Der Bettler vom Kölner Dom
Film | |
Originaltitel | Der Bettler vom Kölner Dom |
---|---|
Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 1927 |
Länge | 2565 Meter, 7 Akte, 101 Minuten |
Stab | |
Regie | Rolf Randolf |
Drehbuch | Emanuel Alfieri |
Produktion | Rudolf Meinert für Internationale Film A.G. IFA Berlin |
Musik | Hans May (Originalversion 1927) Pierre Oser (Version 2009) |
Kamera | Willy Hameister |
Besetzung | |
|
Der Bettler vom Kölner Dom ist der Titel eines Stummfilmdramas, das von Rolf Randolf[1] 1927 nach einem Drehbuch von Emanuel Alfieri[2] in Köln realisiert wurde. Es ist ein Detektivfilm[3] mit Action- und Abenteuereinlagen, der mit allen Tricks und Details dieses Genres aufwartet: einem cleveren Ermittler, betrügerischen Frauen und jeder Menge Verfolgungsszenen zu Lande und zu Wasser, sogar in einem Schnellboot auf dem Rhein[4].
Der Film ist darüber hinaus mittlerweile auch ein historisches Dokument, da er im alten, vom Krieg noch unversehrten Köln[5] entstanden ist und Originalaufnahmen vom Kölner Karnevalsumzug der Saison 1926/27 enthält[6].
Er wurde durch die Internationale Film A.G. IFA Berlin hergestellt, Produzent war Rudolf Meinert. Die Aufnahmeleitung hatte Arthur Bredow. Die Filmbauten entwarf Gustav A. Knauer. Willy Hameister war Chefkameramann.
Handlung
Der Interpol-Agent Tom Wilkins steigt – als indischer Maharadscha getarnt – im exklusiven Hotel Excelsior ab, um einer als Bettler verkleideten Diebesbande das Handwerk zu legen. In der Nobelherberge in Sichtweite des Doms logiert auch die schwerreiche Amerikanerin Mabel Strong. Auf sie haben es die Juwelendiebe, die im Hotel-Chauffeur einen Komplizen an zentraler Stelle sitzen haben, abgesehen. Erst nach Verfolgungsjagden mit Boot und Auto und zahlreichen Verwicklungen kann der Held die reiche Lady vor einem Bombenanschlag und den fiesen Räubern bewahren.[7]
Hintergrund
Der Film lag am 13. März 1927 der Zensurbehörde vor und wurde „ohne Ausschnitte zur Vorführung vor Erwachsenen genehmigt“[8]. Die Uraufführung fand am 18. Februar 1927 in Köln statt. In Berlin kam er Ende März 1927 im Emelka-Palast zur Erstaufführung. Den Verleih für ganz Deutschland hatte die „Meinert-Film GmbH. im Konzern der IFA“. Der Film wurde auch in Frankreich gezeigt; dort hieß er “Le mendiant de la cathédrale de Cologne”[9].
Tom Wilkins wurde von Henry Stuart gespielt, der hier wie in anderen Filmen den Gentleman und noblen Liebhaber gibt. Den Anführer der Ganoven stellte der bekannte Schauspieler Carl de Vogt dar, der bereits in bedeutenden Stummfilm-Produktionen wie „Die Spinnen“ (Fritz Lang 1919) oder „Nathan der Weise“ (Manfred Noa 1922) mitwirkte[10] und auch als Sänger auf Grammophonplatten und im Rundfunk[11] in Erscheinung trat. Die Amerikanerin Mabel Strong wurde von der ungarischen Schauspielerin Elza Temáry verkörpert, welche auch in Filmen wie „Überflüssige Menschen“ (Alexander Rasumny 1925) oder „Gefahren der Brautzeit“ (Fred Sauer 1929), dort neben Marlene Dietrich, zu sehen war[12]. Die beiden komischen Detektive Müller und Schmitz wurden von den österreichischen Komikern Hermann Blaß[13] und Carl Geppert[14] gespielt.
Da die originale Kinomusik von Hans May aus dem Jahr 1927 als verschollen gilt, erhielt der Münchner Komponist Pierre Oser von ZDF/Arte und dem WDR Köln den Auftrag, eine neue Filmmusik zu schreiben. Sie wurde 2009 vom Rundfunkorchester des WDR unter der musikalischen Leitung von Titus Engel eingespielt.
Der Film wurde vom Kulturkanal ARTE mit der neuen Musikfassung am Montag, den 15. Januar 2010 um 00.20 Uhr ausgestrahlt[15].
Rezeption
In der zeitgenössischen Kritik hat der Film auch außerhalb von Köln größere Aufmerksamkeit erreicht. „Ein handfester Kriminalfilm, der viele wirksame und erprobte Effekte der Leinwand verwendet“, lobte „Der Kinematograph“ und hob hervor, dass dafür „populäre Namen...verpflichtet“ wurden, darunter Carl de Vogt, ein „ausgezeichneter Maskenkünstler“. Der frühe Kölnkrimi war zwar kein Meilenstein der Filmkunst, aber laut zeitgenössischer Kritik ein durchschnittlicher Unterhaltungsfilm, „die rechte Kost für die große Menge.“[16]
„Der Bettler vom Kölner Dom“ bietet ein charmantes Spiel mit dem Genre, welches im Film mit seinen maskierten Schurken und verkleideten Ermittlern ironisiert wird. Niemand ist der, der er zu sein vorgibt. Der Ernst der Ganovenhetze wird immer wieder gebrochen durch die Auftritte der beiden spaßigen Privatdetektive, die nach amerikanischem Vorbild als comic relief eingesetzt sind. Sie erinnern an das Ermittlerduo Schulze und Schultze aus Hergés berühmten „Tim und Struppi“-Comics[17].
„Ein komisches Detektivpaar, das noch dümmer ist als es die Polizei erlaubt, deren Dummheiten aber vom Publikum mit beifälligem Gelächter quittiert wurden“ schrieb der »Kinematograph« in seiner Nr.1071 von 1927[18].
„Doch diesem lange Zeit vergessenen Werk mangelt es an vielem - maßgeblich an Spannung. Aber auch an faszinierender Optik. Der Österreicher Rolf Randolf (1878–1941) will eigentlich nichts anderes, als einen Krimi erzählen, und tut dies auf denkbar träge Weise“.[19]
Wiederveröffentlichung
„Der Bettler vom Kölner Dom“ wurde 2010 durch Stefan Drößler, Martin Koerber und Irene Schoor von der Deutschen Kinemathek auf DVD[20] herausgebracht; die Ausgabe wurde im Kölner Stadtanzeiger[21] rezensiert.
Weblinks
- Der Bettler vom Kölner Dom bei filmportal.de
- Der Bettler vom Kölner Dom. Bei Köln im Film
- Standbilder aus Der Bettler vom Kölner Dom.
- Der Bettler vom Kölner Dom bei molodezhnaja, Marco Spiess (Hrsg.), dort auch eine Reihe von screen shots aus dem Film.
- Der Bettler vom Kölner Dom in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ „Für so volkstümlich angelegte Stoffe der rechte Mann“ schrieb Der Kinematograph. Nr. 1071, 28. August 1927, ZDB-ID 575137-8, S. 20, über Randolf.
- ↑ fälschlich auch Albieri, „der Verfasser des Drehbuches, der in letzter Zeit mit der Herstellung populärer Drehbücher viel Glück hatte“, so Der Kinematograph. Nr. 1071, 28. August 1927, S. 20.
- ↑ zum Begriff vgl. Detektivfilm. In: Lexikon der Filmbegriffe. Auf filmlexikon.uni-kiel.de
- ↑ so charakterisiert bei ARTE TV
- ↑ vgl. Frank Olbert im Kölner Stadtanzeiger, vom 22. Dezember 2010: „Es ist das Köln der Vorkriegszeit, das wir hier zu Gesicht bekommen. Keine Ruinen, keine Brachen, keine Domplatte, welche die Kathedrale stranguliert – im Gegenteil, vom „Excelsior Hotel“, einem der zentralen Schauplätze des Films, schaut man auf einen Dom, zu dessen Haupteingang eine breite Freitreppe hinauf führt. Es ist eine zum Teil sogar herrschaftliche Stadt, die einem in manchen Szenen des Films entgegen tritt, noch nicht zugerichtet durch Verkehrsadern, auch wenn schon die Automobile durch Köln rollen und den Pferdegespannen Konkurrenz machen.“
- ↑ vgl. Olbert 2010: „Ein weiterer Schauwert des Films sind die Originalaufnahmen des Rosenmontagszugs aus dem Jahr 1927. Kostümiert sind vor allem die Kinder, die am Wegesrand stehen – die Erwachsenen sehen dem Spektakel in ernster Alltagskleidung zu, die Herren mit breiten Filzhüten auf dem Kopf, die Damen in Mäntel eingehüllt.“
- ↑ Inhaltsangabe im Kölner Stadtanzeiger vom 5. Februar 2010.
- ↑ vgl. Der Kinematograph. Nr. 1048, 20. März 1927.
- ↑ vgl. IMDb
- ↑ Der Kinematograph. Nr. 1071, 28. August 1927, S. 20, schreibt indes : „Dieser eine Zeitlang nicht recht wirksame Schauspieler ist auf dem besten Wege, ein deutscher Lon Chaney zu werden“.
- ↑ vgl. Vogt, Carl de. In: Der Deutsche Rundfunk – Funkpost (Hrsg.): Künstler im Rundfunk. Band 4: Vortragskünstler und Unterhaltungsorchester. Ein Taschenbuch, unseren Lesern gewidmet. Neue Ausgabe. Rothgießer & Diesing, Berlin 1936, S. 72: „Carl de Vogt ist nicht nur ein famoser Sänger zur Laute, sondern auch ein gern gehörter Sprecher von Hörspielrollen.“
- ↑ Geboren am 12. Januar 1905 in Deutschland, Karriere in Deutschland und Frankreich bis circa 1932, gestorben am 16. Februar 1968 in Tucson, Arizona, USA, vgl. Elza Temáry. Auf kinotv.com
- ↑ Blaß, in Wien geboren, entstammte einer jüdischen Familie aus Lemberg und emigrierte nach dem Anschluss Österreichs in die USA, vgl. Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben ...“. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. Acabus-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 3-86282-049-1, S. 104.
- ↑ Geppert spielte viele komische Rollen in Schwänken und Operetten, ab ca. 1919 auch in Filmen.
- ↑ Programmhinweis der ARD „Der Bettler vom Kölner Dom“
- ↑ so bei koeln-im-film.de
- ↑ so bei ARTE TV
- ↑ vgl. Digitalisat. Auf koeln-im-film.de
- ↑ Der Bettler vom Kölner Dom bei molodezhnaja, Marco Spiess (Hrsg.), abgerufen am 18. Juni 2021
- ↑ Der Bettler vom Kölner Dom Edition Filmmuseum Nr. 52, abgerufen am 18. September 2018.
- ↑ Frank Olbert: Keine Ruinen, keine Brachen, kein Beton Kölner Stadtanzeiger vom 22. Dezember 2010, abgerufen am 18. September 2018.