Demidow (Adelsgeschlecht)

Stammwappen der Demidow
St. Nikolaus-Zaretsky Kirche in Tula mit Familiengrabstätte der Demidows
Denkmal für Nikolai Nikititsch Demidow von Lorenzo Bartolini in Florenz (1871)
Die Geschwister Pawel (1879–1909), Aurora (1873–1904), Maria (1876–1955) und Anatoli Demidoff di San Donato (1874–1943), Porträtriert von Alexej Harlamow, (1883)
Gedenksäule für Pawel Grigorjewitsch Demidow (1738–1821) in Jaroslawl (1931)

Demidow auch Demidoff di San Donato und Lopuchin-Demidow (russisch Демидов) ist der Name eines weitverzweigten russischen Adelsgeschlechts, das von russischen Großindustriellen zu toskanischen und russischen Titularfürsten aufstieg. Die Familie brachte zahlreiche Philanthropen, Mäzene, Förderer von Kunst und Wissenschaft hervor.

Geschichte

Stammvater des Geschlechts war Demid Antufjew, Schmied in Pawschino bei Tula, dessen Sohn Nikita Demidowitsch Antufjew (1656–1725), als Schmied bzw. Hammerschmied in der Stadt Newjansk bei Jekaterinburg 1699 im Auftrag der russischen Regierung die erste Eisengießerei im Ural errichten ließ. Als Dank für Antufjews geschickte und gewinnbringende Verwaltung, erhob ihn Kaiser Peter der Große unter dem Familiennamen Demidow am 21. September 1720 in den russischen persönlichen Adelstand und schenkte ihm 1702 die von ihm aufgebaute Eisengießerei. Demidow sandte 1725 Bergleute nach Sibirien, die Gold-, Silber- und anderen Erzvorkommen im Altai-Gebirge feststellten, deren Ausbeute den außerordentlichen Reichtum seiner Familie begründete. Sein Sohn Akinfi Nikititsch Demidow (1678–1745) konnte das Familienunternehmen zum sogenannten Demidow-Imperium zu höchster Blüte entwickeln. Er erhielt am 24. März 1726 gemeinsam mit seinen Brüdern Grigori Nikititsch Demidow und Nikita Nikititsch Demidow (ca. 1690–1758) den erblichen Adelstand. Unter seinen drei Söhnen Prokofi Demidow (1710–1786), Grigori Demidow (1715–1786) und Nikita Demidow (1724–1789) entbrannte ein Erbschaftsstreit, der schließlich von der Kaiserin Elisabeth Petrowna entschieden wurde. Die Söhne wurden entschädigt, während das Konglomerat der Demidow-Werke dem Staat zufiel. Alle drei Brüder setzten die Stammlinie fort.

Die Familie stellte in der Folge zahlreiche kaiserlich russische Hofbeamte und Staatsräte sowie Generäle in der russischen Armee, blieb aber auch weiter im Bergbau und Hüttenwesen aktiv, was die Basis für ihren Reichtum und die umfassenden Stiftungen die von ihr ausgingen war. Die heutige Staatliche Universität Jaroslawl – P. G. Demidow nennt sich nach ihrem Stifter Pawel Grigorjewitsch Demidow (1738–1821), der sie als Lehranstalt für Höhere Wissenschaften im Jahre 1803 einrichten ließ.

Alexander Demidow ließ bei Gattschina 1773–1776 von seinem Schwager Iwan Starow ein repräsentatives Herrenhaus errichten. Sein Bruder Nikolai Nikititsch Demidow (1773–1828) holte zur Optimierung der Verwaltung seiner Industrie zahlreiche deutsche Beamte und Bergleute ins Land. Er lebte längere Zeit in Paris und Florenz und war mit fürstlicher Freigebigkeit ein großer Wohltäter, Mäzen und Förderer von Wissenschaft und Kunst. 1815 wurde er kaiserlich russischer Botschafter in Florenz, erwarb das Lehen San Donato und wurde am 23. Februar 1837 vom Großherzog Leopold II. in Anerkennung seiner Verdienste nach dem Prinzip der Primogenitur in den Grafenstand gehoben. Aus seiner Ehe mit Baroness Jelisaweta Alexandrowna Stroganowa (1779–1818) gingen die beiden Söhne Pawel Nikolajewitsch Demidow (1798–1840) und Anatole Demidoff di San Donato (1813–1870) hervor. Beide zusammen besaßen im Ural ca. 1.000.000 ha Grund und Boden. Der ältere Sohn, Pawel Nikolajewitsch Demidow, war ebenfalls ein herausragender Philanthrop seiner Zeit. Unter anderem förderte er die St. Petersburger Akademie der Wissenschaften, woraus diese von 1831 bis 1865 (und wieder ab 1993) jährlich den Demidow-Preis verleiht.

Demidoff di San Donato

Auch Anatol Demidow (1813–1870) war als Großindustrieller ein Förderer von Wissenschaft und Kunst. An ihn kam am 20. Oktober 1840 in Florenz die Hebung in den toskanischen Fürstenstand. Als kaiserlich russischer Kammerjunker wurde er auf kaiserliche Empfehlung 1842 unter Nr. 53 bei der estländischen Ritterschaft[1] und unter Nr. 386 in die revidierten Matrikel, ebenfalls von 1842, jeweils als Ehrenmitglied bei der livländischen Ritterschaft eingetragen. Er vermählte sich 1840 mit Mathilde Bonaparte (1820–1904), einer Nichte Napoleons.[2] Da diese Verbindung kinderlos blieb wurde sein Fürstentitel am 15. März 1848 auf seinen Neffen Paul Demidow (1839–1885), der die Stammlinie fortsetzte, übertragen. Am 14. Januar 1872 wurde der Fürstentitel für denselben nach dem Prinzip der Primogenitur erneuert. Erst hiermit erteilte Russland die Genehmigung den Titel im Ausland zu führen. Innerhalb Russlands blieb die Anerkennung des Fürstenstandes weiterhin verwehrt. Die Ausdehnung des Fürstentitels auf alle männlichen Angehörigen erfolgte in Rom am 2. März 1884, jedoch bei Beibehaltung für das Prädikat di San Donato in der Primogenitur. Die unbeschränkte Ausdehnung erfolgte am 31. Dezember 1884.

Prinzessin Aurora Paulowna Demidoff (1873–1904) war mit Arsen Karađorđević, Prinz von Jugoslawien (1859–1938), vermählt. Damit war sie die Schwägerin des jugoslawischen Königs und Mutter des Prinzregenten von Jugoslawien, Paul von Jugoslawien (1893–1976). Mit ihrem Bruder Anatole Demidoff, dem 4. Prinz von San Donato (1874–1943) ist der Mannesstamm dieser Linie erloschen.

Lopuchin-Demidow

Der kaiserlich russische Generalleutnant Nikolai Petrowitsch Demidow (1836–1910), Sohn des kaiserlich russischen Generalleutnants Pjotr Grigorjewitsch (1807–1862) und Enkel der Fürstin Jekatarina Petrowna Lupochina (1783–1830), Erbin von Tanzij bei St. Petersburg, wurde am 21. Januar 1876 in St. Petersburg nach dem Prinzip der Primogenitur in den russischen Fürstenstand gehoben. Die von ihm gestiftete fürstliche Linie wurde von seinem Enkel, Fürst Aleksandr Aleksandrowitsch Lopuchin-Demidow (1905–1939) in Finnland fortgesetzt.

Wappen

Das Stammwappen (1726) ist durch einen goldenen Balken geteilt und zeigt oben in Silber drei sparrenförmige grüne Hüttenwerkzeuge nebeneinander, unten in Schwarz einen silbernen Bergmannsschlägel. Auf dem Helm mit grün-silbernen Decken ein grünes Laubbüschel.

Das Fürstenwappen (1840) ist durch ein schwarzes Kreuz geviert und belegt mit einem gekreuzten Herzschild (Stammwappen), 1 und 4 in Rot eine florentinische silberne Lilie, 2 und 3 in Silber ein rotes griechisches Kreuz (Wappen der Gemeinde Florenz). Auf dem Helm mit rechts rot-goldenen, links schwarz-silbernen Decken zwei geschränkte Bergmannsschlägel. Schildhalter: zwei einwärtsgekehrte natürliche russische Bären; Wahlspruch: Acta non verba; Fürstenhut und -mantel.

Angehörige

  • Nikita Demidow (1656–1725), russischer Industrieller
  • Akinfi Nikititsch Demidow (1678–1745), russischer Industrieller
  • Prokofi Akinfijewitsch Demidow (1710–1786), russischer Industrieller, Botaniker und Mäzen
  • Grigori Akinfijewitsch Demidow (1715–1761), russischer Unternehmer, Botaniker und Mäzen
  • Nikita Akinfijewitsch Demidow (1724–1789), russischer Unternehmer und Mäzen
  • Alexander Grigorjewitsch Demidow (1737–1803), russischer Unternehmer
  • Pawel Grigorjewitsch Demidow (1739–1821), russischer Privatgelehrter
  • Pjotr Grigorjewitsch Demidow (1740–1826), russischer Unternehmer
  • Nikolai Iwanowitsch Demidow (1771–1833), russischer General der Infanterie
  • Nikolai Nikititsch Demidow (1773–1828), russischer Industrieller
  • Pawel Nikolajewitsch Demidow (1798–1840), russischer Industrieller, Wirklicher Staatsrat und Gouverneur von Kursk
  • Pjotr Grigorjewitsch Demidow (1807–1862), russischer Generalleutnant
  • Pawel Grigorjewitsch Demidow (1809–1858), russischer Wirklicher Staatsrat und Gouverneur von Kursk
  • Anatole Demidoff di San Donato (1813–1870), russischer Industrieller
  • Nikolai Petrowitsch Lopuchin-Demidow (1836–1910), russischer Generalleutnant
  • Grigori Aleksandrowitsch Demidow (1837–1870), russischer Komponist
  • Pawel Pawlowitsch Demidow di San Donato (1839–1885), 1871–1876 Bürgermeister von Kiew
  • Michael Denissowitsch Demidow (1840–1898), russischer Wirklicher Staatsrat und Gouverneur von Olonetz

Porträts

Literatur

Weblinks

Commons: Haus Demidow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften, Görlitz 1930, S. 303.
  2. Anatole und Mathilde: Geschichte ihrer Heirat (englisch)

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Georg Christoph Grooth 07.jpeg

Гроот Георг Кристофор. Портрет А.Н.Демидова.

1741-1745 гг.

Холст, масло.

Нижнетагильский музей-заповедник
Peter Demidov by Sokolov.jpg
Пётр Григорьевич Демидов (1808-1862), генерал-лейтенант, сын Г.А. Демидова.
NikitaDemidovich.jpg
Porträt des Nikita Demidov (1656-1725)
Monumento a Niccolò Demidoff.jpg
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Monumento a Niccolò Demidoff di Lorenzo Bartolini a Firenze
Tula demidov.jpg
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Church of Christ's Nativity in Tula (1730-34)
Alexei Harlamoff (1840-1925) - Portrait of the children of Paul Pavlovich Demidoff.jpg
Portrait of four children from the second marriage of Paul Pavlovich Demidoff, 2nd Prince of San Donato (1839-1885), Avrora (1873-1904), Anatoli (1874-1943), Maria (1876-1955) and Pavel (1879-1909)
  • signed, inscribed and dated 'Harlamoff/Pratolino. 1883.' (lower left)
  • oil on canvas
  • 76.5 x 90 cm.
Demid Pillar, Yaroslavl.jpg
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Демидовский столп в Ярославле
N. Demidov.jpg
Николай Петрович Лопухин-Демидов (1836—1910)
Demidov coat.jpg
Coat of arms of Anatole en:Demidov, Principe di en:San-Donato. The design is at least 150 years old
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Paul Pavlovitch Demidoff, deuxième prince de San Donato
Alexandre Grigorievich Demidov (1737-1803).jpg
Демидов Александр Григорьевич (1737-1803)
Demidov herb.jpg
the coat of arms of Pavlo Demidov San-Donato, kyivan mayor in 1871-1874
Counte Nicholas Demidoff.jpg
Portrait of Count Nicholas N. Demidoff (1773-1828)
Anatole Demidoff.jpg
Portrait of Anatole Demidoff, prince of San Donato (1813-1870)
Григорий Акинфиевич Демидов.tif
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Сканированная копия с копии миниатюры портрета Григория Акинфиевича Демидова. Единственный портрет этого человека. Работа 18 века. Хранился в Канаде в семье потомков, предположительно, известной художницы Татьяны Демидовой-Сёгэн.
Coat of Arms of the family Demidov.svg
Autor/Urheber: Tom Lemmens, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Coat of Arms of the family Demidov
Grigory Demidov.jpg
Григорий Александрович Демидов (1765-1827)
Pavel demidov.jpg
Porträt des Pawel Nikolajewitsch Demidow (1798-1840), founder of the Demidow-Preis
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Pavel Grigorievich Demidov, the founder of en:Yaroslavl Demidov State University. Picture from the book: S.P.Pokrovsky. Demidovsky licey v ego proshlom i nastoyaschem. Yaroslavl, 1914.