de Havilland DH.110 Sea Vixen

de Havilland DH.110 Sea Vixen
De Havilland DH.110 „Sea Vixen“
De Havilland Sea Vixen auf einer Flugschau 2011
TypZweistrahliger Allwetter-Marinejäger
Entwurfsland

Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich

Herstellerde Havilland Aircraft Company
Erstflug26. September 1951
IndienststellungJuli 1959
Stückzahl145

Die de Havilland DH.110 Sea Vixen (etwa: Seefurie) war ein zweistrahliges britisches Kampfflugzeug der Zeit des Kalten Krieges. Verwendet wurde es bei der britischen Marineluftwaffe Fleet Air Arm. Es war das erste Pfeilflügelflugzeug, dessen Flügel für die Stationierung auf Flugzeugträgern beiklappbar waren, ebenso das erste Flugzeug, das mit Flugkörpern, Raketen und Bomben gleichzeitig bestückt werden konnte.

Geschichte

Der Prototyp der DH.110, etwa 1952

Die britische Admiralität wünschte einen Ersatz für die veralteten DH.112 „Sea Venom“. De Havilland konnte die Sea Vixen erst Ende der 1950er-Jahre an die Royal Navy verkaufen. Dagegen entschied sich die Royal Air Force für die billigere Gloster Javelin.

Der Prototyp hatte am 26. September 1951 seinen Erstflug. Am 6. September 1952 kam es zu einem schweren Flugunglück bei der Farnborough International Airshow in Farnborough. Der Prototyp stürzte in die Zuschauermenge, 31 Menschen starben, darunter beide Besatzungsmitglieder. Den Zuschauern sollte ein Überschallknall demonstriert werden. Die rechte Flügelvorderkante hielt den Belastungen nicht stand und riss ab. Dadurch kollabierten nacheinander rechter und linker Flügel sowie die beiden Triebwerke. Ein Triebwerk und die Reste der Zelle stürzten in die Zuschauer.[1] Ein weiterer Prototyp wurde daraufhin technisch überarbeitet. Zusätzlich gab es 1955 eine Version, deren Tragflächen nicht einklappbar waren. 1956 landete die erste Sea Vixen auf dem Flugzeugträger HMS Ark Royal. 1957 flog dann der erste Allwetterjäger: die Sea Vixen FAW.20. Ab 1958 begann die Produktion von über hundert Flugzeugen der Variante FAW.1 für die Marineflieger.

Die FAW.2 war der Nachfolger der FAW.1 mit vielen Verbesserungen, wie Luft-Luft-Raketen Hawker Siddeley Red Top, Zusatztanks, besseren Notausstiegssystemen und Elektronik. Die erste FAW.2 flog 1962. Ab 1964 wurden 29 Maschinen in Dienst gestellt, dazu noch 16 alte FAW.1 auf die FAW.2-Variante umgebaut. 1966 erfolgte die Außerdienststellung der FAW.1. 1972 endete auch die Dienstzeit der FAW.2. Als Ersatz stand die McDonnell Douglas Phantom bereit.

Die letzte verbliebene flugfähige Sea Vixen musste am 27. Mai 2017 auf der südenglischen Marinefliegerbasis Yeovilton, ihrer Heimatbasis, bauchlanden. Da nicht nur das Fahrwerk nicht bedient werden konnte, sondern auch die Landeklappen nicht ausgefahren werden konnten, waren die Schäden an der Struktur durch die hohe Landegeschwindigkeit größer als zunächst angenommen. Falls die Reparatur in Angriff genommen wird, wird sie sicher länger als zwei Jahre dauern.[2] Das Flugzeug wird von der Navy Wings Association betreut, unter deren Dach auch der Royal Navy Historic Flight (RNHF) und der Fly Navy Heritage Trust (FNHT) vereinigt ist.

In Museen befinden sich weitere Exemplare, meist FAW.2, so in Yeovilton im Fleet Air Arm Museum, im Imperial War Museum in Duxford, im De Havilland Museum in London Colney, im Newark Air Museum, in Tangmere, Bruntingthorpe und bei den Flughäfen Gatwick und Coventry. Im Norfolk & Suffolk Aviation Museum in Flixton befindet sich eine FAW.1. Eine einzige Maschine außerhalb Großbritanniens befindet sich in Australien.

Einsätze

Die Sea Vixen nahm nie direkt an Kriegshandlungen teil, allerdings unterstützte sie indirekt britische Verbände in einigen Krisengebieten. 1961 bedrohte der Irak das Emirat Kuwait, dabei flogen Sea Vixen auf Wunsch des Emirats Patrouillen in der Region.

1964 kam es zu einer Revolte in Tanganjika, dem späteren Tansania in Ostafrika. Sea Vixen unterstützten britische Eingreiftruppen vom Flugzeugträger HMS Centaur aus.

Hauptsächliche Einsätze waren die Überwachung der Ölrouten im persischen Golf sowie der Schutz britischer Interessen im Commonwealth-Bereich.

55 von insgesamt 145 hergestellten Sea Vixen gingen bei Unfällen verloren[3].

Benutzer

Sea Vixen bei der Landung auf der HMS Eagle im Jahr 1970
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
  • Fleet Air Arm
    • 700 Naval Air Squadron
    • 766 Naval Air Squadron
    • 890 Naval Air Squadron
    • 892 Naval Air Squadron
    • 893 Naval Air Squadron
    • 899 Naval Air Squadron

Technische Daten

De Havilland Sea Vixen FAW.2
Sea Vixen (Red Bull) im Jahr 2009
KenngrößeDaten
Besatzung2
Spannweite15,24 m
Länge16,94 m
Höhe3,28 m
max. Startmasse18.800 kg
Triebwerk2 × Rolls-Royce Avon 208; 50 kN
Höchstgeschwindigkeit1.110 km/h
Dienstgipfelhöhe14.630 m
Reichweite1.000 km
BewaffnungFAW.1:
  • 2 × in Rumpf einziehbare Raketenbehälter
    mit je 14 Microcell 2-Zoll-Luft-Luft-Raketen
  • 4 × Luft-Luft-Raketen de Havilland Firestreak

oder statt Firestreaks

  • 4 × 227-kg-Bomben oder
  • 2 × 454-kg-Bomben

FAW.2:

  • 2 × in Rumpf einziehbare Raketenbehälter
    mit je 14 Microcell 2-Zoll-Luft-Luft-Raketen
  • 4 × Red Top Luft-Luft-Raketen oder
  • 4 × AGM-12 Bullpup Luft-Boden-Raketen

Literatur

  • Tony Buttler: De Havilland Sea Vixen – Database. In: Aeroplane Monthly November 2004, S. 57–73
  • A. J. Jackson: De Havilland Aircraft since 1909, Putnam, 1962, 3. Auflage 1978, ISBN 0-87021-896-4, S. 470–475
  • Tony Buttler: Secrets of the Sea Vixen. In: AIR Enthusiast. Nr. 87 Mai/Juni 2000, S. 49–61.

Weblinks

Commons: De Havilland DH.110 Sea Vixen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Liste von Flugunfällen durch Testpiloten (Memento vom 17. Oktober 2008 im Internet Archive), Testflying Memorial (englisch).
  2. Sea Vixen Appeal 2017 (Memento vom 20. August 2017 im Internet Archive) abgerufen am 21. Mai 2023
  3. www.seavixen.org (eingesehen am 2. März 2020)

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Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
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De Havilland DH.110 WG236 in flight c1952.jpg
The prototype De Havilland DH.110 (s/n WG236) in flight. WG236 made its first flight on 26 September 1951. The aircraft's performance exceeded expectations, and by the following year it was regularly flying faster than the speed of sound. However, tragedy struck while the aircraft was being demonstrated at the Farnborough Airshow on 6 September 1952. Following a demonstration of its ability to break the sound barrier, the aircraft disintegrated, killing 31 people, including the crew of two, test pilots John Derry and Tony Richards. The failure was traced to faulty design of the end sections of the main spar, which resulted in the outer ends of the wings shearing off during a high-rate turn.
13 Sea Vixen landing on Eagle Mediterranean Jan1970.jpg
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Sea Vixen landing on the HMS Eagle
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de Havilland Sea Vixen FAW.2
De Havilland (later Hawker Siddeley) Sea Vixen.jpg
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"Fly to the Past" - Oxford Airshow
Sea vixen xp924 g-cvix kemble arp.jpg
de Havilland dH-110 Sea Vixen D3, formerly of the Royal Navy as XP924, now on the UK Civil Register as G-CVIX, is maintained by De Havilland Aviation Ltd. at Bournemouth Airport, Dorset, England. The aircraft was in Red Bull advertising markings but has been repainted in its Royal Navy Fleet Air Arm markings. XP924 entered service with the Royal Navy in 1964 as an FAW.2 model. It ended its flying in 1991 as a trainer for teaching pilots to fly aircraft by remote control from the ground (for use as missile targets).