Departamento Santa Cruz

Departamento Santa Cruz
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Lage
Symbole
Flagge
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Basisdaten
StaatBolivien
HauptstadtSanta Cruz de la Sierra
Fläche370.621 km²
Einwohner2.655.084 (Volkszählung 2012)
Dichte7,2 Einwohner pro km²
ISO 3166-2BO-S
Webauftrittwww.santacruz.gob.bo (spanisch)
Politik
PräfektRubén Costas
Koordinaten: 17° S, 62° W

Das Departamento Santa Cruz liegt im Osten Boliviens. Es hat eine Fläche von 370.621 km² und (nach der Volkszählung 2012) 2.655.084 Einwohner. Die Hauptstadt ist Santa Cruz de la Sierra.

Santa Cruz ist die wirtschaftlich stärkste Region Boliviens, sie verfügt über bedeutende landwirtschaftlichen und industrielle Produktion.

Geographie

Das Departamento Santa Cruz erstreckt sich von der Cordillera Oriental am Ostrand der Anden ins flache Tiefland des Amazonasbeckens und des Gran Chaco. Santa Cruz grenzt im Osten an Brasilien und im Südosten an Paraguay. Innerhalb Boliviens grenzt Santa Cruz an das Departamento Beni im Norden, das Departamento Cochabamba im Westen und das Departamento Chuquisaca im Südwesten.

Das Klima ist tropisch mit einer Regenzeit im Sommer. Durch kalte Südwinde mit polarem Ursprung (Surazos) kann es insbesondere im Winter zu kurzzeitigen Kälteeinbrüchen kommen. Die Vegetation im Flachland reicht vom tropischem Regenwald im feuchten Norden des Departamentos über Feuchtwälder und Feuchtsavannen bis zu Trockenwäldern im trockenen Gran Chaco.

Geschichte

Denguefieberausbruch 2023

Im Jahr 2023 brach in Bolivien Denguefieber aus. Das Departmento Santa Cruz war am stärksten betroffen. Von Anfang Januar 2023 bis Mitte Februar 2023 erkrankten tausende Menschen und es starben mehr als 25. Die Nachrichtenagentur ABI berichtete unter Berufung auf die staatlichen Gesundheitsbehörden, dass die Krankenhäuser im Department an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gerieten. Kinder waren besonders betroffen, in Santa Cruz de la Sierra waren mehr als die Hälfte der Infizierten in den Kliniken Minderjährige.[1][2]

Bevölkerung

Die Einwohnerzahl des Departamento Santa Cruz ist in den vergangenen sechzig Jahren auf mehr als das Zehnfache angestiegen:

JahrEinwohnerQuelle
1950244.658Volkszählung[3]
1976710.724Volkszählung[3]
19921.364.389Volkszählung[3]
20012.029.471Volkszählung[3]
20122.655.084Volkszählung[4]

Bei der Volkszählung 2001 bezeichneten sich im Departamento Santa Cruz von den über 15-jährigen 16,95 % der Bevölkerung als Quechua, weitere 20,49 % nannten eine andere indigene Ethnie (darunter Aymara, Guaraní, Chiquitano und Mojeño). 62,56 % zählten sich zu keiner indigenen Ethnie.[5] Laut Volkszählung 2012 ist für 88,9 % der Bevölkerung Spanisch die primäre Sprache, gefolgt von Quechua (7,7 %), Deutsch (2,3 %) und Guaraní (1,7 %).[6]

Eine wichtige Ursache für den raschen Bevölkerungsanstieg seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts ist die teilweise staatlich geförderte Umsiedlung von Menschen aus dem kargen Hochland des Altiplano im Westen des Landes in das fruchtbare Tiefland. Im Anschluss an die Agrarreform von 1953 entstanden im Departamento de Santa Cruz so genannte Agrarkolonisationsgebiete, in denen Zuwanderer in Plandörfern, bestehend aus meist 40 Familien pro Dorf, angesiedelt wurden. Die Umsiedlungsprogramme gerieten in den 1960er Jahren aufgrund der hohen Kosten, die sie verursachten, ihres begrenzten Erfolges (Projektziele: Importsubstituierung von Agrargütern im Tiefland, Stärkung der nationalen Einheit, demographische Entlastung des Hochlandes u. a.) und der umstrittenen Arbeit der Kolonisationsbehörden (INC/INRA) bei der Vergabe von Flächen und Landtiteln in die Kritik. Dagegen stehen positive Ansätze eines interkulturellen Zusammenlebens von Hoch- und Tieflandbevölkerung (Beispiel San Julián, vgl. Literaturhinweise).

Wie in den Kolonisationsgebieten (San Julián, Yapacaní u. a.) so weist auch in der Hauptstadt Santa Cruz de la Sierra die Bevölkerung aufgrund der starken Zuwanderung eine hohe ethnische Vielfalt auf. Neben Siedlungsgebieten von Tieflandbewohnern oder Zuwanderern aus dem Hochland existieren im Departamento de Santa Cruz auch Kolonien von Plautdietsch-sprachigen Russlandmennoniten, die sich zuerst aus Paraguay kommend seit den 1950er-Jahren angesiedelt haben. Später kamen Russlandmennoniten aus Mexiko, Kanada und Belize dazu. im Jahre 2016 lebten etwa 70.000 Russlandmennoniten im Departamento Santa Cruz. Südlich der Hauptstadt liegt die auch von Untersuchungshäftlingen bewohnte Gefangenensiedlung Palmasola, in der es 2001 zu Unruhen kam.

Provinzen

Das Departamento Santa Cruz ist in 15 Provinzen unterteilt:

IndexProvinzEinwohner 2012Einwohner 2001Provinz-Hauptstadt
07-01Provinz Andrés Ibáñez1.653.0011.260.549Santa Cruz de la Sierra
07-02Provinz Ignacio Warnes108.88853.231Warnes
07-03Provinz José Miguel de Velasco69.74256.702San Ignacio de Velasco
07-04Provinz Ichilo92.72170.444Buena Vista
07-05Provinz Chiquitos82.42959.754San José de Chiquitos
07-06Provinz Sara42.27837.733Portachuelo
07-07Provinz Cordillera120.111101.733Lagunillas
07-08Provinz Vallegrande26.57627.429Vallegrande
07-09Provinz Florida32.84227.447Samaipata
07-10Provinz Obispo Santistevan181.169142.786Montero
07-11Provinz Ñuflo de Chávez116.54593.997Concepción
07-12Provinz Ángel Sandoval14.41513.073San Matías
07-13Provinz Manuel María Caballero23.26720.010Comarapa
07-14Provinz Germán Busch42.83033.006Puerto Suárez
07-15Provinz Guarayos48.30131.577Ascención de Guarayos

Größte Städte

Die mit Abstand größte und wichtigste Stadt des Departamentos ist die Hauptstadt Santa Cruz de la Sierra.

StadtVolkszählung 2012Volkszählung 2001
Santa Cruz de la Sierra1.653.0011.116.059
Montero107.29478.294
Warnes77.66817.872
La Guardia76.12329.745
Yapacaní30.95214.589
Camiri28.85526.505
San Ignacio de Velasco23.12619.401
San Julián20.6876.585

Politik

Autonomie-Referendum

Siehe auch Bolivien/Innenpolitische Spannungen

Am 4. Mai 2008 fand ein Referendum über eine weitgehende Autonomie nach spanischem Vorbild[7] statt. Nach einem Urteil des Nationalen Wahlgerichtshof, welcher das Referendum wegen fehlender rechtlicher Voraussetzungen untersagte, wurde es vom Präsident Boliviens Evo Morales als verfassungswidrig bezeichnet.[8] Befürworter des Referendums bezeichneten dieses allerdings mit der zurzeit gültigen Verfassung Boliviens in Einklang.[9] Die bolivianische Armee warnte vor einer Gefahr für die territoriale Integrität des Landes. [10] [11] Nach Angaben der Departementsregierung von Santa Cruz antworteten 350.000 Menschen „mit friedlichen Demonstrationen auf die Drohungen der [Zentral-]Regierung gegen die Demokratie.“[12]

Hintergrund für das Referendum und die in weiteren Departamentos stattfindenden Referenden im Juni 2008 sind die inneren Gegensätze in Bolivien. Dabei sind die östlichen Departamentos im Tiefland rohstoffreicher und wohlhabender als die westlichen Departamentos des Hochlandes. Zusätzlich sind die konservativen politischen Kräfte für die Autonomie und die linken politischen Kräfte für den Status quo. Die Autonomiebefürworter der östlichen Departamentos kritisieren die Regierung für den Plan, einen größeren Teil der Einnahmen aus dem Osten im ärmeren Westen auszugeben. Der sozialistische Präsident stützt seine Macht auf die indigenen Bevölkerungsteile, während die spanischstämmige Bevölkerung eher die konservativen Kräfte unterstützt. Die Autonomiebefürworter stehen für eine freie Marktwirtschaft, die sozialistischen Autonomiegegner für eine Wirtschaft mit wesentlicher Staatsbeteiligung.

Die Wahlbeteiligung betrug etwa 61 %.[13] Ersten Ergebnissen zufolge haben sich mehr als 80 % der Wahlteilnehmer für die Autonomie ausgesprochen[14] Bolivianische Quellen sprechen von 84 %. 11,5 % stimmten mit "nein" und 1,3 % legten leer ein.[15]

Rubén Costas, Präfekt des Departamentos Santa Cruz, begrüßte das Ergebnis als Sieg. Er kündigte an „Bolivien zum dezentralisiertesten Land Lateinamerikas“ zu machen.[16] Präsident Morales hingegen bezeichnete das Referendum wegen der im Vergleich zu früheren Wahlen geringen Wahlbeteiligung als Misserfolg für die Autonomie,[8] erklärte aber, er sei sich darüber bewusst, dass zumindest ein breiter Teil der Bevölkerung Autonomieforderungen stelle.[17]

Regionalwahlen 2010 und 2021

Gesamtergebnis im Departamento Santa Cruz bei den Regionalwahlen vom 4. April 2010:[18]

Wahl-
berechtigte
Wahl-
beteiligung
gültige StimmenVERDESMAS-IPSPTODOSFAMSMFCN
1.225.072 1.052.426979.123 515.370374.32643.92925.03111.5308.937
 85,9 %93,0 % 52,6 %38,2 %4,5 %2,6 %1,2 %0,9 %

Gesamtergebnis im Departamento Santa Cruz bei den Regionalwahlen (elecciones de autoridades políticas) vom 7. März 2021:[19]

Wahl-
berechtigte
Wahl-
beteiligung
gültige StimmenCREEMOSMAS-IPSPUNIDOSSOLASIPMNR
1.914.621 1.641.3021.545.658 860.023589.97850.31520.85017.5306.962
 85,72 %94,17 % 55,64 %38,17 %3,26 %1,35 %1,13 %0,45 %

Wirtschaft

Landwirtschaft

Die Region um die Hauptstadt Santa Cruz de la Sierra wird intensiv landwirtschaftlich genutzt, im waldreichen Norden herrscht Forstwirtschaft vor. Land- und Forstwirtschaft sowie die Verarbeitung der land- und forstwirtschaftlichen Produkte sind wirtschaftlicher Schwerpunkt des Departamento Santa Cruz.

Energie

Die Region besitzt außerdem die zweitgrößten Erdgasvorkommen in Südamerika. In den 1990ern wurden diese privatisiert. Forderungen nach Rücknahme der Privatisierungen führten mit zum Sturz von Boliviens Präsident de Lozada. 2005 unter Präsident Mesa versuchten Oberschicht und Unternehmensverbände, diesen Bestrebungen mit einer Forderung nach Autonomie für die Region zuvorzukommen.

Tourismus

In Santa Cruz befinden sich die als Weltkulturerbe der UNESCO geschützten Jesuitenmissionen der Chiquitos und die Festung von Samaipata sowie der als Weltnaturerbe geschützte Nationalpark Noel Kempff Mercado. Eine weitere Sehenswürdigkeiten ist der Nationalpark Amboró. In der Ortschaft La Higuera am westlichen Rand des Departamentos wurde im Jahre 1967 Che Guevara gefangen genommen und getötet.

Literaturhinweise

  • Johannes Winter (2006): Bolivien – Armut schweißt zusammen. Ansätze für ein interkulturelles Zusammenleben jenseits aller Fragmentierung. In: eins – Entwicklungspolitik Information Nord-Süd, H. 11–12 (Juni), S. 42–45, 2006.
  • Johannes Winter (2005): Integrationsprozesse im ländlichen Bolivien. Beispiele aus dem Departamento de Santa Cruz. In: Arbeitshefte des Lateinamerika-Zentrums. / CeLA, Nr. 91. Münster. Download: (PDF; 1,7 MB)
  • Sevilla, Rafael und Benavides, Ariel (2001): Bolivien – das verkannte Land? Horlemann, Bad Honnef.

Einzelnachweise

  1. Bolivian hospitals under strain as dengue kills dozens. 15. Februar 2023, abgerufen am 16. Februar 2023 (englisch).
  2. RedaktionsNetzwerk Deutschland: Bolivien: Ausbruch von Dengue-Fieber – Tausende Infektionen, mehrere Tote. Abgerufen am 16. Februar 2023.
  3. a b c d Instituto Nacional de Estadística (INE) (Memento vom 26. Februar 2014 im Internet Archive)
  4. INE – Instituto Nacional de Estadística Bolivia 2012 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  5. Instituto Nacional de Estatística(INE) (Memento vom 27. Oktober 2009 im Internet Archive): Censo de Población y Vivienda 2001
  6. Censo de Población y Viviendo 2012. (pdf) Características de la Población. Instituto Nacional de Estadística, Februar 2015, S. 36, abgerufen am 21. September 2020 (spanisch).
  7. Die Presse: Bolivien: Das Tiefland sagt leise „Adiós“ (4. Mai 2008)
  8. a b AFP: Reichste Region Boliviens stimmt in Referendum für Autonomie, 5. Mai 2008 (Memento vom 24. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
  9. El Diario: Llegó la hora de la verdad para el referéndum por la autonomía (Memento vom 8. Mai 2008 im Internet Archive) aufgerufen am 4. Mai 2008
  10. ORF: Bolivien: Umstrittenes Referendum in Santa Cruz (4. Mai 2008)
  11. La Razón (Zeitung, La Paz): FFAA ven que el Estatuto afecta la seguridad interna (Memento vom 8. Juni 2008 im Internet Archive) aufgerufen am 4. Mai 2008
  12. Departamentsregierung Santa Cruz (Memento vom 30. November 2010 im Internet Archive) (spanisch), abgerufen am 9. April 2024.
  13. El Diario: Victoria del Sí en consulta perfila un acuerdo nacional (Memento vom 8. Mai 2008 im Internet Archive) abgerufen am 5. Mai 2008
  14. Deutsche Welle: Schlappe für Morales: Santa Cruz will mehr Autonomie (5. Mai 2008)
  15. El Diario (La Paz): El “Sí” triunfó con más del 84% de votos en consulta autonómica (Memento vom 8. Mai 2008 im Internet Archive) aufgerufen am 5. Mai 2008
  16. Rückenstärkung für Santa Cruz in Bolivien, NZZ, 6. Mai 2008
  17. Das Problem Santa Cruz, Telepolis, 5. Mai 2008
  18. Acta de Cómputo Nacional Elecciones Departamentales, Municipales y Regional 2010
  19. Elección de Autoridades Políticas Departamentales, Regionales y Municipales 2021

Weblinks

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