DDR-Skimeisterschaften 1975

Die 27. DDR-Skimeisterschaften fanden vom 6. bis 9. Februar 1975 im sächsischen Oberwiesenthal statt. Ursprünglich sollten sie im thüringischen Lauscha stattfinden, mussten aber vom DDR-Skiläuferverband witterungsbedingt an den Fichtelberg verlegt werden.[1] Die gespurten Loipen an der Sachsenbaude wiesen Schneehöhen von ca. 60 cm auf, so dass auch vorhergegangenes Tauwetter und Regen die Wettbewerbe nicht gefährden konnten.[2] In neun Entscheidungen der Nordischen Skidisziplinen Langlauf, Skispringen und Nordische Kombination, davon drei Mannschaftswettbewerben, gingen ca. 180 Athleten an den Start. Bereits kurz vor dem Jahreswechsel waren die Meister auf den Langstrecken ermittelt wurden. Trotz Schneemangels und Regen wurden die geplanten Rennen über verkürzte 40 km der Männer und erstmals 20 km der Frauen in Steinheid am Rennsteig durchgeführt.[3]

Langlauf

Männer

15 km

Auf der kurzen Männerstrecke war es noch nach der Hälfte der zu absolvierenden Strecke spannend, gerade einmal 3 Sekunden trennten Gerhard Grimmer vom Zweitplatzierten Gerd-Dietmar Klause. Bis zum Ziel wuchs dieser Vorsprung jedoch noch auf beruhigende 28 Sekunden an, so dass Gerhard Grimmer seinen 20. DDR-Meistertitel feiern konnte.[4]

Sonnabend, 8. Februar 1975

PlatzSportlerMannschaftZeit (h)
1Gerhard GrimmerASK Vorwärts Oberhof43:07
2Gert-Dietmar KlauseSC Dynamo Klingenthal43:35
3Dieter MeinelSC Dynamo Klingenthal44:03
4Gerd HeßlerSC Dynamo Klingenthal44:27
5Jürgen WolfSC Motor Zella-Mehlis44:34
6Axel LesserASK Vorwärts Oberhof44:55

30 km

Die erste Entscheidung bei den Männern bei guten äußeren Bedingungen entschied der Oberhofer Gerhard Grimmer mit fast zwei Minuten Vorsprung für sich. Um den zweiten Platz gab es indes ein hartes Ringen, nach 22,5 Kilometern lagen Klause und Meinel zeitlich noch gleichauf. Auf den letzten Kilometern lief Gerd-Dietmar Klause jedoch noch einen Vorsprung von 21 Sekunden heraus und konnte sich über Silber freuen.[5]

Donnerstag, 6. Februar 1975

PlatzSportlerMannschaftZeit (h)
1Gerhard GrimmerASK Vorwärts Oberhof1:31:15
2Gert-Dietmar KlauseSC Dynamo Klingenthal1:33:07
3Dieter MeinelSC Dynamo Klingenthal1:33:28
4Axel LesserASK Vorwärts Oberhof1:34:19
5Gerd HeßlerSC Dynamo Klingenthal1:34:31
6Hartmut FreyerSC Traktor Oberwiesenthal1:35:19

40 km

In Steinheid wurde bei ungünstigsten Bedingungen um Meistertitel gerungen. Dauerregen und Föntemperaturen machten eine Startverschiebung um anderthalb Stunden und eine Streckenverkürzung auf 40 Kilometer notwendig. Der 50 km-Weltmeister Gerhard Grimmer kam nur auf dem vierten Platz ein.[6]

Sonntag, 29. Dezember 1974

PlatzSportlerMannschaftZeit (h)
1Gerd HeßlerSC Dynamo Klingenthal2:16:21
2Volker KunzmannSC Dynamo Klingenthal2:20:38
3Frank SpenglerASK Vorwärts Oberhof2:21:18
4Gerhard GrimmerASK Vorwärts Oberhof2:22:47
5Gert-Dietmar KlauseSC Dynamo Klingenthal2:23:39
6Rainer PaulSC Dynamo Klingenthal2:25:26

4 × 10-km-Staffel

Nach dem ersten Wechsel zeigte sich die Oberhofer Staffel den Klingenthaler Titelverteidigern ebenbürtig, wechselte sogar mit zwei Sekunden Vorsprung. Auf der zweiten Position lief Gerhard Grimmer sogar einen Vorsprung von 37 Sekunden heraus, eine faustdicke Überraschung war greifbar. Anschließend lief jedoch Gerd-Dietmar Klause sensationelle 2:14 min gegenüber dem überforderten Arnd Krause heraus. Obwohl Axel Lesser als letzter Läufer fast eine Minute wieder aufholte, reichte es für die Klingenthaler am Ende mit 36 Sekunden Vorsprung dennoch für Gold.[4]

Sonntag, 9. Februar 1975

PlatzMannschaftSportlerZeit (h)
1SC Dynamo KlingenthalGerd Heßler
Dieter Meinel
Gert-Dietmar Klause
Jürgen Wolf
2:01:42
2ASK Vorwärts OberhofFrank Spengler
Gerhard Grimmer
Arnd Krause
Axel Lesser
2:02:18
3SC Motor Zella-MehlisGreiner
Günter Beutel
Friedhelm Schmidt
Schlott
2:08:22

Frauen

5 km

Etwas unerwartet kam Petra Hinze auf der Kurzstrecke zu Meisterehren. Der vorherige Saisonverlauf hatte das nicht vermuten lassen. Auch der Bronzerang ging etwas überraschend an die erst 17-jährige Christel Meinel, die trotz Sturzes Barbara Petzold mit 14 Sekunden Vorsprung klar hinter sich ließ.[4]

Sonnabend, 8. Februar 1975

PlatzSportlerMannschaftZeit (h)
1Petra HinzeSC Traktor Oberwiesenthal16:16
2Sigrun KrauseASK Oberhof16:31
3Christel MeinelSC Dynamo Klingenthal16:35
4Barbara PetzoldSC Traktor Oberwiesenthal16:49
5Monika DebertshäuserSC Motor Zella-Mehlis16:52
6Marion BüchnerSC Motor Zella-Mehlis16:56

10 km

Den ersten Frauenwettbewerb entschied die Oberhoferin Sigrun Krause in überzeugender Manier für sich. Nachdem die zweifache DDR-Meisterin von 1973 in der darauffolgenden Saison leer ausgegangen war, holte sie sich nach Bronze über 20 km zum Jahresende 1974 nun den dritten DDR-Meistertitel. Mitfavoritin Barbara Petzold wurde ab Kilometer sechs von Magenkrämpfen geplagt und kam so mit fast einer Minute Rückstand nur auf Platz vier ein.[5]

Donnerstag, 6. Februar 1975

PlatzSportlerMannschaftZeit (h)
1Sigrun KrauseASK Oberhof34:26
2Veronika SchmidtSC Motor Zella-Mehlis34:59
3Marion BüchnerSC Motor Zella-Mehlis35:11
4Barbara PetzoldSC Traktor Oberwiesenthal35:21
5Monika DebertshäuserSC Motor Zella-Mehlis35:24
6Christel MeinelSC Dynamo Klingenthal36:13

20 km

Die erstmals gelaufene Distanz über 20 Kilometer entschied erwartungsgemäß Barbara Petzold mit großem Vorsprung für sich. Wie bei den Männern erschwerten Dauerregen und Fön den Wettbewerb.[6]

Sonntag, 29. Dezember 1974

PlatzSportlerMannschaftZeit (h)
1Barbara PetzoldSC Traktor Oberwiesenthal1:17:48
2Veronika SchmidtSC Motor Zella-Mehlis1:20:58
3Sigrun KrauseASK Vorwärts Oberhof1:21:01
4Marion BüchnerSC Motor Zella-Mehlis1:22:25
5Sigrid OpitzSC Dynamo Klingenthal1:22:35
6Doris WescheSC Dynamo Klingenthal1:22:56
6KleditzschSC Dynamo Klingenthal1:22:56

4x5 km-Staffel

Die Staffelentscheidung bei den Frauen fiel am grünen Tisch. Nach einem Protest wurde die siegreiche Staffel vom SC Motor Zella-Mehlis in der Besetzung Debertshäuser/ Siegel/ Büchner/ Schmidt wegen vertauschter Startnummern disqualifiziert. Somit konnten die Lokalmatadorinnen um Barbara Petzold Gold gewinnen.[4]

Sonntag, 9. Februar 1975

PlatzMannschaftSportlerZeit (h)
1SC Traktor OberwiesenthalHeinzmann
Barbara Petzold
Kutz
Petra Hinze
1:11:37
2ASK Vorwärts OberhofLöffler
Ritzmann
Sigrun Krause
König
1:11:48
3SC Dynamo Klingenthal IKleditzsch
Sigrid Opitz
Pechmann
Christel Meinel
1:12:43

Nordische Kombination

Nach dem Springen von der Oberwiesenthaler Normalschanze war die Entscheidung um Gold bereits gefallen. Vorjahresweltmeister Ulrich Wehling ließ nichts anbrennen und gewann mit über 40 Punkten Vorsprung den Meistertitel. Überraschend war hingegen schon eher der Silbermedaillengewinner. In seiner ersten Senioren-Saison konnte der Junioreneuropameister von 1974, Konrad Winkler, von Platz Sechs nach dem Springen noch auf den Silberrang vorlaufen. Er verwies Klaus Tuchscherer auf den Bronzerang.[4]

Sprunglauf Freitag, 7. Februar 1975; 15 km Sonnabend, 8. Februar 1975

PlatzSportlerMannschaftPunkte
1Ulrich WehlingSC Traktor Oberwiesenthal437,80
2Konrad WinklerSC Traktor Oberwiesenthal396,00
3Klaus TuchschererSC Dynamo Klingenthal389,55
4Andreas MichlikSC Dynamo Klingenthal386,05
5Frank KochSC Motor Zella-Mehlis384,40
6Axel ScheibenhofSC Dynamo Klingenthal378,80

Skispringen

Entgegen den ursprünglichen Plänen, in Klingenthal einen Einzelwettbewerb auf der Großschanze durchzuführen, wurden auf der Fichtelbergschanze ein Einzel- und ein Mannschaftswettbewerb durchgeführt.

Normalschanze

Nach einer sehr durchwachsenen Vierschanzentournee, bei der zwei Dritte Plätze das Maximum waren und in der Gesamtwertung kein DDR-Springer auf dem Treppchen stand, konnten zumindest einige Springer mit guten Ergebnissen aufwarten. Speziell die Aschenbach-Brüder ließen aufhorchen. Allerdings war es zunächst der ältere Dietmar, der im Training mit der Weite von 91,5 m, 2 Meter über dem damaligen Schanzenrekord, Aufsehen erregte. Im Wettkampf reichte es jedoch nur zum undankbaren Vierten Platz, allerdings mit neuem Schanzenrekord von 90 m im zweiten Durchgang. Sein Bruder Hans-Georg konnte den Meistertitel einheimsen.[4]

Sonnabend, 8. Februar 1975

PlatzSportlerMannschaftPunkte
1Hans-Georg AschenbachASK Vorwärts Oberhof260,6
2Henry GlaßSC Dynamo Klingenthal253,7
3Heinz WosipiwoSC Dynamo Klingenthal252,4
4Dietmar AschenbachASK Vorwärts Oberhof250,9
5Bernd EcksteinSC Motor Zella-Mehlis249,2
6Jochen DannebergASK Vorwärts Oberhof248,6

Mannschaftssprunglauf von der Normalschanze

Gegen die mit den Weltklassespringern Hans-Georg und Dietmar Aschenbach sowie Jochen Danneberg besetzte ASK-Mannschaft aus Oberhof hatten die anderen Mannschaften keine Chance. Im Kampf um Platz Zwei war es jedoch eng, am Ende hatte die Mannschaft aus Klingenthal die Nase vorn.[4]

Sonntag, 9. Februar 1975

PlatzMannschaftSportlerPunkte
1ASK Vorwärts OberhofMartin Weber
Jochen Danneberg
Dietmar Aschenbach
Hans-Georg Aschenbach
746,4
2SC Dynamo Klingenthal IHöring
Seifert
Heinz Wosipiwo
Henry Glaß
725,1
3SC Motor Zella-Mehlis IBlum
J. Eckstein
Bernd Eckstein
Schmidt
723,9

Medaillenspiegel

Obwohl der SC Dynamo Klingenthal über ein Drittel aller Medaillen gewann, reichte es ob der zwei Goldmedaillen nur für den dritten Platz. Dank der starken Springer und den zwei Meistertiteln von Gerhard Grimmer war am Ende der ASK Vorwärts Oberhof der erfolgreichste Sportclub.

Medaillenspiegel (nach allen 11 Wettbewerben)
PlatzMannschaftGoldSilberBronzeGesamt
1ASK Oberhof53210
2SC Traktor Oberwiesenthal4105
3SC Dynamo Klingenthal25613
4SC Motor Zella-Mehlis0235

Einzelnachweise

  1. ND. 4. Februar 1975, S. 5.
  2. ND. 5. Februar 1975, S. 5.
  3. BZ. 30. Dezember 1974, S. 6.
  4. a b c d e f g ND. 10. Februar 1975, S. 8.
  5. a b ND. 7. Februar 1975, S. 5.
  6. a b BZ. 30. Dezember 1974, S. 6.

Literatur

  • Manfred Seifert, Roland Sänger, Hans-Jürgen Zeume: Große Liebe Skisport. Sportverlag, Berlin 1979, S. 210–211.