Das kostbarste aller Güter

Das kostbarste aller Güter (Originaltitel: La plus précieuse des merchandises) ist ein Jugendbuch von Jean-Claude Grumberg, das zur Zeit der Schoah spielt.

Die deutsche Erstausgabe mit Illustrationen von Ulrike Möltgen erschien 2020 im Verlagshaus Jacoby & Stuart und wurde 2021 von der Jugendjury für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.[1]

Handlung

Eine jüdische Familie aus Mutter, Vater und zwei kleinen Kindern wird im Februar 1943 in einem Güterzug nach Auschwitz deportiert. Die Mutter leidet unter Hunger und kann keine zwei Babys mit ihrer Milch ernähren. So entscheidet sie sich, aus dem kleinen Spalt, der ihr bleibt, eines der beiden Kinder, nur eingewickelt in einen Gebetsschal (Tallit), draußen in den Schnee zu werfen. Dort findet es die Frau eines alten Holzfällers, die sich schon immer ein Kind gewünscht hatte. Sie wertet das schreiende Kind und ihren feinen Schal als Geschenk der Götter – ihr „kleines Gut“, wie sie es fortan immer nennen wird – und nimmt es mit zu sich nach Hause.

Als die Frau zu Hause ankommt, kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen ihr und ihrem Mann, der erkennt, dass es sich bei dem Kind um einen Juden handelt. Das Kind bezeichnet er als einer der „Herzlosen“, einer der Gottesmörder und Diebe. Er hat Angst, dass das Kind auffliegt, denn wer einen Juden versteckt, erhält die Todesstrafe. Nach langem Flehen der Holzfällersfrau erlaubt der Holzfäller schließlich, das Kind zu behalten.

Die Holzfällersfrau zieht ihr Kind im Kontrast zu der vorigen Stimmung im Buch, der angespannten, ängstlichen, voller Liebe auf. „Die arme Holzfällersfrau sah nicht, wie er [der vorher von Menschen gefüllte Güterzug] leer wieder vorbeikam – dafür war sie viel zu sehr mit ihrer neuen Rolle als Familienmutter beschäftigt“ (S. 43).

Rezeption

Gertrud Plennert vom Borromäusverein findet auf die Frage „Kann man die schrecklichen Abgründe des Holocaust literarisch verarbeiten?“ eine klare Antwort: „Jean-Claude Grumberg, einer der bekanntesten zeitgenössischen Schriftsteller Frankreichs, zeigt in seinem neuesten Werk eindrücklich, dass dies möglich ist. Er erzählt von der Unmenschlichkeit in ihrer grausamsten Form, indem er ihr die Menschlichkeit in ihrer ursprünglichen, wahrhaftigen Art gegenüberstellt.“[2]

Katrin Diehl von der Jüdischen Allgemeinen bezeichnet Das kostbarste aller Güter als „literarisches Wagnis“ und nicht als Märchen: es provoziere so lange mit seiner vorgespielten Märchenhaftigkeit, die „Wahrheit“ zu erkennen gebe. Dass das Mädchen überlebe, sei „eine Geschichte, die sich der Autor so gewünscht haben mag. Denn fast alle Menschen in den Zügen überlebten – wie sein eigener Vater – nicht.“[3]

Aus der Begründung des Deutschen Jugendliteraturpreises: „In dieser beeindruckenden Geschichte zeigt sich die Gattung Märchen z.B. durch die Einteilung der Handlung in Gut und Böse, Liebe und Hass, Mitgefühl und Gleichgültigkeit.“ Weiter heißt es:

„Mit wortgewaltiger poetischer Sprache beschreibt der Autor die damalige Lebenswelt. […] Eindringlich, glaubhaft und berührend werden wir von der Kraft der Liebe überzeugt. Gleichzeitig sehen wir Menschen gewalttätige Verbrechen begehen. Dadurch erkennen wir, dass das Böse nichts Abstraktes ist und sind aufgefordert aufzupassen, damit so etwas wie die S[c]hoah nie wieder geschehen kann.“

Ausgaben

Einzelnachweise

  1. Das kostbarste aller Güter in der Datenbank des AKJ. Abgerufen am 6. Juli 2022.
  2. Das kostbarste aller Güter. Abgerufen am 6. Juli 2022 (deutsch).
  3. Katrin Diehl: Literarisches Wagnis. 21. Oktober 2021, abgerufen am 6. Juli 2022.