DDR-Skimeisterschaften 1966

Die 18. DDR-Skimeisterschaften fanden vom 25. bis zum 30. Januar 1966 im thüringischen Brotterode statt. In zehn Entscheidungen der Nordischen Skidisziplinen Langlauf, Skispringen und Nordische Kombination, davon zwei Mannschaftswettbewerben gingen Athleten an den Start. Durch einsetzendes Tauwetter mussten die Laufwettbewerbe auf die sogenannte Grenzwiese am Kleinen Inselsberg in 725 m Höhe verlegt werden.[1] Die Meisterschaften waren zudem die auch die letzten Qualifikationswettkämpfe für die Nordischen Skiweltmeisterschaften in Oslo, die ab dem 17. Februar 1966 stattfanden.

Langlauf

Männer

15 km

Über die kurze Laufstrecke hatte Gerhard Grimmer nach seinem Ergebnis über 30 km einiges gutzumachen. Bei dichtem Nebel lag allerdings nach der Hälfte der Strecke das Klingenthaler Duo Röder/Weidlich vorn, Grimmer jedoch knapp dahinter. Im Ziel wurde zunächst lange Helmut Weidlich als Sieger gefeiert, bis Grimmer heranstürmte und eine um 13 Sekunden schnellere Zeit lief. Nach den zwei Meistertiteln im Vorjahr konnte Grimmer nun den Dritten feiern.[2]

Datum: Donnerstag, 27. Januar 1966

PlatzSportlerMannschaftZeit (h)
1Gerhard GrimmerASK Vorwärts Oberhof59:10
2Helmut WeidlichSC Dynamo Klingenthal59:23
3Enno RöderSC Dynamo Klingenthal59:38
4Kurt AlbrechtASK Vorwärts Oberhof1:00:18
5Dieter SpeerSG Dynamo Zinnwald1:00:29
6Dieter RitterSG Dynamo Zinnwald1:00:31
7Georg KowarsSC Harz1:00:46
8Hans-Joachim FickerSC Dynamo Klingenthal1:00:54
9Karl-Heinz PriebischSG Dynamo Zinnwald1:01:01
10Hans SchwarzSC Harz1:01:02
10Jürgen WolfSC Dynamo Klingenthal1:01:02

30 km

Beim Auftaktwettbewerb der Männer konnte Enno Röder die Niederlage des letzten Jahres vergessen machen. 1965 waren Oberhofer Athleten vorn. Doch diesmal lag Röder schon nach 10 Kilometern in Führung, und diese gab er bis zum Ziel auch nicht mehr ab. Klubkamerad Helmut Weidlich sah lange Zeit wie der Vizemeister aus, musste aber nach einem Schwächeanfall auf den letzten 10 Kilometern abreißen lassen und wurde am Ende Vierter. Die Überraschung war der Zinnwalder Biathlet Dieter Speer. Speer, aus der Leichtathletik kommend und erst seit 18 Monaten Biathlet, wurde am Ende mit reichlich einer halben Minute Rückstand Vizemeister. Die erst 20-jährige Nachwuchshoffnung Gert-Dietmar Klause gewann Bronze, Vorjahresmeister Gerhard Grimmer hingegen hatte verwachst und belegte unter 61 Startern einen indiskutablen 26. Platz.[1]

Datum: Dienstag, 25. Januar 1966

PlatzSportlerMannschaftZeit (h)
1Enno RöderSC Dynamo Klingenthal1:59:11
2Dieter SpeerSG Dynamo Zinnwald1:59:48
3Gert-Dietmar KlauseSC Dynamo Klingenthal2:00:50
4Helmut WeidlichSC Dynamo Klingenthal2:01:08
5Helmut UngerSC Dynamo Klingenthal2:01:24
6Kurt AlbrechtASK Vorwärts Oberhof2:02:04
7FischerSC Motor Zella-Mehlis2:02:24
8Heinz KlugeSG Dynamo Zinnwald2:03:31
9Egon SchnabelASK Vorwärts Oberhof2:03:47
10BöttnerASK Vorwärts Oberhof2:04:07

50 km

Der erstmals ins Programm genommene Wettbewerb begeisterte gleich durch einen spannenden Verlauf. Nicht die Langlaufspezialisten lagen zwischenzeitlich vorn, sondern Biathlet Dieter Ritter. Allerdings musste er nach über 35 Kilometern langsam abreißen lassen und Helmut Weidlich schob sich unaufhaltsam nach vorn. Nach 44 Kilometern lag Weidlich 9 Sekunden vor Ritter, dieser 7 Sekunden vor Albrecht. Seinen Vorsprung konnte Weidlich auf den letzten Kilometern noch ausbauen, so dass er sich im Ziel mit fast einer Minute Vorsprung vor dem Zweitplatzierten Kurt Albrecht als Meister feiern lassen konnte. Albrecht konnte sich durch eine Energieleistung im letzten Wettbewerb der Meisterschaften noch seine WM-Nominierung sichern.[3]

Datum: Sonntag, 30. Januar 1966

PlatzSportlerMannschaftZeit (h)
1Helmut WeidlichSC Dynamo Klingenthal3:12:13
2Kurt AlbrechtASK Vorwärts Oberhof3:13:07
3Dieter RitterSG Dynamo Zinnwald3:13:34
4Gerhard GrimmerASK Vorwärts Oberhof3:15:02
5LorenzSC Traktor Oberwiesenthal3:18:00
6Hans-Joachim FickerSC Dynamo Klingenthal3:18:41
7Dieter SpeerSG Dynamo Zinnwald3:18:44
8Helmut UngerSC Dynamo Klingenthal3:20:55
9KirchnerSC Harz3:21:07
10SchneiderASK Vorwärts Oberhof3:25:39

4 × 10-km-Staffel

Die Staffelentscheidung endete mit einem Ergebnis was so vorher sicher niemand erwartet hätte. War der Sieg der Klingenthaler Staffel um die Topläufer Weidlich und Röder sowie das aufstrebende Talent Klause durchaus zu erwarten gewesen, sorgte die Staffel des noch jungen SC Harz für einen Paukenschlag. Die Staffel, trainiert von Werner Moring, wurde Vizemeister und ließ zum Beispiel die starke Biathletenstaffel aus Zinnwald hinter sich. Die zweite große Überraschung war der fünfte Platz des Vorjahresmeisters aus Oberhof. Sicher spielte das Handicap, dass Kurt Albrecht wegen Skibruch einen Kilometer nur mit einem Ski laufen musste, eine große Rolle. Aber auch ohne dieses Missgeschick sahen die Experten die Staffel nicht in der Verfassung, um den Titel zu verteidigen.[4]

Datum: Freitag, 28. Januar 1966

PlatzMannschaftSportlerZeit (h)
1SC Dynamo Klingenthal IHans-Joachim Ficker
Helmut Weidlich
Gert-Dietmar Klause
Enno Röder
2:40:32
2SC HarzGeorg Kowars
Kirchner
Hans Schwarz
Wolfgang Dinter
2:43:07
3SG Dynamo Zinnwald IKarl-Heinz Priebisch
Heinz Kluge
Dieter Speer
Dieter Ritter
2:44:05
4SC Dynamo Klingenthal IIIFischer
Rauh
Giszas
Wolf
2:44:19
5ASK Vorwärts OberhofEgon Schnabel
König
Kurt Albrecht
Gerhard Grimmer
2:46:10
6SC Traktor OberwiesenthalWinter
Lorenz
Kretzschmar
Richter
2:46:11

Frauen

5 km

Auch den letzten Laufwettbewerb der Frauen konnte Doppelmeisterin Christine Nestler gewinnen, so dass sie die erfolgreichste Athletin der Meisterschaften wurde. Renate Köhler komplettierte den Oberwiesenthaler Doppelerfolg.[3]

Datum: Sonntag, 30. Januar 1966

PlatzSportlerMannschaftZeit (h)
1Christine NestlerSC Traktor Oberwiesenthal20:13
2Renate KöhlerSC Traktor Oberwiesenthal20:28
3Gudrun SchmidtSC Motor Zella-Mehlis20:41
4Renate DannhauerSC Motor Zella-Mehlis20:57
5Luise PreissSC Motor Zella-Mehlis21:19
6Elfriede SpiegelhauerSC Dynamo Klingenthal17:12
7Sigrid CzekaySC Motor Zella-Mehlis21:26
8Petra VogelSC Dynamo Klingenthal21:35
9Gabriele NobisSC Dynamo Klingenthal21:41
10Ursula BraunSC Motor Zella-Mehlis21:52

10 km

Vorjahressiegerin Christine Nestler konnte ihren Titel verteidigen. Allerdings lag sie nach 5 Kilometern erst an siebenter Stelle. Erst durch einen Schlussspurt, begünstigt durch eine steile Abfahrt, konnte Nestler das Rennen gewinnen. Ihre schärfste Konkurrentin, Renate Dannhauer, stürzte bei der Abfahrt in der letzten Runde und verlor so die entscheidenden Sekunden im Kampf um die Meisterschaft. Elfriede Spiegelhauer, zweifache Olympiateilnehmerin und mit 31 Jahren älteste Starterin im 26-köpfigen Feld, belegte einen beachtlichen vierten Platz.[5]

Datum: Mittwoch, 26. Januar 1966

PlatzSportlerMannschaftZeit (h)
1Christine NestlerSC Traktor Oberwiesenthal39:13
2Renate DannhauerSC Motor Zella-Mehlis39:30
3Anna UngerSC Dynamo Klingenthal39:34
4Christel TrommerSC Dynamo Klingenthal39:41
4Elfriede SpiegelhauerSC Dynamo Klingenthal39:41
6Gabriele NobisSC Dynamo Klingenthal39:54
7Petra VogelSC Dynamo Klingenthal39:55
8Gudrun SchmidtSC Motor Zella-Mehlis40:18
9Renate KöhlerSC Traktor Oberwiesenthal41:41
10Luise PreissSC Motor Zella-Mehlis41:46
10Heidemarie MatthesSC Dynamo Klingenthal41:46

3 × 5-km-Staffel

Auch die Staffelentscheidung bei den Frauen brachte ein Überraschung. Nach fünf Jahren Klingenthaler Dominanz gelang es nun den Damen aus Oberwiesenthal erstmals wieder, Staffelmeister zu werden. Trotz dreier potentieller WM-Kandidatinnen hatten die Klingenthaler Läuferinnen vor allem gegen Christine Nestler und Renate Köhler das Nachsehen.[4]

Datum: Freitag, 28. Januar 1966

PlatzMannschaftSportlerZeit (h)
1SC Traktor OberwiesenthalChristine Zahn
Renate Köhler
Christine Nestler
1:03:06
2SC Dynamo Klingenthal IGabriele Nobis
Christel Trommer
Anna Unger
1:03:49
3SC Dynamo Klingenthal IIElfriede Spiegelhauer
Brigitte Forner
Petra Vogel
1:04:23
4SC Motor Zella-Mehlis ILuise Preiss
Gudrun Schmidt
Elfriede Dannhauer
1:06:36

Nordische Kombination

Nach dem Sprunglauf bahnte sich eine größere Überraschung an, die Favoriten hingegen fanden sich auf hinteren Platzierungen wieder. Das 19-jährige Talent Ralph Pöhland vom SC Traktor Oberwiesenthal lag vorn. Mitfavorit Winterlich lag auf Platz 6, Vorjahresmeister Münzner auf Platz 8, dahinter Weißpflog und Flauger. Allerdings lagen zwischen Platz 1 und 10 nur reichlich 20 Punkte.[4] Im Langlauf zeigte Weißpflog jedoch seine Klasse. Mit 90 Sekunden Rückstand auf Pöhland gestartet, nahm er dem Youngster insgesamt 4 Minuten ab. Pöhland landete am Ende auf Platz 5. Auch Joachim Winterlich erlief noch Bronze, Altmeister Flauger verpasste diese Medaille nur knapp. Enttäuschend verlief hingegen der Wettbewerb für den Vorjahresmeister Günter Münzner. Er konnte sich nach dem Springen nicht verbessern und wurde noch weiter nach hinten durchgereicht.[6]

Datum: Sprunglauf Freitag, 28. Januar 1966; 15 km Sonnabend, 29. Januar 1966

PlatzSportlerMannschaftPunkte
1Roland WeißpflogSC Traktor Oberwiesenthal468,07
2Rainer DietelSC Dynamo Klingenthal455,77
3Joachim WinterlichSC Traktor Oberwiesenthal454,18
4Günter FlaugerSC Dynamo Klingenthal453,85
5Ralph PöhlandSC Dynamo Klingenthal453,25
6Karl-Heinz LuckSC Motor Zella-Mehlis452,20
7W. LeonhardtSC Dynamo Klingenthal449,60
8LiebetruthASK Vorwärts Oberhof449,17
9KühnSG Dynamo Johanngeorgenstadt440,77
10J. MeinelSC Dynamo Klingenthal440,25

Skispringen

Normalschanze

Auf der ob der frühlingshaften Temperaturen mit Schneezement präparierten Schanzenanlage kam es zum erwarteten Zweikampf zwischen Titelverteidiger Dieter Neuendorf, der auf der vorhergehenden Vierschanzentournee nur knapp den Gesamtsieg verpasst hatte, und dem damaligen Skiflugweltrekordhalter Peter Lesser. Dieser führte auch nach dem ersten Durchgang, Neuendorf konnte aber im zweiten Durchgang vor allem durch bessere Haltungsnoten den Wettbewerb knapp für sich entscheiden.[6]

Datum: Sonnabend, 29. Januar 1966

PlatzSportlerMannschaftPunkte
1Dieter NeuendorfASK Vorwärts Brotterode224,1
2Peter LesserSC Motor Zella-Mehlis222,4
3Dieter BokelohASK Vorwärts Brotterode207,2
4Veit KührtSC Motor Zella-Mehlis205,1
5Dieter MüllerSC Traktor Oberwiesenthal201,6
6Rainer GlassSC Dynamo Klingenthal198,6
7Rolf KörnerSC Dynamo Klingenthal197,3
8Wolfgang StöhrSC Dynamo Klingenthal194,1
9Manfred QueckSG Dynamo Johanngeorgenstadt192,6
10Christoph RölzSG Dynamo Johanngeorgenstadt190,8

Großschanze

29 Athleten nahmen am Wettbewerb auf der Großschanze im Oberhofer Kanzlersgrund teil. Einmal mehr setzte sich dabei Dieter Neuendorf vor allem durch seine stilistisch sauberen Sprünge als Meister durch. Dennoch war der Wettkampf vor 6.000 Zuschauern spannend, am Ende trennten nur knapp fünf Punkte den Gold- vom Bronzerang. Dieter Scharf bestätigte seine gute Form, die er auf der Normalschanze mit neuem Schanzenrekord schon gezeigt hatte, und wurde Dritter. Mitfavorit Peter Lesser konnte durch einen Sturz nicht in den Titelkampf eingreifen.[3]

Datum: Sonntag, 30. Januar 1966

PlatzSportlerMannschaftPunkte
1Dieter NeuendorfASK Vorwärts Brotterode244,6
2Horst QueckSC Motor Zella-Mehlis241,3
3Dieter ScharfSC Traktor Oberwiesenthal239,9
4Veit KührtSC Motor Zella-Mehlis220,8
5Wolfgang StöhrSC Dynamo Klingenthal220,4
6Alfred LesserASK Vorwärts Brotterode210,0
7Christoph RölzSG Dynamo Johanngeorgenstadt208,0
8Dieter MüllerSC Traktor Oberwiesenthal204,1
9Alfred BretschneiderSC Motor Zella-Mehlis203,0
10Manfred QueckSG Dynamo Johanngeorgenstadt202,9

Medaillenspiegel

Der SC Traktor Oberwiesenthal war vor allem durch Christine Nestler der erfolgreichste Sportklub. Die Langläuferin war mit 3 Goldmedaillen erfolgreichster Athlet der Meisterschaften. Der kurzlebige SC Harz konnte 1966 seine einzige Meisterschaftsmedaille verbuchen.

Medaillenspiegel (nach allen 10 Wettbewerben)
PlatzMannschaftGoldSilberBronzeGesamt
1SC Traktor Oberwiesenthal4127
2SC Dynamo Klingenthal33410
3ASK Vorwärts Brotterode2013
4ASK Vorwärts Oberhof1102
5SC Motor Zella-Mehlis0314
6SG Dynamo Zinnwald0123
7SC Harz0101

WM-Aufgebot

Im Anschluss an die Meisterschaften wurde das Mannschaftsaufgebot für die Nordischen Skiweltmeisterschaften bekanntgegeben.[7] Dabei ging es auf Grund der Qualifizierungsrichtlinien teilweise sehr knapp zu und der eine oder andere erfahrene Athlet zog den Kürzeren. So musste sich Kombinierer Günter Flauger um nur 0,2 Punkte dem jungen Karl-Heinz Luck geschlagen geben. Langläuferin Gudrun Schmidt fehlten am Ende 11 Sekunden für eine WM-Fahrkarte.

Spezialsprunglauf

Nordische Kombination

Langlauf

Männer

Frauen

  • Christine Nestler (SC Traktor Oberwiesenthal)
  • Anna Unger (SC Dynamo Klingenthal)
  • Gabriele Nobis (SC Dynamo Klingenthal)
  • Renate Dannhauer (SC Motor Zella-Mehlis)
  • Christel Trommer (SC Dynamo Klingenthal)

Einzelnachweise

  1. a b BZ vom 26. Januar 1966 S. 8
  2. BZ vom 28. Januar 1966 S. 8
  3. a b c ND vom 31. Januar 1966 S. 5
  4. a b c BZ vom 29. Januar 1966 S. 7
  5. BZ vom 27. Januar 1966 S. 7
  6. a b BZ vom 30. Januar 1966 S. 4
  7. ND vom 1. Februar 1966 S. 8

Literatur

  • Manfred Seifert, Roland Sänger, Hans-Jürgen Zeume: Große Liebe Skisport. Sportverlag, Berlin 1979, S. 206–207