Düsseldorfer Eisenbahnbedarf

Düsseldorfer Eisenbahnbedarf

RechtsformAktiengesellschaft
Gründung1882
Auflösung1927
SitzDüsseldorf
LeitungKurt Heggemann, Paul Erdmann und Walter Rudolph (Vorstand 1925)[1]
BrancheMaschinenbau

Die Düsseldorfer Eisenbahnbedarf AG, vorm. Carl Weyer & Cie. war ein Maschinenbau-Unternehmen in Düsseldorf. Es entstand 1882 aus der Eisenbahnwagen- und Maschinenfabrik Carl Weyer & Cie., die wiederum auf das 1861 nach Konkurs übernommene Unternehmen Overweg & Bünger zurückging, und galt damit als eines der ältesten Waggonbau-Unternehmen in Deutschland.[2]

Im Stammwerk in Düsseldorf-Oberbilk in der Kölner Straße 170 und im später errichteten Zweigwerk in Düsseldorf-Reisholz wurden Waggons und Triebwagen für Eisenbahnen und Straßenbahnen hergestellt. 1927 ging das Unternehmen durch Fusion auf die Vereinigte Westdeutsche Waggonfabriken AG (Westwaggon) über, die aber die beiden Produktionsstandorte in Düsseldorf aufgab.

Geschichte

Vorgeschichte (Overweg & Bünger, Eisenbahnwagen- und Maschinenfabrik Carl Weyer & Cie.)

Im Jahr 1861 wurde das in Konkurs geratene Unternehmen Overweg & Bünger von Carl Weyer (Deutz) und Emil Peill (Köln) in einer Versteigerung für 36.000 Taler[2] erworben und unter der Firma Eisenbahnwagen- und Maschinenfabrik Carl Weyer & Cie. in der Rechtsform einer Kommanditgesellschaft betrieben. Das Grundkapital betrug 60.000 Taler.[2] Das von Overweg & Bünger bereits 1856 erbaute, in Düsseldorf-Oberbilk liegende Werk verfügte über eine kleine Stellmacherei, eine Schmiede sowie eine Dreherei und Schlosserei. Es sollte dem Bau von Eisenbahnwagen dienen – allerdings war man bis zum Konkurs anscheinend noch nicht über Versuche hinaus gekommen.

Bereits im Gründungsjahr 1861 erfolgte die erste Lieferung von offenen, noch mit hölzernen Untergestellen versehenen, Güterwagen an die Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft (KME) und an die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft. Im Jahr 1863 folgte dann der Bau der ersten Personenwagen für die KME, der schnell weitere Gattungen von Eisenbahnwagen folgten. So wurden z. B. 1867 an die Großherzoglich Oldenburgischen Staatseisenbahnen gedeckte Güterwagen geliefert, die zum Teil auch für den Transport von Pferden hergerichtet waren.[2] 1873 wurden schon 1500 Güterwagen jährlich produziert.

Umwandlung zur Aktiengesellschaft Düsseldorfer Eisenbahnbedarf

Am 13. Juni 1882, also 21 Jahre nach der Gründung, wurde wegen langjähriger Krankheit des Eigentümers Carl Weyer das Unternehmen unter der Führung des Industriellen Emil von Gahlen in eine Aktiengesellschaft mit der Firma Düsseldorfer Eisenbahnbedarf, vorm. Carl Weyer & Cie. umgewandelt. Das anfängliche Grundkapital von 1,2 Millionen Mark wurde bis 1912 auf 4,5 Millionen Mark erhöht.[1] Als Unternehmenszweck wurden in den 1920er Jahren außer dem Waggonbau auch Holzbearbeitung, Möbelfabrikation, Aufbauten für Lastautos und Autobusse sowie Lastwagenanhänger genannt.[1] Ab 1882 entstand ein neues Werk in Reisholz für den Bau von Personen-, Speise-, Schlaf- und Salonwagen.

1921 wurde das Unternehmen Mitglied der Eisenbahnwagen Liefergemeinschaft GmbH (EISLIEG) mit Sitz in Düsseldorf. Weitere Mitglieder waren die Dessauer Waggonfabrik AG, die H. Fuchs Waggonfabrik AG, die Siegener Eisenbahnbedarf AG, die Waggon-Fabrik AG Uerdingen sowie Wegmann & Co.[3] In der Folge traten dann noch die Unternehmen Waggon- und Maschinenbau AG Görlitz (WUMAG) und Gottfried Lindner AG bei. Dieser Waggonbau-Verbund stellte mit einer Produktionskapazität von jährlich 18.000 bis 20.000 Fahrzeugen die stärkste und leistungsfähigste Gruppe innerhalb der deutschen Waggonbau-Industrie dar.

Fusion 1927

1927 wurde das Unternehmen Düsseldorfer Eisenbahnbedarf, vormals Carl Weyer & Co. unter Mitwirkung der Deutschen Bank AG von dem Kölner Waggonbauunternehmen Van der Zypen & Charlier übernommen, nach Fusion firmierte das vereinigte Unternehmen als Vereinigte Westdeutsche Waggonfabriken AG (Westwaggon). 1928 kam noch die Waggonfabrik Gebrüder Gastell in Mainz-Mombach hinzu. Aus Rationalisierungsgründen wurden die Produktionsanlagen in Hagen und Düsseldorf geschlossen und Westwaggon produzierte fortan nur noch in Köln und Mainz.

Produktgalerie

Beispiele für Erzeugnisse des Unternehmens, Abbildungen aus der Festschrift von 1911 und aus dem Buch Das deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart (vgl. Literatur)

Literatur

  • Sebastian Beck: Der Unternehmer Emil von Gahlen (1828-1919). Ein Beitrag zur Düsseldorfer Industriegeschichte. In: Düsseldorfer Geschichtsverein (Hrsg.): Düsseldorfer Jahrbuch, Band 86 (2016). Klartext Verlag, Essen 2016, ISBN 978-3-8375-1666-1, S. 171–212, v. a. S. 193–198, 211.
  • Düsseldorfer Eisenbahnbedarf vorm. Carl Weyer & Cie. Zur Erinnerung an das 50jährige Bestehen. Düsseldorf 1911.
  • R. Wilhelm Hoff: Das deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart. Reimar Hobbing, Berlin 1911, Band 2.

Einzelnachweise

  1. a b c Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften, 30. Ausgabe 1925, Band 1, S. 793 f.
  2. a b c d Broschüre zum 50-jährigen Bestehen der Firma Düsseldorfer Eisenbahnbedarf, vorm. Weyer & Cie., Seite 3 ff.
  3. Das deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart. Reimar Hobbing, Berlin 1923, Seite 480 ff.

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Arn. Jung, Jungenthal, und Düsseldorfer Eisenbahnbedarf - Schmalspur-Zug mit tiefgebautem Personenwagen.jpg
Arn. Jung, Jungenthal, und Düsseldorfer Eisenbahnbedarf - Schmalspur-Zug mit tiefgebautem Personenwagen.<br/
Unter den Ausstellern von Waggons für Eisenbahnen und elektrische Kleinbahnen nahm die Akt.-Ges. Düsseldorfer Eisenbahnbedarf vorm. Carl Weyer & Co. in Düsseldorf eine hervorragende Stelle ein. Unter den 40 Ausstellungsobjekten der Halle stammten allein elf aus dieser Fabrik. Zunächst mag als Urtyp des Kleinbahnwagens ein vierachsiger Personenwagen II./III. Klasse für eine Schmalspur von nur 60 cm genannt sein, der für die Mecklenburg-Pommersche Schmalspur- bahn bestimmt war. Durch seine überaus niedrige Bauart löste er die heikle Aufgabe, auch für diese sehr geringe Spur vollkommen stabile und betriebssichere Personenwagen zu bauen, die selbst bei dem höchsten beobachteten Winddruck nicht umgeblasen werden, was früher leider wiederholt vorgekommen war. Der Wagenkasten umgriff die beiden Drehgestelle so vollkommen, daß man nichts von den ziemlich großen Rädern sah und daß der Fußboden nur 20 cm über der Schienenoberkante lag; daraus folgte zugleich der Vorteil eines sehr bequemen Ein- und Aussteigens. Auch im Innern des Wagens legten die eingebauten Drehgestelle keinerlei Beschränkungen auf, denn die Sitze mit dahinter befindlichen Zwischenräumen waren so angeordnet, daß sie die Radumkleidungen vollständig verdeckten. Trotz der beschränkten Raumverhältnisse fanden sich alle nur denkbaren Annehmlichkeiten. Die Fenster in einem an dem Stirnende befindlichen Aussichtsraum waren herablaßbar, so daß der Raum zum offenen Sommerabteil hergerichtet werden konnte. Die Rückenlehne unter den großen Fenstern konnte umgeklappt werden und diente dann als Tisch. Eine Schlupfthür führte in den danebenliegenden Salon, der mit bequemem Sofa, zwei Ecksitzen, einem zusammenlegbaren Tisch und großen Schränken ausgerüstet war. Elegante Ausstattung erhöhte die Behaglichkeit dieses schönen Raumes. Der Wagen hatte außerdem zwei Abteile III. Klasse, ein kleines für Frauen, ein größeres für Raucher; er faßte im ganzen 30 Personen und konnte Kurven von 13 m Radius leicht durchfahren. Mit diesem Wagen gekuppelt war ein vierachsiger Feldbahn- wagen für 6 t Tragfähigkeit, allereinfachster Bauart, der vornehmlich zeigen sollte, wie billig sich solche Transportwagen herstellen lassen.
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