Deichsel (Heraldik)
Die Deichsel oder Gabel, selten auch Wagenlanne,[1] ist in der Heraldik sowohl ein Heroldsbild als auch eine gemeine Figur und hat die Form eines in Pfahlstärke dargestellten, stark symbolisierten Ypsilons.
Darstellung und Blasonierung
Die Arme dieses Y-artigen Kreuzes laufen vom Pfahl aus gabelförmig schräg nach oben und außen in die oberen Schildecken.
Das Gegenstück wird Göpel genannt. In vielen anderen Sprachen wird, anders als im Deutschen, das sie als zwei eigenständige Bilder ansieht, die Deichsel (frz. und port. pairle, engl. pall, span. perla, ital. pergola) als die Hauptfigur, der Göpel als deren Inverses bezeichnet (frz. pairle inversé, engl. pall reversed, span./port. perla/pairle invertida, ital. pergola rovesciata).
Als Heroldsbild und Schildteilung (Deichselschnitt)
Als Heroldsbild muss es mit allen drei Balken (Armen) den Schildrand berühren. Diese Form teilt den (einfarbigen) Schild in drei Felder ein, eins zwischen den Y-Armen sowie auf jeder Seite ein weiteres Feld. Bei der Blasonierung wird zuerst das obere Feld, dann das vordere (heraldisch rechte, links vom Betrachter aus gesehen) und zuletzt das hintere angesprochen.
Ähnlich anderen Heroldsbildern gibt es auch eine Schildteilung im Deichselschnitt, bei dem die drei Felder direkt aneinanderstoßen, ohne „sichtbare“ Deichsel. Die Deichsel (und entsprechend der Göpel) wird als Variante der Teilung empfunden, in der Blasonierung lautet es dann: Im Deichselschnitt (oder Gabelschnitt) geteilt von …. Anders sagt man französisch/englisch: tiercé en pairle/tierced pallwise (‚gedrittelt‘).
Zusätzlich mit dem Heroldsbild im Schild sagt man Durch eine [Farbe] Deichsel geteilt …, dann liegt eine Deichsel genau am Deichselschnitt, respektive, um die Deichsel haben alle drei Felder (oder zumindest zwei) verschiedene Farben.
Als gemeine Figur
Die Deichsel tritt auch als gemeine Figur auf. Hierbei darf sie den Schildrand nicht berühren. Im Schild (Feld) ähnelt sie einem schwebenden Ypsilon, sie muss dann als schwebend gemeldet werden, oder wird Gabelkreuz genannt, wie das Y- oder Ψ-förmige Gabelkreuz (Schächerkreuz).
Varianten
Die Breite ist von der des Pfahls (Balken) bis zum Faden möglich. Die oberen Arme könne auch eingebogen oder ausgebogen sein, was gemeldet werden muss. Die beiden oberen Arme können auch den Schildrand unterhalb der Oberkante berühren, dann ist die Deichsel erniedrigt (vermindert). Die Schnittkanten können alle Wappenschnitte annehmen, beschränken sich aber doch auf den geraden und Wellenschnitt. Bei entsprechender Breite kann der Göpel wie andere heraldischen Elemente Belegt, oder bordiert sein.
Meist ist die schwebende Deichsel rechtschnittig, das heißt, die Enden bilden rechtwinklige Schnittkanten. Laufen sie spitz zu, muss dies als gespitzte Deichsel gemeldet werden. Auch andere Endformen sind möglich.
Eine von einem Pfahl überlagerte Deichsel (Ψ) nennt man Pfahldeichsel oder Zwickel (dann nicht zu verwechseln mit der eingeschweiften Spitze, die manchmal ebenfalls so genannt wird). Die Deichsel kann mit dem Schildfuß verbunden werden, woraus die Schildfußdeichsel entsteht, mit überlagertem Pfahl die Schildfußpfahldeichsel.
Ist der Deichselpfahl besonders breit und das obere Feld zwischen den Armen in derselben Farbe, also ein gleichfarbig gefülltes Ypsilon, spricht man von einem Gabelstück.
Verwendung
Deichsel- wie Göpelschnitt sind vergleichsweise selten. Sie gelten als heraldisch problematisch: Es ergibt sich ein Schnittpunkt dreier Linien; es stoßen drei Felder aufeinander, also lassen sie sich nicht nach der heraldischen Farbregel füllen. Somit fallen immer zwei Metalle oder zwei Farben zusammen. Weil das Heroldsbild aber altüberkommen ist, wird der Bruch toleriert.[2] Andere Möglichkeiten sind, die Felder beiderseits gleich zu tingieren oder den Schnitt gleich mit der Deichsel zu belegen, also nur Farben am Schild und Deichsel in Gold oder Silber oder umgekehrt.
Eine besondere Verwendung ist die Darstellung des Pallium, einem der Amtsabzeichen des Papstes. Typisch ist hierbei ein wie die Kirchenfahne gefranstses unteres Ende.
Blau und insbesondere gewellt stellt die Deichsel oft Zusammenflüsse dar. Entsprechend kann sie auch Weggabelungen symbolisieren.
Beispiele
- Gabelkreuz mit gezackten oberen Armen (Rovaniemi FI)
- In Blau eine silberne Deichsel, mit 3 Rosen belegt (Somerniemi FI)
- Im Deichselschnitt geteilt [ein Schild] von Hermelin, Blau und Rot (Kerlaz FR)
- (c) Odejea, CC BY-SA 3.0Von einer silbernen Deichsel erniedrigt geteilt (Croisy-sur-Andelle FR)
- Von einer balkenweisen bordierten Deichsel geteilt (Südafrika, Flagge)
- Weiße Wellendeichsel im redenden Wappen (Spraitbach DE)
- Durchbohrte Gabel
- Schwarze schwebende gespitzte Deichsel (Cunningham)
Weblinks
- Bernhard Peter: Kombinationen unvollständiger Teilungslinien: Göpel und Deichsel
Einzelnachweise
- ↑ Wagenlanne und Hirschstange – Wie Hirschlanden zu seinem Wappen kam
- ↑ Weblink Peter: Göpel und Deichsel
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Created to demonstrate heraldic gusset.
Blazon: In modern English heraldry, the gusset is the pall-like piece in the middle, and this is blazoned: Argent a gusset Gules. Likewise, in modern French it is d'argent au gousset de gueules. However, in the 15- and 1600s, the gusset was considered to be the gore-like piece on the side, and Gerard Legh (The Accidens of Armory, 1576) and John Guillim (A Display of Heraldrie, 1611) blazoned an image like this one gules, two gussets argent, and in French, Hierome de Bara (Le Blason des armoiries, 1581) blazoned an uncolored image of this shape d'or à deux goussets d'azur (as if, again, the gussets were the two gore-like pieces on the sides). In German heraldry (e.g. Johann Siebmacher), the central shape is a Deichselstück / Gabelstück, an alteration of a Y-shaped Deichsel.
Autor/Urheber: Jean Paul GIBERT, Lizenz: CC BY 4.0
Blason template tierced per pall abased
Fig. 154.—Ecclesiastical pallium.
Coat of Arms of Somerniemi
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Tiercé en pairle, au premier d'argent aux trois mouchetures d'hermine de sable, au deuxième d'azur plain, au troisième de gueules plain; au château d'or sommé de trois tourillons du même, ouvert et ajouré de sable, brochant sur la partition.
Fig. 153.—Shakefork.