Dedi

Dedi in Hieroglyphen

Dedi
Ddj[1]
Der Dauerhafte[2]

Dedi von Djed-Snofru[3] ist der Name eines fiktiven altägyptischen Zauberers, der in einer der fünf Sagen des Papyrus Westcar (Mittleres Reich) auftritt und am Hofe des Königs (Pharao) Cheops (4. Dynastie) ein Wunder vollbringt.

Die literarische Person

Dedi erscheint nur in der vierten Geschichte des Papyrus Westcar – historisch oder gar archäologisch belegt ist er nicht. Allerdings ist diese literarische Figur für die Ägyptologie von großer Wichtigkeit, da sein im Papyrus geschilderter Zaubertrick mit der späteren Rezeption des Charakters des Pharao Cheops zusammenhängt und Letzteres bis heute Gegenstand kontroverser Debatten ist.[4][5]

Die Geschichte von Dedi

Dem Papyrus zufolge wird Dedi in den Palast von Cheops eingeladen, da er fähig sei, geköpfte Lebewesen wieder lebendig werden zu lassen und außerdem Informationen über ein Heiligtum besitze, nach dem Cheops seit Längerem suche. Den fragwürdigen Vorschlag Cheops’, einen zum Tode verurteilten Kriminellen enthaupten zu lassen, um sich von Dedis Zauberkräften zu überzeugen, lehnt der Magier empört ab. Dedi köpft daraufhin stattdessen eine Gans, einen nicht näher bestimmbaren Vogel und einen Stier und fügt deren jeweilige Köpfe wieder an, ohne dass die Tiere dabei umkommen. Dann offenbart Dedi Cheops noch eine Prophezeiung, die sich um ein nicht näher definierbares Objekt dreht, welches Cheops so begehrt und das der Herrscher von den Begründern einer neuen Dynastie erhalten soll. Cheops ist zunächst enttäuscht zu erfahren, dass seine Dynastie bald zu Ende gehen soll, doch Dedi tröstet den Herrscher damit, dass erst noch drei Söhne des Cheops regieren würden, bevor der Überbringer des Objekts an die Macht kommt. Als Dedi dem König verspricht, eine Flut zu erzeugen, die Cheops’ Barke sicher zum Erfüller der Prophezeiung bringt, veranlasst Cheops, dass Dedi zum Dank fortan bei seinem Sohn Djedefhor im Palast wohnt.[6][7][8]

Moderne Betrachtungen

Zaubereihistoriker und Ägyptologen (z. B. Adolf Erman) halten die Berichte über Dedis angebliche Zauberkräfte für reine Folklore. Zauberkunststücke, bei denen scheinbar Köpfe von Tieren abgetrennt und wieder angesetzt werden, sind in ihrer Ausführung erst seit wenigen Jahrhunderten bekannt und werden heute aus ästhetischen Gründen kaum noch gezeigt.[9][10] Verena M. Lepper und Miriam Liechtheim widersprechen einer Bewertung als „Folklore“ entschieden, da in zeitlich späteren Schriftstücken immer wieder literarische Heldenfiguren mit Zauberkräften auftreten, die denen des Dedi ähneln und offensichtlich den Sagen des Papyrus Westcar nachempfunden sind. Dedi muss daher späteren Verfassern von Heldengeschichten bekannt gewesen sein, weshalb seine Person Lepper und Liechtheim zufolge nicht zu einer bloßen Folklore-Erzählung passt.[4][11]

Literatur

  • Verena M. Lepper: Untersuchungen zu pWestcar. Eine philologische und literaturwissenschaftliche (Neu-)Analyse. In: Ägyptologische Abhandlungen Band 70, Harrassowitz, Wiesbaden 2008, ISBN 3-447-05651-7.
  • Adolf Erman: Die Märchen des Papyrus Westcar I. Einleitung und Commentar. In: Mitteilungen aus den Orientalischen Sammlungen. Heft V, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin 1890.
  • Miriam Lichtheim: Ancient Egyptian literature: a book of readings. The Old and Middle Kingdoms. Band 1, University of California Press, Berkeley 2000, ISBN 0-520-02899-6.
  • Alan B. Lloyd: Herodotus, book II: introduction. Band 1, Brill, Leiden 1975, ISBN 90-04-04179-6.
  • Udo Bartsch: Unterhaltungskunst A-Z (= Taschenbuch der Künste). 2. Auflage, Henschel, Leipzig 1977.

Einzelnachweise

  1. Westcar-Papyrus, Kolumne 7, Zeile 1.
  2. Verena M. Lepper: Untersuchungen zu pWestcar. Wiesbaden 2008, S. 103.
  3. „Djed-Snofru“ war der Name von Dahschur im Alten Reich (vergl. Jean Claude Goyon, Christine Cardin: Proceedings of the ninth International Congress of Egyptologists. Band 1. S. 1128).
  4. a b Verena M. Lepper: Untersuchungen zu pWestcar. Wiesbaden 2008, S. 308–310.
  5. Miriam Lichtheim: Ancient Egyptian literature. Berkeley 2000, S. 215–216.
  6. Miriam Lichtheim: Ancient Egyptian literature. Berkeley 2000, S. 218–220.
  7. Verena M. Lepper: Untersuchungen zu pWestcar. Wiesbaden 2008, S. 41–47.
  8. Adolf Erman: Die Märchen des Papyrus Westcar. Berlin 1890, S. 10–11.
  9. Udo Bartsch: Unterhaltungskunst. Leipzig 1977, S. 85.
  10. Alan B. Lloyd: Herodotus, book II. Leiden 1975, S. 104–106.
  11. Miriam Lichtheim: Ancient Egyptian literature. Band 1, Berkeley 2000, S. 211.