David R. Hawkins

David Ramon Hawkins (* 3. Juni 1927 in Milwaukee, Wisconsin; † 19. September 2012 in Sedona, Arizona) war ein US-amerikanischer Mystiker, Psychiater, spiritueller Lehrer und Autor.

Hawkins arbeitete als Psychiater und leitete eine große psychiatrische Praxis im Staat New York. Nach Beendigung der klinischen Tätigkeit 1980 zog er sich zurück und befasste sich sieben Jahre lang vorwiegend mit Spiritualität und Bewusstsein. Hawkins vertrat die Orthomolekulare Psychiatrie. Sein Hauptanliegen war die Förderung menschlicher Spiritualität. Er erklärte spirituelles Wachstum als gründlichstes und am tiefsten greifendes Mittel zur Linderung von Leid in dieser Welt. Nach seinen Vorstellungen leben Menschen auf unterschiedlichen Bewusstseinsebenen und nehmen Wirklichkeit und Wahrheit in Relation zu diesen Ebenen wahr.

Leben

Hawkins wuchs in Wisconsin in den USA auf. Er studierte Psychiatrie am Medical College of Wisconsin und war im Zweiten Weltkrieg für kurze Zeit als Minensucher im Einsatz.

Bis 1980 leitete Hawkins das North Nassau Mental Health Center in Manhasset, New York, die damals größte psychiatrische Praxis im Land. 1979 zog er nach Sedona, Arizona, um sich als Einsiedler „in der Stille spirituell zu vervollkommnen“. Nach seinem Wiedereintritt in die Gesellschaft war er fortan mit spiritueller Bewusstseinsforschung, mit Vorträgen und als Autor tätig. Durch sein Buch Power vs. Force (deutsch Die Ebenen des Bewusstseins) wurde Hawkins im Bereich spiritueller Literatur bekannt. Das Buch wurde in bisher 15 Sprachen übersetzt und stand in mehreren Ländern auf den Bestsellerlisten. Hawkins wurden von verschiedenen Seiten Auszeichnungen verliehen. Insbesondere wurde ihm 2000 in Seoul die Ehre „Tae Ryoung Sun Kak Tosa“ (Große Seele und führender Lehrer auf dem Weg zur Erleuchtung) verliehen.

Hawkins' Lehre über Bewusstsein und Spiritualität

Neben Vorträgen fasste Hawkins insbesondere in eigenen Büchern seine Lehre zusammen. Sein erstes spirituelles Buch Die Ebenen des Bewusstseins stellt eine Einführung in seine Bewusstseinstheorie dar. Die hierin vorgestellte Bewusstseinsskala stellt wohl den bekanntesten Teil seiner Lehre dar. Die nachfolgenden zwei Bücher Das All-sehende Auge und Die Wirklichkeit des Göttlichen (herausgegeben als „Licht des Alls“) sind umfangreicher, anspruchsvoller und tiefgehender und in der Thematik ausschließlich spirituell. Hawkins mochte dem spirituellen Sucher Einblick und Verständnis für die zentralen Themen bei der Suche nach Gott zur Hand geben. Themen sind daher u. a.: Bewusstseinsstufen und -entwicklung, Strukturen des Egos, Integrität, Verstand, Kausalität und lineares Denken, Nicht-Dualität, Eigenschaften Gottes und Hilfestellungen zu Problemen auf dem Weg zu Gott. Im vierten Buch Truth vs. Falsehood fasste Hawkins seine Aussagen über Bewusstsein stark zusammen und listet danach sehr ausführlich diverse Themenbereiche der US-amerikanischen Kultur mit Bewusstseinswerten in Tabellen auf.

Bewusstseinsebenen
nach Hawkins
MesswertEbeneEmotion
700–1000Erleuchtungunbeschreibbar
600FriedenSeligkeit
540FreudeHeiterkeit
500LiebeVerehrung
400VerstandVerständnis
350AkzeptanzVergebung
310BereitwilligkeitOptimismus
250NeutralitätVertrauen
200MutBejahung
175StolzVerachtung
150WutHass
125BegehrlichkeitVerlangen
100AngstÄngstlichkeit
75KummerReue
50ApathieHoffnungslosigkeit
30SchuldbewusstseinSchuldzuweisung
20SchamErniedrigung

Die Bewusstseinsebenen

Hawkins entwickelte aus eigenen spirituellen Erfahrungen und kinesiologischen Tests heraus eine „Skala des Bewusstseins“, die der emotionalen Tonskala bei Scientology ähnelt. Auf ihr ordnete er Dingen wie Personen, Konzepten, Büchern, Filmen etc. Werte zwischen 1 und 1000 zu. Die Skala wird nach unten begrenzt von Null (Tod/kein Bewusstsein) und nach oben durch die Tausend, nach seiner Aussage die höchste von Menschen erreichbare Bewusstseinsebene – eine Person kann sich in verschiedenen Lebensbereichen/Situationen auf unterschiedlichen Ebenen befinden.

Nach Hawkins stellt die 200 auf seiner Skala einen besonderen Schwellenwert dar, welcher die nicht-integren Ebenen von den integren trennt. Als nicht-integer bezeichnet Hawkins Dinge, die im kinesiologischen Test „schwach“ testen und von ihm als „lebensabgewandt“ bezeichnet wurden. Ebenen unter 200 auf seiner Skala sind dominiert von tierischen Trieben aufgrund der Entwicklungsgeschichte, aus denen der Mensch sich mittels seines Willens und Ausrichtung auf Positives und Wahrheit befreien kann. Bei der Entwicklung des Bewusstseins oberhalb von 200 werden zunehmend emotionale Reaktionen abgebaut und logisches Verständnis sowie Liebe und Einfühlungsvermögen aufgebaut.

Die nächste größere Hürde bei der Entwicklung hin zu einem erleuchteten Wesen stellt nach Hawkins die Ebene des Verstandes (400er) dar. Dies ist die Ebene moderner Demokratien, die als gesellschaftliche Normen Sachlichkeit und wissenschaftliche Leistungen hoch wertschätzen. Höhere Bewusstseinsebenen wie Liebe, Freude und Frieden und die Existenz Gottes wirken auf das rationale Weltbild suspekt und entziehen sich als subjektive Erfahrungsebenen der wissenschaftlich-objektiven Untersuchung. Der Übergang von der Verstandesebene der 400er zur Ebene der Liebe der 500er würde daher einen Paradigmenwechsel im Denken verlangen.

Ab der Schwelle 500 weicht das Prinzip der Kausalität langsam einer nicht-dualistischen, nicht-linearen Wahrnehmungsweise, so Hawkins. Ab 600 spricht Hawkins von Frieden und ab 700 von Erleuchtung. Die Ebene 1000 setzt er gleich mit Christus-Bewusstsein, Buddha-Natur und dem Bewusstsein der großen Avatare der Menschheitsgeschichte: Jesus, Buddha und Krishna.

Hawkins betonte, dass die Skala einen graduellen Verlauf darstellt und nicht in Vergleiche von besser/schlechter münden sollte, was aus seiner Sicht eine Einteilung des dualistischen Denkens ist. Die Ebenen und Bewusstseinswerte sollen keine Bewertung, sondern eine Qualitätsbeschreibung sein, so Hawkins. Bewertungen von richtig und falsch und damit die Beurteilung von Wahrheit ist abhängig vom Standpunkt bzw. Blickwinkel des Betrachters und daher abhängig vom Bewusstsein des Betrachters.

Kritik

Hawkins wurde in erster Linie wegen seiner Anwendung und speziellen Auslegung der Kinesiologie kritisiert. Da das Instrument der Kinesiologie nicht wissenschaftlich anerkannt ist, seien seine Ergebnisse weder wissenschaftlich noch objektiv nachvollziehbar. Von einigen Kinesiologen selbst wird kritisiert, dass Hawkins die Kinesiologie sehr speziell auslegt, was nicht mehr in Übereinstimmung mit der klassischen Methode ist. Kinesiologen sehen im Testen eher eine lokale Körperreaktion auf einen Reiz, während Hawkins betonte, dass dies eine vom Getesteten unabhängige (nichtlokale) Reaktion sei.

Kritik an der Skala: Die zugewiesenen Bewusstseinswerte von 1–1000 sehen Kritiker als zu reduktionistisch an. Der Aussagewert einer einzelnen Zahl sei zu gering und könne nicht als charakteristische Beschreibung dienen. Weitere Probleme sehen Kritiker beim Vergleich verschiedener Objekte auf der Skala.

Vermutung von Hybris: Hawkins wies seinen eigenen Büchern sehr hohe Werte auf der Skala zu. Bspw. kalibrierte er Licht des Alls bei 999,8 und damit am oberen Rand seiner Skala, weit höher als viele andere religiöse oder spirituelle Schriftstücke der Menschheitsgeschichte. Des Weiteren beschrieb sich Hawkins selbst als spirituell weit vorgeschritten. Kritiker sehen hierin eine Selbsterhöhung, mit der er sich immun mache gegen Argumentation und Kritik.

Ein Doktortitel Hawkins wurde monetär erworben, kritisiert werden auch Ehrungen, die man nur käuflich erwerben kann.[1]

Ehrungen

Veröffentlichungen

Spirituelle Literatur (Auswahl)

  • Die Ebenen des Bewusstseins – Von der Kraft die wir ausstrahlen. VAK, Freiburg 1997, ISBN 3-932098-02-1
    • Originaltitel: Power vs. Force: An Anatomy of Consciousness – The Hidden Determinants of Human Behavior. Veritas, Sedona 1995. Überarbeitete Neuauflage: Hay House Carlsbad 2002, ISBN 978-1-56170-933-5
  • Das All-sehende Auge – “The Eye of the I”. Sheema-Medien, Wasserburg 2005, ISBN 3-931560-19-8; 4. Auflage ebenda 2008.
    • Originaltitel: The Eye of the I – From which nothing is hidden. Veritas, Sedona 2001, ISBN 0-9643261-9-1
  • Erleuchtung ist möglich – Wie man die Ebenen des Bewusstseins durchschreitet. Sheema-Medien, Wasserburg/Inn 2007, ISBN 978-3-931560-21-8.
    • Originaltitel: Transcending the Levels of Consciousness – The Stairway to Enlightenment. Veritas, Sedona 2006, ISBN 0-9715007-4-6
  • Heilung und Genesung. Sheema-Medien, Wasserburg/Inn 2012, ISBN 978-3-931560-24-9
    • Originaltitel: Healing and Recovery. Veritas, Sedona 2009, ISBN 978-0-9715007-3-0
  • Loslassen: der Pfad widerstandsloser Kapitulation. Sheema-Medien, Wasserburg/Inn 2014, 89 ISBN 978-3-931560-25-6
    • Originaltitel: Letting go – The Pathway of Surrender. Veritas, Sedona 2012, ISBN 978-1-933885-99-5

Medizinische Literatur

  • mit Linus Pauling: Orthomolecular Psychiatry: Treatment of Schizophrenia. W. H. Freeman, San Francisco 1973, ISBN 0-7167-0898-1

Weblinks

Kritik (deutsch)

Kritik (englisch)

Einzelnachweise

  1. Edith Schettler: Orthomolekulare Medizin: Mit Mikronährstoffen Krankheiten vorbeugen. In: PTA Forum. 7. Januar 2020, abgerufen am 5. Juni 2021.