Daniel Křetínský

Daniel Křetínský (geboren 9. Juli 1975 in Brünn) ist ein tschechischer Unternehmer.

Leben

Daniel Křetínský ist ein Sohn des Informatikers Mojmír Křetínský und der Juristin und ehemaligen Richterin am Tschechischen Verfassungsgericht Michaela Židlická. Er ist seit 2017 mit der Springreiterin Anna Kellnerová liiert, der Tochter des 2021 tödlich verunglückten Unternehmers Petr Kellner.

Křetínský studierte Jura an der Masaryk-Universität in Brünn und wurde promoviert. Im Jahr 1999 trat er in die Investmentfirma J&T ein und wurde dort 2003 Partner. 2009 gründete J&T die Energetický a Průmyslový Holding (EPH), und Křetínský wurde Vorsitzender mit zunächst 20 % der Anteile an der Gesellschaft, bevor er später Mehrheitsaktionär wurde (Stand 2019: 94 Prozent).[1]

EPH übernahm 2016 für einen symbolischen Kaufpreis die Lausitzer Braunkohlesparte des Energiekonzerns Vattenfall einschließlich Kraftwerken und Tagebauen, zudem musste Vattenfall 1,7 Milliarden Euro einbringen, um die Verbindlichkeiten abzudecken.[2] 2018 hatte die rund 70 Unternehmen umspannende EPH nach eigenen Angaben knapp 25.000 Beschäftigte. 2017 erwirtschaftete EPH bei einem Umsatz von rund sechs Milliarden Euro einen operativen Ertrag von 1,9 Milliarden Euro.[3]

2011 wurde die Gesellschaft EP Global Commerce (EPGC) abgespalten, an der er nunmehr 53 % der Anteile hält, die EPGC wiederum erwarb 2018 ca. 40 % am Handelsunternehmen Metro AG.[4][5] Im Juli 2019 machte EP Global Commerce ein Übernahmeangebot, das die anderen Metro-Großaktionäre zurückwiesen.[6]

Křetínský ist zudem Mehrheitsaktionär der Unternehmensholding Czech Media Invest (CMI), der mehrere tschechische Print- und Hörfunkmedien gehören, darunter die Boulevardzeitung Blesk.[7] Im Oktober 2019 erwarb CMI einen vierprozentigen Anteil am deutschen Medienkonzern ProSiebenSat.1 und kündigte dabei weitere zukünftige Beteiligungen an europäischen Medienunternehmen an. Křetínský hält bereits eine Minderheitsbeteiligung an der französischen Zeitung Le Monde. Über seine Holdinggesellschaft Czech Media Investment (CMI) besitzt er außerdem mehrere französische Pressetitel wie Elle, Télé 7 Jours, das Debattenmagazin Franc-Tireur und das Nachrichtenmagazin Marianne, die er vom Medienkonzern Lagardère erworben hat.[8] Auch den Verlag Editis übernahm er im Juli 2023 von Lagardère.[5] Seit 2019 besitzt er ca. 10 % der Einzelhandelskette Casino und seit 2022 25 % am französischen Einzelhandelsunternehmen Fnac Darty. Im Jahr 2023 verhandelte er über die vollständige Übernahme von Casino, die Gesellschaft hatte finanzielle Schwierigkeiten und benötigte neues Kapital.[5] In Großbritannien ist er Mehrheitseigner des Postdienstleisters Royal Mail und hält Anteile am Fußballclub West Ham United. In den Niederlanden hält er Anteile an Post NL, der niederländischen Post.[5]

Křetínský ist seit 2004 Miteigentümer und Präsident des Fußballclubs Sparta Prag.

Křetínský befindet sich im letzten jahresdrittel 2023 in Verhandlungen mit ThyssenKrupp zur Übernahme eines 50%-Anteils an der Stahlsparte.[9]

Das Magazin Forbes bezifferte sein Vermögen 2022 auf 9,7 Mrd. US$.[5]

Literatur

  • Hans-Peter Siebenhaar: Multi-Unternehmer für Metro, in: Handelsblatt, 31. August 2018, S. 70

Einzelnachweise

  1. Shareholder Structure. Unternehmenswebseite der EPH, abgerufen am 9. Dezember 2019 (englisch)
  2. Jürgen Flauger: Verkauf der Braunkohle: Vattenfall wird Mongolen nicht los. In: WirtschaftsWoche. 23. Mai 2016, abgerufen am 26. Juni 2023.
  3. Tschechischer Braunkohle-Milliardär greift nach Metro. In: Manager Magazin vom 29. August 2018, abgerufen am 9. Dezember 2019
  4. SPIEGEL ONLINE: Metro: Angriff des "Phantoms aus Tschechien". Abgerufen am 27. Juni 2019.
  5. a b c d e Daniel Kretinsky, son empire dans la distribution : Fnac, FootLocker... et bientôt Casino ? In: L'Express. 17. Juli 2023, abgerufen am 18. Juli 2023 (französisch).
  6. https://www.derstandard.at/story/2000106860684/metro-uebernahme-gegenwind-fuer-tschechischen-milliardaer
  7. Profile, Unternehmenswebseite der Czech Media Invest, abgerufen am 9. Dezember 2019 (englisch)
  8. Kretinsky-Firma CMI steigt bei ProSieben ein. In: boerse.ARD.de vom 21. Oktober 2019
  9. Handelsblatt-Website, abgerufen am 1. Oktober 2023

8 .Nachrichtenmagazin Powidl vom 14. März 2023