Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache
(DWDS)
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Gründung1998
SitzBerlin
Websitehttps://www.dwds.de/

Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) ist ein lexikalisches Informationssystem, das Auskunft über den deutschen Wortschatz in Gegenwart und Vergangenheit gibt. Das DWDS ist an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) beheimatet.

Kernstück des DWDS ist das DWDS-Wörterbuch, ein einsprachiges Bedeutungswörterbuch, welches Informationen über den deutschen Wortschatz der Gegenwart liefert und diese mit authentischen Textbelegen verknüpft.

Als Webplattform (dwds.de) bietet das DWDS darüber hinaus statistische Informationen zum deutschen Wortschatz, u. a. zur zeitlichen Entwicklung und regionalen Verteilung von Wörtern. Zudem ermöglicht sie den Zugang zu umfangreichen und vielfältigen Textkorpora sowie weiteren deutschen Wörterbüchern wie dem Deutschen Wörterbuch der Brüder Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Das DWDS ist in seiner Arbeit disziplinenübergreifend; im Team des DWDS arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Lexikografie und Sprachwissenschaft, Computerlinguistik und Informationstechnik.

Das DWDS ist ein häufig genutztes Nachschlagewerk, welches sich an ein breites Publikum richtet: Neben Sprachinteressierten wird das Angebot vor allem von Schreibenden, Deutschlernenden und als Arbeitsinstrument von Forschenden genutzt.[1]

Wörterbuch

Das DWDS-Wörterbuch ist ein einsprachiges Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. Darin werden auf der Grundlage sehr großer Textkorpora für den gesamten Allgemeinwortschatz der deutschen Gegenwartssprache Angaben zu Form (Rechtschreibung, Grammatik) wie auch zu Bedeutung (Definitionen, Bedeutungsrelationen) und zum Gebrauch erarbeitet. Die lexikografischen Arbeiten orientieren sich sowohl am authentischen Sprachgebrauch (deskriptiv) als auch an der Sprachnorm, Letzteres vor allem im Bereich der Rechtschreibung.

Das DWDS-Wörterbuch hat drei Aufgaben: Erstens fasst es lexikalisches Wissen aus drei Großwörterbüchern der deutschen Sprache des 20./21. Jahrhunderts zusammen, dem sechsbändigen Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG, 1952–1977), welches durch Teilstrecken aus dem Großen Wörterbuch der deutschen Sprache (GWDS, 1999) und dem WAHRIG Deutsches Wörterbuch[2] (WAHRIG, 2011/2018) ergänzt wird. Diese Wörterbuchsubstanzen werden vom Redaktionsteam des DWDS auf den aktuellen Stand gebracht.[3] Zudem erstellt das Redaktionsteam des DWDS Wörterbuchartikel für Neuwörter, die in den drei o. g. Großwörterbüchern nicht beschrieben wurden. Insgesamt wurden seit Beginn der lexikografischen Arbeit im DWDS über 40.000 Stichwörter aktualisiert oder völlig neu bearbeitet. Wenn ein Abfragewort nicht in den Großwörterbüchern enthalten ist und auch nicht als Neuwort vom Redaktionsteam beschrieben wurde, erfolgt eine automatische Analyse[4] des Eingabewortes. Wenn diese Analyse erfolgreich ist, wird für das Eingabewort ein DWDS-Minimalartikel erstellt, der als „maschinell generiert“ markiert wird. Die jeweils aktuelle Version des DWDS-Wörterbuchs wird wöchentlich freigeschaltet.

DWDS: Screenshot des Artikels „Wörterbuch“

Das DWDS-Wörterbuch enthält unterschiedliche Arten von Artikeln. Wörterbuchartikel, die aus Form- und Bedeutungsteil bestehen, werden als „Vollartikel“ bezeichnet. Sie enthalten zusätzlich Textbelege und statistische Angaben. Artikel, die lediglich aus einem Formteil bestehen, werden als „Minimalartikel“ bezeichnet. Sie sind Ausgangspunkt und Gegenstand eines späteren redaktionellen Ausbaus. Darüber hinaus gibt es auch „Verweisartikel“, die lediglich aus einem Formteil und Textbelegen bestehen, in ihrer Bedeutung aber auf ein Stichwort verweisen, welches als Vollartikel markiert wurde.[5]

Der Formteil enthält Informationen zur Schreibung (auf Basis des Regelwerks und des Wörterverzeichnisses des Rats für deutsche Rechtschreibung), zur Aussprache, zur Grammatik, zu Flexion und Wortbildung sowie systematische Verknüpfungen zu verwandten Stichwörtern und Angaben zur Herkunft des Worts.

Der Bedeutungsteil eines Artikels beinhaltet Bedeutungsangaben, ggf. zu unterschiedlichen Verwendungsweisen, und typische Wortverbindungen (Kollokationen), die auf der Grundlage großer Textsammlungen (Korpora) automatisch ermittelt werden. Außerdem werden Hinweise zum Gebrauch in Form von diasystematischen Angaben gemacht. Schließlich wird jede Bedeutungsangabe mit authentischen Verwendungsbeispielen kontextualisiert.

DWDS-Wortprofil: Wortwolke zum Wort „Geschichte“

Weiterhin werden statistische Informationen (generiert aus den Korpora des DWDS) zur Worthäufigkeit und zeitlichen Entwicklung (Verlaufskurven) sowie Informationen zur regionalen Verbreitung und zu typischen Kollokationen (Wortprofil) eingebunden.

Komplettiert werden Wörterbuchartikel durch Informationen aus externen Quellen: Komprimierte oder ausführliche Wortgeschichten stammen aus dem Etymologischen Wörterbuch des Deutschen[6] von Wolfgang Pfeifer oder aus Wortgeschichte digital, einem Teilprojekt des Zentrums für digitale Lexikographie der deutschen Sprache (ZDL). Synonyme bzw. bedeutungsverwandte Ausdrücke werden aus dem OpenThesaurus eingebunden.

Das DWDS ist seit 2001 online auf www.dwds.de verfügbar.[7] Es umfasst derzeit Einträge zu rund 269.000 Wörtern und Wendungen (Stand September 2025).[8]

Webplattform dwds.de

Auf der Website dwds.de stehen neben dem DWDS-Wörterbuch weitere Wörterbücher[9] zur Recherche zur Verfügung. Zusätzlich werden Tools zur Bearbeitung wissenschaftlicher Fragestellungen angeboten:

Wörterbücher

Die Plattform ermöglicht die Recherche in einer Reihe weiterer Wörterbücher, wie dem Etymologischen Wörterbuch des Deutschen von Wolfgang Pfeifer, dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG), dem WAHRIG Deutsches Wörterbuch (WDW), Wortgeschichte digital (Teilprojekt des Zentrums für digitale Lexikographie der deutschen Sprache (ZDL) an der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen) sowie dem Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (DWB) in seiner Erst- und Neubearbeitung.

Korpora

ZDL-Regionalkorpus: Übersichtskarte über alle im Korpus abfragbaren Zeitungen

Die umfangreichen Textkorpora, die als Grundlage für die Erstellung und Überarbeitung der Einträge im DWDS-Wörterbuch dienen sowie für statistische Auswertungen verwendet werden, stehen den Nutzerinnen und Nutzern ebenfalls für Recherchen zur Verfügung. Das Korpusangebot umfasst rund 75 Mrd. Token (Stand September 2025) aus einer großen Bandbreite an Textsorten, Zeiträumen und Themen und ist daher besonders im Bereich der universitären Forschung eines der bedeutendsten Korpusangebote im deutschsprachigen Raum. Zu den Korpora gehören:[10]

  • Referenzkorpora, mit Textbelegen aus verschiedenen Textsorten (Zeitung, Belletristik, Wissenschaft, Gebrauchstexte) vom 17. bis zum 21. Jahrhundert,
  • Webkorpora zu verschiedenen Themenfeldern (z. B. IT, Sport, Medizin, Beauty etc.) sowie ein seit 2021 täglich aktualisiertes Webkorpus „Webmonitor“, welches Texte aus mehreren hundert weitverbreiteten deutschsprachigen Internetseiten sammelt,
  • Zeitungskorpora, insbesondere das große DWDS-Zeitungskorpus, welches wichtige regionale und überregionalen Tages- und Wochenzeitungen im deutschsprachigen Raum umfasst, sowie das ZDL-Regionalkorpus, die größte digitale Textsammlung zur Untersuchung regionaler Variation der deutschen Standardsprache im D-A-CH-Raum,
  • Spezialkorpora (Chat, gesprochene Sprache, Filmuntertitel, politische Reden, Briefe, historische Texte etc.).

Alle Texte sind linguistisch annotiert (lemmatisiert und mit grammatischen Angaben versehen) und nach Metadaten durchsuchbar (z. B. nach Textsorte, Datum, Autor, Titel, Medium). Eine spezielle Suchabfragesprache[11] bietet ein breites Spektrum an Möglichkeiten für Anfragen an die Textsammlungen und eignet sich für eine Vielzahl an linguistischen, aber auch soziologischen oder historischen Fragestellungen, die mit dem deutschen Wortschatz oder Sprachgebrauch in Verbindung stehen.

Statistiken

Verlaufskurve aus dem DWDS-Zeitungskorpus zu den Wörtern „Hippie“, „Yuppie“ und „Hipster“
DWDS-Wortprofil: Tabellen der Relationen „hat Präpositionalgruppe“ und „ist Genitivattribut von“ zum Wort „Geschichte“

Das DWDS stellt drei Werkzeuge für die statistische Analyse des Wortschatzes bereit: Verlaufskurven, DWDS-Wortprofil und DiaCollo. Alle drei basieren auf der maschinellen Auswertung sehr großer Korpora.[12]

  • Verlaufskurven sind grafische Darstellungen, die die Veränderung der Häufigkeit eines Wortes oder einer Wortform in den Korpora über einen bestimmten Zeitraum abbilden. Sie werden in der Linguistik verwendet, um den Wandel im Sprachgebrauch zu visualisieren und damit empirisch untersuchbar zu machen.
  • Das DWDS-Wortprofil liefert einen tabellarischen Überblick über statistisch signifikante und damit typische Wortverbindungen. Diese können auch nach grammatischen Funktionen unterschieden werden.
  • Das DiaCollo-Tool bietet eine Kollokationsanalyse in diachroner Perspektive. Mit dem Tool kann untersucht werden, wie sich die Häufigkeiten im gemeinsamen Auftreten von Wörtern im Zeitverlauf ändern.

Weitere Informationsangebote

Auf der Plattform dwds.de werden weitere Features wie Themenglossare zu bestimmten Themen wie Fußball, Bundestagswahl und Pandemie, aber auch Quizze zum deutschen Wortschatz angeboten. Zudem betreibt das DWDS ein eigenes Blog.[13]

Förderung

Das von der BBAW betriebene lexikalische Informationssystem DWDS wird im Rahmen des gleichnamigen Akademienvorhabens und als Teil des Zentrums für digitale Lexikographie der deutschen Sprache (ZDL) von Bund und Ländern gefördert. Die Finanzierung aus dem Akademienprogramm der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften startete am 1. Januar 2007 für eine Dauer von 18 Jahren.[14]

Als Teil des ZDL wird das lexikalische Informationssystem DWDS seit 2019 zusätzlich vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) für eine Laufzeit von acht Jahren bis zum 31. Dezember 2026 finanziert.[15] Ab 2027 soll das DWDS im Rahmen eines „Akademienzentrums Digitale Lexikographie des Deutschen“ fortgeführt werden.[16]

Literatur

  • Lothar Lemnitzer, Maria Ermakova, Lisa Palmes, Bernhard Roll, Katrin Siebel, Alexander Geyken, 2025: Kollokationen im DWDS-Wörterbuch und ihr Mehrwert für DaF/DaZ. In: Deutsch als Fremdsprache 62 (2025) 2, S. 67–80. DOI: 10.37307/j.2198-2430.2025.02.02
  • Ralf Osterwinter, 2024: Nicht-amtlich? Vom lexikographischen Umgang mit der orthographischen Norm und ihren Anwendungsproblemen im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS). In: Sabine Krome, Mechthild Habermann, Henning Lobin and Angelika Wöllstein (Hgg.): Orthographie in Wissenschaft und Gesellschaft: Schriftsystem – Norm – Schreibgebrauch. Berlin, Boston: De Gruyter, S. 411–424. DOI: 10.1515/9783111389219-023
  • Maria Ermakova, Alexander Geyken, Lothar Lemnitzer, Bernhard Roll, 2022: Integration of multiword expressions into the Digital Dictionary of German Language (DWDS). Towards a lexicographic representation of phraseological variation. In: Annette Klosa-Kückelhaus, Stefan Engelberg, Christine Möhrs, Petra Storjohann (eds.): Dictionaries and Society. Proc. of the XX EURALEX international Congress. Mannheim, 12–16 Juli 2022, S. 851–861.
  • Adrien Barbaresi, Alexander Geyken, 2020: Die Webkorpora im DWDS – Strategien des Korpusaufbaus und Nutzungsmöglichkeiten. In: Marx, Konstanze / Lobin, Henning / Schmidt, Axel: Deutsch in Sozialen Medien. Interaktiv, multimodal, vielfältig. Jahrbuch des Instituts für Deutsche Sprache 2019, de Gruyter, S. 345–348.
  • Alexander Geyken, Frank Wiegand, Kay-Michael Würzner, 2017: On-the-fly Generation of Dictionary Articles for the DWDS Website. In: Kosem I., Tiberius C., Jakubíček M., Kallas J., Krek S., Baisa V. (eds), Electronic Lexicography in the 21st Century. Proceedings of eLex 2017 Conference, 19–21 September 2017, Leiden, Netherlands. Brno: Lexical Computing CZ s.r.o., 560–570.

Einzelnachweise

  1. Auswertung der Online-Umfrage zum DWDS. Abgerufen am 11. September 2025.
  2. WAHRIG Deutsches Wörterbuch, 2011/2018, kuratiert und bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 11. September 2025.
  3. Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache – das DWDS-Wörterbuch. Quellen des DWDS-Wörterbuchs. Abgerufen am 12. September 2025
  4. Alexander Geyken, Frank Wiegand, Kay-Michael Würzner, 2017: On-the-fly Generation of Dictionary Articles for the DWDS Website. In: Kosem I., Tiberius C., Jakubíček M., Kallas J., Krek S., Baisa V. (eds), Electronic Lexicography in the 21st Century. Proceedings of eLex 2017 Conference, 19–21 September 2017, Leiden, Netherlands. Brno: Lexical Computing CZ s.r.o., 560–570.
  5. Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache – das DWDS-Wörterbuch. Artikeltypen im DWDS-Wörterbuch. Abgerufen am 12. September 2025.
  6. Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 11. September 2025.
  7. Kurzer Abriss zur Geschichte der DWDS-Webseite: „2001: Webseite online“. Abgerufen am 16. September 2025.
  8. Lemmadatenbank des DWDS. Abgerufen am 12. September 2025.
  9. Wörterbücher im DWDS. Abgerufen am 11. September 2025.
  10. Korpora im DWDS, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 11. September 2025.
  11. Korpussuche – Suchmaschine und Suchabfragesprache, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 11. September 2025.
  12. Statistische Auswertungen. Abgerufen am 12. September 2025.
  13. Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Der Blog zum Wörterbuch. Abgerufen am 11. September 2025.
  14. Kurzer Abriss zur Geschichte der DWDS-Webseite: „2007: Akademienvorhaben“. Abgerufen am 16. September 2025.
  15. Kurzer Abriss zur Geschichte der DWDS-Webseite: „2019: Zentrum für digitale Lexikographie“. Abgerufen am 16. September 2025.
  16. Bundesministerium für Forschung, Technik und Raumfahrt, 2025: Hightech Agenda Deutschland. (PDF; 2,2 MB). Abgerufen am 11. September 2025.

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