie ein Rotpunktvisier für Nahdistanzen. Die Kampfentfernung beträgt 600 Meter.

Russland

Eine DMR-ähnliche Rolle erfüllt auch das bereits Anfang der 1960er-Jahre in der Sowjetarmee eingeführte Dragunow-Scharfschützengewehr. Manchmal werden die Waffen vom Schützen mit zum Teil auf Eigeninitiative oder sogar eigener Anfertigung stammenden Modifikationen und Ergänzungen versehen, um sie den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben des Schützen anzupassen. Dazu gehören zum Beispiel Mini Red Dot Sights, das heißt Leuchtpunktzielvisiere, die sich parallel zu Zielfernrohren nutzen lassen.

Literatur

  • Ian Hogg: Moderne Scharfschützengewehre, Motorbuch, Stuttgart 2000, ISBN 3-613-02014-9.
  • Peter Brookesmith: Scharfschützen. Geschichte, Taktik, Waffen, 2. Aufl. Motorbuch, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-02247-8.
  • Jan-Phillipp Weisswange: Von der Wirkung her denken! Wirkmittel für den infanteristischen und abgesessenen Kampf. In: Strategie & Technik, November 2010 (ISSN 1860-5311), S. 11 ff.
  • Jan-Phillipp Weisswange u. a.: Handwaffen, Kampfmittel und Ausrüstung für den infanteristischen Einsatz, Wehrtechnischer Report 4/2010, Report Verlag, Bonn und Sulzbach, November 2010

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. a b c Jan-Phillipp Weisswange: Von der Wirkung her denken! Wirkmittel für den infanteristischen und abgesessenen Kampf. In: Strategie & Technik, November 2010 (ISSN 1860-5311), S. 15
  2. Joseph Trevithick: The USMC's Beloved M27 Automatic Rifle Gets Another Job As The M38 Marksman Rifle. In: thedrive.com. 2. Januar 2018, abgerufen am 12. Januar 2018 (englisch).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Bundeswehr sniper in Chahar Darreh.jpg
Scharfschütze in der Polizeistation in Chahar Darreh
Designated Marksman Rifle 2.jpg
KABUL, AFGHANISTAN (February 2003) - Lance corporal Jeremy R. Riddle, designated marksman for Task Force Kabul, looks through his scope of his designated marksman rifle (modified M-14) at any threats on and outside the U.S. Embassy compound here in Kabul, Afghanistan. He is here to assist the task force in gathering information and precision marksmanship. The task force is part of the 4th Marine Expeditionary Brigade (Anti-Terrorism), and have been here since December.
M-14 rifle demonstration.jpeg
U.S. Army Sgt. 1st Class Richard Wiley demonstrates shooting an M-14 rifle to Iraqi Highway Patrol (IHP) police officers during close-quarters marksmanship training Nov. 17, 2006, at the Al Samud IHP Station in Iraq. Wiley is a platoon sergeant with Alpha Company, 3rd Battalion, 509th Infantry Regiment, Fort Richardson, Alaska.
20131223 G28 Afghanistan.jpg
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MAZAR-E SHARIF/AFGHANISTAN 23dec2013 - Bundeswehrsoldat mit dem Gewehr G28 von Heckler&Koch, der Militär-Variante des halbautomatischen Gewehrs HK MR308 Foto Thomas Wiegold