Der Tod und das Mädchen (1994)

Film
Deutscher TitelDer Tod und das Mädchen
OriginaltitelDeath and the Maiden
ProduktionslandVereinigte Staaten
OriginalspracheEnglisch
Erscheinungsjahr1994
Länge99 Minuten
Altersfreigabe
Stab
RegieRoman Polański
DrehbuchRafael Yglesias,
Ariel Dorfman
ProduktionJosh Kramer,
Thom Mount,
Bonnie Timmermann,
Ariel Dorfman
MusikWojciech Kilar
KameraTonino Delli Colli
SchnittHervé de Luze
Besetzung
Synchronisation

Der Tod und das Mädchen ist ein Kino-Drama nach dem gleichnamigen Theaterstück von Ariel Dorfman. Der Titel geht zurück auf das seit dem 15. Jahrhundert bekannte Motiv Der Tod und das Mädchen und das damit verbundene gleichnamige dramatische Streichquartett von Franz Schubert.

Handlung

Fünf Jahre nach dem Ende der Militärdiktatur in einem im Film nicht benannten südamerikanischen Land hilft der Arzt Dr. Roberto Miranda dem Rechtsanwalt und designierten Vorsitzenden des Komitees zur Aufklärung von Menschenrechtsverletzungen zu Zeiten der Militärjunta, Gerardo Escobar, bei einer nächtlichen Autopanne, indem er ihn nach Hause fährt.

Escobars Frau Paulina ist fest davon überzeugt, in Miranda ihren Peiniger zu erkennen, der sie in ihrer Zeit als Oppositionelle folterte und vergewaltigte, während er Franz Schuberts Streichquartett Der Tod und das Mädchen hörte. Wild entschlossen, ihm dieses Geständnis zu entlocken, bedroht sie ihn mit vorgehaltener Waffe und fesselt ihn. Sie möchte ihm die Folterszenen in Erinnerung rufen. Dazu demütigt sie ihn; zum Beispiel, indem sie im Laufe der Nacht seinen Toilettengang überwacht. Gerardo glaubt ihr zunächst nicht, kooperiert aber dann doch mit ihr. Obwohl Miranda bei Anbruch des nächsten Tages sogar ein Alibi angibt, indem er Gerardo telefonisch bestätigen lässt, dass er zur fraglichen Zeit in einer Klinik in Spanien gearbeitet habe, droht sie dennoch, ihn zu töten.

Als sie ihn von einer Klippe hinunterstoßen will, gesteht er schließlich, dass er ihr Peiniger gewesen ist. Er gibt zu, dass er die Vergewaltigungen mit Genuss durchgeführt hat und nichts bereut. Gerardo will Miranda von der Klippe stoßen, schafft es aber nicht; Paulina löst Mirandas Fesseln und geht weg.

Sowohl am Anfang wie auch am Ende des Films sitzen Paulina und Gerardo in einem Konzertsaal und lauschen dem Streichquartett Schuberts. Mirandas Blicke, der in einer seitlichen Loge sitzt, kreuzen sich mit denen von Paulina.

Kritiken

Im Internet wie auch in Fernsehzeitschriften wird der Film durchweg als meisterhaft inszeniert und emotional packend bewertet.

„Nach einem Kammerspiel spannend inszenierter Psychothriller, dessen großartige Besetzung und glänzende Dialoge auch auf der Leinwand noch ein konkretes, eindringliches Bild von den unendlichen Qualen der misshandelten Opfer und der unauffälligen Beschaffenheit des Tätertyps vermitteln. Sehenswert.“

Film-Dienst (Ausgabe September 1995)[1]

„Roman Polanski drehte ein intensiv gespieltes Psychodrama, dem allerdings in Folge der kammerspielartigen Inszenierung allzu deutlich anzumerken ist, dass es sich um die Verfilmung eines Theaterstückes von Ariel Dorfmann handelt. Dennoch gelang Polanski ein emotional ungemein packendes Werk um Schuld, Leid und Rache.“

Die Deutsche Film- und Medienbewertung FBW in Wiesbaden verlieh dem Film das Prädikat besonders wertvoll.

Hintergrund

In Südamerika wurden in den 1970er und 1980er Jahren fast alle Staaten längere Zeit von politisch rechtsgerichteten, von den Vereinigten Staaten unterstützten Militärdiktaturen beherrscht. Diese unterdrückten fast durchweg mit Gewalt die meist links stehende Opposition. Ein verbreitetes Mittel dazu war die heimliche Entführung (Verschwindenlassen) von missliebigen Personen durch anonym bleibende Mitglieder von Sicherheitskräften.[3][4] Die Opfer wurden während der Haft in Geheimgefängnissen meist grausam gefoltert und erniedrigt, oftmals auch sexuell, und in sehr vielen Fällen anschließend ermordet. Allein während der Militärdiktatur in Argentinien von 1976 bis 1983 verschwanden auf diese Weise bis zu 30.000 Menschen spurlos.[3] In ganz Lateinamerika wird mit 50.000 Ermordeten, 35.000 Verschwundenen und 400.000 Gefangenen gerechnet.[5] Nach dem Übergang der Staaten zur Demokratie, meist in den 1980er und 1990er Jahren, wurde die Strafverfolgung solcher Verbrechen in vielen Ländern durch generelle Amnestiegesetze für die Täter jahrelang verhindert.[3][4] Zur Zeit der Entstehung des Films Anfang der 1990er Jahre schien es deshalb noch in vielen Ländern, als ob die Täter völlig straflos davonkommen würden. Die Amnestien wurden im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert jedoch in mehreren Ländern rückwirkend aufgehoben, so dass zahlreiche ehemalige Diktatoren und Folterer mittlerweile bestraft wurden oder noch vor Gericht stehen.[3]

Synchronisation

Die deutsche Synchronisation entstand im Auftrag der Hermes Synchron in Potsdam, nach einem Dialogbuch von Beate Klöckner und unter der Dialogregie von Clemens Frohmann.

RolleSchauspielerSynchronsprecher[6]
Paulina EscobarSigourney WeaverHallgerd Bruckhaus
Dr. Roberto MirandaBen KingsleyPeter Matic
Gerardo EscobarStuart WilsonWolfgang Condrus

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Tod und das Mädchen. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
  2. Der Tod und das Mädchen. In: prisma. Abgerufen am 31. März 2021.
  3. a b c d Vor 40 Jahren: Beginn der Militärdiktatur in Argentinien. Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 6. März 2019.
  4. a b Julio Segador: Aufarbeitung in Chile - Der lange Schatten einer blutigen Epoche. 2014, abgerufen am 6. März 2019.
  5. "Operation Condor": Terror im Namen des Staates. In: tagesschau.de. 12. September 2008, archiviert vom Original am 12. September 2008; abgerufen am 6. März 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tagesschau.de
  6. Der Tod und das Mädchen. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 17. August 2019.