Der Baron auf den Bäumen

Der Baron auf den Bäumen (italienischer Originaltitel Il barone rampante) ist ein Roman des italienischen Schriftstellers Italo Calvino aus dem Jahr 1957. Auf Deutsch erschien der Roman erstmals 1960 in der Übersetzung durch Oswalt von Nostitz beim S. Fischer Verlag in Frankfurt am Main. Zusammen mit Der geteilte Visconte (1952) und Der Ritter den es nicht gab (1959) bildet Der Baron auf den Bäumen die Trilogie „Unsere Vorfahren“ von Calvino.

Handlung

Die Lebensgeschichte des Barons auf den Bäumen, namentlich Cosimo Piovasco di Rondò, wird von seinem vier Jahre jüngeren Bruder Biagio erzählt. Die Brüder kommen aus einer niederen Adelsfamilie in Ligurien, die über das kleine, dicht bewaldete Dorf Ombrosa nahe der Mittelmeerküste herrschen. Am 15. Juni 1767 weigert sich der zwölfjährige Cosimo, das von seiner älteren Schwester Battista zubereitete Mittagessen – ein ekelhaftes Schneckengericht – anzunehmen, was ihm den Ärger seines Vaters einbringt. Daraufhin erhebt sich Cosimo von der Familientafel und besteigt die Bäume. Bis zu seinem Tod über 50 Jahre später wird er die Bäume nicht mehr verlassen, obwohl sein Aufenthalt dort anfangs von seinen Verwandten als nur von kurzer Dauer betrachtet wird. Einige Tage später versucht sein Vater ihn noch gewaltsam von den Bäumen herunterzubekommen, doch schließlich toleriert die Familie sein Leben dort.

Im Laufe der Zeit beschäftigt sich Cosimo mit verschiedenen Philosophen und korrespondiert auch mit diesen, geht mehrere Liebschaften ein und kämpft mit Jesuiten, Piraten und der österreichischen Armee. Ebenso geht er Beziehungen zu den Freimaurern ein und befreundet sich mit einem bekannten Räuber. Napoleon Bonaparte, der von dem Baron auf den Bäumen gehört hatte, stattet diesem ebenfalls einen Besuch ab. Turbulent verläuft auch Cosimos Liebesleben, das hauptsächlich von einer wechselhaften und immer wieder unterbrochenen Beziehung mit der schönen Adeligen Viola geprägt ist. Sie, die von zahlreichen Männern verehrt wird, fühlt sich stark zu Cosimo hingezogen, will aber nicht langfristig sein Leben auf den Bäumen teilen.

Als Cosimo in den Jahren nach den Napoleanischen Kriegen schwächer wird und schließlich im Sterben liegt, ergreift er das Seil eines zufällig vorbeischwebenden Luftballons. Sein Leichnam wird nicht gefunden, offenbar ist er in das nahegelegene Meer gefallen, ohne nochmals wieder seinen Fuß auf den Boden gesetzt zu haben. Am Ende resümiert der Erzähler, dass das alte Ombrosa verschwunden und die einst von dichtem Baumwuchs geprägte Gegend nunmehr stark gerodet sei.

Rezeption

Neben Wenn ein Reisender in einer Winternacht (1979) ist Der Baron in den Bäumen Calvinos kommerziell erfolgreichstes Werk.[1] Der Roman wird als Beispiel für die Conte philosophique gesehen, ein fiktionales Werk, das sich stark mit Philosophie auseinandersetzt. So diente Candide oder der Optimismus von Voltaire, dessen Name auch mehrmals im Roman fällt, als Inspiration für Calvino.

Das italienische Motorsportteam Il Barone Rampante benannte sich nach dem Titel des Romans.

Adaptionen

Kinderbuchfassung

Bereits 1961 veröffentlichte Calvino eine für Kinder ausgelegte Fassung seines Romans, in der er unter anderem die erotischeren Stellen sowie das Altern Cosimos ausließ. Im deutschen erschien Calvinos Fassung für Kinder 1993 beim Verlag Ravensburger mit Illustrationen von Rotraut Susanne Berner.[2]

Weitere Adaptionen

Nach einem Buch von Thomas Fritz entstand 1998 beim SWR unter Regie von Stefan Dutt eine Hörspielfassung.[3]

Einzelnachweise

  1. McLaughlin, Martin L.: Italo Calvino, Edinburgh University Press, Edinburgh, 1998. ISBN 0-7486-0917-2
  2. Calvinos „Baron auf den Bäumen“ als Kinderbuch: Astreiner Klassiker. In: ZEIT ONLINE. (zeit.de [abgerufen am 24. September 2018]).
  3. ARD-Hörspieldatenbank. Abgerufen am 27. September 2018.