Dagmar von Kurmin

Dagmar von Kurmin (2010)

Dagmar Freifrau von Bernewitz, geborene Baronesse Dagmar von Kurmin (* 13. August 1933 in Riga, Lettland; † 1. August 2020 in Bonn) war eine deutsche Schauspielerin und Regisseurin. Bekannt ist sie auch als Sprecherin von Hörspielen und als Rezitatorin.

Leben

Dagmar von Kurmin ist die Tochter von Autorin und Regisseurin Mara Schroeder-von Kurmin.[1] Sie wuchs multilingual auf dem baltischen Familiengut mit Pferdezucht und Obstplantage an der russisch-estnischen Grenze auf. Ihr Vater war Husarenrittmeister in russischen Diensten. Durch den Zweiten Weltkrieg floh die Familie nach Deutschland.

Dagmar von Kurmin absolvierte von 1953 bis 1955 ihre Schauspielausbildung bei Robert Meyn in Hamburg.

1956 hatte sie ihr erstes Engagement bei Gustaf Gründgens am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg im Stück Herrenhaus. Christian Rode war damals ihr Partner auf der Bühne, was er später noch wird in ihrer Hörspiel-Arbeit. Weitere Stationen ihrer lang andauernden Bühnenkarriere waren unter anderem Bamberg, Koblenz, Baden-Baden, Bad Godesberg und Recklinghausen im Rahmen der Ruhrfestspiele.

Von 1960 bis 1962 arbeitete sie als Fernsehansagerin, ab 1963 folgten die ersten Fernsehrollen, wobei sie eher selten in tragenden Rollen auf dem Bildschirm zu sehen war. Ihre schauspielerische Passion blieb immer die Bühnenarbeit.

Auch als Sprecherin und Regisseurin von Hörspielen machte sich Dagmar von Kurmin einen Namen, unter anderem bei den Labeln von BASF und der Deutschen Grammophon. Als Nachfolgerin von Konrad Halver arbeitete sie von 1972 bis 1973 als Hausregisseurin beim heute legendären Hörspiellabel Europa; in der kurzen Zeit dort entstanden knapp zwanzig Jugendhörspiele unter ihrer Leitung, darunter die berühmten Karl-May-Folgen und Moby Dick. Zu anderen Hörspielen verfasste sie die Dialogbücher, adaptierte z. B. Märchen der Brüder Grimm.

Als Rezitatorin zog von Kurmin, die auch fließend Englisch, Französisch, Russisch und Lettisch spricht, mit einem Balladenprogramm umher.

Ende der 1970er Jahre heiratete sie Hans-Henning Borchhardt, Freiherr von Bernewitz[2] (* 1. Dezember 1934 Rohrlach, heute Trzcińsko, in Schlesien – † 7. August 2013 in Oberwinter). Im Theater hatte sie der geschiedene Jurist und Künstler kennengelernt. Sie blieben fortan 33 Jahre lang unzertrennlich. Der frühere Bad Harzburger Rechtsanwalt, Notar und langjährige Ratsherr, war eben auch ein vielseitig gebildete Historiker. Er machte sich schon in den 70er Kultur-Kartenmacher in der Tradition des 17. und 18. Jahrhunderts. Seine Bernewitz’schen Kulturkarten zeigen im Großformat Städten und Regionen humorvoll mit Sehenswürdigkeiten und historisch markante Themen.[3][4][5][6] Dagmar von Kurmin gründete eigens den Dagmar v. Kurmin Verlag, der u. a. auch zur Herstellung und Vermarktung der ungewöhnlichen Kunstwerke diente.

Seit Anfang 2003 ist sie Mitglied im Ensemble der Titania-Hörspielproduktionen, in deren Einzelhörspielen sie wechselnde Rollen sprach. Außerdem spricht sie dort Marilla Cuthbert in der 2008 gestarteten Serie Anne auf Green Gables nach den Büchern von Lucy Maud Montgomery. 2014 spielte sie eine der Hauptrollen in dem Film Mein letztes Konzert (Regie: Selcuk Cara, Deutschland, 2014), der als Bester Kurzspielfilm August 2014, mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW), Deutschland ausgezeichnet wurde.

In den letzten Jahren spielte sie in einigen Kino- und Fernsehproduktionen mit wie z. B. Danni Lowinski, Systemfehler – Wenn Inge tanzt, Bettys Diagnose, Notruf Hafenkante und Pastewka.

Von Kurmin lebte in Remagen.

Filmografie (Auswahl)

Hörspiele

Gruselkabinett
001 – Carmilla, der Vampirals Die Fremde
002 – Das Amulett der Mumieals Mrs. Grant
003 – Die Familie des Vampirsals Fürstin und Mutter Oberin
004 – Das Phantom der Operals Madame Giry
007 – Die Totenbrautals Dienerin
008 – Spuk in Hill House Ials Mutter
009 – Spuk in Hill House IIals Mutter
015 – Der Freischützals Försterin
017 – Dracula Ials Wirtin
018 – Dracula IIals Wirtin
019 – Dracula IIIals Wirtin
021 – Der Hexenfluchals Katrina van Kampen
036 – Das Bildnis des Dorian Gray Ials Mrs. Vane
037 – Das Bildnis des Dorian Gray IIals Mrs. Vane
047 – Verhextals Chessidora Cheney
050 – Das Gespenst von Cantervilleals Mrs. Umney
051 – Die Mumieals Marktfrau
065 – Gesellschafterien gesucht!als Miss Manders
080 – Der Mönch Ials Äbtissin Agatha
081 – Der Mönch IIals Äbtissin Agatha
082 – Der Zombieals Hänge-Zombie
084 – Die Katze und der Kanarienvogel Ials Mummy Pleasant
085 – Die Katze und der Kanarienvogel IIals Mummy Pleasant
093 – Das Haus mit den sieben Giebelnals Hepibah Pyncheon
098 – Der Schimmelreiterals Trin’Jans
100 – Träume im Hexenhausals Keziah Mason
153 – Bulemans Hausals Frau Anken
Krimiklassiker
1 – Edgar Wallace – Das indische Tuchals Lady Lebanon
2 – Sherlock Holmes – Das Zeichen der Vierals Mrs. Bernstone und Mrs. Cecil Forrester
3 – Edgar Wallace – Die blaue Handals Jane Groat
Special
1 – Fröhliche Weihnachten, Mr. Scrooge!als Caroline Wilkins
2 – Der kleine Lordals Lady Lorridaile
15 – Die Schöne und das Biestals Gute Fee
Anne
Folge 1–12 und 15–20als Marilla Cuthbert
Sherlock Holmes
35 – Der Hund der Baskervillesals Eliza Barrymore

Auszeichnungen

  • 2004 – Hörspiel-Award – Beste Sprecherin in einer Hauptrolle (für Lady Lebranon in Das indische Tuch)[8]
  • 2010 – Ohrkanus-Hörbuch- und Hörspielpreis – Ehrenpreis für das Lebenswerk[9]
  • 2016 – Winner: Beste Schauspielerin: TMFF – The Monthly Film Festival[10]

Einzelnachweise

  1. Nachruf https://www.facebook.com/titaniamedien/posts/3488610347829387
  2. Nach dem Tod der Mutter, einer geborenen Freiherrin von Bernewitz, ließ er sich von seiner Tante adoptieren, so dass er Hans-Henning Freiherr von Bernewitz hieß - ebenso wie Bruder Jürgen BorchhardtArchivierte Kopie (Memento desOriginals vom 2. Februar 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/live.goslarsche.de
  3. https://www.uni-bonn.de/die-universitaet/publikationen/forsch/archiv/forsch-1-februar-2011/editorial.pdf (Forsch 1 / 2011 Alumni & Freunde der Universität Bonn s. 46 (ToC))
  4. http://www.harzburger-wanderseite.de/willkommen/kultur-geschichte/die-harzer-historie.html
  5. Elisabeth Einecke-Klövekorn: Panorama von Bonn: Dagmar von Kurmin präsentiert eigenwillige geografisch-historische Karte. In: ga.de. 26. Dezember 2013, abgerufen am 27. Februar 2024.
  6. Hochherrschaftlich nur noch auf der Bühne - Archiv - Rhein-Zeitung. In: rhein-zeitung.de. 13. März 2012, abgerufen am 3. März 2024.
  7. KiKA – 26. Ein komischer Vogel. In: kika.de. KiKA-Kinderkanal von ARD und ZDF, 4. Dezember 2019, abgerufen am 18. August 2020.
  8. Dagmar von Kurmin – Für 'Titania' schlüpfte sie in über 50 Rollen. In: der-hoerold.blogspot.com. Abgerufen am 19. August 2020.
  9. Ohrkanus 2010 – Ehrenpreis fuer das Lebenswerk an Dagmar von Kurmin – Laudatio Konrad Halver. In: youtube.com. Abgerufen am 29. August 2015.
  10. Nachweis für Filmpreis. In: tmff.net. Film Fest Global Ltd. (englisch).

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Autor/Urheber: Helen Krüger, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Dagmar von Kurmin im Rahmen der Ohrkanus Verleihung 2010 im Babylon Kino in Berlin