Der Revisor

Daten
Titel:Der Revisor
Originaltitel:Ревизор/Rewisor
Gattung:Komödie in fünf Aufzügen
Originalsprache:Russisch
Autor:Nikolai Gogol
Erscheinungsjahr:1836
Uraufführung:19. April 1836
Ort der Uraufführung:Alexandrinski-Theater, Sankt Petersburg
Personen
  • Anton Antonowitsch Skwosnik-Dmuchanowski, Stadthauptmann
  • Anna Andrejewna, seine Gattin
  • Marja Antonowna, seine Tochter
  • Luka Lukitsch Chlopow, Schulinspektor
  • Seine Gattin
  • Ammos Fjodorowitsch Ljapkin-Tjapkin, Richter
  • Artemi Filippowitsch Semljanika, Kurator der Armenanstalten
  • Iwan Kusmitsch Schpekin, Postmeister
  • Gutsbesitzer:
    • Pjotr Iwanowitsch Dobtschinski
    • Pjotr Iwanowitsch Bobtschinski
  • Iwan Alexandrowitsch Chlestakow, Beamter aus Petersburg
  • Ossip, sein Diener
  • Christian Iwanowitsch Hübner, Kreisarzt
  • Beamte im Abschied. Honoratioren der Stadt:
    • Fjodor Andrejewitsch Ljuljukow
    • Iwan Lasarewitsch Rastakowski
    • Stepan Iwanowitsch Korobkin
  • Stepan Iljitsch Uchowjortow, Polizeiaufseher
  • Polizisten:
    • Swistunow
    • Pugowizyn
    • Derschimorda
  • Abdulin, Kaufmann
  • Fewronja Petrowna Poschljopkina, Schlossersfrau
  • Gattin des Unteroffiziers
  • Mischka, Diener des Polizeimeisters
  • Ein Kellner
  • Gäste, Kaufleute, Bürger und Bittsteller
Erstausgabe von 1836

Der Revisor (russisch Ревизор) ist eine Komödie in fünf Aufzügen von Nikolai Gogol. Gogol schrieb die Komödie 1835. 1836 wurde sie veröffentlicht. Die Uraufführung fand am 19. April 1836 in Sankt Petersburg im Alexandrinski-Theater statt, die Erstaufführung für Moskau im Mai 1836 im Kleinen Theater. Das Stück gehört heute noch zu den meistgespielten auf den Spielplänen von Bühnen, auch in Deutschland.

Inhalt

In einem kleinen russischen Städtchen wird die Nachricht verbreitet, ein Revisor sei inkognito auf dem Weg in die Stadt. Alle Beamten der Stadt, allen voran der Stadthauptmann als Oberhaupt, fürchten sich vor diesem Besuch. Schließlich hat jeder von ihnen Dreck am Stecken: Sie lassen sich schmieren, bestechen oder erfüllen ihre Aufgaben nicht.

Gleichzeitig ist ein junger Mann, Chlestakow, aus St. Petersburg in einem Gasthaus abgestiegen. Seit zwei Wochen wohnt er dort und hat noch keine Rechnung bezahlt, sondern sich immer alles anschreiben lassen. Schnell geht das Gerücht um, der junge Mann sei der Revisor.

Bald kommt es zum Zusammentreffen der beiden Parteien. Chlestakow denkt, er werde wegen der unbezahlten Rechnungen gleich abgeführt, und gerät außer sich. Er schreit herum und beschwert sich, dass das Essen sowieso nicht schmecke. Der Stadthauptmann ist durch diesen Ausbruch völlig eingeschüchtert und noch mehr davon überzeugt, es mit einem richtigen Staatsbeamten zu tun zu haben. Er beruhigt Chlestakow und denkt, er müsse das Inkognito-Spielchen mitspielen. Chlestakow erzählt hier aber seine wahre Geschichte: dass er vom Vater aus St. Petersburg zurückbeordert wurde, weil er es dort in der Kanzlei noch zu nichts gebracht hat. Mit der Heimreise lasse er sich allerdings ein wenig Zeit, weil er überhaupt keine Lust habe, nach Hause zu gehen. Jedoch habe er kein Geld mehr. Der Stadthauptmann steckt ihm schnell 400 Rubel als Schmiergeld zu. Er bietet ihm auch an, bei sich im Gästezimmer zu wohnen.

Nun werden Chlestakow verschiedene Besichtigungstouren durch die Stadt geboten, und dabei wird ihm immer wieder etwas Geld zugesteckt. Er denkt erst, die Leute hier seien sehr gutmütig und großzügig, begreift dann aber, dass sie ihn wohl mit jemandem verwechseln. Trotzdem spielt er das Spiel weiter, verlobt sich sogar mit der Tochter des Stadthauptmanns. Kurz danach macht er sich aus dem Staub. Während die Beamten in der Stadt die Verlobung feiern, tritt der Postmeister auf, der einen Brief von Chlestakow an einen Freund geöffnet hat. Darin macht Chlestakow sich über die Leute in der Stadt lustig, und der Schwindel fliegt auf. Chlestakow ist allerdings längst über alle Berge, während der echte Revisor wartet.

Deutung

Gogols Komödie schließt in Russland an die neue Richtung an, die sich mit Gribojedows „Gore ot uma“ (Verstand schafft Leiden) bereits vom klassizistischen Drama abgewendet hatte, und geht einen ganzen Schritt weiter, indem er das bisher stets vorhandene Liebesmotiv nur noch parodiehaft einschließt. Die Komödie bekommt bei Gogol die Struktur der Verwechslungskomödie. Die ständigen Verwechslungen verleihen dem Werk eine kompositionelle Geschlossenheit. Die Täuschung wird von den Figuren des Stückes nicht erkannt, kann aber vom Zuschauer früh festgestellt werden.

Die getäuschten Personen sind zwar die „betrogenen Betrüger“, die es auch in früheren Komödien zu belachen gab, bei Gogol sind es aber nicht Einzelpersonen, sondern die ganze korrupte Gesellschaft des zeitgenössischen Russland. Damit wird Gogols Komödie auch zur Gesellschaftskomödie, die dargestellte Stadt steht modellhaft für ganz Russland. Gogol selbst fand, dass diese Komödie „der Sammelpunkt für alle möglichen Unzulänglichkeiten“ sei. Ihre Übertreibungen und Verzerrungen machen sie auch zur Groteske, auch wenn – verglichen mit anderen Werken Gogols – der „Revisor“ vergleichsweise wenige Elemente des Grotesken enthält.[1] Wir erhalten „Einblicke in die Verkehrtheit der Welt, in der wir selber leben“. Das „Lachen über sich selbst“ verliert den Charakter des bloßen Spotts, da es eine „reinigende Wirkung“ hat. „Nur das Lachen kann uns die Kraft geben, die Tragödie der Existenz zu ertragen“ (Ionesco, Notes et contre-notes).

Der Stadthauptmann und die Beamten, die am Schluss des Stückes ihre Täuschung erkennen müssen, haben ihre frühere Sicherheit verloren. Zwar sind sie von Chlestakow, dem vermeintlichen Revisor, getäuscht worden, aber da das Ganze in der stummen Schlussszene für alle unfassbar zu sein scheint, ist man eher geneigt, das Ganze dem Teufel zuzuschreiben, der „seine Hand im Spiele“ gehabt habe. Hier wird ein Grundsatz von Gogols Weltsicht erkennbar, dass nämlich „Alles Lug und Trug“ ist. Nichts ist so, wie es scheint, man täuscht sich fortgesetzt in dem, was der andere ist. Die Verwechslung als Problem der Identität.

Verarbeitungen

Verfilmungen

Vertonungen

Hörspiele

Inszenierungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Monique Heße: Der ‹Revisor› oder Auf der Suche nach dem „eigentlichen“ Gogol, Leipzig 2015, S. 32.
  2. Monique Heße: Der ‹Revisor› oder Auf der Suche nach dem „eigentlichen“ Gogol, Leipzig 2015.
  3. Veranstaltungen | Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« Leipzig. Abgerufen am 8. Juli 2022.

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