Demonstrativpronomen

Das Demonstrativpronomen (lateinisch Pronomen demonstrativum) oder auch hinweisendes Fürwort ist eine Wortart, mit der Sprecher auf einen Gesprächsgegenstand verweisen. In vielen Sprachen können Demonstrativpronomina sowohl deiktisch als auch anaphorisch gebraucht werden. Manchmal wird auch die Bezeichnung Demonstrativ(um) als gleichbedeutend mit Demonstrativpronomen verstanden, sie hat jedoch eigentlich einen weiteren Bezug, da es auch Demonstrativ-Adverbien gibt, die von Pronomen zu unterscheiden sind.

Das Demonstrativpronomen kann sowohl adjektivisch als auch substantivisch gebraucht werden. Adjektivisch steht es vor dem Nomen, zu dem es die Entfernung anzeigt, substantivisch steht es anstatt des Nomens.

  • Beispiel für das adjektivisch gebrauchte Demonstrativpronomen im Deutschen: Dieses Fleisch schmeckt gut.
  • Beispiel für das substantivisch gebrauchte Demonstrativpronomen im Deutschen: Der da hat Schuld.

Die Anzahl der Entfernungsgrade des Demonstrativpronomens unterscheidet sich je nach Sprache:

Deutsche Sprache

Demonstrativpronomen

Im Deutschen gibt es drei Paradigmen von Demonstrativpronomina, zum einen dieser, diese, dieses, zum anderen jener, jene, jenes und außerdem das betonte, deiktische der, die, das, das in der Form dem definiten Artikel und einer Form des Relativpronomens ähnelt. Jener, jene, jenes wird in der gesprochenen Sprache oft durch der da, die da, das da o. ä. ersetzt.

Deklination von dieser, diese, dieses:

Singular maskulinSingular femininSingular neutralPlural
Nominativdieserdiesediesesdiese
Genitivdiesesdieserdiesesdieser
Dativdiesemdieserdiesemdiesen
Akkusativdiesendiesediesesdiese

Jener, jene, jenes werden gleich dekliniert wie dieser, diese, dieses:

Singular maskulinSingular femininSingular neutralPlural
Nominativjenerjenejenesjene
Genitivjenesjenerjenesjener
Dativjenemjenerjenemjenen
Akkusativjenenjenejenesjene

Deklination von der, die, das:

Singular maskulinSingular femininSingular neutralPlural
Nominativderdiedasdie
Genitivdessenderen/dererdessenderen/derer
Dativdemderdemdenen
Akkusativdendiedasdie

Die Genitivformen dessen und deren (jedoch nicht derer) können auch attributiv einem Nomen vorangestellt werden:

meine Nachbarin und deren (nicht derer) Hund
meine Nachbarinnen und deren (nicht derer) Hunde

Vorausweisend können hingegen nur die Formen dessen und derer (nicht deren) verwendet werden. Die Form derer wird allerdings selten im Singular feminin verwendet, weil derer meistens als Pluralform aufgefasst wird:[1]

die Blumen derer, die mich besuchen kam (selten)
die Blumen derer, die mich besuchen kamen

Etymologie

Mhd., ahd. der, diu, daz geht auf den idg. Pronominalstamm to- zurück.[2]

Mhd. diser (dirre), disiu, ditze (diȥ), ahd. desēr (therēr), desiu, diz(i) ist aus Verschmelzung von der usw. mit einem zu idg. so gehörenden -si entstanden.[3]

Mhd. (j)ener, ahd. (j)enēr liegt vermutlich der idg. Pronominalstamm eno- zugrunde.[4]

Demonstrative Artikelwörter und Pronomen

In der neueren Grammatik, wie sie u. a. auch in der aktuellen Duden-Grammatik dargestellt wird, wird die alte Wortarteneinteilung zum Teil aufgegeben. In der Duden-Grammatik werden Wörter wie dieser gemeinsam mit einer Anzahl verschiedener weiterer Wörter behandelt, die ebenfalls eine demonstrative Funktion haben:

  • der/die/das als Demonstrativ[5]
  • dieser und jener[6]
  • derjenige[7]
  • derselbe[8]

Praktische Anwendung im Deutschen

Beim substantivischen Gebrauch dient das Demonstrativpronomen vor allem dazu, den korrekten Bezug zum vorangegangenen Satz herzustellen. Beispielsätze:

Werner war der Vater von Wolfgang. Der wurde 50 Jahre alt.
Werner war der Vater von Wolfgang. Dieser wurde 50 Jahre alt.
Werner war der Vater von Wolfgang. Jener wurde 50 Jahre alt.
Werner war der Vater von Wolfgang. Er wurde 50 Jahre alt.

In den ersten beiden Fällen ist Wolfgang gemeint, der 50 Jahre alt wurde. In den letzten beiden Fällen ist Werner gemeint. Statt des heute eher ungebräuchlichen Demonstrativpronomens jener wird dann oft das Personalpronomen er verwendet. Da es im Deutschen beim Demonstrativpronomen nur zwei Entfernungsgrade gibt, muss bei mehr als zwei Nomina im vorangegangenen Satz (im gleichen Genus und Numerus) das mittlere Nomen, falls es gemeint ist, wiederholt werden. Beispielsatz:

Werner war der Vater von Karl und Wolfgang. Karl wurde 50 Jahre alt.

Wenn im vorangegangenen Satz nur ein Nomen steht, auf das der grammatische Bezug möglich ist, erübrigt sich der Gebrauch des Demonstrativpronomens. Stattdessen verwendet man dann üblicherweise das Personalpronomen. Beispielsätze:

Werner hatte zwei Kinder. Er wurde 50 Jahre alt.
Dort stehen Anna und Otto. Sowohl er als auch sie studieren Medizin.[9]

Einzelnachweise

  1. Duden. Richtiges und gutes Deutsch. Hrsg. von der Dudenredaktion. 6., vollständig überarbeitete Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007 (Duden Band 9), S. 618.
  2. Das Herkunftswörterbuch (= Der Duden in zwölf Bänden. Band 7). 5. Auflage. Dudenverlag, Berlin 2014, S. 215 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Das Herkunftswörterbuch (= Der Duden in zwölf Bänden. Band 7). 5. Auflage. Dudenverlag, Berlin 2014, S. 221 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Das Herkunftswörterbuch (= Der Duden in zwölf Bänden. Band 7). 5. Auflage. Dudenverlag, Berlin 2014, S. 414 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Duden-Redaktion: Die Grammatik. 8. Auflage. Dudenverlag, Mannheim, Wien, Zürich 2009, ISBN 978-3-411-04048-3, S. 281–286.
  6. Duden-Redaktion: Die Grammatik. 8. Auflage. Dudenverlag, Mannheim, Wien, Zürich 2009, ISBN 978-3-411-04048-3, S. 286–288.
  7. Duden-Redaktion: Die Grammatik. 8. Auflage. Dudenverlag, Mannheim, Wien, Zürich 2009, ISBN 978-3-411-04048-3, S. 288 f.
  8. Duden-Redaktion: Die Grammatik. 8. Auflage. Dudenverlag, Mannheim, Wien, Zürich 2009, ISBN 978-3-411-04048-3, S. 289–291.
  9. Duden, Band 4: Die Grammatik, Regeln 358–364 (S. 270–278) und 372–382 (S. 288–299)

Literatur

  • Holger Diessel: Demonstratives. Form, Function, and Grammaticalization (= Typological Studies in Language. Band 42). John Benjamins, Amsterdam u. a. 1999, ISBN 1-55619-656-3.
  • Snježana Kordić: Demonstrativpronomina in den slavischen Sprachen. In: Bernhard Symanzik, Gerhard Birkfellner, Alfred Sproede (Hrsg.): Die Übersetzung als Problem sprach- und literaturwissenschaftlicher Forschung in Slavistik und Baltistik (= Studien zur Slavistik). Band 1. Verlag Dr. Kovač, Hamburg 2002, ISBN 3-8300-0714-0, S. 89–116 (irb.hr [PDF; 2,1 MB; abgerufen am 2. Oktober 2013]).

Weblinks

Wiktionary: Demonstrativpronomen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen