Déformation professionnelle
Der französische Ausdruck Déformation professionnelle (deutsch etwa berufliche Entstellung) ist ein Wortspiel, das die Neigung bezeichnet, eine berufs- oder fachbedingte Methode oder Perspektive unbewusst über ihren Geltungsbereich hinaus anzuwenden. Auf fachfremde Themen oder Situationen angewendet, kann das zu einer eingeengten Sichtweise, zu Fehlurteilen oder zu sozial unangemessenem Verhalten führen.[1][2]
Der Ausdruck ist eine Verballhornung des französischen Begriffs Formation professionnelle für Berufsausbildung oder berufliche Fortbildung, auf den er sich in ironischer Weise bezieht. Er geht vermutlich auf einen Aufsatz des belgischen Soziologen Daniel Warnotte von 1937 zurück.[3]
Beispiele für eine Déformation professionnelle sind Lehrer, die auch privat dozieren und korrigieren, ein Polizist, der auch außer Dienst überall Gesetzesbrecher sieht, oder ein Musiker, der nicht mehr mit Genuss Musik hören kann, weil er nicht anders kann, als sie fachlich zu analysieren.
Siehe auch
- Law of the Instrument („Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel“)
Weblinks
- Gespräch dazu mit dem US-amerikanischen Soziologen Richard Sennett: Kein Leben jenseits der Arbeit. In: Zeit Online, 4/2008 (Philipp Schwenke, Eva Weber-Guskar).
Einzelnachweise
- ↑ Julia Bönisch: Déformation professionnelle – Beruflich bedingte Missbildung. Süddeutsche Zeitung, 21. Mai 2010, abgerufen am 6. Mai 2023.
- ↑ Thomas Grünfeld: DP - Déformation professionnelle: Gummis, misfits & Kleider von Comme de Garçons. Hrsg.: Udo Kittelmann. Hatje Cantz Verlag, 1999, ISBN 978-3-89322-358-9.
- ↑ Daniel Warnotte: Bureaucratie et fonctionnarisme, Revue de l’Institut de Sociologie, 17 (1937), S. 245–260.