Das Haus nebenan – Chronik einer französischen Stadt im Kriege

Film
Deutscher TitelDas Haus nebenan – Chronik einer französischen Stadt im Kriege
OriginaltitelLe chagrin et la pitié
ProduktionslandFrankreich, Schweiz
OriginalspracheFranzösisch
Erscheinungsjahr1969
Länge251 Minuten
Stab
RegieMarcel Ophüls
DrehbuchAndré Harris,
Marcel Ophüls
ProduktionCharles-Henri Favrod,
André Harris,
Alain de Sédouy
MusikMaurice Chevalier,
Georges Brassens
KameraAndré Gazut,
Jürgen Thieme
SchnittClaude Vajda

Das Haus nebenan – Chronik einer französischen Stadt im Kriege (Originaltitel: Le chagrin et la pitié, alternativ Leid und Mitleid) ist ein französischer Dokumentarfilm von Marcel Ophüls. Der vierstündige Schwarzweißfilm wurde 1969 in zwei Teilen vorgestellt.

Handlung

Der Film handelt von dem Widerstand und Kollaboration der französischen Bevölkerung sowie des Vichy-Regimes während der Zeit der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Dies wird am Beispiel der Stadt Clermont-Ferrand mit Hilfe von Interviews und anderem, teilweise bis dahin unveröffentlichtem historischem Filmmaterial dargestellt.

Es geht dabei nicht nur um die großen Ereignisse, sondern vor allem um den Alltag. Der Film vermittelt eine Sichtweise von Kollaboration und Résistance, die bis dahin tabuisiert war. Das gezeigte Bild vom Frankreich des Vichy-Regimes bricht mit dem bis dahin gepflegten Klischee eines geeinten Landes, das gegen die deutschen Besatzer kämpfte. Neben den mutigen Taten Einzelner wird deutlich, dass für einen großen Teil der Bevölkerung alltägliche Feigheit bestimmend war.

Zu Wort kommen Widerstandskämpfer, Kollaborateure und Angehörige der Miliz, aber auch Durchschnittsbürger, die unentschlossen zwischen den Fronten lavierten, sowie Politiker, unter ihnen Pierre Mendès France, Georges Bidault und Jacques Duclos. Besonders die Schilderungen von Christian de la Mazière, eines Kollaborateurs, der 1944 sogar in die Waffen-SS eingetreten war, boten eine völlig neue, für viele Franzosen schockierende Perspektive auf die Besatzungszeit.

Hintergrund

Der Dokumentarfilm befasst sich mit der Aufarbeitung von Kollaboration und Widerstand sowie des Antisemitismus in Frankreich.[1]

Vor diesem Hintergrund wurde der Film als Provokation[2] aufgefasst und löste bei seinem Kinostart am 5. April 1971 in Frankreich umfangreiche Diskussionen aus; es gab bei Produktion und Veröffentlichung des Filmes ähnliche Probleme wie bei dem Film „Der gewöhnliche Faschismus“. Der ursprünglich vom ORTV finanzierte Film wurde erst mit Geldern aus Deutschland und der Schweiz fertiggestellt. In Frankreich wurde der Film erst 1981, über ein Jahrzehnt nach seiner Uraufführung (Kino) im französischen Fernsehen ORTF gezeigt.[1] Das französische staatliche Fernsehen ORTF hatte den Kauf abgelehnt.

In Deutschland zeigte die ARD im Jahr 1969 eine gekürzte Fassung. Die deutsche Erstaufführung der ungekürzten Fassung fand 1972 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin im Rahmen des 2. Internationalen Forums des Jungen Films statt.

Kritik

Der Film wird allgemein als wertvoller Dokumentarfilm angesehen, wurde entsprechend ausgezeichnet, wiederholt auf internationalen Filmfestivals und oft in Kinos gezeigt.

Auszeichnungen

Siehe auch

Literatur

  • Jean Tulard: Dictionnaire du cinéma. Les réalisateurs. Robert Laffont, Paris 1982, ISBN 2-221-01028-0.
  • Henry Rousso: Pétain et la fin de la collaboration – Sigmaringen 1944 – 1945. Complexe, Brüssel 1984, ISBN 2-870-27138-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Film und Hintergrundinformation
  2. Politische Wertung des Films (französisch) (Memento vom 27. August 2008 im Internet Archive)