Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber

Film
TitelDer Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber
OriginaltitelThe Cook, the Thief, His Wife & Her Lover
ProduktionslandFrankreich, Niederlande, Großbritannien
OriginalspracheEnglisch
Erscheinungsjahr1989
Länge119 Minuten
Altersfreigabe
Stab
RegiePeter Greenaway
DrehbuchPeter Greenaway
ProduktionKees Kasander
MusikMichael Nyman
KameraSacha Vierny
SchnittJohn Wilson
Besetzung

Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber ist ein Film aus dem Jahr 1989 von Peter Greenaway (Drehbuch und Regie), mit Richard Bohringer, Michael Gambon, Helen Mirren und Alan Howard in den Titelrollen. Der Film ist eine schwarze Komödie und enthält die Darstellung von Kannibalismus und nackten Geschlechtsteilen. Jean-Paul Gaultier entwarf die Kostüme, Michael Nyman schrieb die Musik und Giorgio Locatelli, ein englischer Fernsehkoch, stellte die Gerichte her.

Handlung

Albert Spica ist ein gut situierter, gewalttätiger Gangster und Miteigentümer des französischen Restaurants „Le Hollandais“, in dem er und seine Bande jeden Abend essen und trinken. Obwohl Spica den Anspruch hat, ein Feinschmecker zu sein, hat er in Wahrheit kein Gespür für gutes Essen. Sein Geschmack ist derb, er selbst gewalttätig und beleidigend gegenüber den anderen Gästen sowie den Bediensteten. Spicas Frau Georgina wird regelmäßig von ihm missbraucht und ist entsetzt von ihm. Sie kann sich aber nicht von ihm trennen, da sie seine Brutalität fürchtet. Jedoch lernt sie einen anderen Stammgast des Restaurants, den Intellektuellen Michael, kennen. Mit dem Einverständnis des Kochs Richard benutzen sie die Küche des Le Hollandais für ihre sexuellen Treffen.

Als Albert von der Affäre erfährt, schwört er, Michael zu töten, dann zu kochen und zu essen. Michael und Georgina flüchten in Michaels Buchlager, in dem er lebt, doch Albert findet das Versteck durch einen Adresshinweis in einem Buch. Während Georgina einen Küchenjungen, der von Albert gefoltert und schwer verletzt wurde, im Krankenhaus besucht, ordnet Albert an, dass Michael getötet wird, indem er mit den Seiten seiner Bücher gestopft wird. Georgina findet später Michaels Leiche.

Georgina kehrt ins Restaurant zurück und bittet den Koch Richard darum, Michaels Körper zu kochen. Zuerst lehnt er ab, weil er denkt, Georgina wolle ihren toten Geliebten essen. Als sie jedoch erklärt, sie beabsichtige, Albert zu zwingen, den Körper zu essen, erklärt er sich einverstanden. Georgina, bewaffnet und umgeben von weiteren Opfern Alberts, präsentiert Michaels gebratenen und hergerichteten Körper. Mit vorgehaltener Waffe schlägt sie Albert vor: „Probier den Schwanz“ (im englischen Original „cock“). Albert weigert sich, aber sein Widerstand schwindet und er nimmt einen Bissen von Michaels Fleisch. Daraufhin erschießt ihn Georgina und nennt ihn dann „Kannibale“.

Filmische Mittel

Der Film spielt zum überwiegenden Teil in oder vor dem Restaurant und wirkt dadurch wie ein Kammerspiel. Lange Kamerafahrten innerhalb der ausladenden Räume und von einem Raum zum nächsten unterstützen den Eindruck. Zum Schluss fällt ein Vorhang, bevor der Abspann startet. Die Räume des Restaurants sind von unterschiedlichen Farben dominiert – die Küche grün, das Restaurant rot und die Toilette weiß –, die Szenen draußen auf der Straße in Blau. Die Kleidung von vielen Akteuren ändert beim Übergang von einem Raum in den nächsten ihre Farbe, am auffälligsten bei Georgina, die im Restaurant ein rotes Kleid trägt, auf der Toilette jedoch ein weißes und in der Küche ein grünes. Bei Albert und anderen wechseln oftmals nur einzelne Teile wie Hemd, Krawatte oder Schärpe die Farbe. Michaels Kleidungsfarbe verändert sich nicht beim Wechsel des Raumes, im Gegenteil, seine Präsenz in der Toilette wird durch leichtes Einfärben des Lichtes untermalt. Auch wechselnde Musik korrespondiert mit den gezeigten Räumen. Weitere Handlungsorte des Films sind nur das Krankenhaus und Michaels Buchladen, dem die Farbe Braun zugeordnet ist.

Sprachlich dominieren vor allem zu Beginn Alberts Monologe, in denen er seine Weltansichten offenlegt, während die (sexuelle) Beziehung zwischen Michael und Georgina ohne Worte stattfindet. Dieses wird im Film selbst thematisiert, als Michael sagt, er habe einmal einen Film gesehen, in dem der Hauptdarsteller die erste halbe Stunde kein Wort gesprochen habe; als er es dann doch tat, habe er nach fünf Minuten das Interesse verloren.

Interpretation

Der Film entstand in einer Zeit, in der das Ende von Margaret Thatchers Zeit als britische Premierministerin näherkam, während die Kraft der alten klassenbasierten Eliten in Regierung und Geschäftswelt zugunsten von Leuten erodierte, die finanziell erfolgreich waren. Steinberg sieht den Film als Abrechnung … mit dem Thatcherismus seiner Zeit [als] einer Spielform des Kapitalismus, die Greenaway gleichsetzt mit Verbrechertum.[1]

Kritik

„Manieristisch gedehnte, mit eigenwilliger Ästhetik gestaltete Rachetragödie nach Vorbildern des jakobäischen Dramas, die in physischer Direktheit auf stilisierte, aber dennoch krasse Schockelemente zurückgreift. Ein hermetisches, grausiges Bild eines zerstörerischen, selbstbezogenen und sinnlosen Kosmos.“

Versionen

Die ursprüngliche Länge des Films betrug 124 Minuten. Er war zuerst X-rated, später als NC-17 bewertet. Zwei Versionen des Films wurden in den 1990ern auf VHS veröffentlicht: Eine geschnittene, als R-restricted bewertete 95-minütige Version und die Originalversion.

Rezeption

  • Der Filmtitel wurde in abgewandelter Form vielfach aufgegriffen.
  • Eine Folge von Die Simpsons heißt „The Mook, the Chef, the Wife and Her Homer“.
  • Im Computerspiel The Curse of Monkey Island wird ein Kapitel „der Barkeeper, die Diebe, seine Tante und ihr Liebhaber“ genannt.
  • Das Videospiel Grand Theft Auto III enthält eine Reihe von vier Aufträgen, deren Namen auf dem Titel des Films basieren: „The Crook“, „The Thieves“, „The Wife“ und „Her Lover“. In den Aufträgen geht es um Marty Chonks, einen Hundefutterfabrikeigentümer, der seine Opfer in seine Fabrik lockt, um aus ihnen Hundenahrung zu machen.
  • Die anarchistische Popband Chumbawamba veröffentlichte 1994 auf ihrem Album „Anarchy“ den Titel „Georgina“, der sich auf den Film bezieht.

Literatur

  • Andreas Kilb: Das infernalische Abendmahl in: Die Zeit, Nr. 48, 24. November 1989
  • Peter Greenaway: Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber. Drehbuch. Übersetzung Michel Bodmer. Haffmans Verlag, Zürich 1989
  • Georg Seeßlen: Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber in: Konkret. 01/90, S. 90. [1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Tomas Steinberg: Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber. In: www.kiez-ev.de. Kiez e.V. Dessau, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im Jahr 2004.@1@2Vorlage:Toter Link/www.kiez-ev.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  2. Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.