Cucullae
Cucullae (vlat. Form: Cuculle[1]) war eine Straßen- und Poststation an der Römerstraße Virunum–Iuvavum, die in der Tabula Peutingeriana, einer römischen Straßenkarte, verzeichnet ist.
Lokalisierung
Sie befand sich gut einen Kilometer südlich der heutigen Gemeinde Kuchl im Bezirk Hallein im Land Salzburg[2]. Die Breite der ergrabenen römischen Straße betrug ca. 9,6 m (Abstand der beidseitigen Entwässerungskanäle) und lässt auf einen regen Waren- und Militärverkehr schließen.[3] Bei einer Begehung der Verdachtsflächen konnte 2012 neben einem römischen Bronzefibelfragment, Tonscherben und auch eine keltische Tetradrachme gefunden werden.
Der gefundene Meilenstein von Jadorf belegt das Vorhandensein der Straßenstation 13 römische Meilen[4] vor Iuvavum und eine Straßenrenovierung in der Zeit zwischen 324 und 326 n. Chr. unter Kaiser Konstantin dem Großen.[5]
Eine spätantike Siedlung gleichen Namens lag auf dem nahe gelegenen Georgenberg und ist durch zahlreiche Funde von keltischen und römischen Münzen belegt. In der Lebensbeschreibung des heiligen Severin, der Vita Sancti Severini, wird dort für die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts ein Gotteshaus und eine christliche Gemeinde bezeugt.
Namensgebung
Die Bezeichnung Cucullae/Cuculle geht, sprachlich gesehen, aller Wahrscheinlichkeit nach zurück auf das aus dem Keltischen ins Lateinische entlehnte Wort cucullus‚ Spitzmütze, Gugel‘, im übertragenen Sinn als geografische Bezeichnung auch ‚runder Berg, Bergkuppe‘.[6] Später, im Mittellateinischen, wurde das Wort in der femininen Form cuculla verwendet, was im Plural zur Ortsbezeichnung cucullae geführt haben dürfte. Demnach scheint es sich um die gängige Benennung nach einer geografischen Besonderheit zu handeln. Zu erklären bleibt aber der Widerspruch, dass sich in der betreffenden Gegend keinerlei markante Erhebung bzw. Erhebungen befinden, nach der die Bezeichnung plausibel erfolgen konnte; auch die Berge der Umgebung haben nicht die für eine derartige Benennung erforderlichen runden Formen. Gesichert hingegen ist der Fortbestand der Bezeichnung der Poststation im Namen der Gemeinde Kuchl.[7]
Literatur
- Max Ihm: Cuculla. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IV,2, Stuttgart 1901, Sp. 1739.
- Adolf Haslinger, Peter Mittermayr (Hrsg.): Salzburger Kulturlexikon. Residenz Verlag, Salzburg, Wien 2001, ISBN 3-7017-1129-1, S. 108.
- Felix Lang (Hrsg.): Der Georgenberg bei Kuchl in römischer Zeit. Castellum Cucullis Band 1, Band 11 von Archäologie in Salzburg, Verlag Salzburg Museum, 2019, ISBN 978-3-900088-93-4.
Einzelnachweise
- ↑ So in der Tabula Peutingeriana. Die Form mit der Endung -e ist zu verstehen als vulgärlateinische Pluralform von cucullae; in anderen Aufzeichnungen anzutreffen sind auch die schriftlateinischen Formen castellum Cucullis (Lokativ-Ablativ Pl.) bei Eugippius, in loco Cucullos, ad Cucullas (Akkusativ Pl.) in der Notitia Arnonis und den Breves Notitiae. Vgl. dazu: Franz Hörburger: Salzburger Ortsnamenbuch, bearbeitet von Ingo Reiffenstein und Leopold Ziller, hrsg. von der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg 1982, S. 42.
- ↑ Digital Atlas of the Roman Empire, Cucullae, Georgenberg, Kuchl, abgerufen am 12. Juni 2019. ( des vom 16. Juni 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Archäologie Georgenberg, abgerufen am 12. Juni 2019. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2022. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Franz Brosch: Romanische Quadrafluren in Ufernoricum. In: Gesellschaft für Landeskunde - Oberösterreichischer Musealverein (Hrsg.): Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band 94. Linz 1949, S. 125–177, S. 155 (zobodat.at [PDF; 6,5 MB; abgerufen am 20. Juni 2019]).
- ↑ Geschichte Kuchls - Kuchl zur Römerzeit. Abgerufen am 12. Juni 2019.
- ↑ Vergleiche Kogel; siehe Ludwig Steub: Die romanischen Ortsnamen im Lande Salzburg. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 21, 1881, S. 99 (online).
- ↑ Im 8. Jahrhundert belegt als Chuchil; vgl. Franz Hörburger: Salzburger Ortsnamenbuch, bearbeitet von Ingo Reiffenstein und Leopold Ziller, hrsg. von der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg 1982, S. 42.
Koordinaten: 47° 38′ 16,4″ N, 13° 8′ 49,8″ O