Das Kaffeehaus oder die Schottländerin
Daten | |
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Titel: | Le Café ou l’Écossaise |
Gattung: | Komödie |
Originalsprache: | Französisch |
Autor: | Voltaire |
Erscheinungsjahr: | 1760 |
Uraufführung: | 26. Juli 1760 in der Comédie-Française |
Ort der Uraufführung: | Paris |
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Das Kaffeehaus oder die Schottländerin (französisch Le Café ou l’Écossaise oder L’Écossaise) ist eine 1760 entstandene Komödie in fünf Akten und in Prosa von Voltaire. Die Comédie attendrissante mit satirischen Einlagen wurde am 26. Juli 1760 in Paris uraufgeführt und zuvor in Buchform veröffentlicht.
Handlung
Die verzwickte Handlung spielt in einem Londoner Kaffeehaus und im Appartement der Lindane. Das im Kaffeehaus herumlungernde Subjekt Frélon, eine Anspielung auf Élie Catherine Fréron, ist ein Schreiberling, der gegen Bezahlung Dedikationen, Pamphlete und Spitzelberichte verfasst. Er greift als Nebenfigur immer wieder unheilstiftend in die Handlung ein. In den Hotelzimmern des Hauses trifft Lord Monrose seine verlorengeglaubte Tochter Lindane, aber auch den Sohn seines früheren Feindes Murrai. Dieser schenkt ihm in einer Auseinandersetzung nicht nur großmütig das Leben, sondern nimmt auch Monroses tugendhafte Tochter Lindane zur Frau.[1]
Literarische Vorlage und biografische Bezüge
Voltaire schrieb seine empfindsame Komödie Le Café ou l’Écossaise zu Beginn des Jahres 1760 nach der Verfassung seiner Tragödie Tancrède innerhalb von acht Tagen. Er beabsichtigte weniger ein Bühnenstück als ein Pamphlet. Élie Catherine Fréron hatte die seit 1752 schwelende Fehde wieder aufgenommen und Voltaires 1759 veröffentlichte Komödie La Femme qui a raison in seiner litarischen Zeitschrift L’Année litteraire verrissen. Voltaire bediente sich daher eines bei Charles Palissot de Montenoy bereits 1755 verwendeten Kniffes. Dieser hatte in seiner Komödie Le Cercle einen verrückten Philosophen mit den Zügen Rousseaus als Nebenfigur eingefügt. Voltaire beabsichtigte mit der Figur des Frélon auch, Élie Catherine Fréron der Lächerlichkeit preiszugeben. Im Frühjahr 1760 kam Palissots Komödie Les Philosophes auf die Pariser Bühne, die Voltaires Freunde D’Alembert und Diderot verunglimpfte. Voltaire entschloss sich daher für die Uraufführung, Frélon in Wasp, eine Anspielung auf nunmehr Palissot, umzubenennen. Palissot, eigentlich ein Verehrer Voltaires, war betroffen und antwortete mit dem offenen Brief Les Avis. Voltaire selbst war mit dem Erfolg des Stückes durchaus zufrieden. Auf das Titelblatt einer Folgeausgabe setzte er das Motto „J’ai vengé l’univers autant que j’ai pu“ (Ich habe das Universum mit aller Kraft gerächt).
Aufführungen und zeitgenössische Rezeption
Die Komödie wurde am 26. Juli 1760 an der Comédie-Française aufgeführt. Das Publikum war entzückt. Das zunächst nicht zur Aufführung vorgesehene Stück Le Café ou l’Écossaise geriet wider Erwarten zu einem großen Bühnenerfolge Voltaires. Zehn Buchausgaben im Jahr des Erstdruckes belegen die Popularität des Stückes, das mit großem Erfolg auch in Deutschland, Großbritannien und Italien aufgeführt wurde.[2]
Drucklegung
Le Café ou l’Écossaise wurde bereits vor der Aufführung bei Cramer in Genf gedruckt. Nach der Pariser Uraufführung wurde die Auflage mit einem neuen Titelblatt, dem Rollenverzeichnis in der Besetzung der Erstaufführung und einem vierseitigen Errata versehen, das die Textänderungen der Bühnenfassung enthält. Die 204-seitige Erstausgabe unterscheidet sich von einem seitengleichen frühen Raubdruck durch die fehlerhafte Schreibweise Ecossaisse zu Beginn des Blattes A3.
Beigaben
In seinem Vorwort bezeichnete Voltaire das Stück als Übersetzung eines Werkes des Edinburger Pastors Hume, eines Bruders des Philosophen David Hume. Einer Genfer Ausgabe des Tancrède ist ein Frontispiz Gravelots vorangestellt, das Fréron als Esel unter der Leier Melpomenes darstellt. Dieser Stich war ursprünglich für die Buchausgabe von Le Café ou l’Écossaise bestimmt. Fréron hatte den ihm bekannten Anschlag unterlaufen, in dem er ankündigte, die Buchausgabe werde mit einem Porträt des Autors erscheinen.
Erste Ausgaben
- Le Caffé ou l’Écossaise, Comédie, Par Mr. Hume, traduit en Français, Londres (Genf), 1760, 12°, XII, 204 S.
- Le Caffé ou l’Écossaise, Comédie, Par Mr. Hume, traduit en Français, Londres (Genf), 1760, 12°, (IV) V–VIII, XII, 204 S.
- Le Caffé ou l’Écossaise, Comédie, Par Mr. Hume, traduit en Français, Londres (unbekannt), 1760, 12°, 204 S. (Schreibweise Ecosaisse auf Blatt A3)
- Le Caffé ou l’Écossaise, Comédie, Par Mr. Hume, traduit en Français, Londres (unbekannt), 1760, 12°, XII, 204 S. (Schreibweise Ecosaisse auf Blatt A3) online
- Le Caffé ou l’Écossaise, Comédie, Par Mr. Hume, traduit en Français, Londres (unbekannt), 1760, 12°, IV, 62 S. online
- Le Caffé ou l’Écossaise, Comédie, Par Mr. Hume, traduit en Français, Londres (unbekannt), 1760, 12°, XV, (1), 107 S. online
Literatur
- Valérie André: L’Écossaise, in: Dictionnaire Voltaire, Hachette Livre, 1994, S. 67 f.
- Siegfried Detemple: Das Kaffeehaus, in: Voltaire: Die Werke. Katalog zum 300. Geburtstag. Reichert, Wiesbaden 1994, S. 132 f.
Weblinks
- Literatur zu Le Caffé ou l’Écossaise auf der Seite der Société des Etudes Voltairiennes
- Datenblatt der BnF zu l’Écossaise
Einzelnachweise
Auf dieser Seite verwendete Medien
Darstellung des Martin F. (Èlie Catherine Fréron) als Esel. Frontispiz zu Voltaires Tancrède, 1761 ( Ausgabe Bassompierre Lüttich zugeschrieben X-98 S.) Nach Bengesco und BNF war Gravelot der Zeichner/Stecher der Darstellung .
Voltaire:L'Ecoissaise Akt 2 Szene 2 Kupferstich von Louis-Michel Halbou nach Jean-Michel Moreau