Daerstorf

Daerstorf
Einheitsgemeinde Neu Wulmstorf
Koordinaten: 53° 26′ 18″ N, 9° 48′ 20″ O
Höhe: 54–63 m
Eingemeindung:1. Januar 1970
Postleitzahl:21629
Vorwahl:040
Rübke (Neu Wulmstorf)Neu WulmstorfRade (Neu Wulmstorf)SchwiederstorfElstorfKarte
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Lage von Daerstorf in Neu Wulmstorf
Ortsdurchfahrt Daerstorf

(Aussprache: Darstorf, plattdeutsch Doasdörp[1]) ist ein Teil der Einheitsgemeinde Neu Wulmstorf im Landkreis Harburg im nordöstlichen Niedersachsen in der Metropolregion Hamburg.

Daerstorf (Neu Wulmstorf)
Daerstorf

Nachbargemeinden

Im Süden grenzt Daerstorf an Elstorf und Schwiederstorf, im Norden an Wulmstorf, im Osten an die Siedlung Tempelberg, die Fischbeker Heide und den südlichsten Teil Hamburgs und im Westen an Ketzendorf im Landkreis Stade. Naturräumlich liegt Daerstorf am Nordostrand der Apenser Lehmgeest am Übergang zu den Schwarzen Bergen.

Geschichte

Dadestorff in der Vogtei Eilsdorff im Ambt Meußeburg (1600)

Grabhügel wie das Großsteingrab Daerstorf und Ausgrabungen deuten auf eine erste Besiedelung durch die jungsteinzeitlichen Trichterbecherkultur und in der Bronzezeit zurück.[2][3] Weitere Funde zeigen Spuren einer Siedlung um 770.[4]

Erstmals erwähnt wurde 'Dardestorpe' am 20. Juni 1295 in einer Urkunde des Hildesheimer Klosters, in der Bischof Konrad zu Hildesheim der Propstei St. Andreä zu Hildesheim u. a. die Abgaben Daerstorfs mit einem Hof überlässt.[5][6]

Im Fürstentum Lüneburg war Daerstorf mit 14 weiteren Ortschaften der Vogtei Elstorf Teil des Amt Moisburg (siehe Liste der Ämter und Vogteien im Fürstentum Lüneburg).

Während der Franzosenzeit zählte Daerstorf 101 Einwohner und gehörte zum Département des Bouches de l’Elbe.[7] Nachfolgend war es im Amt Teil der Landdrostei Lüneburg, bevor es 1859 im Amt Tostedt aufging.

Ab 1835 entwickelte sich die Besiedlung der Flächen um Daerstorf, Elstorf und Wulmstorf. Der Nachbarort Neu Wulmstorf entstand 1835 im Kern aus der Besiedlung des Daerstorfer Knechts und Pächters Peter Lohmann, der bis dahin in Wulmstorf arbeitete.[8]

Daerstorf wurden erst kurz vor Kriegsende am 20. April 1945 durch die „A-Companie“ der Infanterieeinheit „1st Rifle Brigade“ und die „8th King’s Royal Irish Hussars“ der englische Truppen nach schweren Gefechten eingenommen.[9]

„With the 8th Hussars in Germany - Tanks in a burning village“ Zeichnung des britischen Soldaten Edward Ardizzone bei der Eroberung Daerstorfs 1945.

Eingemeindungen

Daerstorf war bis zum 1. Januar 1970 eine eigenständige Gemeinde, zu der auch eine Exklave in der Marsch zwischen Niederelbebahn und Wulmstorf gehörte.[10][11] Entsprechend trug der 1905 in dieser Exklave eröffnete Bahnhof den Namen Daerstorf (die heutige Station Neu Wulmstorf).

Einwohnerentwicklung

Jahr18121910192519331939
Einwohnerzahl101[7]132[12]153[13]132[13]144[13]

Wappen

Die schwarzen Felder in Schildfuß und Schildhaupt symbolisieren die fünf ersten Höfe, der mittige Pflug auf weißem Grund verweist auf die Landwirtschaft als Haupterwerb der Ortsansässigen.[5]

Brauchtum

Noch bis 1951 wurde an der Daerstorfer Wodanseiche noch de Wood für den germanischen Gott Wodan als Dankopfer erbracht.[14]

Wirtschaft und Verkehr

Daerstorf liegt an der L235 zwischen Wulmstorf und Elstorf und ist über die Bahnstrecke Hamburg-HarburgCuxhaven, die als Hamburger S-Bahn betrieben wird, erreichbar. Die Station Neu Wulmstorf trug bis 1969 noch den Namen Daerstorf. In der Nähe befinden sich auch die Anschlussstellen Rade der A 1 und Heimfeld der A 7. Mit der geplanten A 26 von Stade nach Hamburg wird die Gemeinde weiter erschlossen. Weitere Fernverkehrsstraßen sind die Bundesstraße 73 und die Bundesstraße 3. Weiterhin binden die Busunternehmen HVV und KVG Wulmstorf an die umliegenden Gemeinden an.

Kommunikation

Daerstorf ist über DSL nur schlecht erschlossen. Glasfaser ist im gesamten Ort nicht verfügbar. Kabelfernsehen ist im gesamten Ort verfügbar und Internet hierüber mit circa 25 Mbit/s möglich. Offenes WLAN ist nicht verfügbar.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Reinhard Dzingel: Begründung für die Schreibweise der niederdeutschen Ortsnamen der Gemeinde Neu Wulmstorf, Kreis Harburg, Schwiederstorf, 31. Oktober 2010, S. 2, (PDF; 82 kB)
  2. 1200 Jahre altes Gräberfeld aus der Sachsenzeit bei Elstorf entdeckt. Abgerufen am 28. August 2013.
  3. Pferdegrab – Grabbeigabe oder Tieropfer (Memento vom 28. August 2013 im Webarchiv archive.today)
  4. Neue Funde bei archäologischer Ausgrabung in Neu Wulmstorf-Elstorf
  5. a b Von Voßhusen nach Neu Wulmstorf. Neu Wulmstorf 2000, S. 41.
  6. Zeitsprünge: Neu Wulmstorf. Sutton, Erfurt 2013, ISBN 978-3-95400-131-6, S. 96.
  7. a b Albrecht Friedrich Ludolph Lasius: Der Französische Kayser-Staat unter der Regierung des Kaysers Napoleon des Großen im Jahre 1812. Kißling, Osnabrück 1813, S. 57 f. (Digitalisat).
  8. Die Geschichte von Neu Wulmstorf. In: neu-wulmstorf.de. Abgerufen am 8. April 2016.
  9. Ein Bericht zusammengestellt aus deutschen Quellen und Zeitzeugenberichten und militärischen Aufzeichnungen der Engländer. (Nicht mehr online verfügbar.) In: nicolai-kirche-elstorf.de. Archiviert vom Original am 8. April 2016; abgerufen am 8. April 2016. (PDF; 1,7 MB)
  10. Zeitsprünge: Neu Wulmstorf. Sutton, Erfurt 2013, ISBN 978-3-95400-131-6, S. 96.
  11. NI GVBl., 23. Dezember 1969, Gesetz über die Eingliederung der Gemeinde Daerstorf in die Gemeinde Neu Wulmstorf, Landkreis Harburg, Niedersächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt 1969, (Nr. 33, S. 253–254)
  12. Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900, Königreich Preußen, Provinz Hannover, Regierungsbezirk Lüneburg, Landkreis Harburg
  13. a b c Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 9. März 2015.
  14. Reinhard Dzingel: Die Wodanseiche in Daerstorf – Ein heidnischer Opferbrauch in der Mitte des 20sten Jahrhunderts, Moisburg 2013 (PDF; 459 kB)

Auf dieser Seite verwendete Medien

With the 8th Hussars in Germany- Tanks in a burning village Art.IWMARTLD5265.jpg
With the 8th Hussars in Germany- Tanks in a burning village

image: Two British tanks driving through a German village street with a burning barn to the left of the composition. A

woman and small child run across the road.
Neu Wulmstorf in WL.svg
Deutsch (de): Lagekarte von Neu Wulmstorf, Landkreis Harburg, Niedersachsen, Deutschland.
English (en): Locator map of Neu Wulmstorf in District of Harburg, Lower Saxony, Germany.
français (fr): Plan de localisation de la municipalité Neu Wulmstorf dans l'arrondissement de Harburg dans Basse-Saxe, Allemagne.
hornjoserbsce (hsb): Poziciska karta gmejny Neu Wulmstorf, Landkreis Harburg, Niedersachsen, Němska.
македонски (mk): Положбена карта на Neu Wulmstorf во рамките на Landkreis Harburg, Niedersachsen, Германија.
Nederlands (nl): Detailkaart van Neu Wulmstorf in de Landkreis Harburg, Niedersachsen, Duitsland.
Esperanto (eo): Situomapo de Neu Wulmstorf en Landkreis Harburg, Niedersachsen, Germanio.
മലയാളം (ml): ജർമ്മനിയിലെ Lower Saxony, District of Harburg, Neu Wulmstorf ഭൂപടസ്ഥാനം.

De-Daerstorf.ogg
Autor/Urheber: Aeroid, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Aussprachebeispiel des deutschen Substantivs "Daerstorf". Männliche Stimme, aufgenommen von deutschem Muttersprachler aus Hamburg, Deutschland.
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Neu Wulmstorf in Neu Wulmstorf.svg
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Ortsdurchfahrt Daerstorf
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"Daß Ambt Meußeburg" (Das Amt Moisburg)