Darßer Ort

Küstenveränderung am Darßer Ort 1835–2007

Der Darßer Ort bildet die nördlichste Landzunge der Halbinsel Darß an der Ostsee. Er liegt in Mecklenburg-Vorpommern, etwa sechs Kilometer nordwestlich des Ostseebades Prerow und elf Kilometer nordnordöstlich des Ostseebades Ahrenshoop. Administrativ gehört er zur Gemeinde Born a. Darß. Der Darßer Ort liegt im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft.

Naturlandschaft am Darßer Ort

Entstehung und Beschaffenheit

Der Darßer Ort ist durch Sand- und Sedimentablagerungen entstanden. Diese wurden durch die hauptsächlich hier vorherrschende Westströmung an der Küste der Halbinsel Fischland in den letzten gut 250–300 Jahren abgetragen und haben sich am Darßer Ort wieder abgelagert, so dass sich hier, an der Darßer Schwelle[1] eine kleine Nehrung bilden konnte. Diese Entwicklung ist nicht abgeschlossen. Auch heute kommt es am Darßer Ort zur Entstehung neuen Landes beziehungsweise der Abtrennung von Teilen der Ostsee, aktuell der Ottosee, Libbertsee und Fukareksee, und anschließender Verlandung.

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Dünenlandschaft

Der Darßer Ort besteht im Norden fast nur aus Sandbänken und ist hier relativ flach. Weiter nach Süden schließen sich Dünengürtel an, die eine beträchtliche Höhe erreichen. Zwischen den Dünen befinden sich mehrere Senken, die entweder mittlerweile Moor- oder Sumpfgebiete beherbergen oder aber überwiegend mit flachen Brackwasserseen gefüllt sind. Noch weiter südlich, ca. 6 Kilometer von der heutigen Küste entfernt, befindet sich im Darßwald die Abbruchkante der Moränenplatte des Altdarßes, die die ursprüngliche Küstenlinie darstellt. Nördlich sind dem Darßer Ort ausgedehnte Windwatt-Flächen und die sogenannte „Bernsteininsel“ (eine höhere Sandbank) vorgelagert.

Der Neudarß wurde 2006 in die Liste der 77 ausgezeichneten Nationalen Geotope aufgenommen.[2]

Tourismus

Leuchtturm am Darßer Ort

Das gesamte Gebiet des Darßer Ortes kann nur zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit einer Pferdekutsche ab Prerow erreicht werden. Autoverkehr ist nur in sehr begrenztem Maße der Nationalparkverwaltung vorbehalten. Touristische Ziele am Darßer Ort sind das Natureum, eine Außenstelle des Meeresmuseums Stralsund, und der 1847/1848 errichtete und 35 Meter hohe Leuchtturm, der zu bestimmten Zeiten bestiegen werden kann. Die sehenswerte Natur des relativ „jungen“ Landes und die fast unberührten Strände sind auf einem Rundweg zugänglich.

Natur und Naturschutz

Das Gebiet um den Darßer Ort liegt in einem Naturschutzgebiet und gehört gleichzeitig zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Aufgrund der seltenen Pflanzenarten und der hier zahlreich brütenden Seevögel gilt daher ein striktes Wegegebot; Exkursionen abseits der Wege bedürfen einer Ausnahmegenehmigung. Es halten sich hier mehrere Hirschrudel auf. Im Herbst kann am Darßer Ort die Brunft der Hirsche beobachtet werden.

Andere Nutzungen

1962 errichtete die Nationale Volksarmee der DDR am Darßer Ort einen Manöverhafen für die Volksmarine.[3] Der gesamte Darßer Ort wurde zum Sperrgebiet erklärt und durfte nicht betreten werden. Heute liegt der Hafen Darßer Ort innerhalb des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft. Seine nachträgliche Benutzung als Nothafen ist wegen Versandung gefährdet, zeitweise kann der Hafen deshalb nicht angelaufen werden.

Im Nothafen betreibt die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger eine Rettungsstation.

Von 1972 bis 1990 bestanden im Sperrgebiet unterhalb des Leuchtturms zudem zwei kleine Ferienbungalow-Siedlungen des Ministeriums für Nationale Verteidigung der DDR sowie der 4. Flottille der NVA-Volksmarine. Deren Reste wurden 1993 von der Nationalparkverwaltung vollständig entfernt.[4][5]

Weblinks

Commons: Darßer Ort – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Meßstation Darßer Schwelle
  2. Rolf Reinicke: Ein Bauwerk des Meeres - der Neudarß in der Vorpommerschen Boddenlandschaft. In: Ernst-Rüdiger Look, Ludger Feldmann (Hrsg.): Faszination Geologie. Die bedeutende Geotope Deutschlands, E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2006, ISBN 3-510-65219-3, S. 30f.
  3. Ingo Pfeiffer: Gegner wider Willen: Konfrontation von Volksmarine und Bundesmarine auf See. Miles-Verlag, 2012, ISBN 978-3-937885-50-6, S. 118.
  4. Winfried Wilke: 10 Jahre Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft 1990-1999, Stadtdruckerei Weidner GmbH Rostock, 2000
  5. H. Konow: 15 Jahre Nationalpark, auf [1], abgerufen am 13. August 2014

Koordinaten: 54° 28′ 49″ N, 12° 31′ 25″ O

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