Curt Goetz

(c) Bundesarchiv, Bild 183-2008-0128-502 / CC-BY-SA 3.0
Curt Goetz mit Leopoldine Konstantin in der Komödie Die Tänzerin, 1917
Berliner Gedenktafel am Haus Fredericiastraße 1, in Berlin-Westend

Curt Goetz, eigentlich Kurt Walter Götz (* 17. November 1888 in Mainz, Großherzogtum Hessen, Deutsches Reich; † 12. September 1960 in Grabs, Kanton St. Gallen, Schweiz), war ein deutsch-schweizerischer Schriftsteller und Schauspieler.

Leben

Curt-Goetz-Denkmal in Halle von Michael Weihe

Goetz’ Eltern waren Selma (geborene Rocco) Goetz und der Kaufmann Bernhard Götz aus Binningen, Kanton Baselland.[1] Der Vater starb bereits 1890. Die Mutter ging mit dem zweijährigen Kind zurück in ihre Heimatstadt Halle an der Saale und übernahm dort die Leitung einer Privatklinik.

Nach Privat-Unterricht und einem Jahr am Städtischen Gymnasium legte Götz das Abitur ab. Sein Stiefvater förderte anfangs seine musische Begabung – Curt lernte Cello spielen. Nach Schauspielunterricht bei dem Berliner Schauspieler Emanuel Reicher, ebenfalls durch den Stiefvater gefördert, gab er 1908 sein Bühnendebüt am Rostocker Stadttheater. Dort schrieb er bereits seine ersten Sketche für die Theaterbühne.

Von 1909 bis 1911 spielte er am „Intimen Theater“ in Nürnberg, bevor er 1911 nach Berlin ging. Er hatte Engagements am Kleinen Theater, dem Lessingtheater und dem Deutschen Künstlertheater. Goetz begann eigene Stücke für das Boulevardtheater zu schreiben. Von da an nannte er sich auch – zunächst nur als Schauspieler – Curt Goetz.

Im Jahr 1912 heiratete er die Schauspielerin Erna Nitter, von der er 1917 geschieden wurde. Curt Goetz spielte in vielen Stummfilmen, meist Krimis, u. a. unter der Regie von Harry Piel, oft den Gegenspieler des Hauptdarstellers. Einer seiner Kollegen damals war Max Landa. Er begann erste Drehbücher für Stummfilme zu schreiben.

Im Jahr 1922 gründete er mit der Götz Film Compagnie GmbH eine eigene Filmgesellschaft, mit der er als einzigen Film Friedrich Schiller als Regisseur, Produzent und Drehbuch-Koautor realisierte.[2]

Goetz heiratete 1923 in Berlin Valérie von Martens, die kurz zuvor in Wien bei der Aufführung seines Schauspiels Ingeborg kennengelernt hatte, in dem beide die Hauptrollen spielten.

Goetz gründete 1927 ein eigenes Ensembles und ging mit seinen Stücken auf Tournee. 1939 ging er nach Hollywood, um „Filmemachen“ zu studieren. Vom Zweiten Weltkrieg überrascht, blieb Curt Goetz mit seiner Ehefrau in den USA.[3]

Bei Metro-Goldwyn-Mayer unter Vertrag, arbeitete Goetz an diversen Drehbüchern mit. Er und seine Frau kauften eine Hühnerfarm in Van Nuys, Los Angeles, Kalifornien.[4]

In Kalifornien verfasste Goetz seine Erzählung Tatjana und den Roman Die Tote von Beverly Hills sowie eine Neufassung des Stücks Hokuspokus. Ebenso arbeitete er seinen Einakter Die tote Tante in das Stück Das Haus in Montevideo um, welches er erfolgreich 1945 mit Valérie von Martens am Playhouse Theatre am Broadway präsentierte.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wohnte das Ehepaar ab 1946 in der Schweiz, deren Staatsangehörigkeit Curt Goetz durch seinen Vater besaß. 1951 kam sein Stück Das Haus in Montevideo und 1953 sein Stück Hokuspokus mit großem Erfolg in die Kinos. In seinem Bühnenstück Nichts Neues in Hollywood von 1956 ließ Goetz sich auf satirische Weise über seine Erfahrungen aus, die er in Amerika gesammelt hatte. Sein Talent, Dialoge und Situationen mit jener Leichtigkeit darzustellen, die amerikanischen Screwball-Komödien eigen ist, nutzte er auch hier.[4] Ab Ende der 1950er-Jahre zog sich Goetz zunehmend in sein Haus in Schaan in Liechtenstein zurück. 1958 wurde er Mitglied der Berliner Akademie der Künste. Kurze Zeit darauf zog er sich aus gesundheitlichen Gründen ins Privatleben zurück.

Ehrengrab von Curt Goetz auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend
Relief von Goetz auf seinem Grab in Berlin

Curt Goetz starb 1960 im Alter von 71 Jahren in Grabs in der Schweiz. Die Beisetzung erfolgte auf dem Berliner Friedhof Heerstraße im heutigen Ortsteil Westend. Die Witwe Valérie von Martens wurde 1986 an seiner Seite bestattet.[5]

Vermächtnis

Auf Beschluss des Senats von Berlin ist die letzte Ruhestätte von Curt Goetz (Grablage: 16-G-11/12) seit 1984 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet. Die Widmung wurde 2005 um die übliche Frist von zwanzig Jahren verlängert.[6]

Valérie von Martens veröffentlichte nach dem Tod ihres Gatten die Bände zwei und drei von dessen Memoiren: Die Verwandlung des Peterhans von Binningen und Wir wandern, wir wandern …[4] Außerdem stiftete sie 1985 den Curt-Goetz-Ring für Personen, die das Werk von Goetz fortsetzen, indem sie „den leichten Ton der Komödie mit Intelligenz und einer humanistischen Grundhaltung verbinden“.

Nach Goetz sind mehrere Straßen benannt, unter anderem in Halle (Saale), Hamburg-Bramfeld, Mainz und Binningen.

In der Reihe Edition Filmmuseum sind fünf restaurierte Originalfilme auf DVD erschienen: Friedrich Schiller – Eine Dichterjugend, Hokuspokus, Das Haus in Montevideo, Frauenarzt Dr. Prätorius und Napoleon ist an allem schuld. Auf den DVDs sind zusätzlich verschiedene Hörspiele (Herbst, Die Rache und Das Märchen) sowie Interviews enthalten (siehe Link).

Im deutschsprachigen Rundfunk sind 71 Hörspiele nach Werken von Curt Goetz oder nach von ihm bearbeiteten Stücken erschienen, davon hat er in sechs Hörspielen als Sprecher mitgewirkt.

Werke

Bühnenstücke

  • Der Lampenschirm (1911)
  • Nachtbeleuchtung (1918, v. 1919) 5 Einakter: Nachtbeleuchtung, Lohengrin, Tobby, Minna Magdalena, Der fliegende Geheimrat
  • Menagerie (1919) 4 Einakter: Der Spatz vom Dache, Die Taube in der Hand, Der Hund im Hirn, Der Hahn im Korb
  • Ingeborg (1922)
  • Die tote Tante und andere Begebenheiten (1924) 3 Einakter: Der Mörder, Das Märchen, Die tote Tante
  • Hokuspokus (Urfassung) (1926)
  • Der Lügner und die Nonne. 1928
  • Dr. med. Hiob Prätorius, Facharzt für Chirurgie und Frauenleiden. Eine Geschichte ohne Politik nach alten aber guten Motiven neuerzählt. C. Hinstorffs Verlag, Rostock 1929.
  • Frauenarzt Dr. med. Hiob Prätorius (Urfassung, 1934)
  • Das Haus in Montevideo (Bühnenstück, 1945)
  • Dr. med. Hiob Prätorius (Neufassung, 1953)
  • Nichts Neues in Hollywood (1956)
  • Miniaturen (1958) 3 Einakter: Die Rache, Herbst, Die Kommode
  • Seifenblasen (1962) 3 Einakter: Ausbruch des Weltfriedens, Die Bacarole, Die Bärengeschichte

Bearbeitungen:

  • Der Raub der Sabinerinnen nach Franz und Paul von Schönthan

Übersetzungen:

  • Fröhliche Geister, aus dem Englischen, Original: Blithe Spirit von Noël Coward
  • Nach Afrika, aus dem Englischen, Original: Present Laughter von Noël Coward (Bühnenstück)

Prosa

  • Tatjana. Eine Legende, Artemis Verlag, Zürich 1946
  • Die Tote von Beverly Hills. Satire auf einen Bestseller, F. A. Herbig, Berlin 1951

Drehbücher

  • Carneval in Paris. Eine seltsame Begegnung (1966)

Memoiren

Weitere Werke

  • Towaritsch (1934) – von Jacques Deval, bearbeitet für die deutsche Bühne
  • 3 mal täglich (1964)
  • Herz im Frack (1966) – Co-Autor
  • 4 mal täglich (1968)

Sammelausgaben

  • Gesammelte Werke. Herbig (Kahnert), Berlin-Grunewald 1952.
  • Fritz Fröhling (Hrsg.): Viel Spaß mit Curt Goetz. Hyperion-Verlag, Freiburg (Breisgau) 1964.
  • Valerie von Martens (Hrsg.): Das große Curt-Goetz-Album – Bilder eines Lebens. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1968.
  • Valerie von Martens (Hrsg.): Curt's Geschichten – Kurzgeschichten von und über Curt Goetz. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1972, ISBN 3-421-01581-3.
  • mit Valerie von Martens: Ergoetzliches. Hyperion-Verlag, Freiburg (Breisgau) 1974, ISBN 3-7786-0185-7.
  • Sämtliche Bühnenwerke. Heyne, München 1977, ISBN 3-453-00773-5.

Filme nach Vorlagen von Curt Goetz

Filmografie

Darsteller, sofern nicht anders angegeben

Literatur

  • Wolfgang Drews: Goetz, Curt. In: Neue Deutsche Biographie. (NDB). Band 6. Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 588–589 (deutsche-biographie.de).
  • Tina Brünisholz: Die Kunst des ErGoetzens. Techniken und Funktionen der Bühnenkomik in Komödien und Einakter-Gruppen von Curt Goetz. Lizentiatsarbeit (BCU UM 2001.247). Freiburg (CH), 2001.
  • Rudolf Geissler: Von Mikroben und Menschen. Die fatale Zeitkritik des Curt Goetz. In: Kürbiskern. Nr. 1, 1984, ISSN 0023-5016, S. 115–122.
  • Brigitte Marschall: Curt Goetz. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 1, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 729–731.
  • Horst Fuchs Richardson: Comedy in the works of Curt Goetz, Storrs, Conn., Univ. of Connecticut, Diss., 1976.
  • C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 230 f.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Band 3: F – H. John Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 296 f.
  • Kay Weniger: ‘Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …’. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 197 f.
Commons: Curt Goetz – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geburtsregister Mainz 1888, Nr. 1794
  2. Handelsregister Berlin, HRB Nr. 24374.
  3. „Fragen Sie Reich-Ranicki:“ Interessanter als die Lustspiele von Oscar Wilde. In: faz.net, 21. März 2012. Abgerufen am 29. November 2013.
  4. a b c Curt Goetz. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 28. Juni 2021.
  5. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1. S. 486, 491.
  6. Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: November 2018) (PDF, 413 kB), S. 26. Abgerufen am 10. November 2019. Für die Befristung auf zwanzig Jahre, siehe: Ausführungsvorschriften zu § 12 Abs. 6 Friedhofsgesetz (AV Ehrengrabstätten) (PDF, 24 kB) vom 15. August 2007, Absatz 10. Abgerufen am 10. November 2019.

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Michael Weihe

(1961-2012) Curt Goetz 2004

Halle, Neues Theater – Rückseite, Universitätsplatz
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Leopoldine Konstantin und Kurt Götz

Leopoldine Konstatin und Kurt Götz in Lengyels Komödie "Die Tänzerin" (Kammerspiele) 7817 17

Abgebildete Personen:

  • Konstantin, Leopoldine: Schauspielerin, Deutsches Theater Berlin,
  • Götz, Kurt: Schauspieler, Deutschland
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Relief auf dem Grab von Kurt Goetz. Friedhof Heerstraße, Trakehner Allee 1, Berlin-Westend.
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Grab von Curt Goetz und Valérie von Martens-Goetz sowie der Eltern von Curt Goetz und der Mutter von Valérie von Martens auf dem Friedhof Heerstraße, Trakehner Allee 1, Berlin-Westend.