Gunter Demnig

© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Gunter Demnig, 2022
Gunter Demnig (August 2018)
Demnig bei der Verlegung von vier Stolpersteinen (August 2018)
Video über die Verlegung eines Ersatz-Stolpersteines zum Auschwitz-Erlass vor dem Kölner Rathaus im März 2013, nachdem das 1992 gesetzte Original herausgebrochen und entwendet worden war

Gunter Demnig (* 27. Oktober 1947 in Berlin) ist ein deutscher Künstler. Bekannt wurde er durch die Stolpersteine, die er seit 1996[1] zur Erinnerung an Opfer in der Zeit des Nationalsozialismus verlegt.

Ausbildung

Demnig wuchs in Nauen und Berlin auf. 1967 legte er das Abitur ab und begann ein Studium der Kunstpädagogik an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin bei Herbert Kaufmann. 1969/1970 folgte ein Jahr Industrial-Design-Studium an derselben Hochschule. Ab 1971 setzte er das Kunstpädagogik-Studium an der Kunsthochschule Kassel fort und legte 1974 dort das Erste Staatsexamen ab.

Im selben Jahr begann Demnig ein Kunststudium an der Universität Kassel bei Harry Kramer, dem ab 1977 für zwei Jahre die Tätigkeit in Planung, Bauleitung und -ausführung von Denkmalsanierungen folgte. Von 1980 bis 1985 war Demnig künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Kunst der Universität Kassel.

Beruf und Werk

Überblick

1985 eröffnete Demnig ein eigenes Atelier in Köln und arbeitete bei mehreren Projekten mit, so bei der Moltkerei-Werkstatt und dem Kunstraum Fuhrwerkswaage. Seit 1994 war er auch im IGNIS-Kulturzentrum tätig.

Seit April 2011 befand sich Demnigs Atelier in Frechen im Kunstzentrum Signalwerk, das auf dem Gelände des ehemaligen Bahnhofs der Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn liegt. Dort betreiben auch etwa 20 andere in der Region bekannte Künstler ihre Ateliers. Im Jahr 2017 verlegte er sein Atelier nach Elbenrod in Hessen.[2]

Stolpersteine

Bekannt wurde Demnig durch die Herstellung der Stolpersteine, die er auch selbst verlegt. Sie sollen an Menschen erinnern, die der NS-Diktatur zum Opfer fielen. Die Steine, die auf der Oberseite kleine Messingplatten mit den Namen der Opfer tragen, verlegt er vor deren einstigen Wohn- und Lebensorten im Straßen- oder Gehwegpflaster. Das 1996 gestartete Projekt,[3] bis 2017 in 1200 deutschen Kommunen realisiert,[4] gilt seit Jahren als das größte dezentrale Mahnmal der Welt und zählt mittlerweile 100.000 Steine in 31 Staaten Europas (2023).[5][6][7][8] Das Urheberrecht im umfassenden Sinn liegt für die Stolpersteine einzig und ausschließlich nur bei Gunter Demnig persönlich.[9]

Gedenkstein für einen Aids-Toten

Ein tatsächlich durch Demnig entstandenes Urheberrecht muss jedoch insofern angezweifelt werden: er kannte das Projekt Namen & Steine, das 1994 von Tom Fecht für die ersten AIDS-Opfer im Straßenpflaster, u. a. in Bonn, Hamburg und Berlin (Invalidenstraße, vor dem Naturkundemuseum) begonnen worden ist. Die Namen der Opfer wurden und werden in kleinen quadratischen Natursteinen eingemeißelt (siehe Bild rechts). Demnig kann für sich jedoch in Anspruch nehmen, nach Modifizierung der Form (Steine mit Messingplatte) und mit neuem Inhalt (z. B. Lebensdaten) die Ehrung der Holocaust-Opfer deutschlandweit und später weltweit verbreitet zu haben.

Remembrance Stones

Das an die Stolpersteine angelehnte Projekt Remembrance Stones soll das Gedenken an Opfer des Franquismus fördern. Die ebenfalls 10 × 10 × 10 cm großen Gedenksteine haben eine silberne Oberfläche aus Edelstahl. Die ersten Remembrance Stones wurden Mitte Dezember 2018 auf der Insel Mallorca verlegt.[10][11]

Auszeichnungen

Gunter Demnig mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Bundesverdienstkreuz am Bande (2019)

Werke (Auswahl)

Schriftspurgerät von 1990 „… Eine Spur durchs Vergessen“

Ausstellungen (Auswahl)

Mitgliedschaften

Literatur

  • Joachim Rönneper (Hrsg.): Vor meiner Haustür. Stolpersteine von Gunter Demnig. Ein Begleitbuch. Arachne Verlag, Gelsenkirchen 2010, ISBN 978-3-932005-40-4.
  • Stolpern über NS-Verbrechen. Der Bildhauer Gunter Demnig hat das Bundesverdienstkreuz erhalten. In: analyse & kritik. Nr. 500, 18. November 2005, S. 17 (akweb.de – Inhalt der Printausgabe, Menüpunkt Geschichte).
  • NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (Hrsg.): Stolpersteine. Gunter Demnig und sein Projekt. Emons, Köln 2007, ISBN 978-3-89705-546-9.
  • Hans Hesse: Stolpersteine. Idee. Künstler. Geschichte. Wirkung. Klartext-Verlag, Essen 2017, ISBN 978-3-8375-1547-3.
  • Silvija Kavčič, Thomas Schaarschmidt, Anna Warda, Irmgard Zündorf (Hrsg.): Steine des Anstoßes. Die Stolpersteine zwischen Akzeptanz, Transformation und Adaption. Metropol Verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-86331-551-1.
Commons: Gunter Demnig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Biographie. In: stolpersteine.eu. Abgerufen am 28. April 2020.
  2. Gerhard Kaminski: Stolpersteine: Künstler Gunter Demnig findet im Vogelsbergkreis eine neue Heimat. In: oberhessische-zeitung.de. Oberhessische Zeitung, 4. April 2018, abgerufen am 17. September 2019.
  3. Biographie. Abgerufen am 28. April 2020.
  4. Nikola Endlich: Die Worte sollen hart und kurz sein. Porträt. Michael Friedrichs-Friedlaender verarbeitet beim Anfertigen der Stolpersteine auch seine eigene Familiengeschichte. In: Der Freitag. Nr. 4. Berlin 23. Januar 2020, S. 26 (freitag.de [abgerufen am 1. Februar 2020]).
  5. Interview mit Gunter Demnig: 40.000 Stolpersteine, 40.000 Schicksale (Memento vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive) In: wdr.de, 5. Juli 2013.
  6. is/ks (kna, dlf): NS-Gedenkprojekt zählt jetzt 70.000 „Stolpersteine“. In: Deutsche Welle. 23. Oktober 2018, abgerufen am 24. Januar 2019.
  7. Aktuell. In: stolpersteine.eu. Mai 2023, abgerufen am 1. Oktober 2023.
  8. Schritte. In: stolpersteine.eu. Abgerufen am 30. September 2023.
  9. Felix Müller: Stolpersteine: Das ist der Kompromiss-Vorschlag. In: merkur.de, 20. März 2015. Abgerufen am 19. April 2021.
  10. jk: Stolpersteine auf Mallorca: Den Anfang machen die „Remembrance Stones“. Insgesamt werden in den kommenden Tagen auf Mallorca 34 Gedenksteine für die Opfer zweier Diktaturen verlegt. In: Mallorca Zeitung. 14. Dezember 2018. Abgerufen am 16. März 2019.
  11. Website des Künstlers. Abgerufen am 16. März 2019.
  12. Preisverleihung 2005. Das Rote Tuch e. V., 20. November 2005, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Oktober 2009; abgerufen am 9. September 2010.
  13. Giesberts-Lewin-Preis. In: 50 Jahre Gesellschaft Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. 19. Oktober 2008, S. 19 (koelnische-gesellschaft.de (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) [PDF; 582 kB]).
  14. Festakt/Auszeichnung „Botschafter“ 2008. Bündnis für Demokratie und Toleranz, 2008, abgerufen am 9. September 2010.
  15. Stuttgart: Gunter Demnig mit der Otto-Hirsch-Medaille ausgezeichnet. In: Stuttgart Journal. 25. Januar 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Dezember 2013; abgerufen am 25. Januar 2011.
  16. Lina Kirstgen: 10 Jahre Marion Dönhoff Preis: Auszeichnungen gehen an Karl Schwarzenberg und das Projekt Stolpersteine. In: Zeit-Verlagsgruppe.de. 1. Oktober 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 17. Juni 2018.
  17. Lothar-Kreyssig-Friedenspreis. Gunter Demnig. In: ek-md.de. Evangelischer Kirchenkreis Magdeburg, abgerufen am 30. September 2023.
  18. Stolperstein-Initiator bekommt Verdienstorden. In: RadioErft.de. 22. August 2019, abgerufen am 30. September 2023.
  19. Wir danken für jedes kleine Messingtäfelchen, das millionenfachen Schmerz erleben lässt. Laudatio von Iris Berben. In: adc.de, Art Directors Club für Deutschland, 19. Juli 2021, abgerufen am 30. September 2023.
  20. Elisabeth Binder: Vom Stolperstein-Vater bis zum Chef des Naturkundemuseums: Diese zwölf Berliner bekommen den Landesorden. In: Tagesspiegel. 29. September 2023, abgerufen am 29. September 2023.
  21. Arnold‐Bode‐Preis 2024 geht an Gunter Demnig. Stadt Kassel, 3. Mai 2024.
  22. Erfinder der Stolpersteine wird ausgezeichnet. WDR, 11. Oktober 2024.
  23. Kölner Stadt-Anzeiger Köln vom 8. Dezember 2024: „Größtes dezentrales Mahnmal der Welt“. Gunter Demnig bekommt Karl-Küpper-Preis – 3000 Stolpersteine in Köln verlegt, von Tobias Christ, abgerufen am 8. Dezember 2024
  24. Karl-Küpper-Preis für Stolperstein-Künstler Gunter Demnig, WDR, 28.11.2024
  25. Typisch Kölsch: Karl-Küpper-Preis 2024: Gunter Demnig erhält Auszeichnung im Historischen Rathaus, 6.12.2024
  26. Pressemitteilung der Zeugen Jehovas – 17. Juli 1997 / „Stolpersteine“ zur mahnenden Erinnerung. (Memento vom 24. Oktober 2013 im Internet Archive) In: auslandsdienst.at, Österreichischer Auslandsdienst, 31. Dezember 2011.
  27. Ordentliche Mitglieder. Gunter Demnig. Deutscher Künstlerbund e. V., abgerufen am 16. August 2018.
  28. Gunter Demnig wurde in den Künstlerbund aufgenommen. In: stolpersteine.eu. 2016, abgerufen am 17. August 2018.

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Schriftspurgerät von Gunter Demnig zum Gedenken an die Deportation im Mai 1940 der Kölner Sinti und Roma... "Eine Spur durch`s Vergessen"
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Verlegung von Stolpersteinen in Pitten, Niederösterreich. – Das Bild zeigt den Künstler Gunter Demnig.
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Vortrag im Historischen Archiv der Stadt Köln zur Ausstellung „Vergiss es! Nicht. Vom Erinnern und Vergessenwerden.“: Gunter Demnig - Stolpersteine - Spuren und Wege
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Stolpersteinverlegung für Herschel Grünspan in Hannover
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Stolperstein des Künstlers Gunter Demnig. Ausstellungsstück im EL-DE-Haus Köln. Zum Gedenken an Johanna Messer, geboren am 9. September 1886 in Moritzfelde bei Posen. Von Berlin aus, am 25. Januar 1942, mit dem 10. Osttransport in das Ghetto Riga deportiert.
Verlegung Stolperstein Historisches Rathaus Köln.WebM
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Verlegung eines Stolpersteins durch Günter Demnig vor dem Historischen Rathaus von Köln zur Erinnerung an den Befehl Heinrich Himmlers vom 16. Dezember 1942, die sogenannten „Zigeuner“ aus dem Deutschen Reich in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz zu deportieren.
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Autor/Urheber: Steindy (Diskussion) 23:37, 7 August 2018 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 4.0
Verlegung von Stolpersteinen in Pitten, Niederösterreich. – Das Bild zeigt den Künstler Gunter Demnig bei der Verlegung der Steine.
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Berlin, Stolperstein für Else Liebermann von Wahlendorf, Budapester Straße 45, verlegt am 26.09.2006; Witwe des Bruders Paul (1861–1930) (also „Schwägerin“) von Wilhelm Liebermann von Wahlendorf.