David Spleiss

David Spleiss, auch David Spleiß (* 13. Februar 1786 in Schaffhausen; † 14. Juli 1854 ebenda) war ein Schweizer evangelischer Geistlicher.

Leben

David Spleiss war der Sohn des Buchbindermeisters Johannes Spleiss († 11. Oktober 1813) und dessen Ehefrau Rahel († 1795), eine Tochter des Hauptmann Hurter, dem das Fulacher Bürgli[1] in Schaffhausen gehörte.

Er besuchte die öffentlichen Schulen in Schaffhausen, aber auch die französische Privatschule des Pfarrers Johann Conrad Maurer (1771–1841)[2] und absolvierte von 1802 bis 1804 eine kaufmännische Lehre, worauf er dann, mit der Unterstützung des Theologen Johann Georg Müller, zur Vorbereitung auf ein Theologiestudium von 1804 bis 1807 das Collegium humanitas in Schaffhausen besuchte, bevor er von 1807 bis 1809 Theologie an der Universität Tübingen studierte; dort hörte er Vorlesungen unter anderem bei Johann Friedrich Flatt, Carl Christian von Flatt, Ernst Gottlieb Bengel und Christian Friedrich von Schnurrer.

1809 wurde er in Schaffhausen ordiniert und war von Pfingsten im gleichen Jahr bis 1810 Hauslehrer in der Familie Heiliger in Oosterhout bei Breda in den Niederlanden; aufgrund der damaligen kriegerischen Entwicklung wurden die Söhne der Familie in andere Ort geschickt und David Spleiss erhielt seine Entlassung. Er besuchte darauf einen Freund in Amsterdam, der ihm eine neue Hauslehrerstelle bei der Familie van Vloten verschaffen konnte, die aus Westindien zurückgekehrt waren und nun in Kleve wohnten; bis 1812 bereitete er den sechzehnjährigen Sohn, Wilhelm Helenus van Vloten (1794–1883)[3] auf dessen Universitätsstudium vor.

Bevor er jedoch seinen Dienst antrat, unternahm er noch eine mehrtägige Fussreise nach Eutin, um seinen damaligen Kommilitonen Bernhard Wilhelm Friedrich Hellwag (1787–1838), ein Sohn des Mediziners Christoph Friedrich Hellwag zu besuchen, der inzwischen als Assistenzprediger in Eutin tätig war; bis zu seiner Abreise zwei Monat später, im Spätherbst 1810, wurde er im Kreis der Familie aufgenommen und führte viele akademische Gespräche mit dem Vater und dessen Freund, dem Justizrat Ludwig Benedict Trede.

1811 lernte er den Pfarrer der Gemeinde Weeze bei Kleve, Johann Christian Gottlob Ludwig Krafft, kennen, mit dem ihn seitdem eine lebenslange Freundschaft verband. Über Krafft lernte er auch dessen Schwiegervater, den Konsistorialpräsidenten Peter Neumann (1750–1825) aus Kleve, kennen.

Im Herbst 1811 unternahm David Spleiss eine Fussreise nach Heidelberg, um seinen Freund Bernhard Wilhelm Friedrich Hellwag, der sich dort aufhielt, zu besuchen; während des Aufenthaltes führte er ein längeres Gespräch mit dem Theologen Carl Daub.

1812 reiste er, gemeinsam mit der Familie van Vloten, die sich dort dauerhaft niederliess, nach Schaffhausen zurück und wurde als Professor für Mathematik und Physik an das Collegium humanitatis berufen; er war zugleich, erst vom 16. August 1813 als Pfarrverweser und dann von 1817 bis 1841 Pfarrer in Buch. 1817 schloss er sich der Erweckungsbewegung der Freifrau Barbara Juliane von Krüdener an und wurde 1818 als mitreissender Prediger selbst Urheber einer Erweckung in Buch. In den Jahren 1818 und 1819 zogen an den Sonntagen Menschen aus dem ganzen Kanton Schaffhausen und auch aus dem Thurgau nach Buch; die Kirche konnte bald nicht mehr alle Besucher fassen. Nur mithilfe von Johann Georg Müller konnten die von der Regierung und der Geistlichkeit beabsichtigten Gewaltmassregeln gegen Juliane von Krüdener und David Spleiss, wegen der in Gang gebrachten schwärmerischen Ausbrüche, verhindert werden.

1819 lernte er Johann Jakob Lang kennen (1797–1869)[4] kennen, den er bei seinem Wunsch unterstützte, Missionar zu werden; diesen führte er zur Basler Mission, verkehrte dort seitdem regelmässig und nahm so oft als möglich am Basler Missionsfest teil. Er erhielt aber auch Besuch von Lehrern der Mission, so besuchte ihn unter anderem 1838 Johann Christoph Blumhardt.[5] Auf Anregung von David Spleiss nahmen erweckte Familien seiner Kirchengemeinde arme und verwahrloste Kinder aus Schaffhausen privat bei sich auf, worauf er am 19. Oktober 1826 in Buch eine Rettungsherberge[6] für bedürftige Kinder gründete; ab 1841 war es dann die Anstalt Zum Friedeck (heute Verein Friedeck[7]). In seinem Haus fanden sich gelegentlich Gleichgesinnte ein, unter anderem Christian Gottlob Barth, Christian Heinrich Zeller, Gotthilf Heinrich von Schubert und Felician Martin von Zaremba.

Im Jahre 1840 hatte die Schaffhauser Kirche mit dem sogenannten Hurterhandel eine schmerzliche Krise durchzumachen. David Spleiss, der sowohl das Vertrauen der Regierung als auch seiner Amtsbrüder besaß, hatte dabei mehrfach mit Antistes Friedrich Emanuel von Hurter zu verhandeln und ihn über seine Neigung zum Katholizismus zu befragen. Er unterzog sich dieser Aufgabe, wie Hurter selbst bezeugte, freundlich, aufrichtig und völlig uneigennützig. Überraschend wurde David Spleiss am 10. Juni 1841 Pfarrer an der Stadtkirche St. Johann in Schaffhausen und wurde dort im selben Jahr am 9. Juli Nachfolger des zurückgetretenen Antistes Friedrich Emanuel von Hurter, bevor er im Mai 1842 seine Ernennung zum Dekan und Vorsteher der gesamten Geistlichkeit des Kantons, erhielt; sein Amtssitz war das Fulacher Bürgli[8].

David Spleiss war seit dem 19. Oktober 1816 mit Friederike (geb. Schoch) verheiratet; die Ehe blieb kinderlos.

Schriften (Auswahl)

  • Von der Bedeutung der Bibelverbreitung in unsern Tagen einige erzählende Worte, zunächst an die Bibelgesellschaft in Schaffhausen gesprochen. Schaffhausen 1821, OCLC 1011565275.

Literatur

  • Carl Stokar: David Spleiss, weil. Antistes der Schaffhauser’schen Kirche. Bahnmaier, Basel 1858 (Scan in der Google-Buchsuche).
  • Urs Gelzer: David Spleiss, Antistes und Professor. In: Historischer Verein des Kantons Schaffhausen (Hrsg.): Schaffhauser Biographien des 18. und 19. Jahrhunderts (= Schaffhauser Beiträge zur vaterländischen Geschichte. Heft 33). 1. Teil. Thayngen, Augustin 1956, DNB 458753998, OCLC 729511242, S. 197–204 (stadtarchiv-schaffhausen.ch [PDF; 542 kB; abgerufen am 26. Juni 2020] Scan des Stadtarchivs Schaffhausen vom 23. August 2007).
  • W. B.: David Spleiss. In: Protestantische Monatsblätter für innere Zeitgeschichte. 13. Band. Gotha 1859, S. 137 f., urn:nbn:de:bvb:12-bsb10614519-7 (bsb-muenchen.de).
  • Ernst Gysel: David Spleiss. Die Geschichte eines ungewöhnlichen Aufbruchs in der reformierten Kirche. Schleife Verlag, Winterthur 2019, ISBN 978-3-905991-53-6.
  • Ernst Gysel: David Spleiss. 1. Auflage. Schleife Verlag, Aarau 2019, ISBN 978-3-905991-53-6, S. 176.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bruno Sternegg: Fulacher Bürgli – Schaffhausen-Geschichte. In: schaffhausen-geschichte.ch. Abgerufen am 23. Juni 2020.
  2. Johann H. Maurer-Constant (Hrsg.): Erinnerungen an Johann Conrad Maurer. Hurter, Schaffhausen 1843, urn:nbn:de:bvb:12-bsb11236137-6 (digitale-sammlungen.de [abgerufen am 23. Juni 2020]).
  3. Nadine Fischer: Wilhelm Helenus van Vloten. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 15. Februar 2012, abgerufen am 25. Juni 2020.
  4. Gottfried Keller-Ammann: Johann Jakob Lang, Missionar. In: Schaffhauser Biographien des 18. und 19. Jahrhunderts (= Schaffhauser Beiträge zur vaterländischen Geschichte. Heft 33). 1. Teil. Thayngen, Augustin 1956, DNB 458753998, OCLC 729513497, S. 250–253 (stadtarchiv-schaffhausen.ch [PDF; 194 kB; abgerufen am 24. Juni 2020] Scan des Stadtarchivs Schaffhausen vom 23. August 2007).
  5. Dieter Ising: Johann Christoph Blumhardt. Leben und Werk. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002, ISBN 3-525-55642-X, S. 83 (Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 25. Juni 2020]).
  6. Durchgangszentrum Friedeck | Haus der Kulturen | Kanton Schaffhausen. In: Haus der Kulturen Schaffhausen. Abgerufen am 25. Juni 2020 (deutsch).
  7. Verein Friedeck. In: friedeck.ch. Archiviert vom Original am 27. Juni 2020; abgerufen am 25. Juni 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.friedeck.ch
  8. Fulacher Bürgli – Schaffhausen-Geschichte. In: schaffhausen-geschichte.ch. Abgerufen am 25. Juni 2020.