Darapiosit

Darapiosit
Darapiosite.jpg
Darapiosit (weiße Mikrokristalle), verwachsen mit Sugilit (violett) aus Darai-Pioz-Gletscher, Alaigebirge, Tadschikistan
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

Darapiozite[1]

Chemische FormelKNa2 Mn2+2 Zn2Li Si12O30[2][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Ringsilikate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
9.CM.05
63.02.01a.03
Kristallographische Daten
Kristallsystemhexagonal[4][5]
Kristallklasse; Symboldihexagonal-dipyramidal; 6/m 2/m 2/m[6]
RaumgruppeP6/mcc (Nr. 192)Vorlage:Raumgruppe/192[7]
Gitterparametera = 10,262 Å; c = 14,307 Å[7]
FormeleinheitenZ = 2[7]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte5[4][5]
Dichte (g/cm3)gemessen: 2,92[4][5][7]
Spaltbarkeitfehlt[8]
Farbefarblos, weiß, selten bräunlich, bläulich[4][5] oder blass violett[7]
Strichfarbeweiß[8]
Transparenzdurchsichtig bis durchscheinend[4][5]
GlanzGlasglanz[6]
Kristalloptik
Brechungsindizesnω = 1,580[4][5]
nε = 1,575[4][5]
Doppelbrechungδ = 0,005
Optischer Charaktereinachsig negativ[4][5]
Pleochroismusblaue Varietät: violett ∥ ω, blau ∥ ε

Das Mineral Darapiosit ist ein sehr selten vorkommendes Ringsilikat aus der Milaritgruppe innerhalb der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung KNa2Mn2+2Zn2LiSi12O30.[2][3]

Darapiosit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und entwickelt farblose bis weiße, isometrische Kriställchen von unter einem Zentimeter Größe.[4][5][7] Auf den Oberflächen der durchsichtigen bis durchscheinenden zeigt sich ein glasähnlicher Glanz.

Darapiosit bildet sich in alkalireichen Pegmatiten bei niedrigem Druck (< 2 kbar) und mittleren Temperaturen um 450–500 °C. Es ist bislang nur an seiner Typlokalität, den Moränen des Darai-Pioz-Gletschers im Alaigebirge in Tadschikistan, gefunden worden.

Etymologie und Geschichte

Entdeckt wurde Darapiosit in den Moränen des Gletschers Dara-i-Pioz (Darai-Pioz) im Alaigebirge in Tadschikistan und 1976 von Ye. I. Semenov, V. D. Dusmatov, A. P. Khomyakov, A. A. Voronkov und M. Y. Kazakova als neues Mineral der Milaritgruppe beschrieben. Sie benannten das Mineral nach dem Fundort, Dara-Pioz im nördlichen Tadschikistan, Darapiosit.[4][5][7]

Klassifikation

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz ist Darapiosit noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/E.22-130. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort der Abteilung „Ringsilikate“, wo Darapiosit zusammen mit Agakhanovit-(Y), Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Dusmatovit, Eifelit, Emeleusit, Faizievit, Friedrichbeckeit, Klöchit, Lipuit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Sugilith, Trattnerit, Yagiit und Yakovenchukit-(Y) die „Milarit-Osumilith-Gruppe“ (VIII/E.22) mit der Struktur doppelter Sechseringe [Si12O30]12- bildet (Stand 2018).[8]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Darapiosit ebenfalls in die Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Struktur der Ringe, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „[Si6O18]12−-Sechser-Doppelringe“ zu finden ist, wo es zusammen mit Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Dusmatovit, Eifelit, Friedrichbeckeit, Klöchit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Sugilith, Trattnerit und Yagiit die „Milaritgruppe“ mit der System-Nr. 9.CM.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Darapiosit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Ringsilikate: Kondensierte Ringe“ ein. Hier ist er in der „Milarit-Osumilith-Gruppe (Milarit-Osumilith-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 63.02.01a innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Kondensierte, 6-gliedrige Ringe“ zu finden.

Chemismus

Darapiosit hat die gemessene Zusammensetzung [12]K [9](Na1,22K0,360,42) [6](Mn2+1,54Zr0,30Y0,23Mg0,03) [4](Li1,53Zn1,15Fe2+0,31) [4]Si11,98O30, wobei in den eckigen Klammern die Koordinationszahl der jeweiligen Position in der Kristallstruktur angegeben ist.[7]

Die idealisierte Zusammensetzung des Darapiosit-Endgliedes war umstritten. Semenov und Mitarbeiter gaben 1976 die vereinfachte Zusammensetzung mit (K, Na)3 Zr Li(Mn, Zn)2 Si12O30 an.[4][5] Cooper et al. definierten 1999 Darapiosit als K Na2 Mn2+2 LiZn2 Si12O30[2] und die Gruppe von Sokolova und Hawthorne ein Jahr später als K Na2 Mn2+Zr4+ Li3 Si12O30.[10]

Hawthorne, an der Veröffentlichung von beiden widersprüchlichen Formeln beteiligt, publizierte 2002 ein allgemeines Schema zur Ermittlung der Endgliedzusammensetzungen komplexer Mischkristalle und bestätigt die Darapiosit-Formel des Teams um Cooper: K Na2 Mn2+2 LiZn2 Si12O30.[3]

In der aktuellen Liste der IMA (2020) wird die vereinfachte Zusammensetzung mit KNa2Mn2(Li2ZnSi12)O30 angegeben.[11] Diese Zusammensetzung ist elektrisch nicht neutral und weist einen Überschuss von einer negativen Ladung auf. Als Quelle wird die Strukturuntersuchung von Giovanni Ferraris und Mitarbeitern (1999) aufgeführt, in der diese Formel nicht erwähnt wird.[7]

Die gemessenen Zusammensetzungen von Darapiosit entsprechen Mischkristallen von im Wesentlichen Darapiosit mit Sogdianit (Zr-Einbau) und einem Hypothetischen Endglied der Zusammensetzung K □2 M3+2 Zn2Li Si12O30 (Y3+-Einbau).[3]

Kristallstruktur

Darapiosit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P6/mcc (Raumgruppen-Nr. 192)Vorlage:Raumgruppe/192 mit den Gitterparametern a = 10,262 Å und c = 14.307 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle[7]

Darapiosit ist isotyp zu Milarit, d. h., es kristallisiert mit der gleichen Struktur wie Milarit. Die 12-fach koordinierte C-Position ist voll besetzt mit Kalium (K+), die 9-fach koordinierte B-Position nicht ganz vollständig mit Natrium (Na+) und Kalium. Mangan (Mn2+), Zirkon (Zr4+), Yttrium (Y3+) und Spuren von Magnesium (Mg2+) füllen die 6-fach koordinierte A-Position. Die tetraedrisch koordinierten T2-Position enthält vorwiegend Lithium (Li+) sowie Zink (Zn2+) und etwas Eisen ((Fe2+)). Die T1-Position, die die 6er-Doppelringe aufbaut, enthält nur Silizium (Si4+).[7]

Bildung und Fundorte

Darapiosit bildet sich in alkalireichen, H2O-untersättigten Pegmatiten bei niedrigem Druck (<2 kbar) und Temperaturen um 450–500 °C.[12]

Bislang wurde Darapiosit nur an seiner Typlokalität, der Darai-Pioz-Gletschers im Alaigebirge in Tadschikistan gefunden und dokumentiert, wo es in Quarzaggregaten in den Moränen vorkommt. Darapiosit tritt hier zusammen mit Quarz, dem Natrium-Pyroxen Ägirin, Eudialyt, Schizolit, dem Lithium-Glimmer Polylithionit, dem Milaritgruppenmineral Sogdianit[4] sowie Mikroklin und reliktischen Reedmorgnerit.[7]

Dieser sehr mineralreiche Fundort stellt die Typlokalität von 35 Mineralen dar (Stand 2016), davon allein 5 aus der Milaritgruppe: Berezanskit, Darapiosit, Dusmatovit, Shibkovit und Sogdianit. Weiterhin wurden hier die Milaritgruppenminerale Milarit, Osumilith, und Sugilit nachgewiesen.[12]

Siehe auch

Literatur

  • E. I. Semenov, V. D. Dusmatov, A. P. Khomyakov, A. A. Voronkov, M. E. Kazakova: Darapiosite, a new mineral of the milarite group. In: Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshchestva. Band 104, Nr. 5, 1975, S. 583–585 (russisch, rruff.info [PDF; 185 kB; abgerufen am 10. Dezember 2019]).
  • Michael Fleischer, Adolf Pabst, Louis J. Cabri: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 61, 1976, S. 1053–1056 (englisch, rruff.info [PDF; 410 kB; abgerufen am 10. Dezember 2019]).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 714 (Erstausgabe: 1891).

Weblinks

Commons: Darapiosite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 614 (englisch).
  2. a b c Mark A. Cooper, Frank C. Hawthorne, Edward S. Grew: The crystal chemistry of sogdianite, a milarite-group mineral. In: American Mineralogist. Band 84, 1999, S. 767 (rruff.info [PDF; 1,5 MB; abgerufen am 10. Dezember 2019] Tabelle 7).
  3. a b c d Frank C. Hawthorne: The Use Of End-Member Charge-Arrangements In Defining New Mineral Species And Heterovalent Substitutions In Complex Minerals. In: The Canadian Mineralogist. Band 40, 2002, S. 699–710, doi:10.2113/gscanmin.40.2.699 (englisch, researchgate.net [PDF; 357 kB; abgerufen am 10. Dezember 2019]).
  4. a b c d e f g h i j k l Ye.I. Semenov, V. D. Dusmatov, A. P. Khomyakov, A. A. Voronkov & M. Ye. Kazakova: Darapiosite, a new mineral of the milarite group. In: Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshchestva. Band 104, 1976, S. 583–585, doi:10.1080/00206817609471289 (englisch).
  5. a b c d e f g h i j k Michael Fleischer, Adolf Pabst, Louis J. Cabri: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 61, 1976, S. 1053–1056 (englisch, rruff.info [PDF; 410 kB; abgerufen am 10. Dezember 2019]).
  6. a b David Barthelmy: Darapiosite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 10. Dezember 2019 (englisch).
  7. a b c d e f g h i j k Giovanni Ferraris, Mauro Prencipe, Leonid A. Pautov, Elena V. Sokolova: The Crystal Structure Of Darapiosite And A Comparison With Li- And Zn-Bearing Minerals Of The Milarite Group. In: The Canadian Mineralogist. Band 37, 1999, S. 769–774 (englisch, rruff.info [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 10. Dezember 2019]).
  8. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 20. September 2020 (englisch).
  10. Elena V. Sokolova, Frank C. Hawthorne, Leonid A. Pautov: The Crystal Chemistry Of Li-bearing Minerals With The Milarite-Type Structure: The Crystal Structure Of End-Member Sogdianite. In: The Canadian Mineralogist. Band 38, 2000, S. 858 (englisch, [1] [PDF; 698 kB; abgerufen am 10. Dezember 2019] Tabelle 8).
  11. Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2020. (PDF; 3,4 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2020, abgerufen am 20. September 2020 (englisch).
  12. a b Typlokalität Dara-i-Pioz Glacier (Dara-Pioz), Districts of Republican Subordination, Tajikistan. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 10. Dezember 2019 (englisch).

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Autor/Urheber: David Hospital, Lizenz: CC BY-SA 4.0
White microcrystals of the extremely rare mineral darapiosite from the type and only known locality worldwide in Dara Pioz (Dara-i-Pioz Glacier, Tien Shan Mountains, Region of Republican Subordination, Tajikistan), associated to plenty of purple sugilite.