DINTA
Das Deutsche Institut für technische Arbeitsschulung, kurz DINTA, widmete sich der planmäßigen Berufsausbildung und der Schulung von Führungskräften für die deutsche Industrie. Es entstand 1925 in Düsseldorf, Gründungsleiter war Carl Arnhold (1884–1970). Finanzielle Förderung erhielt das Institut von den Vereinigten Stahlwerken unter Albert Vögler.
Ein Aspekt der Einrichtung war die Absicht, den Arbeiter aus der Einsamkeit seiner isolierten Teilfunktion im Herstellungsprozess zu befreien und die feindliche Opposition zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Wirtschaftssystem zu überwinden. Aus diesem Grund wurde auch die sportliche Schulung gefördert, die letztlich auf eine Produktivitätssteigerung ausgerichtet war. Von den Betrieben wurden Turnhallen, Sportplätze und Sportausrüstung kostenlos zur Verfügung gestellt. Dem DINTA-Konzept schlossen sich Werke in Hamborn Westende und im weiteren Ruhrgebiet an. Es entstand die große Zeit der Knappen im Ruhrgebietsfußball.[1]
Die DINTA betrieb auch Lehrwerkstätten, die ein Instrument sein sollten, um arbeitswissenschaftliche Konzepte und den Gedanken der "Betriebsgemeinschaft" in der Praxis zu erproben. Dabei gab es erhebliche Kontinuitäten in den betriebspolitischen Konzepten des DINTA, die nach 1933 rassenhygienisch überformt wurden.[2]
Auf der Herbsttagung 1932 hielt Adolf Hitler einen Vortrag vor der Dinta. Leopold Ziegler berichtete darüber:
„Damals fand ich die übergroße Mehrheit von Vertretern der deutschen (und österreichischen) eisenschaffend-eisenverarbeitenden Industrie verzaubert und verhext auf Hitler starren. Sein naher Aufstieg zur Staatsführung wurde nicht nur unabwendbar erachtet, sondern geradezu herbeigewünscht und herbeigesehnt.“[3]
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten versuchte das DINTA, seinen Einfluss zu bewahren. Das Institut wurde unter Beibehaltung seines Kürzels in Deutsches Institut für nationalsozialistische technische Arbeitsschulung umbenannt. Es bot dem Reichsarbeitsministerium eine Zusammenarbeit an; jedoch war es aus Sicht des Regimes verdächtig, weiterhin die Interessen der Unternehmerschaft vertreten zu wollen. Außerdem traten nun als Konkurrenten die Deutsche Arbeitsfront und ihr Amt Schönheit der Arbeit auf.[4]
Maßgeblich beteiligt am Anpassungsprozess war der Nervenarzt und Psychiater Walther Poppelreuter, der 1931 Mitglied der NSDAP geworden war und ab 1933 als Berater des Instituts tätig wurde.
Schriften der DINTA (Auswahl)
- Peter C. Bäumer: Das Deutsche Institut für technische Arbeitsschulung. Duncker & Humblot, Berlin 1929; Reprint: Topos Ruggell, Vaduz 1993, ISBN 9783289006499
- Erich Sommerfeld: Der persönliche Umgang zwischen Führung und Arbeiterschaft im industriellen Großbetrieb. 1935
- Adolf Geck: Grundfragen der betrieblichen Sozialpolitik. 1935
Literatur
- Matthias Frese: Betriebspolitik im „Dritten Reich“. Deutsche Arbeitsfront, Unternehmer und Staatsbürokratie in der westdeutschen Großindustrie 1933-1939 (Forschungen zur Regionalgeschichte 2, zugl. Dissertation Heidelberg 1989), Paderborn 1991. ISBN 3-506-79574-0.
Weblinks
- Frühe Dokumente und Zeitungsartikel zur DINTA in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft.
Einzelnachweise
- ↑ Siegfried Gehrmann: Fußball, Vereine, Politik - Zur Sportgeschichte des Reviers von 1900 bis 1940. Hobbing, Essen 1988, ISBN 3-920460-36-7
- ↑ http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=7507
- ↑ Leopold Ziegler: Edgar Julius Jung, Denkmal und Vermächtnis. Salzburg 1955, S. 39.
- ↑ Matthias Frese: Betriebspolitik im „Dritten Reich“, S. 15 f.