DDR-Skimeisterschaften 1984

Die Wettkämpfe der 36. DDR-Skimeisterschaften fanden vom 1. bis zum 5. Februar 1984 zum dritten Mal nach 1959 und 1976 im thüringischen Lauscha statt. Dabei wurden neun Wettkämpfe, sieben Einzel- und zwei Staffelentscheidungen, im Skilanglauf, der Nordischen Kombination und im Skispringen ausgetragen. Die Meisterschaften waren für nicht wenige der ca. 150 gemeldeten Teilnehmer ein letzter Test vor den Olympischen Winterspielen in Sarajevo, die am 8. Februar begannen.[1] Die Langstreckenmeisterschaften über 20 km der Frauen und 50 km der Männer im sächsischen Oberwiesenthal am 18. März 1984 rundeten die Titelkämpfe ab.

Langlauf

Männer

15 km

Seinen zweiten Meistertitel konnte Olympiastarter Karsten Brandt erringen. Bei leichtem Nebel konnte er nach 10 km schon 26 Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Frank Schröder herauslaufen. Im Ziel lag Brandt gar mit 42 Sekunden Abstand vorn. Mit Uwe Wünsch kam der dritte Olympiastarter auf den Bronzeplatz. Uwe Bellmann hatte auf Anraten seines Trainers den Wettbewerb ausgelassen.[2]

Datum: Freitag, 3. Februar 1984

PlatzSportlerMannschaftZeit (h)
1Karsten BrandtSC Dynamo Klingenthal41:22,3
2Frank SchröderSC Dynamo Klingenthal42:04,1
3Uwe WünschSC Traktor Oberwiesenthal42:52,6
4HermannSC Motor Zella-Mehlis43:44,6
5Ch. RollingerSC Traktor Oberwiesenthal43:53,5
6Andreas RollingerSC Traktor Oberwiesenthal44:05,9

30 km

Das mit Spannung erwartete Auftaktrennen endete nach turbulentem Verlauf mit einem Herzschlagfinale. Vorjahresmeister Uwe Bellmann lag zwischenzeitlich schon 22 Sekunden zurück, konnte diesen Rückstand aber fast aufholen. Am Ende gewann der Klingenthaler Karsten Brandt mit einer Winzigkeit von 2 Zehnteln Vorsprung den Titel.[3]

Datum: Mittwoch, 1. Februar 1984

PlatzSportlerMannschaftZeit (h)
1Karsten BrandtSC Dynamo Klingenthal1:25:52,8
2Uwe BellmannSC Traktor Oberwiesenthal1:25:53,0
3Frank SchröderSC Dynamo Klingenthal1:27:40,4
4HermannSC Motor Zella-Mehlis1:29:03,0
5Andreas RollingerSC Traktor Oberwiesenthal1:29:28,9
6GlaßSC Dynamo Klingenthal1:29:34,6

50 km

Die letzte Meisterschaftsentscheidung entschied in Oberwiesenthal ein Klingenthaler für sich. Frank Schröder hatte am Ende fast zwei Minuten Vorsprung gegenüber dem Zweitplatzierten herausgelaufen.[4]

Datum: Sonntag, 18. März 1984

PlatzSportlerMannschaftZeit (h)
1Frank SchröderSC Dynamo Klingenthal2:30:37
2Uwe WünschSC Traktor Oberwiesenthal2:32:34
3HermannSC Motor Zella-Mehlis2:36:42
4Andreas RollingerSC Traktor Oberwiesenthal2:38:12
5FlechsigSC Dynamo Klingenthal2:40:50
6SchickerSC Dynamo Klingenthal2:41:12

3 × 10 km-Staffel

In der Staffel setzte sich die mit den Olympiastartern Brandt und Schröder besetzte Klingenthaler Mannschaft souverän gegenüber ihrer zweiten Vertretung mit fast 2 Minuten Vorsprung durch.[5]

Datum: Sonnabend, 4. Februar 1984

PlatzMannschaftSportlerZeit (h)
1SC Dynamo KlingenthalKarsten Brandt
Schicker
Frank Schröder
1:24:40,6
2SC Dynamo Klingenthal II1:26:32,6
3SC Traktor Oberwiesenthal1:26:44,4

Frauen

5 km

Auf der kürzesten Langlaufstrecke konnte die Oberwiesenthalerin Ute Noack ihren zweiten Titel einheimsen. Die bis dahin stärkste DDR-Läuferin der Saison konnte 19 Sekunden Vorsprung vor der wiederum zweitplatzierten Petra Rohrmann herauslaufen. Während die Olympiastarterin Petra Voge erstmals bei den Meisterschaften startete und auf Platz fünf einkam, pausierte ihre Clubkameradin und Olympiastarterin Carola Anding. Von den nicht für Olympia nominierten Läuferinnen machten vor allem zwei auf sich aufmerksam: die 21-jährige Simone Butters, die sich Bronze sicherte und die Juniorenmeisterin Gaby Nestler aus Oberwiesenthal, die mit ihrer Zeit Bronze bei den Seniorinnen gewonnen hätte.[2]

Datum: Freitag, 3. Februar 1984

PlatzSportlerMannschaftZeit (h)
1Ute NoackSC Traktor Oberwiesenthal15:34,8
2Petra RohrmannSC Motor Zella-Mehlis15:53,9
3Simone ButtersSC Motor Zella-Mehlis16:21,0
4Kerstin MoringASK Vorwärts Oberhof16:21,6
5Petra Voge-SölterASK Vorwärts Oberhof16:28,5
6GündelSC Motor Zella-Mehlis16:28,8

10 km

Auch bei den Frauen wurde der erste Wettkampf mit Spannung erwartet, wollte man doch erste Rückschlüsse für die Aufstellung der Olympiastaffel ziehen. Am Ende siegte die Oberwiesenthalerin Ute Noack. Vorjahresmeisterin Kerstin Moring kam noch nicht einmal unter die besten Sechs.[3]

Datum: Mittwoch, 1. Februar 1984

PlatzSportlerMannschaftZeit (h)
1Ute NoackSC Traktor Oberwiesenthal32:08,1
2Petra RohrmannSC Motor Zella-Mehlis32:32,0
3Carola AndingASK Vorwärts Oberhof32:51,9
4Simone ButtersSC Motor Zella-Mehlis33:37,1
5LeonhardtSC Dynamo Klingenthal34:13,3
6SchneiderASK Vorwärts Oberhof34:25,3

20 km

Über die Langstrecke machte erstmals die erst 16-jährige Antje Misersky aus Zella-Mehlis bei den Seniorinnen von sich reden. In Abwesenheit der Titelverteidigerin Ute Noack gewann sie mit fast einer Minute Vorsprung ihren ersten DDR-Meistertitel. Dabei schlug sie namhafte Konkurrenz wie die Olympiastarterinnen Carola Anding oder Petra Voge.[4]

Datum: Sonntag, 18. März 1984

PlatzSportlerMannschaftZeit (h)
1Antje MiserskySC Motor Zella-Mehlis1:08:44
2BauerSC Dynamo Klingenthal1:09:40
3SchmidtSC Dynamo Klingenthal1:09:41
4Manuela DrescherSC Motor Zella-Mehlis1:09:55
5Heike ReimeSC Dynamo Klingenthal1:10:06
6Carola AndingASK Vorwärts Oberhof1:10:31

3x5-km-Staffel

Den Staffelwettbewerb konnte der bis dahin titellose ASK Vorwärts Oberhof gewinnen. Mit den Olympiastarterinnen Anding und Voge lief die Oberhofer Staffel mit über einer halben Minute Vorsprung vor der Klingenthaler Staffel ins Ziel ein.[5]

Datum: Sonnabend, 4. Februar 1984

PlatzMannschaftSportlerZeit (h)
1ASK Vorwärts OberhofPetra Voge
Kerstin Moring
Carola Anding
47:03,4
2SC Dynamo Klingenthal47:39,8
3SC Dynamo Klingenthal / Juniorinnen47:49,8

Nordische Kombination

Mit Sprüngen von 97 und 98 m belegte der Klingenthaler Oliver Warg zunächst den Spitzenplatz, vor allen Olympiastartern.[2] Allerdings konnte er diesen Platz erwartungsgemäß nicht halten und rutschte nach den 15 km auf Platz sechs. Dem nach dem Springen drittplatzierten Andreas Langer wurden von den Trainern die größten Siegchancen eingeräumt. Da er jedoch durch eine schwache Laufleistung an Günter Schmieder nicht vorbeikam, reichte es am Ende nur für Silber, während Schmieder sich den Titel sicherte. Der dritte Olympiastarter, Uwe Dotzauer, rückte nach starkem Lauf noch von Platz sechs nach dem Springen auf den Bronzeplatz vor.[5]

Datum: Sprunglauf Freitag, 3. Februar 1984; 15 km-Langlauf Sonnabend, 4. Februar 1984

PlatzSportlerMannschaftPunkte
1Gunter SchmiederSC Dynamo Klingenthal438,15
2Andreas LangerSC Traktor Oberwiesenthal433,60
3Uwe DotzauerSC Dynamo Klingenthal419,00
4OpitzSC Motor Zella-Mehlis418,55
5HopfSC Motor Zella-Mehlis408,85
6Oliver WargSC Dynamo Klingenthal407,60

Skispringen

Normalschanze

Vor ungefähr 5.000 Zuschauern gab es auf der Lauschaer Marktiegelschanze einen nicht unbedingt erwarteten Meister. Vorjahressieger Manfred Deckert war aufgrund mäßiger Saisonleistungen nicht für Sarajevo nominiert. In Lauscha düpierte er hingegen alle Olympiastarter mit einem neuen Schanzenrekord von 103 m. Vierschanzentourneesieger Jens Weißflog wurde nur Vierter. Reichlich eine Woche später sollte er aber Olympiasieger von der Normalschanze werden.[6]

Datum: Donnerstag, 2. Februar 1984

PlatzSportlerMannschaftPunkte
1Manfred DeckertSC Dynamo Klingenthal261,3
2Matthias BuseSC Dynamo Klingenthal243,6
3Stefan StannariusSC Motor Zella-Mehlis241,0
4Jens WeißflogSC Traktor Oberwiesenthal239,2
5Holger FreitagSC Dynamo Klingenthal220,7
6Frank SauerbreyASK Vorwärts Oberhof219,4
6Ulf FindeisenSC Traktor Oberwiesenthal219,4
8Klaus OstwaldSC Dynamo Klingenthal218,9
9PscheraSC Dynamo Klingenthal208,3
10SchmiederSC Dynamo Klingenthal207,6

Großschanze

Der letzte Meisterschaftswettbewerb, der auf der Oberhofer Rennsteigschanze stattfand, war schon von den Olympiavorbereitungen geprägt. Jens Weißflog ließ den Wettbewerb gleich ganz aus, für den Rest wurde der Anlauf von vornherein verkürzt, damit sich kein Olympiastarter noch in letzter Minute verletzte. Diese Umstände nutzte der nicht für Olympia nominierte Titelverteidiger Ulf Findeisen und gewann mit einem respektablen Vorsprung von über 10 Punkten. Dahinter reihten sich alle vier teilnehmenden Olympiastarter auf.[5]

Datum: Sonnabend, 4. Februar 1984

PlatzSportlerMannschaftPunkte
1Ulf FindeisenSC Traktor Oberwiesenthal187,4
2Holger FreitagSC Dynamo Klingenthal175,9
3Matthias BuseSC Dynamo Klingenthal175,2
4Stefan StannariusSC Motor Zella-Mehlis162,0
5Klaus OstwaldSC Dynamo Klingenthal161,7
6PscheraSC Dynamo Klingenthal135,4

Medaillenspiegel

Mehr als zwei Drittel aller Medaillen räumten die zwei sächsischen Leistungszentren ab. Von diesen hatte der SC Dynamo Klingenthal mit insgesamt 6 Meistertiteln die Nase souverän vorn. Davon steuerte Karsten Brandt als erfolgreichster Athlet allein 3 Meistertitel bei.

Medaillenspiegel (nach allen 11 Wettbewerben)
PlatzMannschaftGoldSilberBronzeGesamt
1SC Dynamo Klingenthal66517
2SC Traktor Oberwiesenthal3328
3SC Motor Zella-Mehlis1236
4ASK Oberhof1012

Einzelnachweise

  1. ND vom 31. Januar 1984 S. 7
  2. a b c ND vom 4./5. Februar 1984 S. 7
  3. a b ND vom 2. Februar 1984 S. 7
  4. a b ND vom 19. März 1984 S. 7
  5. a b c d ND vom 6. Februar 1984 S. 8
  6. ND vom 3. Februar 1984 S. 7