Dülseberg

Dülseberg
Flecken Diesdorf
Koordinaten:52° 47′ N, 10° 50′ O
Höhe: 66 m ü. NHN
Fläche:5,11 km²[1]
Einwohner:58 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte:11 Einwohner/km²
Eingemeindung:20. Juli 1950
Eingemeindet nach:Schadeberg
Postleitzahl:29413
Vorwahl:039003
Dülseberg (Sachsen-Anhalt)

Lage von Dülseberg in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Dülseberg
Dorfkirche Dülseberg

Dülseberg ist ein Ortsteil des Fleckens Diesdorf im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Geographie

Dülseberg, ein gebogenes Straßendorf mit Kirche, liegt fünf Kilometer nordwestlich von Diesdorf in der Altmark. Südlich von Dülseberg fließt die Salzwedeler Dumme, ein linker Nebenfluss der Jeetze.[1][3]

Der etwa 155 Meter hohe Präzeptorberg liegt etwa zwei Kilometer westlich des Dorfes, nur drei Kilometer von der Landesgrenze zu Niedersachsen entfernt.[4] Das Landschaftsschutzgebiet Salzwedel-Diesdorf beginnt im Südosten des Dorfes.

Nachbarorte sind Rustenbeck im Norden, Eickhorst im Osten, Schadeberg im Süden und Höddelsen im Westen.[3]

Geschichte

Im Jahre 1242 wurde das Dorf als Dullesberge in einer Urkunde des Bistums Verden erstmals erwähnt, das Kloster Diesdorf hatte dort Einkünfte.[5] Weitere Erwähnungen sind 1322 Dulseberge,[1] 1458 Dulsberge,[6] 1551 Dolßberge, 1585 Dorf Dulßberge, 1687 Dülszberge[1] und 1804 Dülseberg, ein Dorf mit einem Krüger, einem Zimmermann und einer Wassermühle.[7]

Das Dorf hat auf dem Urmesstischblatt 1678 Abbendorf von 1823 die Form eines Sackgassendorfes. Nach Angaben von Wilhelm Zahn hatte sich die ursprünglich runde Dorfanlage bis 1852 erhalten und wurde danach zu einem gebogenen Straßendorf umgestaltet.[8]

Östlich des Dorfes an der Dumme lag die Dülseberger Mühle, eine Wassermühle.[9] Die erste Erwähnung ist unbekannt. 1584 wurde ein Müller im Dorf genannt.[1]

Auf dem Präzeptorberg westlich von Dülseberg betrieb die Staatssicherheit unter dem Decknamen „Präzeptorberg“ einen Stützpunkt zur „Richtfunkaufklärung bzw. funkelektronischen Bereichssuche“,[10] also zum Abhören des Funkverkehrs.

Archäologie

Nördlich und südlich von Dülseberg befinden sich Grabhügel, die als Bodendenkmal geschützt sind.[3] Im Jahre 1911 berichtete Paul Kupka über Funde von Tongefäßen in Dülseberg, die in die Eisenzeit datiert wurden.[11]

Herkunft des Ortsnamens

Heinrich Sültmann führt den Ortsnamen 1322 Dulseberge auf den deutschen Flussnamen „Döls“ zurück, der sich auch in Döhlbergen an der Mündung der Aller findet.[12]

Eingemeindungen

Ursprünglich gehörte das Dorf zum Salzwedelischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Von 1807 bis 1813 lag es im Kanton Diesdorf auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen kam die Gemeinde 1816 zum Kreis Salzwedel, dem späteren Landkreis Salzwedel.[1]

Am 20. Juli 1950 entstand durch den Zusammenschluss der Gemeinden Dülseberg und Schadewohl im Landkreis Salzwedel die Gemeinde Schadeberg.[13] Am 1. November 1992 wurde Gemeinde Schadeberg nach Diesdorf eingemeindet. So kam der Ortsteil Dülseberg zu Diesdorf.[14]

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner
173448
177461
178983
179893
180192
181880
JahrEinwohner
1840140
1864154
1871154
1885143
1892[0]151[8]
1895152
JahrEinwohner
1900[0]138[8]
1905176
1910[0]204[8]
1925220
1939173
1946315
JahrEinwohner
2015[00]70[15]
2018[00]64[15]
2020[00]64[16]
2021[00]64[16]
2022[0]58[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006:[1]

Religion

Die evangelische Kirchengemeinde Dülseberg, die früher zur Pfarrei Dähre gehörte,[17] wird heute betreut vom Pfarrbereich Osterwohle-Dähre im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[18]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Verkehr

Dülseberg ist durch Kreisstraßen mit seinen Nachbarorten verbunden. Der Bahnhof Dülseberg lag an der Bahnstrecke Salzwedel–Diesdorf, einer eingleisigen Nebenbahn, die ab 1900 von den Salzwedeler Kleinbahnen erbaut und zum 1. April 1997 stillgelegt wurde. Im Jahr 2004 wurden die Gleise entfernt.

Persönlichkeiten

  • Fritz Darges (1913–2009), Adjutant Adolf Hitlers und SS-Obersturmbannführer, geboren in Dülseberg[21]

Sage aus Dülseberg

Im Jahre 1859 überlieferte Friedrich Krüger die folgende Sage: „Bei der Dülseberger Mühle liegt der Horstberg und dabei eine Weide, die das Mühlenholz genannt wird, wo öfter große Stämme ausgegraben werden.“ Im Krieg flüchteten die Dülseberger nach dem Holz. Der Müller, der ein guter Schütze war, soll ihr Anführer gewesen sein. Er soll den Anführer der feindlichen Truppen vom Pferd geschossen haben. Die Truppen konnten ihn aber im Morast des Mühlenholzes nicht verfolgen und mussten sich zurückziehen. Sie steckten aus Rache die Mühle an.[22] Hanns H. F. Schmidt zitiert die Sage 1994 unter dem Titel „Das Mühlenholz“.[23]

Literatur

  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 331, 47. Dülseberg (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 572–574, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 135 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).

Weblinks

Commons: Dülseberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 572–574, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b Anke Pelczarski: Wenn die Männer das Sagen haben. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau. 14. Januar 2023, DNB 1047268213, S. 17.
  3. a b c Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Top50-CD Sachsen-Anhalt, 1:50.000, Landesamt für Landesvermessung und Geoinformation, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie 2003
  5. Arend Mindermann: Urkundenbuch der Bischöfe und des Domkapitels von Verden. Von den Anfängen bis 1300. Hrsg.: Landschaftsverband der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden. Band 1. Stade 2001, S. 421.
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 275 (Digitalisat).
  7. a b Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 371 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00393~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  8. a b c d Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 135 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  9. Messtischblatt 67: Abbendorf. Reichsamt für Landesaufnahme, 1873, abgerufen am 5. September 2020.
  10. Andreas Schmidt: Hauptabteilung III: Funkaufklärung und Funkabwehr. Hrsg.: BStU (= Anatomie der Staatssicherheit. Hauptabteilung III: Funkaufklärung und Funkabwehr). Berlin 2010, DNB 1029473927, S. 240 (stasi-unterlagen-archiv.de [PDF; 4,1 MB; abgerufen am 5. August 2021]).
  11. Paul Kupka: Die frühe Eisenzeit in der Altmark (= Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 10). 1911, S. 38, doi:10.11588/jsmv.1911.0.66899.
  12. Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Salzwedel (= Wochenblatt-Schriften. Folge IX.). 1931, DNB 362852693, S. 13.
  13. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 278 (PDF).
  14. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 360, 362.
  15. a b Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf: Einwohner der Ortsteile am 31. Dezember für die Jahre 2015 und 2018. 6. Juni 2019.
  16. a b Anke Pelczarski: Nur Wallstawe und Jübar legen zu. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau. 15. Januar 2022, DNB 1047268213, S. 17.
  17. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 97 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  18. Pfarrbereich Osterwohle-Dähre. Abgerufen am 17. Februar 2018.
  19. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 114.
  20. Dülseberg, Gemeinde Diesdorf, Altmarkkreis Salzwedel, Sachsen-Anhalt. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. April 2018, abgerufen am 1. Oktober 2022.
  21. Bericht in der Altmark Zeitung von 2012, abgerufen am 9. Oktober 2015
  22. Friedrich Krüger: Altmärkische Sagen. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 15. Jahresbericht, 1865, S. 26, 12. Dülseberg (altmark-geschichte.de [PDF]).
  23. Hanns H. F. Schmidt: Das große Sagenbuch der Altmark. Teil 1 von A wie Abbendorf bis K wie Kläden. dr. ziethen verlag, Oschersleben 1994, ISBN 3-928703-40-4, S. 67.

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Dülseberg, Ortsteil von Diesdorf (Altmarkkreis Salzwedel). Namenlose Feldsteinkirche (Kulturdenkmal), umgeben von einem planiertem Friedhof. Nach der Wende wurde die Kirche restauriert und unter Denkmalschutz gestellt. Auf dem Kirchhof findet sich nur noch eine Grabstelle mit Grabstein, dessen Vorderseite aber vollständig mit Dornengestrüpp überwuchert ist.