Demografie der Türkei

Bevölkerungsentwicklung der Türkei von 1961 bis 2016 (Bevölkerung in Tausend Einwohnern)

Seit der Gründung der Republik Türkei am 29. Oktober 1923 hat sich die Bevölkerungszahl bis 2014 etwa versechsfacht. 1927 lebten in der Türkei noch knapp 13,7 Millionen Menschen, 2003 waren es knapp 70 Millionen. Am 31. Dezember 2022 lebten bereits mehr als 85 Millionen Menschen im Land.[1]

1961 schlossen die Türkei und die Bundesrepublik auf Drängen der Türkei ein Abkommen, das den Zuzug von Gastarbeitern nach Westdeutschland ermöglichte.

Viele Angehörige von Minderheiten in der Türkei und Millionen von Türken emigrierten. Nach dem Fall des Eisernen Vorhanges kamen zahlreiche Aussiedler und Immigranten in die Türkei.[2]

Übersicht

Türkei Geburtenrate nach Provinz (2023)[3]
  • 3 - 4
  • 2 - 3
  • 1.5 - 2
  • 1 - 1.5
  • Entwicklung der Kindersterblichkeit (Tode pro 1000 Geburten)[4]
    Bevölkerungszahl: 83.614.362 (2020)
    Altersstruktur: (2020[5])
    • 0-14 Jahre alt: 22,8 %
    • 15-64 Jahre alt: 67,7 %
    • 65 Jahre alt und älter: 9,5 %
    • Durchschnittsalter: 32,7 Jahre
    Bevölkerungswachstum: 0,6 % (2020)
    Geburtenrate: 13,3 Geburten/1000 Menschen (2020)
    Sterberate: 5,3 Sterbefälle/1000 Menschen (2019)
    Geschlechtsverhältnisse:
    • bei Geburt: 1,05:1 (männlich:weiblich) (2020)
    • unter 15 Jahre alt: 1,04:1
    • 15-64 Jahre alt: 1,03:1
    • 65 Jahre alt und älter: 0,84:1
    • Gesamtbevölkerung: 0,9825:1 (2008)
    Kindersterblichkeit: 9,3 Sterbefälle/1000 Lebendgeborene (2018)
    Lebenserwartung:
    • Gesamtbevölkerung: 73,14 Jahre
    • Männer: 70,67 Jahre
    • Frauen: 75,73 Jahre (2008)
    Gesamtfertilitätsrate: 1,76 Geburten/Frau (2020)
    Alphabetisierungsgrad: (2019[6])
    • Gesamtbevölkerung: (ab 15 Jahren) 96,7 %
    • Männer: 99,1 %
    • Frauen: 94,4 %
    Religionen: (2022[7])
    Sprachen: Türkisch und andere Turksprachen, Kurmandschi, Zazaisch, Adygeisch, Arabisch, Armenisch, Lasisch, Georgisch, Neugriechisch, Serbokroatisch, Bulgarisch und andere Sprachen
    Ethnien: (über 0,5 % der Bevölkerung) Türken/Turkvölker, Kurden, Tscherkessen, Albaner, Araber, Georgier, Bosnier

    Einwohnerzahl

    Von 1930 bis 1990 wurde in Abständen von fünf Jahren eine Volkszählung durchgeführt. Seit 1990 wird diese alle zehn Jahre (an einem Tag im Oktober) durchgeführt; dabei werden auch andere demografische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Daten über die Bevölkerung erhoben.

    JahrEinwohnerzahl[8]
    192713.648.000
    193014.448.000
    193516.158.018
    194017.820.950
    194518.790.174
    195020.947.188
    195524.064.763
    196027.754.820
    196531.391.421
    197035.605.176
    197540.347.719
    198044.736.957
    198550.664.458
    199056.473.033
    200067.844.903
    200770.586.256
    200871.517.100
    200972.453.974
    201073.722.988
    201174.724.269
    201276.667.864
    201377.695.904
    201478.741.053
    201578.741.053
    201679.814.871
    201780.810.525
    201882.003.882
    201983.154.997
    202083.614.362
    202184.680.273
    202285.279.553

    Gesundheit

    1999 kam im Durchschnitt ein Arzt auf 859 Einwohner. Die Lebenserwartung betrug in der Türkei 72,62 Jahre (Männer 70,18 Jahre und Frauen 75,18 Jahre). Der Index der menschlichen Entwicklung 2014 listete die Türkei auf Platz 62 von 188 ausgewerteten Ländern.[9]

    Ethnien

    Die genaue ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung in der Türkei ist nicht feststellbar. Bei offiziellen Volkszählungen wird die ethnische Zugehörigkeit nicht erfasst. Bis 1965 wurden Muttersprache und Zweitsprache erfasst.

    Muslimische und nichtmuslimische Bevölkerung der Türkei, 1914–2005 (in Tausend)[10]
    Jahr191419271945196519902005
    Muslime12.94113.29018.51131.13956.86071.997
    Griechen1.5491101047683
    Armenier1.2047760646750
    Juden1288277382927
    Andere1767138745045
    Gesamt15.99713.63018.79031.39157.00572.120
    Anteil Nichtmuslime19,1 %2,5 %1,5 %0,8 %0,3 %0,2 %

    Sprachen

    Die Sprachen der Türkei nach Sprachfamilien und Sprecherzahlen geordnet:[11]

    Laut der Volkszählung im Jahre 1965 betrug die Bevölkerungszahl 31.391.421. Gefragt wurde nach der Mutter- und Zweitsprache.[12]

    SpracheMuttersprache(einzig beherrschte Sprache)Zweitsprache
    Abasinisch4.5632807.556
    Albanisch12.8321.07539.613
    Arabisch365.340189.134167.924
    Armenisch33.0941.02222.260
    Bosnisch17.6272.34534.892
    Bulgarisch4.08835046.742
    Pomakisch23.1382.77634.234
    Tscherkessisch58.3396.40948.621
    Kroatisch4511.585
    Tschechisch1682576
    Niederländisch36623219
    Englisch27.84121.766139.867
    Französisch3.30239896.879
    Georgisch34.3304.04244.934
    Deutsch4.90179035.704
    Griechisch48.0963.20378.941
    Italienisch2.9262673.861
    Kurmandschi2.219.5021.323.690429.168
    Sephardisch9.9812833.510
    Lasisch26.0073.94355.158
    Persisch948722.103
    Polnisch11020377
    Portugiesisch5253.233
    Rumänisch406536.909
    Russisch1.0882844.530
    Serbisch6.59977658.802
    Spanisch2.7911384.297
    Türkisch28.289.68026.925.6491.387.139
    Zazaisch150.64492.28820.413

    Religionen

    Klassifikation

    Artikel 24 der Verfassung von 1982 beschränkte die Glaubensfreiheit auf das Individuum und schrieb eine strenge Trennung von Religion und Staat vor. Religionsgemeinschaften können aus dem Verfassungsabschnitt keine Rechte geltend machen.

    Die sunnitisch-islamischen Einrichtungen werden vom staatlichen Diyanet İşleri Başkanlığı, dem Präsidium für Religionsangelegenheiten, verwaltet. Es regelt die Ausbildung der etwa 100.000 Imame und Muezzine, bezahlt und erhält die Moscheen und gibt landesweit den Inhalt der zu haltenden Predigten vor. Die anderen Religionsgruppen verwalten sich dagegen selbst, erhalten weniger staatliche Unterstützung, genießen dafür aber mehr innere Autonomie.

    Nach offiziellen Statistiken sind 99,8 % der türkischen Bevölkerung Muslime. Die Schätzungen zu der Zahl der Sunniten und Aleviten schwankt stark. Demnach sind 65 bis 85 % Sunniten, die restlichen 15 bis 35 % Aleviten. Außerdem leben demnach in der Türkei 0,1 % Christen (60.000) und 0,02 % Juden (17.000). 1918 lebten noch etwa 2.983.000 Christen auf dem Gebiet der heutigen asiatischen Türkei, davon 1.479.000 Armenier und 1,5 Millionen Griechen. 1923 wurden noch 100.000 Juden in der Türkei gezählt. Die offiziellen Zahlen sind allerdings falsch, weil jeder Einwohner der Türkei, wenn er nicht explizit als einer anderen Religion zugehörig erklärt wird, automatisch als Moslem erfasst wird. Ein Pendant zum Kirchenaustritt gibt es nicht, so dass auch Atheisten und Agnostiker offiziell als Moslems geführt werden. Die Zahl der nicht-religiösen Einwohner der Türkei ist daher nicht bekannt. Gemäß einer Umfrage 2022 sind tatsächlich nur 92 % der Türken Muslime, 2 % haben eine andere Religion und 4 % keine.[7]

    Fußnoten

    1. Türkisches Institut für Statistik
    2. siehe auch en:Immigration to Turkey
    3. TURKSTAT Corporate. In: data.tuik.gov.tr. Abgerufen am 25. Mai 2024.
    4. Weltbank. Abgerufen am 31. Oktober 2017.
    5. Türkisches Institut für Statistik
    6. CIA World Factbook, abgerufen am 5. Mai 2023
    7. a b TR100_2022. In: KONDA Araştırma ve Danışmanlık. (türkisch).
    8. Ab einschließlich 2007 nach den Angaben des Türkischen Instituts für Statistik jeweils zum 31. Dezember.
    9. Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP): Bericht über die menschliche Entwicklung 2015. Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin (undp.org [PDF; 9,3 MB; abgerufen am 1. November 2016]). Seite 247.
    10. Icduygu, A., Toktas, S., & Soner, B. A. (2008): The politics of population in a nation-building process: Emigration of non-muslims from turkey. Ethnic and Racial Studies, 31(2), 358-389.
    11. Ernst Kausen (2008): Die historischen und aktuellen Sprachen im Gebiet der heutigen Türkei und ihre genetische Klassifikation (DOC; 36 kB)
    12. Heinz Kloss & Grant McConnel: Linguistic composition of the nations of the world, vol. 5, Europe and USSR, Québec, Presses de l’Université Laval, 1984, ISBN 2-7637-7044-4

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    Data from the World Bank, https://data.worldbank.org/indicator/SH.DYN.MORT

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