Denkmal (Gedenken)

Ein Denkmal als Werk des Gedenkens wird auch als Denkmal im engeren Sinne bezeichnet. Es ist im allgemeinen Sprachgebrauch laut Duden eine „zum Gedächtnis an eine Person oder ein Ereignis errichtete, größere plastische Darstellung; [ein] Monument.“[1]
Herkunft
Die Begriffsgeschichte des Wortes Denkmal geht auf Martin Luther zurück, bei dem es die Bedeutung „Gedächtnisstütze“ hat. Dabei wird der Ausdruck heterogen verstanden und muss von dem Denkmal im weiteren Sinne, also dem Denkmal als Zeugnis vergangener Kulturgeschichte, unterschieden werden.
Definition
Denkmale
Denkmale als Werk des Gedenkens sind laut obiger Definition größere plastische Objekte der Kunstgeschichte und damit dreidimensionale, in der Regel künstlerisch gestaltete Objekte, geschaffen, um an eine historische Persönlichkeit oder ein geschichtliches Ereignis zu erinnern. Denkmale als Erinnerungswerke gehören zu den klassischen Genres von Baukunst und Bildhauerei wie die Pyramiden von Gizeh, das Grabmal des Konfuzius oder auch Herrscherstatuen.
Solche bewusst als Werke des Gedenkens geschaffenen Objekte lassen sich folgendermaßen einteilen:
- thematisch: Gedenkstätte, Grabmal, Kenotaph, Ehrenmal, Kriegerdenkmal, Mahnmal, Nationaldenkmal, Kulturdenkmal.
- baulich: Mausoleum, Triumphbogen, Monument, Statue, Reiterstandbild, Stele, Bildstock, Gebäude.
- (c) Webster, CC BY-SA 3.0
Kenotaph in Whitehall
Kants Kenotaph am Königsberger Dom
Da ein solches Denkmal im engeren Sinne ein „erhaltenes [Kunst]werk, das für eine frühere Kultur Zeugnis ablegt“,[1] sein kann, kann es amtlicherseits als Kulturdenkmal eingestuft werden. Seine Eigenschaft als Gedenkensobjekt hängt davon jedoch nicht ab. Oft wurde für solcherart Objekte der Begriff Kunstdenkmal verwendet, wie beispielsweise in der 1893 begonnenen Schriftreihe Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen oder auch 1934 im sächsischen Gesetz zum Schutze von Kunst-, Kultur- und Naturdenkmalen.
Zweifelsfälle

Ob Mahnmal zu Denkmal synonym genutzt wird[2] oder abgegrenzt werden muss,[3] wird unterschiedlich gesehen.
Gedenksteine und Grabmäler sind laut obiger Definition immer dann als Denkmal anzunehmen, wenn sie künstlerisch bearbeitet wurden. Wenn die Steine jedoch lediglich mit einer einfachen Inschrift versehen wurden oder dort eine Inschriftenplatte angebracht wurde, dann sind sie wie eine Gedenktafel zwar ein Werk des Gedenkens, jedoch nach obiger Definition kein Denkmal.
Keine Denkmale
Keine Denkmale in diesem Sinne sind Werke des Gedenkens, die nicht „größere plastische Darstellung[en]“ sind. Dazu gehört die Gedenktafel, die eigentlich ein Hinweisschild ist. Eine besondere Form einer solchen Gedenktafel ist der im Boden eingelassene Stolperstein. Keine Denkmale in diesem Sinne sind auch Museen sowie Gedenkzimmer, die sich monografisch einem Künstler widmen. Weitere Objekte, die zwar Werke des Gedenkens sind, aber keine Denkmale, finden sich in der Kategorie:Werk (Gedenken).
Kein Denkmal: Stolperstein
Kein Denkmal: Gedenkmünze zum 200. Geburtstag des Dichters Eduard Mörike
Kaisereiche in Wuppertal
Gedenksteine für auf Juist gestorbene Heimatvertriebene
Diskussion
Während Denkmäler ursprünglich an Ereignisse im Rahmen einer Botschaft erinnern können, werden sie später selbst historisch. Der Historiker Reinhart Koselleck schrieb: „Jede Selbstaussage eines Denkmals setzt Grenzen, innerhalb derer seine Rezeption freigegeben wird. Sie sind nicht beliebig ausdehnbar. Entweder kann die Botschaft eines Denkmals rituell wiederholt werden, oder das Denkmal wird – soweit möglich – umgewidmet, sonst gestürzt oder vergessen. Die sinnlichen Spuren der Erinnerung, die ein Denkmal enthält, und die Wege seiner Rezeption laufen (…) auseinander. Die Empfangsbereitschaft der Betrachter kann politisch – und religiös – aufgeladen bleiben oder verlöschen. (…) Zurück bleibt, aufgrund seiner Selbstaussage, die ästhetische Qualität des Denkmals.“ Sören Philipps schlussfolgerte daraus: „Bei materiellen Überresten rein ästhetischer Funktion befindet man sich also in der Geschichte statt im lebendigen Gedächtnis.“[4]
Im Kontext der Wende in der DDR wurden dort vielfach Denkmäler und andere Erinnerungen in Frage gestellt oder entfernt. Bisweilen wurden sie Teil einer Kunstinstallation.[5]
Siehe auch
Literatur
- Reinhard Alings: Monument und Nation: das Bild vom Nationalstaat im Medium Denkmal – zum Verhältnis von Nation und Staat im deutschen Kaiserreich 1871–1918. In: Beiträge zur Kommunikationsgeschichte. Band 4. de Gruyter, Berlin [u. a.] 1996, ISBN 3-11-014985-0 (Zugleich Dissertation an der FU Berlin 1994).
- James E. Young: Formen des Erinnerns. Gedenkstätten des Holocausts. Wien 1997.
- Manfred Hettling, Jörg Echternkamp (Hrsg.): Gefallenengedenken im globalen Vergleich. Nationale Tradition, politische Legitimation und Individualisierung der Erinnerung, München 2013 ISBN 978-3-486-71627-6
- Brigitte Hausmann: Duell mit der Verdrängung? Denkmäler für die Opfer des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik Deutschland 1980 bis 1990. Münster 1997.
- James E. Young (Hrsg.): Mahnmale des Holocausts. Motive, Rituale und Stätten des Gedenkens. München 1994.
- Michael Diers (Hrsg.): Mo(nu)mente. Formen und Funktionen ephemerer Denkmäler. Berlin 1993, S. 179–189.
- Helmut Scharf: Kleine Kunstgeschichte des deutschen Denkmals. Darmstadt 1984, ISBN 3-534-09548-0.
- Erich und Hildegard Bulitta, Geschichte erleben – Kriegsgräberstätte und Kriederdenkmal als außerschulischer Lernort, München, 2014
- Thomas von der Dunk: Das deutsche Denkmal. Eine Geschichte in Bronze und Stein vom Hochmittelalter bis zum Barock. Köln 1999.
- Beate Eckstein: Im öffentlichen Auftrag. Architektur- und Denkmalsplastik der 1920er bis 1950er Jahre. Hamburg 2005.
- Eduard Trier: Das Denkmal ist tot, es lebe das Denkmal! Vorstellung einiger Denkmale der 80er Jahre. In: Jutta Schuchard (Hrsg.): Vergänglichkeit und Denkmal. Beiträge zur Sepulkralkultur. Bonn 1985, S. 165–168.
- Helmut Scharf: Zum Stolze der Nation. Deutsche Denkmäler des 19. Jahrhunderts. Dortmund 1983, ISBN 3-88379-375-2.
- Hans-Georg Stavginski: Das Holocaust-Denkmal: der Streit um das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ in Berlin (1988–1999). Paderborn [u. a.]: Schöningh 2002.
- Ulrich Schlie: Die Nation erinnert sich: die Denkmäler der Deutschen. Beck’sche Reihe Bd. 1469. Beck, München 2002.
- Ekkehard Mai, Gisela Schmirber (Hrsg.): Denkmal – Zeichen – Monument. Skulptur und Öffentlicher Raum heute. München 1989.
- Hans-Ernst Mittig, Volker Plagemann (Hrsg.): Denkmäler im 19. Jahrhundert. Deutung und Kritik. Studien zur Kunst des 19. Jahrhunderts. Band 20. München 1972.
- Roger Fornoff: Mythen aus Stein. Nationale Monumente als Medien kollektiver Identitätsfindung im 19. und 20. Jahrhundert. In: Jürgen Plöhn (Hrsg.): Sofioter Perspektiven auf Deutschland und Europa. Berlin 2006, ISBN 3-8258-9498-3, S. 41–68.
- Biljana Menkovic: Politische Gedenkkultur. Denkmäler: die Visualisierung politischer Macht im öffentlichen Raum. Wien 1998.
- Peter Springer: Denkmäler der Avantgarde. In: Wallraf-Richartz-Jahrbuch (1988): Rhetorik der Standhaftigkeit. Monument und Sockel nach dem Ende des Traditionellen Denkmals. Sonderdruck aus dem Wallraf-Richartz-Jahrbuch XLVIII/XLIX. Köln 1988, S. 365–408.
Weblinks
- Dossier Zeitgenössische Denkmalkonzepte in Deutschland (Memento vom 8. Januar 2015 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- ↑ a b Denkmal, das. In: Duden, abgerufen am 3. Oktober 2012.
- ↑ Stefan Krankenhagen: Auschwitz darstellen: Ästhetische Positionen zwischen Adorno, Spielberg und Walser. Beiträge zur Geschichtskultur Bd. 23. Böhlau, Köln [u. a.] 2001, S. 235.
- ↑ Z. B. die Möglichkeit, das Mahnmal über die räumliche Nähe zu einem historischen Ort zu fassen (Angelika Gausmann, Iris Schäferjohann-Bursian: Das vergessene Mahnmal Josef Glahes – Kunst als Mittel der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus im Bürener Land (1949–1974). In: Westfalen: Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde. 1993, Nr. 71. Münster, S. 121–138, hier S. 122).
- ↑ Sören Philipps: Hildesheimer Gedächtnisorte: eine Lokalstudie zum kollektiven Gedächtnis von der Kaiserzeit bis heute. Weißensee Verlag, 2002, Seite 38
- ↑ Frank Pergande: Wie schützenwert sind kommunistische Denkmäler - Lenins Kopf und Emils Panzer In: faz.net, 18. Januar 2018, abgerufen am 16. Februar 2023.
Auf dieser Seite verwendete Medien
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Gedenksteine für verstorbene Heimatvertriebene auf Juist.
Autor/Urheber: Dschazz, Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
Kaiser-Wilhelm-Denkmal bei Porta Westfalica, Nordrhein-Westfalen.
Autor/Urheber: kyselak, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Grabmal Immanuel Kants in Kaliningrad (ehemaliges Königsberg), Russische Föderation.
Autor/Urheber: Helge Klaus Rieder, Lizenz: CC0
Carn Menyn - Memorial
A new standing stone. The plaque on the base of this stone states that it is:
"One of two brought down from the crest of Carnmenyn by an RAF Chinook helicopter on 6th April 1989. They were donated by the Lord of the Manor of Mynachlog-ddu to English Heritage, one to be displayed at Stonehenge, the other to be erected here to indicate their place of origin. In May and June 1989, the other one was carried from here to Stonehenge, with the cooperation of Preseli Pembrokeshire District Council, as part of the celebrations marking the Silver Jubilee of the Cystic Fibrosis Research Trust."
I heard that there is a story about the other stone (ie the one heading for Stonehenge) somehow falling off the boat that was carrying it across the Bristol Channel, and having to be brought back to the surface before it could continue. The story appears to be true, as the BBC News website reported it here [1] at about the same time. (Thanks to 'ceridwen' for finding this link.)Autor/Urheber: Thomas Ledl, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Mahnmal gegen Krieg und Faschismus
10 Euro Gedenkmünze 2004 - 200. Geburtstag des Dichters Eduard Mörike, Bildseite
The Cenotaph, in Whitehall, London, England, is made from Portland stone.
Autor/Urheber: Axel Mauruszat, Lizenz: Attribution
Berlin, Stolperstein für Else Liebermann von Wahlendorf, Budapester Straße 45, verlegt am 26.09.2006; Witwe des Bruders Paul (1861–1930) (also „Schwägerin“) von Wilhelm Liebermann von Wahlendorf.