Denisovit

Denisovit
Weiße, faseriges Denisovit-Aggregat aus der Typlokalität Eweslogtschorr, Russland
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1982-031[1]

IMA-Symbol

Dnv[2]

Andere Namen
Chemische Formel
  • KCa2Si3O8F[1]
  • Ca2(K,Na)[Si3O8(F,OH)][4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/F.18
VIII/F.18-070

9.HA.85
65.02.01.07
Kristallographische Daten
Kristallsystemmonoklin
Kristallklasse; Symbolnicht definiert
Raumgruppenicht definiert
Gitterparametera = 30,92 Å; b = 7,20 Å; c = 18,27 Å
β = 95°[4]
FormeleinheitenZ = 20[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte4 bis 5[5]
Dichte (g/cm3)gemessen: 2,76; berechnet: 2,81[5]
Spaltbarkeitsenkrecht zur Längsachse der Kristalle[5]
Bruch; Tenazitätsplittrig; spröde
Farbegrünlichgrau, silbergrau
Strichfarbeweiß bis grauweiß
Transparenzdurchscheinend
GlanzPerlmuttglanz, Seidenglanz
Kristalloptik
Brechungsindizesnα = 1,567[6]
nβ = 1,568[6]
nγ = 1,576[6]
Doppelbrechungδ = 0,009[6]
Optischer Charakterzweiachsig positiv

Denisovit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung KCa2Si3O8F[1] und ist damit chemisch gesehen ein Kalium-Calcium-Silikat mit zusätzlichen Fluor-Ionen. Da allerdings bei natürlichen Denisovit-Proben ein Teil des Kaliums durch Natrium sowie ein Teil des Fluors durch Hydroxidionen ersetzt (substituiert) sein kann, wird dies durch die entsprechende Mischformel Ca2(K,Na)[Si3O8(F,OH)][4] ausgedrückt.

Denisovit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt meist parallele Aggregate aus nadeligen bis säuligen Kristalle von 10 bis 15 cm Größe. Das Mineral ist von grünlichgrauer bis silbergrauer Farbe, in Aggregatform durchscheinend, und weist auf der Oberfläche einen perlmutt- bis seidenähnlichen Glanz auf.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Denisovit 1982 in einem Natrolith-Gang am Südhang des Eweslogtschorr[7] und im Material'naya-Stollen am Yukspor[8] in den Chibinen in der Oblast Murmansk auf der russischen Halbinsel Kola. Beide Fundorte gelten daher als Typlokalität für Denisovit.

Wissenschaftlich beschrieben wurde das Mineral durch Yuri P. Men'shikov, der es nach Aleksander Petrowitsch Denisow (Александр Петрович Денисов, 1918–1972), einem russischen Spezialisten für Röntgenuntersuchungen von Mineralien im Wissenschaftszentrum Apatity, benannte. Die vollständige Mineralbeschreibung und der gewählte Name wurde bei der International Mineralogical Association (IMA) zur Prüfung eingereicht (Eingangs-Nr. der IMA: 1982-031) und anerkannt. Die Publikation der Neuentdeckung folgte 1984 zunächst auf Russisch im Fachmagazin Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshchestva und wurde ein Jahr später unter der Rubrik New Minerals im American Mineralogist vorgestellt.

Typmaterial des Minerals wird im Geologischen Museum des Wissenschaftszentrums der Russischen Akademie der Wissenschaften in Apatity auf der Halbinsel Kola unter der Katalog-Nr. 557/1–2; im Bergbau-Museum der Staatlichen Bergbau-Universität Sankt Petersburg in Sankt Petersburg unter der Katalog-Nr. 1295/1–2; im Mineral Preserve Museum in Miass unter der Katalog-Nr. 5392; im Mineralogischen Museum der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau unter den Katalog-Nr. 82762 und vis4773 sowie im Natural History Museum in London unter der Katalog-Nr. 1994,7 aufbewahrt.[5]

Klassifikation

In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Denisovit zur Mineralklasse der „Silikate“ und dort zur Abteilung der „Kettensilikate und Bandsilikate (Inosilikate)“, wo er zusammen mit Bustamit, Cascandit, Ferrobustamit, Foshagit, Jennit, Pektolith, Serandit, Tanohatait, Vistepit und Wollastonit die „Wollastonitgruppe“ mit der System-Nr. VIII/F.18 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Denisovit ebenfalls in die Klasse der „Silikate“, dort allerdings in die Abteilung der „Unklassifizierten Silikate“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Art der beteiligten Kationen beziehungsweise Metalle, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit Alkali- und Erdalkali-Elementen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.HA.85 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Denisovit in die Klasse der „Silikate“ und dort in die Abteilung der „Kettensilikatminerale“ ein. Hier ist er in der „Wollastonitgruppe“ mit der System-Nr. 65.02.01 innerhalb der Unterabteilung „Kettensilikate: Einfache unverzweigte Ketten, W=1 mit Ketten P=3“ zu finden.

Kristallstruktur

Denisovit kristallisiert monoklin in bisher nicht definierter Raumgruppe mit den Gitterparametern a = 30,92 Å; b = 7,20 Å; c = 18,27 Å und β = 95° sowie 20 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Bildung und Fundorte

Denisovit bildet sich in Nephelinsyenit in einem differenzierten Alkaligesteinsmassiv.

An seiner Typlokalität in den Chibinen fanden sich als Begleitminerale neben Nephelin unter anderem noch Kalifeldspat, Aegirin, Apatit, Biotit, Fluorit und Yuksporit. An dem bisher einzigen weiteren bekannten Fundort (Stand 2017), dem Murun-Massiv im Aldanhochland in der Republik Sacha (Jakutien) im Fernen Osten Russlands, trat noch Kalsilit als Begleitmineral hinzu.[9]

Siehe auch

Literatur

  • Юрий П. Менъшиков (Yuri P. Men'shikov): Денисовит Ca4(K1.4Na0.6)2Si6O16(F,OH)2новый минерал из хибинского массива. In: Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshchestva. Band 113, Nr. 6, 1984, S. 718–723 (rruff.info [PDF; 396 kB; abgerufen am 29. November 2017]).
  • Pete J. Dunn, James A. Ferraiolo, Michael Fleischer, Volker Gobel, Joel D. Grice, Richard H. Langley, James E. Shigley, David A. Vanko, Janet A. Zilczer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 70, 1985, S. 1329–1335 (rruff.info [PDF; 713 kB; abgerufen am 29. November 2017]).
Commons: Denisovite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3.
  4. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 656.
  5. a b c d Denisovite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 72 kB; abgerufen am 29. November 2017]).
  6. a b c d Mindat – Denisovite (englisch)
  7. Mineralienatlas: Typlokalität Eweslogchorr (Eveslogchorr), Chibiny (Khibiny), Kola-Halbinsel, Föderationskreis Nordwestrussland
  8. Mineralienatlas: Typlokalität Material'naya-Stollen, Yukspor, Chibiny (Khibiny), Kola-Halbinsel, Föderationskreis Nordwestrussland
  9. Fundortliste für Denisovit beim Mineralienatlas und bei Mindat

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Autor/Urheber: David Hospital, Lizenz: CC BY-SA 4.0
White crystals of the very rare mineral denisovite from the type locality (Eveslogchorr Mountain, Khibiny Massif, Kola, Russian Federation) and only one of the three known localities worldwide.